benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

EZB-Ratsmitglied kritisiert Rating-Agenturen

Jetzt wollen Sie sogar eigene Rating Agenturen aufbauen, damit Sie ihren eigen Mist bewerten können.

Wahnsinn

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,772374,00.html

Die Bonitätsprüfer stehen stark in der Kritik. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny etwa monierte, dass die Agenturen in der Euro-Krise "viel strikter" seien, als in vergleichbaren Situationen - etwa in Südamerika. "Nur wenn sie die Hilfen als freiwillig einstufen, kommen sie nicht einem Staatsbankrott gleich, der mit dem Paket vermieden werden soll."

Nach Ansicht von Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon muss sich Europa rasch von den US-Agenturen emanzipieren. Man müsse schnell mit dem Aufbau europäischer Rating-Agenturen beginnen, sagte der CSU-Politiker. Standard & Poor's Warnung vor dem Zahlungsausfall sei "unangemessen und wenig hilfreich".

Gerade die US-Rating-Agenturen hätten im Vorfeld der Finanzmarktkrise als Frühwarnsystem und bei den Einschätzungen der Risiken eklatant versagt. Wenn nun eben diese Rating-Unternehmen notwendige Rettungsmaßnahmen der Länder der Euro-Zone und des IWF zusätzlich erschwerten, zeuge das von mangelnder Verantwortung und könne nur als bewusste Provokation gegenüber den europäischen Steuerzahlern gewertet werden, sagte Fahrenschon.

Geschrieben von benedikt54 am
tomxy
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Vor allem das beste daran, erst kritisiert man die Rating Agenturen weil sie zu lasch bewertet haben, jetzt bewerten sie strenger und werden ebenfalls kritisiert weil es gerade nicht in den eigenen Kram passt.

Finnland stellte derweil Bedingungen für eine Beteiligung an neuen Hilfspaketen. Das Land werde Garantien fordern, sagte die neue Finanzministerin Jutta Urpilainen am Dienstag in einem Interview mit dem Fernsehsender YLE. Eine Beteiligung privater Investoren sei im Umgang mit der Schuldenkrise in der Euro-Zone wichtig. "Wir wollen die Verantwortlichkeiten Finnlands begrenzen." Als Garantie sei etwa eine Aktienbeteiligung an einer Firma denkbar, die staatliche Vermögenswerte verwalte.

Wenn sich diese Idee durchsetzt wird es bald keine Rettungspakete mehr geben.

wuelle
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Niemand zwingt die EZB, sich an die Einstufungen einer Rating-Agentur zu halten. Die Beleihungskriterien seitens der EZB wurden ja bereits nach Belieben aufgeweicht.

Im Grunde geht es darum, ob man selber daran glaubt, dass die Griechen ihre Schulden zurückzahlen werden. Falls ja, kann man Hellenen-Anleihen beleihen bzw. deren Bonds kaufen. Wer nicht daran glaubt, lässt es eben bleiben.

Merke: Die Ökonomen sind genauso abhängig von Glaubensfragen wie die Theologen. :-)

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ wuelle [#3]
Die EZB hält sich ja auch nicht daran.
"ob man selber daran glaubt," ist sicher nicht entscheidend bei der EZB.

Und die Ratingagenturen sind insofern wichtig, als sich die vernünftig kalkulierenden Investoren, vor allem Fondsmanager im Rest der Welt, die, wenn sie an ihrem Job hängen handfeste Gründe für die Investments vorweisen müssen, nicht weil sie einen Glauben haben, eben nach den Ratings richten und nicht aus politischen Gründen oder weil sie die europäische Idee so schön finden einfach jeden Schrott kaufen.

wuelle
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#4]

Die Ratings der Agenturen erzeugen eine Pseudo-Rationalität. Kredit kommt bekanntlich von credere (glauben). Der Kreditgeber verleiht Geld, in dem Glauben, dass der Schuldner zurückzahlen wird.

Die Verlagerung der Verantwortlichkeit auf eine Bewertungsagentur löst diese Glaubensfrage bzw. Glaubenskrise, die wir momentan beobachten, in keiner Weise.

