Erich Kästner war kein Hellseher. Diese Zeilen schrieb er aber 1930 !
Grüss Euch zusammen.
Mir ist heute im Handelsblatt ein Leserbrief aufgefallen. Aber lest selbst.
Wir sind meiner Meinung nach nicht an dem Punkt angekommen, den Kästner beschreibt. Auch wenn an den Märkten Zeitweise durch die jetzige Irak-Krise (Panik) Ausverkaufstimmung herrscht, als wenn es so wäre wie Kästner schreibt.
Das Krisenbarometer Gold fällt seltsamerweise. Alles doch nicht so schlimm ?
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass Aktien "Firmenanteile" sind und derjenige der die Mehrheit dieser Anteile besitzt das Sagen hat (und den Grossteil der Gewinne (!).
Die Börse ist der Marktplatz für diese Anteile. Man soll sich dann aber auch nicht wundern, wenn irgendwann jemand mit dem grossen Sack kommt und richtig zugreift.
Ciao
Euer
Franjo
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Das folgendes Gedicht schrieb Erich Kästner 1930, also vor 73 (!) Jahren. Kästner glaubte nicht, dass er irgendwelche seherischen Gaben hätte, er wollte mit dem Gedicht nur auf Kriegsgefahren hinweisen.
Erich Kästner
Das letzte Kapitel
Am 12. Juli des Jahres 2003 lief folgender Funkspruch rund um die Erde:
daß ein Bombengeschwader der Luftpolizei
die gesamte Menschheit ausrotten werde.
Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen läßt,
als alle Beteiligten zu vergiften.
Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck.
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.
Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
den von der Weltregierung befohlenen Mord.
Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stützten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.
Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.
Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andre hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.
Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.
Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn.
Erich Kästner: „Gesammelte Schriften“ Band 1: Gedichte. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1958. S. 216 (Aus dem Gedichtband „Ein Mann gibt Auskunft“, erschienen zuerst 1930.)
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Lieber Franjo,
was soll uns dieses Gedicht Deiner Meinung nach sagen?
Hi Slowturtle.
Ich denke Erich Kästner wollte damit ein abschreckendes Beispiel gegen den Krieg allgemein setzen.
Das Stück von ihm ist allerdings ziemlich schwer interpretierbar, wenn man es aus Sicht Anfang der 30er Jahre sieht.
Ciao
Franjo
Als ich es gestern gelesen hatte, habe ich mich auch gefragt was das zu bedeuten hat.
Ich denke heute, es bedeutet, dass der letzte der an eine friedliche Lösung glaubte kapituliert hat.
Grüße
trendling