Euro-Einführung 2002 in einem Nicht-EU Staat

Hallo,

wussten Sie schon, daß der Euro ab Januar 2002 auch in Montenegro zum gesetzlichen Zahlungsmittel wird, da dort schon jetzt dieses die DEM ist?

In einigen Gesprächen mit Kollegen und Bekannten ist mir aufgefallen, daß das hierzulande noch nicht so bekannt ist.

Beim letzten Urlaub den ich in Montenegro gemacht habe, fiel mir ausserdem auf, daß Montenegro eine eigene Zentralbank hat. Da das DEM-Bargeld direkt aus Deutschland kam, scheinen Connections zwischen der Zentralbank Montenegros und der Bundesbank bzw. der EZB zu bestehen.

Der Euro wird somit auch in einem Nicht-EU-Staat eingeführt.

Könnten Unsicherheiten deswegen mit ein Grund für die derzeitige €-Schwäche sein ?

Ihre Statements sind wie immer sehr willkommen.

Viele Grüße Ihr

Franjo Paljusevic

Geschrieben von F am
norma
Mitglied seit 11 Jahre 6 Monate

Hallo Franjo,
wohl kaum.
Dafür hat Montenegro zu wenig Gewicht. Aber interessant ist dieses Detail allemal!
Ich denke, daß Events wie der kürzliche Gipfel in Nizza, wo sich gezeigt hat, welch eine Hühnerhaufen die EU bislang noch ist, den Schaden anrichten.
Natürlich auch die monetäre Disziplin, die einzelne Staaten immer mehr schleifen lassen (Italien, Irland).
Gruß
Alfons

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Der Euro wird juristisch bestimmt nicht in Montenegro eingeführt.

Nach allem was ich weiß haben einige kleinere Länder ihre Währungen an den Euro in fester Parität gebunden (bis Ende dieses Jahres in DM) - aber in einseitiger Willenserklärung ohne Verträge mit der Europäischen Notenbank.

Gast

Hallo,

die mangelnde Disziplin, die Alfons in einigen EU/EURO-Staaten beklagt, ist fiskalisch, nicht monetär. Die expansive Haushaltspolitik kann aber durch eine erhöhte gesamtwirtschaftliche Nachfrage die monetäre Stabilität (Preisniveau) bedrohen. Hier ist die Notenbank gefragt, die zwar nicht die Nachfrage steuern kann, aber dafür Geldmenge und Zinsen. Durch Verknappung der Geldmenge und/oder Erhöhung der Zinsen kann der Wirtschaft Liquidität entzogen bzw. teurer gemacht werden. Dadurch wird zumindest mittelfristig die wirtschaftliche Aktivität gebremst. Die Notenbank kann damit einer expansiven Fiskalpolitik entgegenwirken. Ob dieses angesichts der gesamteuropäischen Preisentwicklung im EURO-Raum, und nur diese ist für die EZB relevant, notwendig ist, würde ich angesichts der sich anzeichnenden Konjunkturschwäche bezweifeln.

Wenn nun Drittstaaten ihre Währungen an den EURO binden wollen, um die monetäre Stabilität zu importieren, so bieten sich hier verschiedene Möglichkeiten. Ein Wechselkursziel verpflichtet die betroffene Nationalbank zu einem festgelegten Kurs jede beliebige Menge ihrer eigenen Währung anzunehmen oder abzugeben. Es ist leicht erkennbar, daß diese Strategie zumindest in der einen Richtung durch die Devisenreserven eingeschränkt wird. Die Notenbank gibt hierbei die Hoheit über die Geldmenge ab und muß die Zinsen entsprechend der Nachfrage nach der eigenen Währung steuern. Solange die Verpflichtung zur Intervention nur einseitig besteht, entstehen keine unmittelbaren Effekte auf die Währung, an die man sich gebunden hat. Als Beispiel sei auf die Bindung des Hongkong-Dollars an die US-Währung verwiesen.

Noch radikaler ist die Einrichtung eines Currency-Boards. Hierbei gibt die Notenbank jede Eigenständigkeit auf. Die umlaufende Geldmenge ist über einen festen Faktor mit den Devisenreserven verknüpft. Hierbei wird das heimische Zinsniveau ausschließlich von dem Land bestimmt, an dessen Währung man sich gebunden hat, als Beispiel für die positiven wie negativen Konsequenzen sei auf Argentinien verwiesen, das durch seine Bindung an den US-Dollar zwar die Inflation im Zaum hält, aber keine eigenständige Zinspolitik gegen die seit mehreren Jahren herrschende Wirtschaftsflaute betreiben kann.

Soweit ein sehr grober Überblick.

Die Gefahren für die monetäre Stabilität im EURO-Raum liegen eher in der politischen Einflußnahme bzw. dem Versuch, die Geldpolitik statt einer mittelfristig angelegten Stabilitätspolitik zur kurzfristigen Konjunktursteuerung zur nutzen. In der Vergangenheit wurden solche Versuche in der Regel mit einem kurzen konjunkturellen Strohfeuer und deutlich höherer Inflation bestraft. Das Rahmenwerk der EZB steht solchen Versuchen/Versuchungen entgegen (sofern sich alle daran halten).

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