Das System des institutionellen Verleihens von Geld, welches mandatiert verwaltet wird, unter Einbeziehung von Agenturen hat versagt. Es ist reformbedürftig. Das Hinzufügen einer neuen Agentur löst die Systemkrise in keiner Weise.

Vielleicht sollte man Ratings börsenfähig machen, so dass die Beteiligten unter Berücksichtigung der Weisheit der Menge, des Marktes, agieren können bzw. gezwungen werden, diese Markt-Ratings bei ihren Investments zu respektieren.

Die Bewertungsagenturen könnten als Spezialisten oder Marktmacher am Marktgeschehen teilnehmen.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#4]

Die Ratingagenturen sind doch von der Finanzindustrie gewollte Institutionen um sich selbst der Verantwortung der Analyse zu entziehen.

Hätten sich Vorstände und Händler der Landesbanken einmal ins Flugzeug gesetzt und sich vorort angesehen was sie für Schrottimmobilien kaufen, dann wäre der Deal wohl nicht zustande gekommen.

So sieht man 3A auf dem Schirm und die Welt ist in Ordnung und man braucht sich keine Gedanken zu machen was man da kauft, und wenns in die Hose geht dann kann man ja sagen, es waren doch AAA.

Ratingagenturen nehmen einem die Verantwortung für das Investment ab, insbesondere wenns dann ums juristische geht, sprich Haftung.

Stellt nun eine Ratingagentur ein Investment auf Schrott oder Scheisse , dann kann sich der oder die Verantwortlichen nicht darauf hinausreden, das es ja doch auch anderes hätte kommen können.

Sogesehen spielten die Ratingagenturen die wohl grösste Rolle in dem Spiel.

F
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Tja, es ist halt nicht damit getan als "guter Händler bzw. Portfolio-Manager" eine Anleihe mit einem gegebenen Rating am Tag X zu kaufen und dann die Scheuklappen aufzusetzen und sich danach um nichts mehr zu kümmern.

Speziell als Anleihe-Händler ist es unabdingbar sich "dauerhaft" mit der volkswirtschaftlichen Lage des Landes zu befassen, welche die Anleihe emittiert hat, die von ihm gekauft wurde.

Offensichtlich ist dies x-tausendfach nicht geschehen und das zeugt von der Qulität dieser "sogenannten Bond-Händler bzw. Portfolio-Manager".

Hochtrabende Hochschul-Abschlüsse machen noch lange keinen guten Händler aus. Aber an dieser Einstellungsmentalität seitens vieler Bankhäuser, krankt nunmehr die ganze Bankbranche.

Es wurde schlichtweg mit Unsummen Mist eingekauft.

Seitens der Politik können sich die Leute beschweren wie sie wollen.

Wenn die Rating-Agenturen bei Griechenland einen Default sehen würden, wenn es zu einem erzwungenen Roll-Over käme, so zu Recht.

Was ist es denn sonst, wenn man bei Fälligkeit einer Anleihe nicht die volle Schuldsumme zurückerhält, sondern dazu gezwungen wird die Laufzeit auf unbestimmte Zeit zu verlängern ?

Richtig - ein Default.

AAA
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ wuelle [#5]
"Die Ratings der Agenturen erzeugen eine Pseudo-Rationalität. Kredit kommt bekanntlich von credere (glauben). Der Kreditgeber verleiht Geld, in dem Glauben, dass der Schuldner zurückzahlen wird.

Die Verlagerung der Verantwortlichkeit auf eine Bewertungsagentur löst diese Glaubensfrage bzw. Glaubenskrise, die wir momentan beobachten, in keiner Weise."

Sehr schön auf den Punkt gebracht, seh ich auch so, das steckt ein sehr wichtiger Aspekt der Ursache des ganzen Problems.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#6]

"Ratingagenturen nehmen einem die Verantwortung für das Investment ab, insbesondere wenns dann ums juristische geht, sprich Haftung."

Welche Haftung? Zahlen die Agenturen die Verluste aufgrund ihrer Fehleinschätzungen?

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#9]

nein, natürlich nicht

ich meine wenn Sie als Verantwortlicher Bonds kaufen, dann müssen Sie den kauf doch rechtfertigen, irgendwie.

Geht ein Investment den Bach runter, dann hat man Probleme.

