Eurex will in den USA noch in diesem Jahr Indexderivate anbieten
Frankfurt/Boca Raton, 18. März (Reuters) - Die zur Gruppe Deutsche Börse gehörende Derivatebörse Eurex steht vor der Erweiterung ihres Produktspektrums um Indexderivate und hat dazu eine Lizenzvereinbarung mit dem US-Indexanbieter Russell geschlossen.
"Dies ist der Beginn unserer Expansion auf den Markt für Derivate auf Indexprodukte in den USA", sagte Eurex-Chef Rudolf Ferscha am Mittwoch bei Vorstellung des Lizenzabkommens. Es sei realistisch anzunehmen, dass es erste Produkte in diesem Jahr geben werde. Bislang werden auf der US-Handelsplattform der Eurex, von der sich Experten grosses Wachstumspotenzial für die Deutsche Börse versprechen, nur Futures auf US-Staatsanleihen gehandelt. Die Erweiterung der Produktpalette war schon zum Start der Eurex US im Februar angekündigt worden.
In Europa dominiert die Eurex mit einem Anteil von 70 Prozent den Markt mit Optionen und Futures auf Indizes. Um Futures oder Optionen auf Aktienindizes wie den Deutschen Aktienindex (Dax) und die europäischen Stoxx-Indizes auflegen zu können, muss die Eurex eine entsprechende Lizenz von dem Indexanbieter erwerben.
RUSSELL-INDIZES VOR ALLEM FÜR MITTLERE WERTE BELIEBT
Das nicht exklusive Abkommen zwischen der Eurex und Russell umfasst den Angaben zufolge insgesamt die Nutzung von 22 Indizes, darunter die viel beachteten Russell 2000 und Russell 3000 für kleine und mittlere Unternehmen. Im Handel mit Derivaten auf Index-Produkte haben die Russell-Indizes bislang jedoch nur einen Marktanteil von 1,9 Prozent. Die Lizenzen für die bekanntesten Aktienindizes der USA, den Nasdaq Composite und den Dow Jones Industrial Average liegen bei der Computerbörse Nasdaq und dem Dow Jones. Derivate auf die Dow-Jones-Indizes werden in den USA vor allem am Chicago Board of Trade (CBoT) gehandelt.
Durch die Vereinbarung mit Russell tritt die Eurex US in Wettbewerb mit der grössten Futures-Börse Chicago Mercantile Exchange. An der CME können bereits Futures auf den Russell 1000 und Russell 2000 gehandell werden. Bislang konkurrierte die Eurex US vor allem mit der Nr. 2 der Branche, der CBoT bei den Kontrakten auf US-Staatsanleihen. Die Eurex tritt gegen beide vor allem mit niedrigen Preisen und einem elektronischen Handelssystem an. Die alteingesessenen Börsen handeln noch grössere Volumina über das Parkett.
Mit Futures und Optionen auf Indizes können Anleger bei geringen Anlagesummen auf die Bewegung ganzer Aktienmärkte setzen. Die Volumina sind in einigen Indexderivaten an den Terminmärkten mittlerweile grösser als die Umsätze der dazu gehörenden Aktien an den Kassamärkten.
Die Eurex ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen und der Schweizer Börse. Der im Dax gelisteten Deutschen Börse fliesst dabei der grössere Teil der Gewinne zu.
(Quelle: Neue Zürcher Zeitung, Autor ben/brn, http://Marktberichte.nzz.ch)