Grundwissen: Platin und Palladium
Platin & Palladium: Grundwissen & Produktionsdetails
Vom „kleinen Silber“ zum gefragten Rohstoff
Lange Zeit wurde der Wert von Platin nicht erkannt. Die Spanier, die es bei der Goldwäsche fanden, nannten es abwertend platina (was soviel wie „kleines Silber“ bedeutet) und warfen es wieder in die Flüsse. Erst im Jahre 1750 wurde es von den Briten William Watson und William Browning eingehend charakterisiert, und 1783 entwickelte der Franzose Guyton de Morveau ein industrielles Schmelzverfahren, um reines Platin zu gewinnen. Im 19. Jahrhundert entdeckten Wissenschaftler bei näherer Untersuchung, dass in Platin noch andere Metalle enthalten sind, die in der Literatur als PGM (Platingruppenmetalle) bezeichnet werden. Die PGM (Osmium, Iridium, Palladium, Rhodium, Ruthenium) kommen meist in gediegenem Platin vor. Vorkommen in der Natur Platin kommt in der Natur fast nur gediegen und meist zusammen mit den übrigen Metallen der PGM vor. Als gediegen bezeichnet man Mineralien, die in der Natur als Reinform, also nicht in Verbindung mit anderen Elementen vorkommen. Es tritt mit etwa derselben Häufigkeit wie Gold (0,005 g/t) auf, jedoch muss der Platin-Gehalt in abbauwürdigen Lagerstätten um ein Vielfaches höher sein. Platin und die anderen PGM fallen vor allem als Nebenprodukt bei der Kupfer- und Nickelproduktion an. Die ersten größeren Platinfunde kamen aus Kolumbien, 1819 wurde Platin in Russland entdeckt, und bis zum Jahre 1920 kamen mehr als 90 Prozent der weltweiten Förderung aus diesem Land. Im Jahre 1925 wurden die ersten Platinfunde in Südafrika gemacht.
Förderung
In der heutigen Zeit kommen über drei Viertel der weltweiten Produktion aus Südafrika, hier liegen auch ca. 90 Prozent der bekannten Reserven. Mehrheitlich kommt die Produktion aus dem Bushveld Igenous Complex (BIC), der aus drei (riesigen) abbaubaren Erzkörpern mit einer Größe von 66.000 Quadratkilometern besteht; der PGM-Gehalt des Erzes liegt hier zwischen vier und sieben Gramm je Tonne. Entstanden ist dieser Komplex vor Jahrmillionen, als flüssiges Magma in die Erde eindrang und sich während der Abkühlung des Magmas Chromit- Kristalle bildeten. Diese sanken aufgrund ihrer hohen Dichte zusammen mit PGM-reichen Sulfidtropfen zu Boden und lagerten sich dann im Laufe der Zeit zu Erzkörpern ab. Neben der PGMGruppe wird dort auch noch Nickel, Silber und Gold gewonnen. Die beiden bedeutendsten Platinproduzenten der Welt, die Impala Platinum und Anglo Platinum, fördern in diesem Gebiet.
Produktion
Der zweitwichtigste Produzent Russland besitzt lediglich einen Marktanteil von 13,2 Prozent, die marktbeherrschende Stellung dort hat die Firma Norilsk Nickel. In den letzten Jahren hat die Platin- Produktion ständig zugenommen, und zur Deckung der Nachfrage wurden immer weniger Lagerverkäufe benötigt. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, so ist im nächsten Jahr zum ersten Mal seit vielen Jahren mit einem Überangebot zu rechnen. Zunehmende Bedeutung für die Angebotsseite erhält auch die Rückgewinnung von Platin aus ge- brauchten Katalysatoren (unter Nachfrage erfasst).
(Quelle: Deutsche Bank)
Verwendung von Platin
Das Haupteinsatzgebiet für Platin ist nach wie vor die Katalysatorherstellung für Kraftfahrzeuge (42,3 Prozent). Dies liegt an der sehr guten katalytischen Eigenschaft von Platin, das sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff und andere Gase im aktivierten Zustand bindet. So werden beim Drei-Wege-Katalysator Kohlenmonoxid in Kohlendioxid und Kohlenwasserstoff zu Kohlendioxid oxidiert und Stickstoffoxid zu Stickstoff reduziert. Kurzfristig profitiert Platin auch davon, dass die preisgünstigeren Palladium-Katalysatoren für die Dieseltechnik noch nicht marktreif sind. Weitere katalytische Anwendungen finden sich in der Chemie (5,4 Prozent), wo Platin für eine Reihe von Herstellungsprozessen verwendet wird (z.B. Ammoniumnitrat) und in der Petrochemie (2,3 Prozent), wo mit Hilfe von Platin-Katalysatoren schwere Fraktionen des Erdöls in leichtere konvertiert werden.