Sagt man aber, ich habe deshalb gekauft weil das Papier mit AAA geratet wurde, sind sie aus der Haftung.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#10]

Ja genau, so meine ich das auch.
Aber das geschieht eben auch nur aus diesem Grunde und nicht weil man wirklich daran glaubt dass das Rating auch ein gutes Investment verspricht, so wie es m.E. wuelle darstellt.

Hannes
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Bei vielen Fonds (z.B. mündelsicher oder Pensionsfonds) muss ein definiertes Rating der Investments eingehalten werden. Die Ratingagenturen können schon vor dem Downgrading ziemlich genau ausrechnen, wer welche Papiere aus legistischen Gründen abstoßen wird müssen.

Das vor dem Hintergrund eines "Währungskriegs" USD gegen EUR und der Wunsch nach einer europäischen Ratingagentur wird begreiflich.

Wie bei Basel 2 und 3 etc. sollen amerikanische Spielregeln gegen Europa in Stellung gebracht werden. Das Spiel kann noch lange gespielt werden, nach Portugal werdne Spanien, Italien, Frankreich folen, schön langsam "step by step" sodass die größtmögliche Wirkung erreicht werden kann.

Wo bleibt das Downgrading der USA?

AAA
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ Hannes [#12]
Wo bleibt das Downgrading der USA?

Das wird nie kommen, weil man einfach ein Upgrade des Schuldenlimits macht. ;)

"Datum 3.6.2011:
Nach der Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat auch Moody's Investors Service den USA mit einer möglichen Herabstufung gedroht. Falls es in den nächsten Wochen keine Fortschritte bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze geben sollte, könnten die USA die Bestnote "AAA" verlieren. Jedoch sprach die Rating-Agentur von einem sehr geringen Risiko. "Für den Fall, dass das Schuldenlimit erhöht und Zahlungsunfähigkeit vermieden wird, wird das 'AAA' Rating beibehalten", hieß es in einer Erklärung."
http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-06/usa-ratingagentur-abstufung

Doringo
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ Hannes [#12]

---Wo bleibt das Downgrading der USA?

die USA Ratingagenturen sind nur ein verlängerter Arm der USA Adminstration
und werden weiter Ihre Schulden mit noch größeren Schulden finanzieren

Am Tag, als der Dollar starb

http://www.youtube.com/watch?v=f-HNNWd1NYc&feature=player_embedded

wuelle
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ AAA [#13]

Wenn die US-Regierung sich selbst den Kreditrahmen ausweitet, um weiterhin mehr Geld ausgeben zu können, als man einnimmt, wird die höchste Ratingstufe beibehalten. Wird der Kreditrahmen nicht ausgeweitet, droht eine Abstufung.

Man bewerte diese Aussage mal mit dem gesunden Menschenverstand.

sbendel
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ wuelle [#15]

Du musst das im Rahmen einer invertierten Logik betrachten. Wenn man selber Geld drucken kann, dann ist ein formaler default nur möglich, wenn man sich selbst beschränkt und keine Lust mehr hat. Unseriöse Notenbankpolitk ala QEx aka money printing scheint zumindest kein formales rating issue zu sein.
Eigentlich sollte auch bei keiner weiteren Neuverschuldung es keine Probleme mit der Bedienung der existierenden geben. Nur wenn die Hälfte der Haushaltes aus neuen SChulden besteht, ist das ein Problem. Zumindest der dann folgendende Wirtschaftseinbruch ist wohl ratingrelevant. Ob auch die politische Frage, eigene Leute verhungern zu lassen und Chinesen auszubezahlen (also Schulden bedienen und zu massivst zu kürzen, oder lieber Schulden ignorieren und ein mindestmas and Leistungen zu gewährleisten) eine Rolle spielt, wer weis das schon.

Aber das ist schon ein bisschen strange das ganze.

F
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Rund 8 Billionen € beträgt die gesamte Staatsverschuldung der folgend aufgeführten EU-Mitglieder.

Nimmt man die restlichen EU-Mitglieder und deren Staatsverschuldung mit hinzu, so dürfte man unter dem Strich in etwa genausohoch verschuldet sein, wie die USA.

Aus diesen Schulden wird man -ohne einen Kapital-Schnitt in der Zukunft- nicht herauskommen.

