Der "schwarze Schwan" am Beispiel des Bund Future
Es wird viel über den "schwarzen Schwan" geschrieben, vor dem sich Optionsschreiber so sehr fürchten. In der Grafik unten kann man ihn mal am Beispiel des Bund Future sehen. :-)
Die Herren von LTCM hatten Anno 1998 4.6 Mrd Dollar in den Sand gesetzt und Befürchtungen über eine Kollaps des weltweiten Finanzsystems ausgelöst.
Zwangsliquidationen, die im Zusammenhang mit dem LTCM Exitus gesehen wurden, haben zum größten Verlust des Bund Future innerhalb weniger Handelstage geführt, die je zu beobachten waren. Ich kann mich noch gut an die Börsensitzungen erinnern. Man konnte richtig spüren, dass hier etwas ganz außergewöhnliches von statten geht.
Heute sind die Märkte offensichtlich stabiler, der Verlust von 5 Mrd. Dollar des Amaranth läßt die Märkte kalt.
@wuelle [#1]
"Heute sind die Märkte offensichtlich stabiler, der Verlust von 5 Mrd. Dollar des Amaranth läßt die Märkte kalt."
Das Glaube ich nicht. Nur ist dieser Verlust durch genügend Liquidität (Margin Call) genügend "geschützt" gewesen. Außerdem sind die Volumen an den Märkten deutlich höher als vor 8 oder 10 Jahren.
Wenn der Verlust vielleicht an das Verhältnis der Kapitalbestände von heute zu der Vergangenheit gekoppelt wird gibts entsprechende Probleme.
Das sehe ich ähnlich wie Select. Die Liquidität ist heute eine ganz andere wie damals.
Auch sollte man nicht vergessen das der LTCM Verlust viel höher gewesen wäre, wenn man direkt hätte liquidieren müssen. LTCM war sehr stark geleveraged. Die Schieflage war zum extrem Zeitpunkt nicht 5 Mrd sondern ein vielfaches davon. Erst das Konsortium aus Gläubigerbanken und anderen Playern hat den GAU verhindert. Die Positionen wurden erst später glattgestellt als sich die Märkte beruhigt hatten. Sonst ständen nicht fünf sondern 40 oder 80Mrd Verlust in den Geschichtsbüchern.
Der Chart vom Bund zeigt vor allem wie wichtig Stops sind und wie es enden kann wenn man ins fallende Messer greift, weil man der Meinung ist das ein Markt gar nicht mehr weiter fallen kann.
wuelle [#1]
Warum fiel damals der Bund Future, besteht da ein halbwegs logischer Zusammenhang zu LTCM ?
@WUELLE
"Heute sind die Märkte offensichtlich stabiler, der Verlust von 5 Mrd. Dollar des Amaranth läßt die Märkte kalt."
Also wenn ich mir Natural Gas anschaue (wo der Verlust ja entstanden ist) dann sehe ich keinerlei Unterschied zum BundF-Chart von oben. Wenn der Markt nunmal etwas nicht aufnehmen kann o. will, dann passiert halt sowas . Aber warum passiert es ? Weil manche "Manager" halt trotz Studium etc. nichts kapiert haben.
"ALL or NONE" - hat noch nie funktioniert.
Gruss Appz
@ select [#2]
Du hast Recht, denn Amaranth hatte sich in einem Notverkauf von 1 Mrd. seines Kreditportfolios trennen müssen. Dieses Material hat die Konkurrenz gut aufnehmen können. Die Liquidität war im Markt vorhanden. Das Volumen der Hedgefonds ist heute unvergleichlich größer als damals.
@ appzon [#5]
Gut möglich, daß der Preisrückgang an den Energiemärkten, nicht nur beim Gas, mit Amaranth zu tun hat.
Damals aber haben wir wirklich geglaubt, es steht die Kernschmelze bevor. Wie im Oktober 1987. Greenspan hatte die Herren nicht zum Tee trinken nach New York eingeladen. :-) In so fern ist die aktuelle Reaktion auf einen Verlust von 5 Mrd. eines einzelnen Marktteilnehmers vergleichsweise milde.
