Der Euro und die Chefvolkswirte
Nun, es ist noch gar nicht solange her, dass der Euro sein Debüt geben durfte. Wie immer haben sich auch die Chefvolkswirte unserer Großbanken zu diesem epochalen Ereignis geäußert. Prof Dr. Walter sprach von einem großen Erfolg und seine Kursziele lagen bei 1,25 Doller für den Euro.
Auch sein Kollege Dr. Friedrich (Dresdner Bank) war voll des Lobes. Nun, mittlerweile hat der Euro sein wahres Gesicht gezeigt. Eine Kunstwährung ohne jegliches ökonomisches Konzept, lediglich getrieben von der selbstherrlichen Arroganz unserer Politiker und Banker.
Jeder unabhängige Wirtschaftswissenschaftler und Finanzberater hat vor der übereilten Einführung und dessen Folgen gewarnt. Selbst ein Prof. Hankel mußte sich oft als Nestbeschmutzer und Bremser des Fortschritts bezeichnen lassen.
Man muß sich wirklich Fragen, nach welchen Kriterien obige Herrschaften der Großbanken beschäftigt werden. In meiner jahrelange Praxis bei der Dresdner Bank war es stets eine Bank gegen die Prognosen des Chefvolkswirtes Friedrich zu setzen. So z.B. wurde der Dax in der Kuwait-Krise bei 1800 zum 'halten' gestellt. Bei Kursen um die 1300 wurde zum Verkauf geraten.
Zum Glück besitzen die Berater an der Front genügend Verstand den Aufforderungen nicht blindlings Folge zu leisten, sonst wären die Kunden bereits Pleite.
Übrigens hat Herr Friedrich in einem Interview vor kurzem wieder einmal die absolute Unterbewertung des Euro hervorgehoben. Nun, ich habe mir einen Put gekauft. Auf Herrn Friedrich war immer Verlaß. Sollte das blinde Huhn diesmal wirklich ein Korn finden, hab ich halt Pech gehabt.
gruß
Hallo Walter,
ich teile mit Ihnen die Meinung, daß man nicht jeder Euro-Meinung blindlings folgen soll, sondern seinem "eigenen Riecher" folgen sollte (was nicht heisst, daß man diese Meinungen nicht als groben Kompass benutzen kann).
Leider habe ich beim Thema "Ich bin Euro-Optimist" selbst Lehrgeld bezahlen müssen, weil ich mich damals bombenfest auf die "stabile Unterstützung 1:1 USD/EUR - Parität" und verschiedener Beteuerungen aus z.B. Politik, Bundesbank, EZB - Presseberichten folgend, daß der Euro unterbewertet sei und Kurse von 1,00 - 1,25 USD per EUR gerechtfertigt und "bald" zu erreichen sein sollten. Schade eigentlich, das man erst dadurch lernt, naja, egal.
Schlechtreden sollte man den Euro allerdings auch nicht, er hat Potential nach oben, daß will ich ihm nicht absprechen.
Allerdings, könnte es sein, daß der Euro zur Zeit zur Schwäche neigt, weil er noch nicht in barer Form da ist? Ist vielleicht doch die Schwäche gegeben, weil riesige Mengen DEM (ca. 30-40 Milliarden) in bar aus Osteuropa und der Türkei in Euro umgetauscht werden müssen? Ich bin mir sicher, das eine Beruhigung bzw. richtige Aufwärtstendenz erst nach Einführung des Bargeldes erfolgen wird.
Auch der US-Export wird erst durch einen schwächeren USD angekurbelt werden, auch das kann dem Euro gut tun.
Es sind vielleicht weit hergeholte Fakten, aber in diesem Markt ist es so schwer zu sehen, was genau einen Einfluss auf den Kurs einer Währung ausübt. Vielleicht werden sich meine Vermutungen bestätigen.
Die Diskussion darüber macht aber trotzdem Spass.
Viele Grüße
Ihr
Franjo
Guten Abend,
ich meine, daß der Herr Walter von der Deutschen auch schon vor der EURO-Einführung ein hervorragender Kontraindikator war.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Kostolany hat dieses Phänomen auch schon in einem seine interessanten Bücher geschrieben!