----------------------------------------------

Deutschland: 1.128.285.000.000 € per 30-6-2011

http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanzagentur/PDF/Schuldenstand/Kreditmarktmittel_Monat/2011-06-30.pdf

----------------------------------------------

Frankreich: 1.270.110.617.820 € per 30-4-2011

http://www.aft.gouv.fr/rubrique_237/index.html

----------------------------------------------

Griechenland: 408.000.000.000 € per 31-3-2011

http://www.bankofgreece.gr/Pages/en/Statistics/externalsector/debit.aspx

----------------------------------------------

Grossbritannien: 2.299.800.000.000 GBP = 2.556.000.000.000 €

http://www.hm-treasury.gov.uk/d/psf.pdf

----------------------------------------------

Italien: 1.843.015.000.000 € per 31-12-2010
(davon Staatsanleihen 1.582.700.500.000 €)

http://www.dt.tesoro.it/en/debito_pubblico/_link_rapidi/debito_pubblico.html

----------------------------------------------

Portugal: 164.348.000.000 € per 31-5-2011

http://www.igcp.pt/gca/?id=86

----------------------------------------------

Spanien: 566.003.000.000 € per 31-5-2011

http://www.tesoro.es/doc/EN/home/estadistica/01i.pdf

----------------------------------------------

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ Paljusevic, Franjo [#17]

Jeder Staat ist massiv verschuldet.

Nun wissen wir doch, das jedem Schuldner auch ein Gläubiger gegenübersteht. Dies sind andere Staaten und auch Privatpersonen.

Die Privatvermögen sind insofern aufgeteilt das insbesondere in den USA 90% des Vermögens weniger als 10% der Bevölkerung gehört. Eine Struktur welche ja auch in Europa incl. Deutschland angestrebt wird.

Die langsame Verarmung des Mittelstandes in Deutschland ist ja keine Fiktion mehr.

Was passiert, wenn keine neuen Schulden gemacht werden? Die Gläubiger wollen Geld sehen. Das heisst es dürften dann in erster Linie Vermögenswerte zu Geld gemacht werden.

Das heisst Immobilien, Aktien, Sachwerte usw.

In einer solchen Phase werden dann alle Assetklassen in Mitleidenschaft gezogen.

Dies würde bedeuten, das die Zinsen am langen Ende steigen und die Sachwerte im Preis verfallen.

Eine Deflation wäre die Folge.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#18]

Du meinst, dass bei einer hohen Verschuldung am Ende die Zahlungsmittel der Schuldner im Wert steigen werden?

wuelle
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ sbendel [#16]

Steht AAA etwa für amerikanische Anleihen abstossen?

F
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#18]

Man darf meine Erachtens diese Problematik nicht mehr auf einzelne Staaten begrenzt betrachten.

Eine Deflation, wie es sie beispielsweise in den 1930ern gab, ist kein Massstab für die heutige Zeit.

Damals wurden Schulden in einer "goldgedeckten Währung" angehäuft. Jede 100 US-$ neuer Schulden waren gleichzusetzen mit rund 3 Unzen Gold.

Das Problem an der goldgedeckten Währung ist nun, dass die Goldreserven die zur Deckung bereitstehen "begrenzt" sind und ab einem gewissen Punkt eine Überschuldung offen zu Tage tritt - will heissen, die Geldmenge muss wieder in den Rahmen der Golddeckung zurückgeführt werden.

Diese Praxis hat in den 1930ern logischerweise eine Deflation ausgelöst, da zwangsläufig alles zu Geld bzw. Gold gemacht werden musste, um die Schulden abzubauen, da allerdings ein Grossteil des Kapitals verbraucht war und durch die Golddeckung kein unbegrenzt neues geschaffen werden konnte -im Gegensatz zu heute-, fielen die Preise für Assets entsprechend dem Gesetz von Angebot und Nachfrage immer weiter.

Heute sieht die Sachlage ganz anders aus. Geld wird unbegrenzt geschaffen.

Geldpolitische Straffungsmassnahmen wie beispielsweise in China oder Indien verpuffen wirkungslos und die Erhöhung der Einlagen- und Kreditzinsen dämpfen keineswegs den Konsumhunger der Bevölkerung.

