F
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Gründe, weshalb es nicht zu einem Irak-Krieg kommen wird

Grüsse Euch !

Das soll nicht allein Wunschdenken meinerseits sein. Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen ist wohl auf folgenden Grund zurückzuführen:

Durch die Streiks in Venezuela kann die US-Versorgung mit Venezuelanischem Rohöl nicht aufrechterhalten werden. Tanker brauchen 5 Tage von Venezuela zu den Zielpunkten in den USA, verglichen mit 5 Wochen bei Einfuhr aus Nahost.

Wenn sich die Lage nun in Venezuela beruhigt ? Der Ölpreis fällt in den darauffolgenden Tagen wieder.

Die Irakkrise ist in einer anderen Kategorie zu sehen. Ein Alleingang der USA gegen den Irak führt sicherlich nicht dazu, dass die arabischen Länder sich alle auf die Seite der USA schlagen, eher im Gegenteil. Damit hätten wir dann eine gespaltene Arabische Liga. Die OPEC besteht zum größten Teil aus arabischen Ländern.

Zerstreiten sich in Folge eines Angriffs der USA die arabischen Länder, so ist kaum vorhersehbar, wie sich die OPEC verhalten wird, welche Länder gegen welche Länder Embargos verhängen und welche Lösung für den Konflikt erzielt wird. Sicher ist dann nur eines: Solche Unruhen führen zu einem weiteren sprunghaften Anstieg des Ölpreises.

Und das können die USA in ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation ganz und gar nicht gebrauchen. Ein hoher Ölpreis erstickt bekanntlich jegliche konjunkturellen Aufschwungversuche. Die USA benötigen einen niedrigen Ölpreis, um die eigene Konjunktur anzukurbeln und somit aus der aktuellen Rezession herauszukommen.

Durch einen Alleingang ist das also nicht machbar. Die USA brauchen zumindest die Unterstützung der UN. Dann ist zu hoffen, dass sich zumindest die Mehrzahl der arabischen Länder ebenfalls gegen den Irak stellt.

Idealerweise würden sich die USA dann einen schnellen Feldzug gegen Bagdad wünschen. Es wird an dessen Ende ein westlich-orientiertes Regime eingesetzt. Das Embargo von 1990 könnte vollständig aufgehoben werden und das irakische Öl kann wieder reichlich exportiert werden. Der Ölpreis würde demzufolge sinken.

Also: Ein schneller Sieg gegen den Irak mit der Unterstützung der UN führt zu einem fallenden Ölpreis und kurbelt dadurch die Konjunktur an. Je länger der Krieg jedoch dauern würde, desto eher könnten sich dann andere arabische Länder auf die Seite des Iraks schlagen. Insbesondere, wenn die UN sich nicht hinter die USA stellen.

Damit gibt es drei Unsicherheitsfaktoren, die, jeder einzeln, zu einem steigenden Ölpreis führen würden: Erstens: Stellt sich die UN hinter die USA? Zweitens: Gelingt ein schneller Sieg? Drittens: Wie verhalten sich die anderen arabischen Länder?

Es wird meiner Einschätzung nach nicht zu einem Krieg kommen. Der Machthaber in Baghdad ist sich des imensen Risikos bewusst, so dass er im Zweifelsfalle "jede" Bedingung akzeptieren werden wird.

Ich möchte nochmals wiederholen, dass Milosevic 1999 mit der "Sturkopf" Politik gescheitert ist.

Viele Grüsse

Euer

Franjo

Geschrieben von F am
newstrader.
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@ Franjo

Hallo!

Der Ansatz Deiner Analyse klingt nicht schlecht, aber ich glaube Du vernachlässigst da ein paar Faktoren:

1. Wozu brauchen die USA die Unterstützung der ständigen Mitglieder der Vereinten Nationen? Militärisch sicher nicht! Moralisch? Saddam ist ein Diktator! Jetzt schreien alle auf, aber wenn er erst mal weg ist, wird ihn keiner vermissen, zumindest nicht vordergründig.

2. Zitat von G.W.B: "Wenn die U.N. nicht in der Lage ist, die 'Bedrohung' aus Bagdad zu beseitigen, dann ist sie irrelevant!" Das ist schon ein starkes Stück. Aber hinzu kommen kompatible Äußerungen aller Mitglieder der US-Administration. Außerdem hatten die USA noch nie Problem damit, andere U.N.-Mitglieder auf Ihre Seite zu ziehen: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Das zieht! Des weiteren ist G.W.B. dafür bekannt, daß er kein Problem damit hat, internationale Abkommen und Verträge zu ignorieren, wenn es ihm nutzt! Von der Seite also kein Hindernis!

3. Der Ölpreis wird nicht von der OPEC hochgetrieben. Das können sich die Mitglieder gar nicht leisten, da sie entweder mittelbar oder unmittelbar (wie etwa Saudi Arabien) von den USA abhängig sind und befürchten müßten, selbst ins Visir des "Krieges gegen den internationalen Terrorismus" zu geraten. Abgesehen davon gibt es Länder wie etwa Rußland, die davon nur profitieren würden!

4. Man sollte die USA nicht unterschätzen: Vor dem Afghanistan-Krieg hieß es: Die Amerikaner werden im Hindukusch aufgerieben! Das sei nicht ihr Terrain! Dort können sie nicht siegen! - Die Realität sah anders aus! Die Amerikaner wissen ganz genau was sie im Irak erwartet. Saddam Hussein zu besiegen dürfte bei alldem das geringste Problem sein. Die Probleme entstehen erst dann, wenn er weg ist und man sich um einen Trümmerhaufen eines ehemaligen Staates kümmern muß! Die Amerikaner kommen nicht als Befreier in den Irak! Aber soweit scheint in Washington niemand zu denken, für sowas hat man ja die europäischen 'Freunde' ;-))

Meine Einschätzung daher: Es wird zu einem dritten Golfkrieg kommen. Im Frühjahr 2003. Nun ja, wir werden sehen!

Gruß!

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