Richard Ebert
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Die Rohstoffpreise stehen stehen vor einer kurzen Korrektur

Charttechnik: "Die Rohstoffpreise stehen vor einer kurzen Korrektur"

08. April 2004 Es ist lange her, daß Anleger über Rohstoffe so viel gesprochen haben wie in diesen Tagen. Sogar in das "heute journal", die Hauptnachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fernsehens, hat es die Rohstoff-Hausse inzwischen geschafft. Für Heribert Müller, Krefeld, ist es faszinierend zu beobachten, daß dieses erhöhte Interesse der Öffentlichkeit zusammenfällt mit dem Erreichen des sogenannten Goldenen Schnitts durch den CRB-Rohstoffindex.

Für Müller, einem Anhänger der Elliott-Wellen-Theorie und der Fibonacci-Zahlen (siehe Kasten), ist der seit Oktober 2001 erfolgte Anstieg dieses wohl wichtigsten Barometers für die Gesamtheit aller Rohstoffe bis auf 278 Punkte ganz natürlich: Im Jahr 1980 hat für den Index auf einem Niveau von 337,60 Punkten die Baisse begonnen. 21 Jahre, einer Fibonacci-Zahl, später war sie für Müller mit einem Tief von 183,52 Punkten zu Ende.

Bildet man die Differenz zwischen Hoch und Tief in der Baisse, multipliziert diese Differenz mit 0,618 (Goldener Schnitt) und schlägt sie auf das Tief drauf, ergibt sich das erreichte Kursziel von 278. „Erst nach Erreichen des Goldenen Schnitts und der im Rückblick harmonischen Bewegung wird der Masse der Anleger der schon erfolgte gewaltige Anstieg der Rohstoffpreise um rund 55 Prozent - wieder eine Fibonacci-Zahl - bewußt", sagt Müller. Der CRB ist an einem Handelstag noch bis 285 Punkte weitergelaufen. Für Müller ist das Erreichen des Goldenen Schnitts jedoch ein kurzfristiges Warnsignal.

Unbedarfte Anleger drängen in den Markt

Börsenmagier André Kostolany würde sagen, die Rohstoffe gehen von starken in schwache Hände über. Im Rohstoffindex CRB sind 17 Rohstoffe - von Kaffee, Kakao und Orangensaft über Sojabohnen, Mais oder Weizen bis hin zu Edelmetallen wie Gold und Industriemetallen wie Kupfer - vertreten. Viele Anleger, die nun, angelockt durch die öffentliche Debatte, beginnen, sich für Rohstoffe zu interessieren, verstehen vermutlich eher wenig von dem komplizierte Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage auf diesen Märkten.

Jedenfalls weniger - so die börsenpsychologische These von den starken und den schwachen Händen - als diejenigen Anleger, die auf dem Tiefpunkt gekauft haben, als Rohstoffe "out" waren: Kaum ein Anleger gab zu, die seit 21 Jahren Verlust einfahrenden Rohstoffe im Portfolio zu haben. Das Gegenteil ist derzeit der Fall. Kostolany würde vermutlich sagen, daß die jetzt neu investierenden, eher unbeleckten Anleger zwingend ihr Lehrgeld werden zahlen müssen. Erst wenn sie mit Verlust aus dem Markt wieder heraus sind, kann es mit der Hausse weitergehen.

Müller erwartet deshalb eine Verschnaufpause an den Rohstoffmärkten - allerdings nur eine kurze. Er rechnet damit, daß es schon nach der Mindestkorrektur bis auf 261 Punkte mit dem CRB-Index weiter aufwärtsgeht. Den kurzen Abschwung errechnet er mit Hilfe der Fibonacci-Relation 0,236: 285 Punkte, das Hoch des bisherigen Aufschwungs, abzüglich des Produktes aus der Differenz von Hoch minus Tief (ist etwa gleich 100) multipliziert mit 0,236 ergibt 24. Zieht man 24 von 285 ab, ergibt sich das Kursziel von 261 Punkten. "Wird dieses Niveau nicht unterschritten, gehen wir von einer anschließenden Fortsetzung der Hausse aus", sagt Müller. Er empfiehlt Anlegern, die Korrektur und den erfolgreichen Test der Marke von 261 abzuwarten, bis sie neu in Rohstoffe investieren.

Ab August droht eine Korrektur, langfristig sieht es aber gut aus

Geht alles nach Plan, rechnet Müller bereits mit Erreichen des Kurszieles von 338 Punkten (Hochpunkt des letzten Bullenmarktes im Jahr 1980) im August 2004, „34 (Fibo-)Monate seit dem Beginn des Bullenmarktes im Oktober 2001". Wer zum Mindestkorrekturniveau von 261 einsteige und bei 338 CRB-Punkten verkaufe, könnte sich immerhin über einen Gewinn von fast 30 Prozent freuen. Müller geht nicht davon aus, daß der CRB-Index im ersten Anlauf die Marke von 338 Punkten überspringen wird. Vielmehr erwartet er, daß die erste Aufwärtswelle in diesem laufenden Bullenmarkt dann ihr Ende gefunden hat.

Folgen werden nach der Theorie der Elliott-Wellen noch vier weitere im insgesamt fünfteiligen Zyklus: „Mit der laufenden Welle I sehen wir erst den Beginn der harmonischen Antwort des CRB-Index auf den zuvor 21 (Fibo-)Jahre dauernden Bärenmarkt", rückt Müller den jüngsten Aufschwung in den Rahmen der Elliott-Theorie und der Fibonacci-Welt. „Diese Korrektur des Bärenmarktes ist nicht nach zwei Jahren vorbei, sondern der Aufschwung wird sich über Jahre fortsetzen."

Rückschlüsse auf eine Fortsetzung der Rohstoff-Hausse zieht Müller auch aus der Prognose des Euro-Dollar-Wechselkurses. Hier sagt Müller bis zum Jahr 2011 Kurse von 1,80 bis 2 Dollar für einen Euro voraus (F.A.Z. vom 8. Oktober 2003). Die Rohstoffe im CRB-Index werden in Dollar gehandelt. „Je stärker der Dollar verfällt", sagt Müller, „desto mehr werden die Rohstoffproduzenten ihr Angebot verknappen und Preissteigerungen durchzusetzen versuchen."

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2004, http://www.faz.net)

Geschrieben von Richard Ebert am
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