Ganz im Gegenteil. Sparguthaben werden noch rentabler und diese Sparguthaben werden zu einer gewissen Zeit ebenfalls zum Konsum verwendet.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#19]

Nein, nicht am Ende

aber bevor es zur Inflation kommt, wird es wohl eher zu einer Deflation kommen.

Die Überlegung ist einfach die, was passiert wenn Geld knapp wird. Die Zinsen steigen und die Schuldner wollen ihr Geld.

Was tut man dann, man verkauft was man an liquiden Mitteln hat.

Das ist doch der erste logische Schritt.

Man geht primär immer von einer Megainflation aus, welche am Ende wohl auch kommen wird, aber vorher wirds wohl eher Deflationär.

Aber das ist nur ein Gedankengang meinerseits.

F
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Wie war es denn in den 1980er Jahren, als sich der DDR-Tourist mit dem BRD-Touristen in sagen wir einmal Ungarn oder Bulgarien traf ?

Der BRD-Tourist wechselte 100 DM in Forint oder Leva und kaufte sich was er wollte ohne weiter darüber nachzudenken.

Der DDR-Tourist hatte nur ein begrenztes Tages-Kontingent von 20 - 30 DDR-Mark zur Verfügung, dass er bereits in der DDR in Forint oder Leva gewechselt hatte und musste nun mit dieser geringen Menge den Urlaubstag verbringen.

Man muss die Verschuldungsproblematik global betrachten.

Inflation wird im schlimmsten Falle importiert.

Will sagen, beispielsweise Deutschland stellt weltweit stark nachgefragte Produkte her und die steigende Kaufkraft seitens China oder Indien fragt diese Produkte verstärkt nach, so wird auch hierzulande dadurch das Preisniveau steigen, weil stärkere Gewinne der Unternehmen höhere Löhne nach sich ziehen etc.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ Paljusevic, Franjo [#23]

Interessante Diskussion, deshalb liebe ich dieses Forum.

Inflation wird im schlimmsten Falle importiert.

Also wenn ich jetzt Deiner Logik folge dann führt steigende Nachfrage aus dem Ausland zu steigenden Preisen.

Also, wenn ich als Land mehr Exportiere als ich Importiere, erreiche ich einen Handelsbilanzüberschuss. Dieser Überschuss führt dazu das meine Währung fester wird.

Eine feste Währung hingegen führt dazu, das die Importe billiger werden. Ich zahle weniger für Benzin, Lebensmittel usw.

Das Leben wird billiger, die Inflation sinkt, der Bürger kann sparen und die Zinsen fallen.

Fallende Zinsen und eine starke Währung hingegen veranlassen Investoren im Inland zu investieren.

Für mich ist eine feste Währung das wichtigste in einer Volkswirtschaft. Die DM hat es uns doch gelehrt.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#24]

"Für mich ist eine feste Währung das wichtigste in einer Volkswirtschaft."

Aber nur in einer Exportwirtschaft. In einer Konsumwirtschaft Handelsbilanzdefizit geht das gar nicht. Man muss mehr ausgeben als man einnimmt, ergo mehr Währung drucken. Au0erdem ist es schlechterdings nicht möglich, dass alle einen Handelsbilanzüberschuss haben. Man hat also immer die "die auf Pump leben" und die muss man eben hegen und pflegen.
Im Grunde war die Erweiterung der EU auf die "Pumper" doch bloß die Sicherung von Absatzmärkten innerhalb der EU ohne Währungsrisiko. Das kostet jetzt leider früher als erwartet seinen Preis.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#25]

m Grunde war die Erweiterung der EU auf die "Pumper" doch bloß die Sicherung von Absatzmärkten innerhalb der EU ohne Währungsrisiko.

Absolut Richtig

und aus diesem Grund sind es auch immer die Gleichen die nach dem Euro schreien. /Siehe die grosse Anzeige von 50 Unternehmen in der Bild.

Durch den Rettungsschirm bleibt es beim lockeren verdienen ohne Risiko.