Schmuckindustrie
Zweitwichtigster Abnehmer von Platin ist die Schmuckindustrie (34 Prozent). Trotz des sehr hohen Schmelzpunktes von 1768 °C ist Platin ein sehr gut zu verarbeitendes Material. Es lässt sich zu sehr dünnen Folien von 0,0025 mm walzen oder zu einem Draht mit einem Durchmesser von 0,001 mm ziehen. Bereits im 18. Jahrhundert kamen Platin und Platinlegierungen wegen des schönen silbrigen Glanzes und der hohen Polierbarkeit in Mode. Mit einer Härte von 4,3 Mohs ist Platin stabiler als Gold und wird daher auch sehr oft für Schmuckfassungen oder für Präzisionsuhrwerke genutzt. Obwohl in den letzten beiden Jahren die Nachfrage nach Platin in der Summe stark abgenommen hat und man eine allgemeine Substitution durch Palladium vermuten könnte, trifft dies nur bedingt zu. Während der Absatz in Japan und dem Rest der Welt (speziell China) um knapp 8 Prozent auf insgesamt 61 Tonnen fiel, blieb er in Europa mit 5,3 Tonnen und in den USA mit 9,6 Tonnen unverändert.
Elektroindustrie
In der Elektroindustrie (4,3 Prozent) werden Platin und Platinlegierungen vielfach für Elektroden, Sensoren oder bei der Herstellung von Computerkomponenten eingesetzt. Ohne den Einsatz von Platin/Rhodium- Legierungen wäre die Herstellung von Glasfasern, LCD-Displays oder hochwertiger Glaskeramik nicht möglich. Zusammengefasst wird dieser Bereich unter der Rubrik Glas (3,7 Prozent). Die Geldanlage (0,1 Prozent) in Platin ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen und spielt momentan mit einem Anteil von 0,2 Tonnen kaum noch eine Rolle. „Hoffnungsträger“ ist mit einem aktuellen Anteil von 0,1 Prozent die noch unbedeutende Brennstoffzellen-Produktion, die bis zum Jahre 2015 jedoch bereits 10 Prozent der Platin-Produktion abnehmen soll. Im Jahre 1962 wurde die für die Medizin sehr bedeutende Entdeckung gemacht, dass Platin die Fähig- keit besitzt eine Zellteilung zu verhindern. Seit dieser Zeit sind eine Reihe von Platin-Krebsmitteln entwickelt worden. Aufgrund der sehr guten Bioverträglichkeit kommt Platin auch in vielen medizinischen Geräten (z.B. im Herzschrittmacher) zum Einsatz.
Börsenhandel
Platin wird an der New York Mercantile Exchange (Abteilung: COMEX, Futures und Optionen), dem Chicago Board of Trade (Futures), dem London Platin and Palladium Market (Cash und Forwards) und der Tokio Commodity Exchange (Futures) gehandelt.
Ausblick und Fazit
Von Ende Oktober 2001 bis zum Februar 2004 konnte sich der Platinpreis weit mehr als verdoppeln. Das relativ knappe Angebot, sowie spekulative Fondskäufe stützen die Aufwärtsbewegung. Im nächsten Jahr könnte zum ersten Mal das Angebot die Nachfrage übersteigen. Die Nachfrage im nächsten Jahr im Bereich der Auto-Katalysatoren dürfte, speziell in Europa, weiter steigen, da Palladium-Katalysatoren für Diesel-Fahrzeuge noch nicht marktreif sind. In der Industrie gibt es ebenfalls zu Platin keine Alternativen, so dass bei wachsender Wirtschaft auch in diesem Bereich mit steigender Nachfrage zu rechnen ist. Daher wird es auf der Nachfrageseite maßgeblich davon abhängen, ob sich der Trend in der japanischen und chinesischen Schmuckindustrie fortsetzt, verstärkt Palladium anstelle von Platin einzusetzen. Insgesamt überwiegen im Platin momentan eher die Risiken, so dass mit einer Abwärts- oder Seitwärtsbewegung zu rechnen ist.
(Quelle: Deutsche Bank AG)
Platin hat Palladium vorerst noch immer was voraus
F.A.Z. (29.08.05) - Palladium war einst eine feine Sache.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: Frankfurter Allgemeine Zeitung /Text: @mho / http://www.faz.net)
@ Richard Ebert
Das ist mal ein Thread nach meinem Geschmack. Solch Hintergrundinformationen sind sehr hilfreich.
