° Zucker: Zuviel ist zuviel / Netto long der grossen Spekulanten
Am Zuckermarkt wirken "die üblichen Verdächtigen"
(12.08.2003) Zuviel ist zuviel. Das haben die Haussiers an den Terminmärkten für Zucker in New York und in London jüngst erfahren müssen. Die Notierungen begannen in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche massiv einzubrechen. Trotz gewisser Erholungstendenzen dürfte der Schwächeanfall noch nicht ausgestanden sein.
Um zu wissen, was am Zuckermarkt vor sich geht, muss der Blick natürlich auch den Aktivitäten der Spekulation gelten. Der jüngste Bericht der CFTC über die Höhe der offenen Positionen am Terminmarkt für Weltzucker in New York und deren Aufteilung auf die einzelnen Gruppen von Marktteilnehmern zeigt, dass die Netto-Kaufengagements der Großspekulation in der Woche zum 5. August von 14 132 Kontrakten auf 40 427 Lose emporgeschnellt sind. In diesem Exzess liegt die Ursache für den scharfen Einbruch.
Die fundamentale Seite hält unterdessen kaum Neuigkeiten bereit. Es bleibt dabei, dass die langsam auslaufende Saison 2002/03 (Oktober/September) einen beachtlichen Produktionsüberschuss hervorbringen dürfte. Die Aussichten für 2003/04 sind weniger günstig, denn allein die Zuckerrübenproduktion in Europa wird insgesamt spürbar sinken. Gründe dafür sind zum einen eine in der Summe geringere Anbaufläche als 2002 und zum anderen die Hitze und die Trockenheit, die wochenlang auf weiten Teilen Mittel- und Westeuropas lastete. Die ersten Zuckerrübentests weisen in der Gesamtbetrachtung zwar einen hohen Durchschnittswert des Zuckergehalts aus, doch ist das Wachstum der Rüben stark zurückgeblieben. Die Optimisten sehen aber recht gute Chancen, dass ausreichend Niederschlag hier in den kommenden Monaten noch einiges wettmachen kann.
Mit Blick auf Brasilien und die künftigen Exportüberschüsse dieses Landes muss beachtet werden, dass der hohe Preis für Rohöl und für Benzin den Teil der Zuckerproduktion dort, der für die Herstellung von Äthanol abgezweigt wird, erheblich wachsen lassen könnte. Die hohen Ölpreise drohen nämlich zum Dauerzustand zu werden. Die brasilianische Regierung beginnt gerade beachtlich hohe Kredite zur Bildung von Äthanolvorräten zu vergeben. Anzumerken bleibt, dass die Erzeugung von Äthanol wenigstens in den USA nach wissenschaftlichen Untersuchungen noch immer mehr Energie kostet, als auf der anderen Seite durch Äthanol eingespart werden kann.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)