Betrachte mal den Dax (innere Struktur) und den Eurostoxx50. Hier liegt die Differenz bei satten 20% und das nur weil im Dax die Exportwerte stärker gewichtet sind als im Stoxx50.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#26]

und aus dem Grund behalten die USA auch ihr Rating, denn um weiter locker verdienen zu können muss man eben so tun als ob der Dollar noch was wert ist. Solange man die verdienten Dollar auch gleich in was Brauchbares tauscht (Investment z.B. in Sachwerte / Produktionsanlagen / Waffen) hat man ja auch kein Währungsrisiko und kann fröhlich weiter machen. Anleihen kaufen nur die Naiven oder wenn es nötig wird den Kunden weiter zu peppeln. Das machen dann aber die Staaten in den denen die Produzenten sitzen, die den "Pumper" als Kunden brauchen. Der Normalbürger bezahlt seinen Arbeitsplatz über die Steuern mit denen der "Pumper" durch Anleihenkauf gepäppelt wird und wird dadurch gerade mal so über Wasser gehalten während die Konzerne und deren Bosse sowie die Päppler/Politiker den Reibach einsacken. Die Bosse gleich und die Politiker später über Pöstchen beim dankbaren Konzern.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#25]

Sorry, aber ich habe in der Argumentation noch was vergessen.

Das was übersehen wird ist die Tatsache, das hiesiges Kapital in die vermeintlichen lukrativen Anlagen in Griecheland, Portugal usw. geflossen ist, was unserer hiesigen Wirtschaft ja entzogen wurde.

Eine Bank legt lieber zu 11% oder mehr in ein Land an, als sich das mühsame Kreditgeschäft anzutun.

Früher hatte man ja das Risiko der Abwertung.

Heute ist der Zins nun auch garantiert und die Rückzahlung ebenfalls (Rettungsschirm).

So entziehen sich die Banken immer mehr ihrer eigentlichen Funktion.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Na also:
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:schuldenkrise-banken-pfeifen-auf-s-p-urteil-zu-griechen-pleite/60075415.html

Man kann ja ganz ruhig bleiben unterm Rettungsschirm. Da braucht es dann auch keine Ratings als Haftungsversicherung.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#25]

dass alle einen Handelsbilanzüberschuss haben

Klar geht das nicht, aber es gibt Länder wie Österreich, Finnland, Niederlande die das in der Vergangenheit gegenüber der DM immer hatten.

Bei den andern Ländern gab es die Abwertung um die Diskrepanzen zu regulieren.

Haben Sie jemals was von einer Schillingkrise, oder einer Guldenkrise gehört? Nein, aus diesem Grund wäre der Euro eine tolle Sache, wenn man sich auf die Länder beschränkt hätte die ökonomisch identisch sind.

Der Euro ist ein toller und fortschrittlicher Gedanke, nur die Umsetzung so wie wir sie haben ist Idiotisch und eine Katastrophe für unser Land.

Von den Eurobeführwortern höre ich immer nur, das geht nicht, das kann man nicht usw.

Ein klares Konzept wie die Problematik gelöst wird habe ich bis dato nicht gehört.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#30]

Ein klares Konzept war doch, dass man keine Bail-Outs macht.
Aber dass die Amis die EU-Päppler mit dem Schmuggel der Giftpapiere mit AAA Schildchen an den Rand der finanziellen Leistungsfähigkeit bringen und später dank Hilfe der Ratingagenturen, in den Schwachpunkt der Eurozone bohren, weil sie wissen dass, sicher wieder gepäppelt wird und der Euro für den Dollar erschwinglich bleibt, hätten die Päppler nicht gedacht. Die Amis haben schließlich sicher auch keinen Bock auf ewig der abhängige Schuldner der anderen zu bleiben. Man braucht immer ein gutes Druckmittel, wenn man schon auf Pump leben muss, der Entnazifizierungsbonus langsam schwindet und good old Europe vielleicht zu stark wird.
Ups, sorry, Verschwörungstheorie, aber irgendwie drängt sich mir das auf.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#31]

Wirst lachen, aber diese Gedanken sind mir auch schon mehrmals durch den Kopf gegangen.

Um sich die Kontrolle über ein Land zu sichern, muss man es in eine Abhängigkeit bringen und das geht über Verschuldung.

Habe mich immer gefragt warum Länder mit hohen Ölvorkommen wie Nigeria, Venezuela, Irak usw. absolut verarmte Länder sind.

Man treibt sie in die Schuldenfalle und bedient sich dann der Recourcen als Sicherheit.