Gruß
Henning
Platin
Die Kostenprogression
Die Kosten der Platinminen steigen weiter, während der Platinpreis sich in den vergangenen zwei Monaten kaum noch verändert hat. Seit seinem Höchststand im vergangenen Jahr war er zunächst kräftig gefallen. Inzwischen erreicht er wieder das Niveau von 2004. Da Platin zum überwiegenden Teil (mehr als 75%, im sog. Bushveld allein 70%) aus Südafrika kommt, sind Lohnforderungen der südafrikanischen Minengewerkschaft NUM sowie die Stärke bzw. Schwäche der südafrikanischen Währung von entscheidender Bedeutung. Gerade waren 110.000 Minenarbeiter im Ausstand, um schließlich eine Lohnerhöhung von mehr als 6% durchzusetzen. Da die Lohnkosten im Schnitt immer noch 50% der Gesamtkosten ausmachen, führt allein dies zu einer Kostensteigerung um 3%. Wichtiger noch ist die Entwicklung des US Dollars. Fällt der US Dollar gegenüber dem Rand, so fallen auch die Erlöse der Minen, da alle Produkte des Platinkomplexes in US Dollar abgerechnet werden, während die Kosten in Rand weiterlaufen. Wie heute in der Analyse von Impala dargestellt, fallen die Erlöse der Minen mit dem US Dollars sogar überproportional. Seit einigen Monaten kam jedoch erfreuliche Entlastung von der Dollarfront, da die US-Währung seit Jahresanfang stark gestiegen war. Deshalb fielen auch die letzten Quartalsergebnisse der Platinminen gut aus. Inzwischen fällt der Dollar aber wieder und führt nun, zusätzlich zu den Kostensteigerungen, zu überproportionalen Erlösminderungen. Das sollte früher oder später zu einer Verknappung des Angebots führen.
Das Angebot
Trotz dieser belastenden Faktoren stieg das Angebot von Platin im vergangenen Jahr kräftig um ca. 8% an. Die genaue Wachstumsrate des Angebots lässt sich nur schwer exakt bestimmen, da die Bestandsveränderungen der Minen häufig nicht gemeldet werden. 2005 ist aber eher mit einem geringen Wachstum zu rechen. Zwar wurde das Expansionsprogramm in Südafrika bisher nur unwesentlich revidiert, aber der Kostendruck besteht weiter und wird sich noch verschärfen, wenn der US Dollar weiter sinken sollte. Dies könnte zu einer Rücknahme der Produktionsziele führen. Wichtiger erscheint uns, dass gerade die vielversprechenden neuen Minen in Zimbabwe deutlich unter Plan liegen. War also erstmals nach vielen Defizitjahren in 2004 ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage gelungen, so könnte es in diesem Jahr wieder zu einem Angebotsdefizit kommen. Dies gilt umso mehr, als viele Abnehmer ihre Lagerbestände erhöhen, um von Schwankungen des Angebots unabhängiger zu werden. Die Platingewinnung ist auf ein politisch sicheres Umfeld angewiesen. Sie reagiert sehr empfindlich auf möglichen Diebstahl, der immer mit sozialen Unruhen im Minenumfeld einhergeht. In Südafrika können soziale Unruhen immer wieder einmal ausbrechen, in Zimbabwe sind sie dagegen an der Tagesordnung.
Die Nachfrage
Bekanntlich wird Platin und in bisher geringerem Ausmaß auch Palladium zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Obwohl Palladium deutlich höhere Hitzegrade verträgt, ist der schon lange vorhergesagte Substitutionsprozess noch nicht eingetreten. Allerdings wächst auch die Nachfrage nach Autos in den Industrienationen eher moderat. Höhere Standards und der zunehmende Anteil von Dieselfahrzeugen führen jedoch zu einem wachsenden Bedarf an Platinprodukten. Im vergangenen Jahr stieg die Nachfrage aus diesem Bereich um ungefähr 9%. In diesem Jahr rechnet man noch einmal mit einem Wachstum von 4%, wobei allerdings die Dynamik der chinesischen Autonachfrage noch für zusätzliche Überraschungen sorgen kann. In der Schmuckindustrie gilt Platin als das edelste Metall. Jede Preissenkung, die auf Grund eines vorübergehenden Angebotsüberhangs eintritt, könnte sofort zu zusätzlichen Käufen genutzt werden. Trotzdem wird bei der Schmucknachfrage in diesem Jahr eher mit einem Rückgang gerechnet. Der Platinpreis sei einfach zu hoch. Einig sind sich die Analysten in diesem Punkt jedoch auch nicht, weil die Nachfrage „neureicher“ Chinesen immer wieder unterschätzt wurde. Da nun die Autoindustrie mit nahezu 50% und die Schmuckindustrie mit 40% der Nachfrage Hauptabnehmer von Platin sind, ist mit einer Entlastung durch einen Nachfragerückgang in diesem Jahr wohl kaum zu rechnen. Auch der Rest der Nachfrage, der in die High-Tech-Industrie geht, ist zumindest robust. Ausnahme hiervon bildet der Einsatz bei der Herstellung von Brennstoffzellen, ein Markt, der rapide wächst, heute aber noch bei unter 0,5% des Gesamtmarktes liegt. In der Zukunft wird sich das aber ändern. Bis 2015 soll dieser Anteil auf 10% des Gesamtmarktes ansteigen. Die Produkte der Platingruppe entwickeln sich also mehr und mehr zu Rohstoffen für die Produktion hochwertiger Industriegüter, und werden damit unabhängiger von der Schmuckindustrie, die heute allerdings immer noch eine entscheidende Rolle spielt.