@ xforce [#3]
Der Chart vom Bund zeigt vor allem wie wichtig Stops sind und wie es enden kann wenn man ins fallende Messer greift, weil man der Meinung ist das ein Markt gar nicht mehr weiter fallen kann.
Genau das wollte ich damit in erster Linie aufzeigen. Hat man an solchen Tagen keine Stops im Markt, können "Lähmungserscheinungen" beim Schließen einer Verlustposition auftreten. :-)
@ Schlumpf007 [#4]
Die Anlagen von LTCM umfaßten ein ganzes Bündel von Obligationen und Derivaten.
Eine Abhandlung der Deutschen Bundesbank zum Bund Future und Bonds während der Turbulenzen in 1998 findest Du hier.
http://www.bis.org/publ/bppdf/bispap12f.pdf
Man beachte die Grafik der Bid-Ask Spreads im Bund an den turbulenten Tagen.
@ wuelle [#7]
Sehr interessante Diskussion. Schade, daß die Dt. Bundesbank nicht deutsch kann. Hatte zwar mal in Englisch ganz ordentliche Noten, aber ist schon eine Zeit her und mit business English war damals noch nichts in der Penne.
MfG
hw
@ hardworker [#8]
Die Untersuchung wurde ja für die Bank für internationalen Zahlungsausgleich, die Bank der Zentralbanken, angefertigt. Die hat ihren Sitz in Basel.
Stell Dir vor, die würden in schwytzer Duetsch publizieren, oderrr?! :-)
@ wuelle [#9]
Den Emiiiel habe ich meistens gut verstanden.
MfG
hw
@ wuelle [#1] und alle anderen
Darf ich Sie um einen Gefallen bitten ?
Erklären Sie mir bitte, was konkret mit einem schwarzen Schwan gemeint ist, woher dieser Ausdruck kommt und wie er in der Praxis funktioniert.
Ich handle seit Jahren keinen Optionen mehr, möchte aber gerne mitsprechen können.
Hallo Herr Ebert,
der schwarze Schwan oder fat tail ist das Ereignis, das der Statistiker nicht in der Gaußschen Normalverteilung sieht.
Die G. Normalverteilung ähnelt einer Glocke, die unteren Ränder, Enden verbergen den s. Schwan oder das fat tail - dicke Ende.
Oder anders : unverhofft kommt oft und deswegen nie ohne stop.
Gruß
c
PS. daher ist jeder back test mit Vorsicht zu genießen, je kürzer die Zeitreihe, desto kritischer.
Oder vielleicht auch so:
Der schwarze Schwan ist einfach ein sehr seltenes Ereignis.
Nassim N. Taleb beschreibt in seinem Buch "Fooled by Randomness" unter anderem den Handelsansatz darauf, der ja hier auch schon erwähnt wurde.
Schreibt man immer wieder Optionen so lebt man so lange gut bis der schwarze Schwan kommt. Taleb wartet sozusagen immer auf schwarze Schwäne und geht davon aus, dass Optionen eigentlich zu billig sind, weil niemals alle schwarzen Schwäne eingepreist sind.
Der Begriff ist nicht auf Optionen beschränkt. Er bezeichnet außergewöhnliche Ereignisse (bzw außergewöhniche Marktbewegungen) in Verbindung mit der Hypothese, daß solche in der Wirklichkeit häufiger auftreten als dies von den gegenwärtigen Theorien zur Beschreibung von Wirtschaft und Märkten erwartet wird.
Die a-priori Wahrscheinlichkeit für solche seltenen Ereignisse scheint sehr klein, die a-posteriori Wahrscheinlichkeit ist viel größer. Prominentestes Beispiel ist der 87er-Crash. Eine so große Marktbewegung wie am 19.Oktober 1987 wäre bei Normalverteilung der Preise sehr selten (27 Standardabweichungen, a-priori-Wahrscheinlichkeit ca 10 hoch -160). D.h. man hätte vor dem 19. Oktober erwartet, daß das gar nicht passieren kann. Nachdem es passierte, muß man die Wahrscheinlichkeiten anpassen, bzw berücksichtigen, daß Preise nicht normalverteilt sind.
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Der Name "schwarzer Schwan" kommt daher, daß vor der Entdeckung Australiens nur weiße Schwäne bekannt waren. Jedermann hätte a-priori die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Schwan schwarz ist, gleich Null geschätzt. A-posteriori (nachdem es Beispiele für schwarze Schwäne gibt) sind natürlich mal wieder alle schlauer. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Schwan schwarz ist, ist auf einmal sehr viel größer geworden.
http://birding.about.com/od/birdsswans/a/blackswan.htm
Auf unser TMW-Thema übertragen heißt das, daß wir die Wahrscheinlichkeit für extreme Ereignisse zwangsläufig und systematisch unterschätzen, wenn wir von unserer Erfahrung ausgehen; also z.B. wenn wir die Preise der Vergangenheit nehmen und damit (per Backtesting oder per Chartanalyse) versuchen, Aussagen über künftige Preise zu machen. Wie immer gibt es einen schönen Merkspruch dafür: "Your worst draw-down is still to come". Also: die zu erwartenden Extrema in der Zukunft sind immer großer als die, die wir bereits gesehen haben.
Wenn ich Hans richtig verstehe, ist das auch der Grund für seine wiederkehrende Kritik, wenn Leute Systeme mit zu kurzen Backtests vorstellen. Wenige Jahre an Daten enthalten nicht genug unterschiedliche Marktphasen und nicht viele schwarze Schwäne.
Leider ist es - selbst wenn man dies im Blick hat und berücksichtigen möchte - ziemlich schwierig, genügend Phantasie zu haben, um für solche extremen Ereignisse gewappnet zu sein. Dafür hätte man sich vor der Entdeckung schwarzer Schäne vorstellen können müssen, daß es solche geben könnte.
Gruß,
Asamat
@ Richard Ebert [#11]
Es ist immer erstaunlich, wie für alte Kammellen immer neue Begriffe geschaffen werden. Als alter Börsianer denkt man, hoppla noch wie was davon gehört.
Geht man dann ins Detail, so erkennt man, das es sich um alten Käse handelt der schon immer seine Gülitigkeit hatte.
http://www.terminmarktwelt.de/cgi-bin/nforum.pl?ST=8870&CP=0&F=47
Es gibt an der Börse nichts neues, es ist immer das gleiche, nur die Verpackung oder die Begriffsbezeichnung ist eine andere.
gruss
@ Asamat [#14]
""Wenn ich Hans richtig verstehe, ist das auch der Grund für seine wiederkehrende Kritik, wenn Leute Systeme mit zu kurzen Backtests vorstellen.""
Gut Gebrüllt, Löwe :-)
""Wenige Jahre an Daten enthalten nicht genug unterschiedliche Marktphasen und nicht viele schwarze Schwäne.""
Wenns mal JAHRE wären - viele Künstler spielen mit ein paar Monaten Daten rum, schauen auf die aktuelle Position und das aktuelle Signal und wenns Ihnen dann auch noch gefällt, dann FEUER FREI ... :-))
Offensichtlich kann man auch mit langjährigen Tests nicht alle schwarzen Schwäne bändigen, aber doch zumindest einen kleinen Einblick erhalten. Mit Sicherheit hat man dann einige verschiedene Marktphasen und -konstellationen getestet. Mann kann sich nicht leisten immer alte Fehler zu wiederholen - man macht ja noch genügend neue.
gruss hans
@Walter [#15]
Du hast natrülich recht. Aber das Chart von wuelle zeigt das Risiko sehr schön auf. Man hat zumindest die Möglichkeit aus diesen Ereignissen einen Nutzen zu ziehen.
Eine Historie von > 10 Jahren pro Underlying lässt schon ein paar "schwarze Schwäne" erkennen. Nun haben wir die größten "Up und - DownSpike" als Zahlenmaterial vorliegen. Diese Ergebnisse werden höchstwahrscheinlich irgendwann überboten.