Ich bin mir sicher, das ein Europa auf solider ökonomischer Basis ein Greul für die AMIS wäre, und der Euro den Dollar als Weltwährung abgelöst hätte.

Im übrigen liegen die Renditen bei den 4 jährigen Bonds in Portugal bei knapp 17%.

Obwohl ich ein Gegener der derzeitigen Eurozone bin, bin ich echt geneigt mir ein paar Griechen und Portogiesen ins Depot zu legen.

Wenn auf irgendwas wirklich verlass ist, dann ist es die Blödheit unserer Politiker.

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ benedikt54 [#32]
"dann ist es die Blödheit unserer Politiker"

Ja, aber die ändern manchmal auch Gesetze rückwirkend wenn es denen in den Kram passt. Bis man dann die Klage durchgebracht hat...
Ich spekuliere nicht auf Politik. Zu unberechenbar.

benedikt54
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ gautama2 [#33]

Ich auch nicht, wahr und ist halt immer so ein Gedankenspiel, nur mein Magen sagt nein, und ich höre auf meinen Magen.

Das ist zwar nicht logisch, aber in der Vergangenheit wars immer richtig, und wenn ich dagegen gehandelt habe wars immer teuer.

Im übrigen, die Spreads sagen die Wahrheit und die ist grausam.

Italian/German 10 year bond spread widens to 224 bps

Ufomeldestelle
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

"Nützliche Lehren

Man muß mit den Wölfen heulen. Das heißt: Wenn man zu unvernünftigen Leuten kommt, muß man auch unvernünftig tun, wie sie."

(Schatzkästlein, Johann Peter Hebel, um 1815, allerdings aus dem Zusammenhang gerissen)

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

Die USA behält ihr Triple A, aber die einzelnen Bundesstaaten können sehr wohl herabgestuft werden.

Fitch stuft US-Staat Minnesota herab

Die schwierige Haushaltslage der Bundesstaaten ruft in den USA die Ratingagenturen auf den Plan: Minnesota drücken milliardenschwere Schulden. Mehr als die Hälfte der Staatsbediensteten wurde in den Zwangsurlaub geschickt.

http://www.ftd.de/politik/international/:verlust-von-triple-a-fitch-stuft-us-staat-minnesota-herab/60075823.html

AAA
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

@ sbendel [#16]
"invertierten Logik"

Das ist ein cooler Begriff!

@ Paljusevic, Franjo [#21]

"Das Problem an der goldgedeckten Währung ist nun, dass die Goldreserven die zur Deckung bereitstehen "begrenzt" sind und ab einem gewissen Punkt eine Überschuldung offen zu Tage tritt - will heissen, die Geldmenge muss wieder in den Rahmen der Golddeckung zurückgeführt werden."

Ich bin kein Verfechter der goldgedeckten Währung, aber dieser Kritikpunkt, es gäbe ja nicht genügend Gold, um das viele Geld zu decken, ergo ist goldgedeckten Währung nicht möglich, ist für mich nun klar - nach sbendel - als "invertierten Logik" zu betrachten.

Denn der Witz einer goldgedeckten Währung, wäre ja, dass das Gold einfach mehr Wert wird, je mehr Geld geschöpft wird, ganz einfach. Es braucht doch nicht mehr Gold, wenn mehr Geld geschöpft wird, das vorhandene wird einfach mehr wert... das will "man" aber nicht, so einen "Wertmesser"...

@ benedikt54 [#18]

"Deflation"

Da müsste aber weiter sehr viel produziert werden, damit etwas deflationiert. Ich kann mir Deflation sehr schwer vorstellen. Vielleicht in einzelnen Dingen, aber eine breite Deflation, wie man das von einer Inflation gewohnt ist. Aber vllt fehlts mir da nur an Phantasie? Ich denke eher, dass "reale Werte", die im Leben wirklich etwas bedeuten "nie" deflationieren, aber eben Dinge, die man nicht braucht, wenn es mal wieder durch ordentliche Krisen geht.

zentrader
Mitglied seit 11 Jahre 1 Monat

...US Rating Agenturen - so geht man mit ihnen um, wenn's eng wird:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,778485,00.html

ciao,
zentrader

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich