Deutsche Bank versteigert Euro-Inflationsraten
Die Deutsche Bank und die US-Investmentbank Goldman Sachs wollen ab 16. Mai monatlich Versteigerungen von so genannten Inflationsderivaten für den Euroraum abhalten. Damit erweitern sie ihr Angebot auf so genannte Makro-Derivate bzw. ökonomische Derivate.
noh FRANKFURT/M. Ab Mitte Mai sollen sich Investoren leichter gegen eine unerwartete Inflationsentwicklung absichern können. Spekulanten haben es gleichzeitig leichter, aus ihrer Einschätzung bezüglich der künftigen Preisentwicklung Profit zu schlagen.
Die Deutsche Bank und die US-Investmentbank Goldman Sachs wollen ab 16. Mai monatlich Versteigerungen von so genannten Inflationsderivaten für den Euroraum abhalten. Damit erweitern und ergänzen die beiden Institute ihr Angebot auf dem Markt für so genannte Makro-Derivate bzw. ökonomische Derivate.
Unmittelbar nach Veröffentlichung der Inflationsrate für den Euroraum durch die europäische Statistikbehörde Eurostat soll demnach zunächst eine Derivateauktion im Internet stattfinden, die Wetten auf die Inflationsrate drei Monate später erlaubt.
Grundlage ist jeweils die europäisch harmonisierte Inflationsrate ohne Tabakerzeugnisse. In dieser Abgrenzung liegt die Inflationsrate der von Frankreich begebenen inflationsindexierten Staatsanleihen zu Grunde. Am Folgetag soll dann eine zweite Derivate-Auktion auf Basis der Inflation in sechs Monaten stattfinden.
Bisher bieten die beiden Investmentbanken Wetten auf den US-Einkaufsmanagerindex, die US-Arbeitsmarktdaten und die US-Einzelhandelsumsätze an. Der Zeithorizont bei diesen Auktionen ist mit einem bis wenige Tage vor der entsprechenden Indikatorveröffentlichung allerdings sehr viel kürzer als bei den nun geplanten Inflationsderivaten.
Die Derivate-Auktionen der beiden Häuser erlauben jeweils Wetten beziehungsweise Absicherungsgeschäfte in Form „normaler“ (plain vanilla) und digitaler Calls und Puts. Bei ersteren erhält der Halter des Kontraktes pro Zehntel Prozentpunkt, den ein Indikator vom gewählten Basispreis abweicht, einen vorher spezifizierten Geldbetrag beziehungsweise muss ihn entrichten. Bei den digitalen Optionen wird ein fester Geldbetrag ausbezahlt, wenn der Indikator den gewählten Basiswert unter- beziehungsweise überschreitet.
Ursprünglich hatten die Initiatoren für die Erweiterung der Produktpalette auf Europa Wirtschaftsindikatoren wie das Ifo-Wirtschaftsklima ins Auge gefasst. „Nach der Einführungsphase stellten wir jedoch ein sehr großes Interesse an Inflationsderivaten fest“, berichtet Torquil Wheatley, der bei der Deutschen Bank für Makro-Derivate zuständig ist. „Das Inflationsrisiko betrifft praktisch jede Kundengruppe unserer Bank und jede Klasse von Wertpapieren“, hebt Wheatley hervor. Zahlenmäßig erwartet die Deutsche Bank, dass vor allem Asset Manager und Hedge Funds die größte Kundengruppe bilden werden.
Über den Erfolg der bisher angebotenen Makro-Derivate geben die Anbieter nur wenige Informationen. Das gehandelte Volumen sei kontinuierlich gestiegen, heißt es. Das Umfeld sei allerdings zuletzt nicht günstig gewesen, da der Markt wegen der politischen Lage eher an CNN als an Wirtschaftsindikatoren interessiert gewesen sei.
Bei der ersten Auktion auf die US-Arbeitsmarktzahlen Anfang Oktober waren nach Angaben von Goldman Sachs 120 Orders im Volumen von 60 Mill. Dollar abgegeben und ein Optionsvolumen von 19 Mill. Dollar gehandelt worden.
Abgesehen vom geschäftlichen Erfolg, den sich die beiden Häuser von der Neuerung versprechen, erwarten sie, dass bestehende Märkte zur Inflationsabsicherung, wie etwa die inflationsindexierten Bonds, durch die Inflationsderivate liquider werden. Die Absicherung gegen das Inflationsrisiko würde dadurch für alle Investoren leichter und billiger.
(Quelle: http://www.DMEuro.com / 23.04.03)