Richard Ebert
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° Zucker: Wie hoch ist die Rübenernte in Europa ?

Die Baissiers am Zuckermarkt wittern Morgenluft – Viel Auslauf haben sie aber nicht

(08.09.2003) Zucker ist sowohl in London als auch in New York charttechnisch eindeutig auf Talfahrt gegangen. Dies allein auf die nahende Liquidation des Oktober-Kontrakts zu schieben, wäre wohl zu einfach. Immerhin drückt sich die Schwäche auch im New Yorker März-Kontrakt 2004 sehr deutlich aus. Es handelt sich also um kein isoliertes Ereignis, sondern um ein tendenzprägendes.

Von Bedeutung ist jedoch, dass die Notierungen mit dem in der vergangenen Woche verzeichneten Abschwung in eine massive, noch bis Ende vergangenen Jahres zurückreichende Stützungszone geraten sind. Da die Spekulation ihre Kaufengagements inzwischen zum großen Teil liquidiert haben dürfte, könnte die Stützungszone ausreichen, um den noch folgenden Verkaufsdruck aufzufangen.

Auf der fundamentalen Seite scheint nun endgültig festzustehen, dass die Saison 2002/03 (Oktober/September) mit einem ansehnlichen Produktionsüberschuss endet. Zusammen mit den aus früheren Rechnungsjahren stammenden Vorräten dürfte das Angebot ohne weiteres ausreichen, um das 2003/04 wahrscheinlich entstehende Defizit zu stabilen Preisen zu decken.

Eine der Fragen, die noch weit offen sind, ist der Ertrag der europäischen Zuckerrübenernte. Die Hitze und Dürre hat die zu erntende Menge zwar beachtlich verringert, doch deutet alles darauf hin, dass der Zuckergehalt der Früchte weit über dem Durchschnitt liegt. Genaueres wird aber erst im Oktober zu erfahren sein.

Als sicher kann vorerst nur angenommen werden, dass der Exportüberschuss der Europäischen Union (EU) in der neuen Saison drastisch schwindet. Die Ursachen dafür wurden aber nicht vom Wetter gesetzt, sondern von einer drastischen Verringerung der Rübenfläche in bedeutenden Erzeugerländern der EU. Im Ergebnis wird dies das Angebot an Weißzucker auf dem Weltmarkt in der bald beginnenden neuen Saison erheblich berühren. Der Londoner Markt für Weißzucker dürfte daher gegenüber New York zunehmend „relative Stärke“ entwickeln.

Ein weiterer beachtenswerter Aspekt ist die Frage, in welchem Umfang Zucker nicht nur in Brasilien zu Äthanol verarbeitet wird. Die hartnäckig hohen Benzinpreise bieten einen starken Anreiz, die Äthanolerzeugung zu erhöhen.

Beim Blick auf den Weltmarkt könnte von Bedeutung sein, dass Indien seinen Zuckerexport erheblich zu steigern plant. Dort werden wachsende Überschüsse erzeugt. Indischer Zucker geht traditionell vorwiegend in den arabischen Raum. Andernorts ist er wegen seiner unterdurchschnittlichen Qualität nicht besonders gefragt. Sollte es den indischen Zuckermühlen gelingen, sich den internationalen Qualitätsstandards anzunähern, kann dieses Land mit fortschreitender Zeit zu einem immer gewichtigeren Anbieter auf dem Weltmarkt werden.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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