Die Werte können wir dem MoneyManagement zuführen und erkennt, das die Position pro vorgesehenes Konto gar nicht so groß sein darf:-)
Gruß Thomas
Soeben hat der Bund Future die Marke von 200 Punkten Handelsspanne während eines Tages überschritten. Die bisherigen Rekorde:
01.09.1998 1,72
05.12.2001 1,78
02.04.2004 1,78
17.03.2003 1,80
01.07.1999 1,85
09.10.1998 2,18
08.10.1998 2,62
@ wuelle [#18]
Es gibt noch ein paar + 200 Ticks Tage, wenn auch in grauer Vorzeit:
05.12.1996 2,05
02.03.1994 2,40
04.05.1990 2,20
09.02.1990 2,19
Komme gerade vom joggen zurück und da flattert der Schwan im BundFuture rum. Oder? Kann jemand etwas zu dieser Bewegung sagen? Real?
Tief 113,96. Scheint real zu sein. Ich habs aber auch nicht gesehen. Wir wohl ein kleiner Bankangestellter den Anleihennominalwert anstat die Lots eingegeben haben.
@ select [#21]
Nach einer offiziellen Eurex Verlautbarung sind angeblich alle Trades gültig.
The Eurex exchange has reported that there was a volatility interruption in the Bund Market.
Eurex is currently investigating all trades after 12:17:39 CET to 12:41 on FGBL and OGBL.
Mal sehen was bei raus kommt.
@ select [#21]
im TWS Chart gehts sogar bis 109.
Bei mir scheint der Rutsch um 12:17:38 los zu gehen und erreicht um 12:17:51 dann mit 113.93 den Tiefstkurs. Dann wird der Handel ausgesetzt und 2 Minuten spät geht es dann normal mit den alten Preisen weiter. Allerdings scheinen schon zwischen 12:17:35 und 12:17:38 mehr als 8000 Kontrakte für normalle Preise umzugehen, bevor es dann runter rauscht mit mehr als 35000 Kontrakten.
Ich bin nicht sicher, aber eine einzelne Order müßte meiner Meinung nach schneller ausgeführt werden. Vielleicht irgeneine Blackbox mit ExecutionLogic die etwas aggressiv wurde? Aber mal wieder ein gutes Beispiel worum man keine StopLosses im Markt haben sollte.
@ gautama2 [#25]
Meine TWS zeigt 113.96 als Tief, Bloomi 113,94 und esignal 113,93. Welches Schweinderl hättn´s gern? :-)
Hier eine erste Skizze des Bund Händlers, der den Schlamassel verursacht haben soll: wohl zu heiß geduscht heute morgen!
Tick-Chart
sowie Sekunden Chart
Bin gespannt, welche Zeitreihe Tickdata.com liefern wird.
@ wuelle [#27]
Also ich hätte nichts dagegen, wenn alles richtig ist und bleibt. Hat der Spike doch all meine Kauflimits bedient und die paar Stop Sell´s nach Wiedereröffnung
mit einer positiven Slippage von über 100 Punkten ( Ticks ) gefillt. Das hat sich echt angehört wie Dauerfeuer. 40 Trades in wenigen Augenblicken.$$$$$$
@ gautama2 [#29]
Wenn Du unter "Chart Parameters" unter "What to show" Trades statt Midpoint auswählst, bekommst Du ein anderes Chart angezeigt. Bei mir wird im TWS-Chart 114,01 als Tief angezeigt.
Es hat heute Mittag sicherlich manchem Händler in den Fingern gekribbelt... :-)
Sowohl auf der Handelsplattform CQG als auch im Chart von Tradesignal habe ich 113,93 als Tief. Eine Limitorder hab ich noch bei 113,74 liegen. Die blieb unberührt. Gekauft habe ich die Letzten bei 114,04. Gibt´s Neuigkeiten von der Eurex? Bis jetzt sind noch alle Stücke da.
Gruß Matis
@ wuelle [#31]
Ach so geht das. Danke.
Eurex nennt 113.93 als Tief
"Vertipper" lässt Bund-Future abrutschen
Financial Times Deutschland, FTD (28.03.08) - Der Bund-Future hat am Freitag im Handelsverlauf knapp zwei Punkte verloren. Der massive Kursrutsch des Kontrakts ist offenbar auf eine Fehleingabe zurückzuführen.
Nach einem Start bei 115,61 Punkten rutschte der für den europäischen Rentenmarkt richtungweisende Kontrakt zeitweise bis auf 113,93 Stellen. "Es handelt sich nach meinen Informationen um eine Fehleingabe, aufgrund dessen werden alle Trades unter 115,25 Prozent storniert", sagte Marktstratege Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/:Vertipper%20Bund%20Future/336459.html)
@ Richard Ebert [#35]
Ich fänd es auch gut, wenn diese Warmduscher Verantwortung für Ihre Pfoten übernehmen und nicht darauf hoffen können, dass alles nichtig gemacht wird.
Bin mal gespannt, wer da wieder gefeuert wird :)
Jedenfalls hat der kein ruhiges Wochenende. Könnte aber sicher wuelles Duschcheckliste brauchen.
Das insgesamt um 12:17 Uhr gehandelte Volumen spricht insgesamt für die wohl bekannte "fat finger" Probleme bei elektronischer Orderaufgabe und mangelnder Kontrolle der Eingaben durch die entsprechende Software. Natürlich könnte es auch sein, dass hierdurch einige Stopps mit ausgelöst worden. Die Auftraggeber dieser Stopps leiden jetzt natürlich unter dieser Fehleingabe und der Haltung der Eurex, den Auftraggeber nicht aus den Trades rauszulassen. Aber da der Markt dies schnell als eine Fehleingabe abgetan hat und wieder auf dem vorherigen Niveau handelte, sollte der Fehleingeber auch nicht einfach aus den Trades rausgelassen werden.
Aber ich würde dies nicht nur einfach als Fehler eines kleinen Bankangestellten abtun. Dies kann durchaus auch eiskalte Kalkulation dank des Level II sein. Hat jemand eine Position in binary options, dann kann er in der ruhigeren Mittagszeit durchaus ausrechnen, wie weit der Kurs fallen wird und wie der Durchschnittskurs ist, um ein bestimmtes Kursziel zu erreichen. Selbst wenn jemand 40.000 Kontrakte gibt und dabei rund 6 Mio € beim Bund Future verliert, ist dies noch immer lukrativ, wenn er auf der Gegenseite bei einer one touch option 10 Mio. € verdient.
Es kann eine Fehleingabe gewesen sein, aber es ist auch eine bewußte Marktmanipulation möglich. Näheres können aber nur die Eurex und die Handelsüberwachung aufdecken. So wie die Märkte in den letzten Wochen von Hedge Funds bewußt mit falschen Gerüchten manipuliert wurden, siehe nur z. B. HBOS oder in dieser Woche Lehman Brothers, würde ich dies nicht mehr von vornherein ausschließen.
=> es spricht neben der Tatsache, das die EUREX die Kurse beibehält noch etwas gegen eine SIMPLE "fat finger" Theorie:
- auf realer Tickebene ging es ab 12:17:35 sehr GEMäCHLICH los...
- in relativ konstanten Abständen wurden Kurse gematcht, hier deutet nix auf eine direkte "FatOrder" im Börsensystem hin, bei 10000Kontrakten auf einer Seite "rattert" die Eurex auch mal über 100Trades / Sekunde ins Times&Sales !
- ergo, das Backend der Eurex "wusste" also direkt nix von der "Serie"
Ich warte zwar noch auf ein "richtiges" Level2 Log von gestern, aber aus dem Buchverlauf in der "schlafenden" Phase davor und dem "primitiven" (zeitlichen,...) positionieren der gerichteten Orderserie tippe ich auf folgende "Ursache" dessen was da gestern war:
Ein es gab einen Autrag in/über ein "Inhaus-System", soll heissen irgend ein "aktives" Ordersystem hat den Auftrag bekommen, mal eine "richtige" Order auszuführen. Ob hier ein Eingabefehler, Softwarefehler oder was auch immer im Spiel war, letztendlich wurde eine gerichtetet Orderlogik in Gang gesetzt.
