Geldvermögen über 4,2 Bio. Euro: Anhaltende Aktien-Abstinenz
Geldvermögen über 4,2 Bio. EUR: Anhaltende Aktien-Abstinenz
Von Bernd Sprenger
Die Bank - Auf 4,26 Bio. EUR stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland zum Jahresende 2005. Nie zuvor erreichte das Anlagevolumen einen derart hohen Wert. Die Sparquote ist im historischen Vergleich freilich eher niedrig.
Gegenüber dem Vorjahr nahm das Geldvermögen per Ende 2005 um gut 4 % zu. Dabei kam es 2005 zu keinen grundlegenden Verschiebungen in der Struktur. Den stärksten Zuwachs verzeichnete das Investmentfondssparen mit 12 % von 462 Mrd. auf 516 Mrd. EUR. Investmentfonds sind die Erfolgsstory der vergangenen 15 Jahre. Ihr Anteil am Geldvermögen erhöhte sich seit 1991 von 4,2 auf 12,1 % . Kein anderes Anlageprodukt in der Geldvermögensstatistik weist ähnlich hohe Wachstumsraten auf. Da Fondssparpläne für einen langfristigen und zugleich flexiblen Vermögensaufbau gut geeignet sind, können Investmentfonds auch künftig von der Gunst der Anleger profitieren.
Merklich gesunken ist dagegen das Interesse an festverzinslichen Wertpapieren. Der Bestand verminderte sich im vergangenen Jahr von 431 Mrd. auf 411 Mrd. EUR. Angesichts des sehr niedrigen Zinsniveaus am Kapitalmarkt ist der Rückgang nicht verwunderlich. Immerhin lag die Umlaufrendite für festverzinsliche Wertpapiere 2005 im Mittel nur bei 3,1 % - und damit noch unter dem Niveau der klassischen Goldwährung vor 1914.
Die Geldanlage bei Banken - hierzu gehören neben Spareinlagen, Sparbriefen und Termingeldern auch Bargeld und Sichteinlagen - nahm zwar nominell um 44 Mrd. EUR auf insgesamt 1.492 Mrd. EUR zu, sank jedoch anteilmäßig von 35,5 auf nur noch 35,0 %. Damit steht diese heterogene Anlagegruppe zwar nach wie vor auf Platz 1, ist jedoch kontinuierlich auf dem Rückzug. Immerhin betrug der Anteil 1991 noch 46 % des Geldvermögens der privaten Haushalte .
Altersvorsorge im Aufwärtstrend
Weiter gestiegen sind die Anlagen bei Versicherungen (insbesondere Lebensversicherungen) einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds, berufsständischen Versorgungswerken und Zusatzversorgungseinrichtungen. Sie betragen inzwischen 1.103 Mrd. EUR, das sind knapp 26% des gesamten Geldvermögens. Da die private Altersvorsorge in Zukunft einen höheren Stellenwert bekommen dürfte als bisher, ist für die kommenden Jahre anhaltendes Wachstum anzunehmen. Unter Berücksichtigung der Pensionsrückstellungen (5,7 %) bezieht sich bereits rund ein Drittel des Geldvermögens der privaten Haushalte dezidiert auf die Altersvorsorge. Freilich dürften darüber hinaus auch Teile der übrigen Geldanlagen von den Bürgern für den Ruhestand vorgesehen sein.
Geblieben ist die Risikoscheu der Deutschen. Die Anlage in Aktien betrug Ende 2005 nur 283 Mrd. EUR oder 6,6 % des gesamten Geldvermögens. Ein Jahr zuvor waren es 246 Mrd. EUR. Die Zunahme geht nicht auf vermehrtes Aktiensparen zurück, sondern sie ist vor allem eine Folge der am Jahresende 2005 höheren Bewertung der Aktien im Vergleich zu Ende 2004. Offensichtlich hat die Mehrheit der Deutschen den Kursaufschwung an den Aktienmärkten verschlafen.
Wie groß die Risikoscheu ist, wird deutlich, wenn die als "sicher" geltenden Anlagen bei Banken, bei Versicherungen, in festverzinslichen Wertpapieren, aus Pensionsrückstellungen und Teile der Investmentfonds addiert werden: Es sind über 80 % des Geldvermögens. Aktien und Anlagen in sonstigen Beteiligungen sowie die Vermögensbestände der Investmentfonds, die in Aktien investiert sind, kommen zusammengenommen nicht einmal auf 20 %.
Je Einwohner 51.700 EUR Geldvermögen
Im statistischen Durchschnitt entfiel auf jeden Einwohner Deutschlands Ende 2005 ein Geldvermögen von etwa 51.700 EUR, darunter Bargeld, Sicht- und Spareinlagen, Termingelder und andere Geldanlagen bei Banken in Höhe von etwa 18.100 EUR . Die Ansprüche aus Lebensversicherungen, an Pensionskassen und Pensionsfonds usw. summierten sich im Durchschnitt auf rund 13.400 EUR pro Person. Auf Aktien entfielen Ende 2005 nur etwa 3.400 EUR, auf Investmentfonds immerhin zirka 6.300 EUR. Diese Zahlen geben freilich keine Auskunft über die recht ungleichmäßige Vermögensverteilung in der Bevölkerung.
Zieht man vom Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland die Schulden ab - nach Angaben der Deutschen Bundesbank betragen die Kredite und sonstigen Verbindlichkeiten knapp 1,6 Bio. EUR - bleibt unter dem Strich ein beachtliches "Nettogeldvermögen" von fast 2,7 Bio. EUR. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der überwiegende Teil der Kredite, insgesamt über 1 Bio. EUR, für den Wohnungsbau aufgenommen wurde. Diesem Teil der Schulden stehen demnach in beträchtlichem Umfang Immobilienwerte gegenüber, die bei einer Betrachtung des gesamten Vermögens der Bundesbürger zu berücksichtigen sind.
In den vergangenen 15 Jahren sind die Ersparnisse der Deutschen nicht nur absolut, sondern auch in Relation zum Einkommen kräftig gestiegen. 1991 betrug das Geldvermögen der privaten Haushalte, so die Bundesbank, rund das Doppelte des verfügbaren Einkommens. Bis Ende 2005 nahm es auf gut das 2,8-fache zu.
Dabei schwankte in diesem Zeitraum die Sparquote, d.h. die jährliche Ersparnis in Prozent des verfügbaren Einkommens, zwischen 12,9 % (1991) und 9,2 % (2000). Mit 10,7 % wurde 2005 eine im historischen Vergleich eher niedrige Sparquote festgestellt. Immerhin lag die Sparquote der privaten Haushalte in den 1980er Jahren im Durchschnitt bei über 13 und in den 1970er Jahren sogar bei mehr als 14 %.
Dr. Bernd Sprenger ist geschäftsführender Gesellschafter der Schwarz & Sprenger Agentur für Öffentlichkeitsarbeit GmbH, München.
(Quelle: http://www.die-bank.de/index.asp?issue=102006&art=503)