DWS weist Spiegel Vorwürfe über Manipulationen zurück
Würde mich Interessieren, was die Teilnehmer des Forums davon halten ?
Petr
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09.04.2003 - 17:11 Uhr
DWS weist Spiegel-Vorwürfe zurück - Fragen bleiben
- Von vwd Redakteur Ali Masarwah -
"Manipulierer", "Schummler", "wildes Treiben": Es war schweres Geschütz, welches das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe gegen die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank AG, auffuhr. Kernpunkt der Vorwürfe, die auf einem internen Revisionsbericht der DWS vom Sommer 2002 beruhen: Der Marktführer der deutschen Fondsbranche habe in seinen Luxemburger Geldmarktfonds über Anlagen in obskuren Offshore-Zweckgesellschaften, wie etwa der "Earl Four Series", bewusst die Preise von Fondsanteilen zu seien Gunsten manipuliert und den DWS-Kunden Luft-Kurse "vorgegaukelt".
Dazu seien auch über Swaps vergleichsweise hochverzinste Anleihen in Geldmarktfonds gepackt worden. Die DWS habe durch "Tricks" die Schwankungen der Fonds auf ein Minimum reduziert, so der Spiegel. Für das Dementi benötigte die DWS gerade einmal eine halbseitige Presseerklärung: Der Bericht vermittle ein "verfälschtes Bild", so die dürre Mitteilung. Die DWS-Geldmarktfonds seien marktgerecht bewertet, Kurse und Fondspreise seien mithin nicht manipuliert worden. Die interne Revision habe vielmehr nur die Dokumentation der externen Preisquellen und nicht erfolgte unabhängige Preiskontrollen bemängelt. Diese Punkte seien "frühzeitig" erkannt und abgestellt worden.
So weit, so gut? Haben die Provokateure aus dem Norden aus einer Mücke einen Elefanten gemacht und dabei elementare Tatsachen über Transaktionen mit strukturierten Produkten verzerrt dargestellt? Fest steht, dass Transaktionen mit strukturierten Produkten - wie etwa ABS - aus steuerlichen Gründen ganz legal über Offshore-Zweckgesellschaften (so genannten Special Purpose Vehicles) abgewickelt werden und inzwischen zum Tagesgeschäft (nicht nur) von Geldmarktfondsmanagern gehören.
Auch solche Swap-Geschäfte, in denen lang laufende Anleihen mit einer fixen Zinszahlung in variabel verzinslich Kurzläufer (Floater) gewandelt werden sind in der Branche durchaus üblich. Die Luxemburger Aufsichtsbehörden, die für die dort domizilierten DWS-Fonds zuständig sind, sehen offenbar keinen Grund zum Einschreiten.
Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack: Ob es tatsächlich zu einer falschen Bepreisung von Anleihen gekommen ist - der "Spiegel" nennt Abweichungen von über einem Prozent - wird wohl im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln sein. Denn die SPVs der Marke "Earl", die offenbar regen Einsatz in den Geldmarktfonds der DWS finden, sind - im Gegensatz zu den millardenschweren ABS - wenig liquide, so dass nicht immer akurate Preisfestellungen möglich sind. Notfalls kann die DWS die Kurse sogar selber schätzen, was zwar erlaubt, aber für Geldmarktfonds eher unüblich ist. Wer will da schließlich zu welchem Stichtag ex post welchen Kurs berechnen?
Wenig hilfreich in der Sache ist der Verweis der DWS darauf, dass die Bewertungsunterschiede unterhalb der regulatorischen Toleranzgrenze von 0,25 Prozent des Nettoinventarwerts gelegen hätten. Angesichts der Minizinsen, die am Geldmarkt derzeit zu erzielen sind, kann auch eine Performance von weniger als 0,25 Prozent einen entscheidenden Einfluss auf die Platzierung eines Fonds in den bei Anlegern beliebten Fondsrankings haben. Zudem sind angesichts der Millarden-Volumina von Geldmarktfonds 0,25 Prozent des Netto-Anlagevermögens keine Petitesse.
Es stellt sich die Frage, ob die DWS mit ihrem bloßen Beharren auf der Rechtmäßigkeit ihrer Cayman-Transaktionen nicht sich und der Fondsbranche einen Bärendienst erweist. Schließlich gilt es, das Vertrauen der durch die Börsenbaisse gebeutelten Anleger wiederzugewinnen. Obwohl auch in der Finanzbranche die Unschuldsvermutung gilt, wäre eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit der DWS wünschenswert. "Warum hat es die DWS überhaupt nötig, in solche SPVs zu investieren"?, fragt etwa ein Beobachter.
Die DWS könnte der Sache durch Aufklärung eine positive Wendung geben und einen Beitrag leisten zur gesteigerten Akzeptanz von strukturierten Produkten in Deutschland. Die von Verbraucherschützern geforderte Offenlegung des besagten internen Revisionsberichts wäre dabei eine Möglichkeit. vwd/9.4.2003/maa/jhe