Spekulation meinerseits: Die Chefvolkswirte, vor allen Walter, bekommen von ihrer Bank einen tollen Titel und ein gutes Gehalt und müssen dafür möglichst viele Leute für dumm verkaufen. Jedenfalls funktioniert dieses bei den großen Medien und TV-Sendungen, die ihn regelmäßig zum Interview zulassen oder eine seiner Aussagen wiedergeben.
S_M
Vielleicht findet sich irgendwann einmal ein Finanzreporter der den Mut aufbringt und die Herren fragt, wieviel von Ihrem eigenen Geld Sie in Ihre Empfehlung gesteckt haben. Nun, sie werden die Antwort bekommen "Ich selbst spekuliere nicht". Wir arbeiten lieber mit dem Geld unserer Kunden. Mann kann dies auch so interpretieren: "Ich habe kein Vertrauen in meine eigene Meinung".
Wenn Herr Friedrich behauptet, der Euro sei um 20% unterbewertet, warum kauft die Dresdner Bank nicht Euros ohne Ende? Den Euro gibts doch bald um 20 % höher.
Spekulieren kommt, wenn ich mich nicht irre aus dem lateinischen und bedeutet im groben "in die Zukunft blicken".
Irgendeine Meinung kann mann immer vertreten. Der größte Idiot kann eine Euro-Prognose abgeben. Der Euro steigt. Natürlich wird er irgendwann steigen. Die Frage ist nur wann und von welchen Nivau aus. Der Preis ist immer in der 4. Dimmension zu sehen. Nämlich in Verbindung mit der Zeit. Der Preis für sich allein ist absolut unbedeutend.
Den Investitionsfluss der wirklich interessanten Finanzprofis werden Sie niemals öffentlich erfahren. Dies wird Ihnen erst dann zur Kenntnis gebracht, wenn das große Geld sich aus der Position verabschieden will. Dann benötigen Sie nämlich genügend Idioten, die die Produkte zu Höchstkursen abnehmen. Unterstützt werden Sie dann von dem Medien.
gruß
Liebe Forumteilnehmer,
tja, der Euro und die Analysten... Es ist nun einmal Realität, daß kein Mensch eine Glaskugel besitzt um in die Zukunft zu sehen.
Schauen Sie aber einmal in das letzte "FOCUS"-Magazin. Dort gibt es einen Bericht über die Flucht von DEM in USD in den osteuropäischen Ländern, die Kursbelastend auf den Euro wirken soll (eine Theorie, die sich zwar utopisch anhören mag, aber meiner Meinung nach der stärkste Grund für die Schwäche des Euro ist).
Ich selbst bin Sohn montenegrinischer Eltern und ich war vor kurzem in Montenegro im Urlaub. Dort ist das gesetzliche Zahlungsmittel die DEM.
In Montenegro sind sich die meisten Bürger unsicher, wie es sich mit den DEM Scheinen und Münzen nach Einführung des Euro verhalten wird. Schon jetzt werden deshalb die DEM-Barbestände in USD-Bargeld umgetauscht, um dieses dann wieder in EUR-Banknoten (wenn sie real da sind) zurückzutauschen.
Man kann sicher sein, das es sich genauso wie in Montenegro auch in den anderen Ex-Jugoslawischen Republiken, Osteuropa und der Türkei verhält, in denen die DEM zwar nicht gesetzliches Zahlungsmittel ist, aber fast die Funktion als solches hat.
Da es sich um zusammengenommen ca. 40.000.000.000 DEM Bargeld handelt, könnte man hier die Antwort auf die Frage der EUR-Schwäche sehen.
Lasse man die Schwäche des Euro derzeit, Schwäche sein und nach Einführung des EURO weitersehen.
Analysten mögen die Wirtschaftsentwicklung des EURO-Raumes analysieren und die Kursentwicklung davon ableiten.
Die Börse ist aber im Endeffekt doch ein Marktplatz und die Kurse werden auch hier nur von zwei Faktoren gebildet
"Angebot" und "Nachfrage".
Ihnen allen wünsche ich noch ein schönes Wochenende.
