* Erfahrungen im Shorten ?
@ Berliner
Wie bekannt sein dürfte, bin ich mit Dir nicht immer einer Meinung. Nur einmal mußte ich Dir beipflichten: In der Mondphasen-Diskussion fragtest Du, wer soviel Zeit zum Diskutieren hätte, wo doch die Zeit sinnvoller zum Traden genutzt werden könne. Das hat mir zu denken gegeben und dazu geführt, daß ich mich in den letzten Wochen mehr um das Trading als um das Forum gekümmert habe. Nun merke ich, daß mir die Diskussionen ein bißchen abgehen.
@ alle
Bullen und Bären, Bullen- oder Bärenfalle, Mut oder Risiko - Long- und Short scheint gerne in zwei Lager aufgeteilt zu werden. Steigt der Markt oder fällt der Markt - die Frage hat wohl jeder schonmal gestellt und war dann meist frustriert, weil er scheinbar auf der falschen Seite des Marktes stand.
Nun, wie war es denn gestern? Von 665 beobachteter Aktien sind 377 oder 57% gestiegen und 288 oder 43% gefallen - bezogen auf open und close Preise. Der Top-Gewinner machte 12,66%, der Top-Verlierer 26%. Scheint also, als ob einige Positionen mit Long-Positionen, andere mit Short-Positionen gutes Geld verdient hätten. Die Prozentangaben schwanken täglich - aber auch an ganz miesen Tagen sind noch 30% Gewinner dabei und an sehr guten Tagen gibt es trotzdem rund 30% Verlierer. Auf Wochenbasis ergeben sich ähnliche Werte.
Ich habe bislang mental noch Probleme damit, nach erfolgreichen Short-Kandidaten zu suchen - vom Wesen her bin ich Optimist und ich stehe (vielleicht stand ich auch nur) auf dem Standpunkt daß man entweder gute Long-Positionen in Charts erkennen kann oder gute Short-Positionen, aber unmöglich beides.
Nun ist mein Analysesystem in Wealth-Lab aber inzwischen sehr weit gediehen und es wirft mir neben Listen mit möglichen Long-Kandidaten auch Listen mit möglichen Shortern aus. Und wenn man sich die Listen nacheinander ansieht, kann man sehr wohl in der einen gute Long-Positionen und in der anderen gute Short-Möglichkeiten entdecken.
Meine Frage nun generell: Wie seht ihr das Shorten? Muß dafür ein Weltuntergangsszenario herrschen oder reicht es, einfach eine schwache Aktie zu sehen? Mental könnte es bei mir Klick gemacht haben, als ich mich an Kindertage und Spielequartette erinnert habe. Eines davon war mit Autokarten bestückt und zwei davon waren meine Lieblingskarten: Der erste Wagen von Daimler und der Oldsmobile Toronado. Denn beide Karten waren nicht zu schlagen. Wer dran war, suchte sich einen Wert auf seiner Karte aus und sagte zum anderen: Mehr oder weniger. Beim Daimler konnte man immer die niedrigste Geschwindigkeit angeben, keiner konnte druntergehen, und beim Oldsmobile konnte keiner den Hubraum schlagen.
Könnte man es bei Aktien nicht ähnlich sehen? Der Markt mag nach oben gehen, aber die Aktie sieht so aus, als würde sie fallen. Also shorten. Der Markt mag nach unten gehen, aber hier weist alles auf einen steigenden Kurs hin - also long.
Wie unterscheidet ihr emotional zwischen den beiden Tradingansätzen?
Als Swinger ist mir eigentlich nur wichtig, daß die Aktien rauf- und runtergehen und ich die Swings richtig interpretiere und entsprechend Trade. Doch solange das Shorten immer gleich mit einer zusammenbrechenden Wirtschaft in Verbindung gebracht wird, habe ich noch gewisse emotionale Probleme damit…
robby_b
@ robby
Das Problem kenne ich sehr gut. Hatte früher als Berufsoptimist auch Probleme mit dem Shorten, bei Einzelaktien, weil ich einen persönlichen Bezug zu den Papieren bzw. zum Markt hatte. Damals war ich in erster Linie Investor und nicht Trader. Den Bund-Future hatte ich schon immer "hemmungslos" geshortet.
Sollte ich meinen Laden nur an Sonnenscheintagen öffnen d.h. auf der Longseite handeln und wenns regnet oder im Winter (Baisse) den Laden dicht machen?
Ich höre dann auf zu handeln, wenn nicht mehr genug Umsatz ist an der Börse.
Außerdem ist es mir egal, ob der Markt rauf oder runter geht. Als Händler stelle ich keinen Bezug mehr zu meiner "Ware" her.
Die Repräsentanten meiner Lieferanten (Vorstände) haben mich einfach viel zu oft angelogen. Die Chefeinkäufer (Sell Side Analysten) haben sich als unfähig und korrupt erwiesen.
Wenn ich trade ist das Einzige was ich mir überlege, in welcher Reihenfolge drücke ich die blaue und rote Taste auf meinem System.
Kaufe ich erst (blau) und verkaufe später (rot) oder sollte ich besser erst die rote Taste drücken und später die blaue?
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Durch die Mondphasendiskussion habe ich auch einiges dazugelernt. Die Aufgabenstellung lautete:
Schaffe ich es bei zufälligem Markteintritt ein profitables System für den S&P Future zu erstellen? Van Tharp et al. behaupten ja, das sowas geht.
Wenn ich nach dem Zufall einen Tag auswählen darf, warum nicht Neumond? Der Tag ist praktisch beliebig aber fest.
Siehe da, es hat geklappt. Immer ganz gut, wenn man unvoreingenommen an Sachen herangeht.