Den Kurs so schön gleichmäßig ohne große Gegenorders zu "ziehen", das ist schon eine Kunst. Erst nach einigen Sekunden (eine kleine "Ewigkeit"!) wurden auch andere Automaten/Trader wach... Bis es denn dann auch mal dem "VolaControl" der Börse im Eurexbackend auffiel und die mal durch einen kleinen Break "Ordnung" schafften.
Bezeichnend ist auch hier, das scheinbar nur das Matching gestoppt wurde, die OrderQueues blieben OFFEN!? Im Resultat sprang dann bei wiederanlauf des Matchings der Kurs "schlagartig" nach oben, weil jeder halbwegs mitdenkende Trader und jede "mitdenkende" Orderlohik im Prinzip wussten, das es "sofort" wieder in die Gegenrichtung geht. Das Buch als auch die Queue wurden also gut mit passenden Orders bestückt... und siehe da es klappte...
Der Schlüssel des Rätsels liegt im Level2 der 30..40Min vor der Aktion. Im Verhälznis zu den sehr dünnen realen Executions im T&S über die obersten Buchlevel (=Level1), war im "tiefen" Level2 ohne das es sehr offensichtlich war etas mehr los. Es wurden verschiedene "Muster" sowohl zeitlich als auch Levelmäßig "durchgespielt", ohne das etwas passierte.
Kann Zufall gewesen sein, aber sagen wir mal so, ich bin dem "Zufall" dankbar das er mir die Möglichkeit gab mich rechtzeitig zurückzuziehen... (mehr kann und will ich dazu nicht sagen;)
Jeder der sich ernsthaft mit automatisierter Positionsüberwachung beschäftigen will, sollte für solche "Aktionen" dankbar sein. Level2, Level1, Break mit offenen Buch... soviel schöne Sachen, da kann man fast immer noch was beim Analysieren dazulernen.
@ PeterF [#37]
Die Eurex und die Handelsüberwachung können nur im Rahmen ihrer Statuten tätig werden. Das Ausnutzen von systematischen Schwächen anderer zur bewussten Störung des Marktgleichgewichtes hat nichts mit Manipulation des Marktes zu tun. Es geht schlicht um das Geld. Wie beim Boxen, wer gewinnen will muss die anderen "schlagen".
@ TimeTrade [#38]
Beim Betrahten des 1 Tickchart kann ich auch nicht erkennen, dass es ein fetter Brummer war, der da durchgerauscht ist. Deshalb denke ich auch eher an eine sauber durchgeführte Aktion, die eben Marktschwächen ausgenutzt hat.
Ich glaube deshalb auch, dass ein Stop ohne fette Slippage ausgeführt worden wäre. Insofern kein Beinbruch. Lasse mich hier aber gerne korrigieren.
Trotzdem finde ich es bedenklich, wenn solche Bewegungen tatsächlich gesteuert durchgehandelt werden können. Damit kann man ja mit dem Markt machen was man will, wenn das problemlos wiederholabr sein sollte.
>Trotzdem finde ich es bedenklich, wenn solche Bewegungen tatsächlich gesteuert durchgehandelt werden können. Damit kann man ja mit dem Markt machen was man will, wenn das problemlos wiederholabr sein sollte.
Man kann das zwar machen, aber es kostet halt richtig Geld. Und das bekommen dann halt andere Leute, insofern ist es denke ich schon ok.
Und ich sollte in mein System vielleicht noch ein paar Sicherungen einbauen, dass es bei einem solchen Absturz nicht verkauft (Es reagiert zwar wohl nicht darauf, aber wenn es gerade in dem moment eine Verkaufsorder rein stellen würde wäre das vielleicht etwas ungünstig).
@ bendel [#40]
Wäre interessant, wenn Du Dich genauer äußerst, welche Sicherungen dagegen möglich sind.
@TimeTrade [#38]
Die Handelsüberwachung wird aufgrund gesetzlicher Regelungen tätig.
"Das Ausnutzen von systematischen Schwächen anderer zur bewussten Störung des Marktgleichgewichtes hat nichts mit Manipulation des Marktes zu tun. Es geht schlicht um das Geld." Gerade das Gegenteil ist der Fall. Die bewusste Störung des Marktgleichgewichts ist eine Manipulation die in vielen Ländern eine Straftat ist. Im UK steht hierauf eine Haftstrafe von bis zu 7 Jahren. In Deutschland ist Marktmanipulation in §20a des WpHG untersagt. Nach $38 in Verbindung mit §§39 und 20a, kann eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren verhängt werden.
Es ist also nicht wie beim Boxen.
@ PeterF [#42]
die Betonung liegt auf "Ausnutzen von systematischen Schwächen" => DER ANDEREN MARKTTEILNEHMER
§20a greift hier nicht, sonst wäre Algo Trading in Deutschland nicht möglich und in UK sind die auf diesem Gebiet noch viel weiter. Das woanders die Gesetze strenger sind ist klar, einige "QuoteSysteme" für unsere in D so "beliebten" Zeritfikate der Emi's dürften so wie sie sind anderswo nicht eingestzt werden.
Alles was kein "Angriff" auf das Börsenbackend ist und keine verbotenen Abspachen / eingene Crossgeschäfte sind und innerhalb der Orderlimits / Volagrenzen liegt, ist möglich. (meine "rechtlichen" Kenntnisse hier sind begrenzt, aber ich kenne ein paar reale Lösungen auf diesm Gebiet und ich kann mir einfach nicht vorstellen, das seriöse Anwender ihre Zulassung wegen Einsatz unerlaubter Mittel riskieren)
Elektronische Ordersysteme können bei Bedarf heute schon sehr viel. Die offiziellen Varianten erkennen nur "ungewöhnliche" Situationen und begrenzen das Risiko...
Warten wir einfach ab was hier rauskommt. Noch ist es jedenfalls möglich, im tiefen Orderbuch Informationen "zu kodieren". Da alles im Level2 für "jeden" einsehbar ist, ist dieser Weg der "öffentlichen" Informationsverteilung verbotene keine Benachteiligung irgendeines Marktteilnehmers und auch kein Umgehen der Börseninformationshohheit.
Das nicht alle in der Lage sind alle Daten zu verstehen, liegt in der Natur der Sache und ist nicht denen anzulasten, die irgendwie etwas daraus machen.
Ich habe gestern irgendwo gelesen, dass GS für den Trade verantwortlich war und angeblich 10.000.000 Euro verloren hat. Weiß da jemand was genaueres?
Eine derartige Bewegung im Intraday Bereich, kann doch mittels Standardabweichungen nicht mehr gemessen werden. Gibt es im ultrakurzfristigen Bereich überhaupt eine endliche Varianz?
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#44]
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zu "dem" Trade weiss ich nix
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..."mittels Standardabweichungen nicht mehr gemessen werden. Gibt es im ultrakurzfristigen Bereich überhaupt eine endliche Varianz"...
es hängt davon ab, "was" du wie berechnest:
"ultrakurzfristig" spielen die variablen Größen zwischen den Ticks die gößere Rolle. Und es gibt auch eine Größe, die ist "natürlich" begrenzt.
Das Ordersystem der Börse schafft derzeit wohl real maximal 250..300 Orders pro Sekunde zu matchen. Wenn man also die Zeitdifferenzen in auf Millisekunden genau verarbeitet, rechnet man quasi besser doppelter Genauigkeit. Das reicht um bei nachfolgenden Auswertungen die statsitische Relevanz von eigenen methodischen Berechnungsfehlern erstmal zu vernachlässigen.
Wenn man also nun eine Größe endlichen Wertebereichs hat, welche auch noch real nur in untergeordneten Grenzen schwankt, hat man also hier durchaus eine endliche Varianz und die Reihen haben auch eine jeweils markttypische Verteilung innerhalb der Standardabweichung in diesen änderungen.
Weitere Ratio's aus Preis(änderung), Volumen(änderung) Bid/Ask-Verteilungs(änderung) jeweils auf obige "zeitbasierte" Größe bilden ein gutes Grundgerüst zur L2 Analyse.
Noch ein paar "Muster" und bekannte (intermarket)Folgen dazu und man kann da durchaus auch mit purer Statistik was machen.