Viele Grüße Ihr
Franjo
hier mal einen Auszug aus unserem letzten Bericht (Freitag vergangener Woche)- da haben wir mal ne echte Expertenmeinung zum USD bekommen. Diese gilt natürlich nur kurzfristig.
US Dollar fällt in Richtung 0,8414 (2,32 DM )
Die ganze Woche über versuchte der US Dollar den magischen Widerstandspunkt von 0,8700 (2,2480 DM) zu brechen. Dann senkte die USA die Zinsen und der US Dollar gewann sehr rasch an Stärke. Nachdem er die wichtige Marke von 0,8500 (2,3045) gebrochen hat, versucht er jetzt die Marken von 0,8414 (2,32 DM) und 0,8230 (2,376 DM) anzugreifen.
Fundamentale Daten aus Europa sind zur Zeit alles andere als hilfreich für den Euro, zudem haben die Amerikaner mit ihrer Zinssenkung noch weiter Unterstützung für ihre Wirtschaft signalisiert.
Folge ist: Alles schaut im Moment nur noch auf die technischen Daten also die Charts. Und dieser Kursverlauf deutet darauf hin, dass der US Dollar kurzfristig noch weiter an Stärke gewinnen wird.
Was bedeutet das für die deutsche Agrarbranche ?
Weizen - wird konkurrenzfähiger auf dem Weltmarkt und die Inlandspreise steigen bei hohem Exportbedarf
Gerste - siehe oben
Raps - mit jedem Pfennig den der US Dollar stärker wird, kann der Rapspreis um 0,20 DM/100 kg steigen
Sojaschrot - auch hier steigt der Preis um 0,20 DM / 100 kg für jeden Pfg., den der US Dollar steigt
Betriebsmittel - werden wegen Ihrer Abhängigkeit von Importen oder Energie auch ansteigen. Das gilt für Diesel, Dünger, Mischfutter aber auch für PSM
Schweinepreise - solange der Export läuft und nicht durch politische oder wirtschaftliche Vorgaben verhindert wird - wirkt sich ein starker US Dollar positiv aus
Wenn man den Chart sieht, kann man erkennen, wo es lang geht: nach unten! Der Trendkanal ist sehr eindeutig. Ich vermute (kaufe allerdings keinen Put!), daß der Euro noch bis 0,75 (für mich eine psychologisch wichtige Marke) fallen könnte und noch einmal richtig negative Schlagzeilen bei Bild und Co. produzieren wird. Die Euroangst wird nocheinmal geschürt werden. Danach geht´s vielleicht wieder aufwärts.
Mir fällt nur ein einziger "Experte" ein der in seiner Europrognose richtig lag: der Effekten-Spiegel-Herausgeber Bolko Hoffmann. Ich hoffe, daß er nicht auch am Ende Recht behält!
S_M
Herr Kiel hat erstmals eine Grafik in dieses Forum eingestellt. Dies kann jeder mit allen Grafiken, Fotos, Tabellen, die auf seinem/ihrem eigenen Rechner verfügbar sind.
Vielen Dank, sieht sehr gut aus !
Nun hat der US Dollar wirklich mal das gemacht was die Analysten vorhergesagt haben.
Wir haben im Laufe der Woche die 0,8425 (2,3215 DM) getestet, dann durchbrochen
und uns von dort aus strikt der 0,8275 (2,3635 DM) angenähert. Geschafft haben wir es noch nicht. War auch ohne Widerstand nicht zu erwarten.
Aber immerhin: 0,8325 (2,348) haben wir kurz gesehen und jetzt sind wir wieder bei 2,33 (0,8399).
Wir werden wohl in der allernächsten Zeit wiederum im Kanal der 0,85 und 0,8225
festhängen.
Schauen wir mal was der Markt uns so bringt.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß der Euro noch weit unter die 80 US-Cent-Marke fällt.
Der Trend ist einfach zu eindeutig und solange die europäischen Spitzenpolitiker mit unqualifizierten Äußerungen zum Eurokurs rumwerfen ("Der Euro ist lächerlich bewertet"), wird auch so schnell keine Besserung auftreten!
So langsam neige ich dazu, wieder Puts zu kaufen!
S_M
Liebe Forumteilnehmer,
ich hoffe Sie geniessen auch diese warmen schönen Sommerabende.
Gerne will ich Ihnen heute noch einige Punkte im Bezug auf das Euro-Thema aufführen.
Übertreibungen in die eine oder andere Richtung sind nie gesund und sie werden sich mit der Zeit wieder auf ein normales (realistisches Marktniveau) begeben.
Einige meiner Überlegungen wären z.B.("...freue mich auf Ihre Gegenargumente"):
-Sie bekommen €-Anleihen zur Zeit für ca. 84,- USD pro 100,- € nominal, ...wie lange werden Anleger aus dem USD-Raum zögern, um diese €-Anlagen letztendlich als Schnäppchen zu bewerten. Der dann einsetzende Kapitalfluss aus dem USD in den €-Raum, wird den € gewaltig nach oben pushen (...so wie jede Übertreibung relativ stark korrigiert wird).
-Solange der € noch eine nicht greifbare "Bargeld"-Währung ist, wird sich wahrscheinlich auch nichts an der €-Lustlosigkeit ändern. Lassen wir die Zukunft entscheiden und nach der €-Bargeld Einführung sehen, wo es mit dem Kurs hingehen wird. Man bedenke "40.000.000.000 DEM" kursieren ausserhalb Deutschlands.
-Wenn die bestehenden €-Shortpositionen eingedeckt werden müssen, z.B. wegen allgemeiner Panik nicht beim anfahrenden €-Zug dabei zu sein, wird dies auch einen Schubeffekt in Richtung €/USD Parität oder drüber beim € haben können.
Der Profi möge mir meine Stellenweise vielleicht laienhafte Erklärungsweise nachsehen, aber alleine technische Analyse oder auch die fundamentale Analyse alleine können meiner Meinung nach den Kurs einer Währung nicht voraussehen lassen.
Die Börse (....und der internationale Devisenmarkt speziell) ist nun mal ein riesiger Marktplatz und wenn aus beispielsweise Osteuropa ein Überangebot an € und eine dementsprechende Nachfrage nach USD zu verzeichnen ist, kann man das an einem schwächelnden €-Kurs erkennen.
Man vergesse übrigens den Trend nicht, wir befinden uns meiner Meinung nach in einer Phase, in der es überaus in Mode ist im USD investiert zu sein. Salopp gesagt der € ist noch "out". Was aber wenn er wieder "in" sein wird. Trendwechsel...??? -Und dann....?
Ihnen allen wünsche ich trotzdem ein schönes und sonniges Wochenende
Viele Grüße Ihr
Franjo
p.s.: Kühle Getränke im Freien mit Freunden oder Bekannten sind riesig. Viel Spass dabei.... :o) Franjo
.... und so ändern sich mit der Zeit die Meinungen.
Viele Gruesse Ihr
Franjo
Es sind ja nicht nur Deutschmark, welche im Ausland in USD konvertiert werden. Sondern Devisen anderen EU-Länder welche sich im Ausland befinden möglicherweise auch.
Was mir langfristig Sorgen bereitet, ist der fehlende Finanzausgleich zwischen den EU-Ländern, so wie es innerhalb der Bundesrepublik (Länderfinanzausgleich), und innerhalb der Staaten (US) gehandhabt wird. Dies wird aber innerhalb der Geberländer innenpolitisch schwer durchzusetzen sein.
Früher haben sich "Differenzen" und "Spannungen" in den Wechselkursen entladen. Dies ist nun nicht mehr möglich.
Da ist ein Risiko, welches für gewichtige internationale Investoren eher ein Negativkriterium darstellt. Natürlich, die wirtschaftliche Entwicklung wird wohl die Hauptrolle spielen.
Überhaupt, wenn keine weitgehende politische Einigung der EU-Länder kommen wird, dann wird der Euro nicht wirklich an den USD heranstinken können.
Trotzdem geniesse ich ab Januar während meines Österreich-Urlaub mit dem Euro zahlen zu können, und nicht mehr mit diesen ominösen Alpendollars.