In diesem Jahr haben die nachhaltigen Käufe von Fonds und spekulativen Anlegern den Platinpreis in die Höhe getrieben, obwohl gleichzeitig auch der US Dollar gestiegen ist. Dies widersprach zumindest der Regel, dass einem starken US Dollar niedrige Preise für Edelmetalle entsprechen müssten und umgekehrt. Allerdings wird dabei übersehen, dass die Stärke des US Dollar durch den Vertrauensverlust in den Euro nach der französischen Abstimmungsniederlage zur europäischen Verfassung verursacht wurde, nicht also durch einen Vertrauenszuwachs in den US Dollar. Die Fonds haben ihre Long Positionen im Euro geschlossen, also den Euro massiv verkauft, und nach Anlagealternativen gesucht. Dabei fiel ihre Wahl auf die Edelmetalle, nicht auf den Dollar, an dessen struktureller Schwäche sich ja nichts geändert hatte. Der steigende Preis führte dann prompt auch zu einem Rückgang der physischen Nachfrage der Schmuckindustrie, die auf Preissteigerungen sehr empfindlich reagiert.
Palladium, Rhodium, Ruthenium und Iridium
Palladium leidet nach wie unter hohen Lagerbeständen, die sich immer wieder durch die das neue Angebot ergänzen, da Palladium in einem festen Verhältnis zum Platinangebot steht. Hier tummelt sich nach wie vor die Spekulation. Die Preisvolatilität ist hoch, so dass schnelle Gewinne erzielt, aber auch hohe Verluste erlitten werden können. Über das Wachstum der Nachfrage aus der Autoindustrie wird immer wieder gesprochen, eingetreten ist es jedoch nicht. Dabei ist Palladium bei der Herstellung von Katalysatoren das wichtigste Substitut zu Platin, und wird künftig Platin sogar überall dort ersetzen, wo höhere Anforderungen and die Hitzeresistenz bestehen. Der Preis für Palladium hatte sich bis vor zwei Jahren stets im Gleichschritt mit dem Platinpreis entwickelt. Seitdem verharrt Palladium auf niedrigem Niveau ( siehe: Chartvergleich). Dagegen bleiben Rhodium, Ruthenium und Iridium knapp. Hohe industrielle Nachfrage und spekulative Käufe treiben die Preise. Sie tragen inzwischen auch ganz wesentlich zum Erfolg der Platinminen bei.
Zusammenfassung
Nachdem über einige Jahre hinweg ein Nachfrageüberhang nach Platin bestand, kam es 2004 erstmals wieder zu einem Ausgleich. Die Platinminen leiden allerdings nach wie vor unter niedrigen Margen, die durch steigende Lohnkosten und die Stärke der südafrikanischen Währung verursacht werden. Sie reagieren sehr empfindlich auf politische und soziale Unruhen, da sie auf hohe Sicherheitsstandards angewiesen sind. Die geplanten Mengensteigerungen werden in diesem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach unterschritten, weil die vielversprechende Produktion in Zimbabwe deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Steigende Kosten und ein sinkender US Dollar könnten auch zu einer Rücknahme der Produktionsziele in Südafrika führen. Institutionelle Anleger bauen erneut Long Positionen auf. Man rechnet mit einer nochmals deutlichen Zunahme der Nachfrage der Autoindustrie. Entscheidend wird sein, wie sich die institutionellen Anleger verhalten. Mit einer Zunahme der Anlage in Edelmetallen, die zu Lasten der Anlage in Währungen ginge, ist zu rechnen. Wir glauben zwar nicht, dass es zu einem rapiden Anstieg des Platinpreises kommt, das Risiko nach unten bleibt aber zumindest begrenzt. Allerdings könnten spekulative Käufe in diesem Jahr für Überraschungen sorgen.
(Quelle: Rohstoff-Report 31 vom 22. September 2005)
Rohstoff Know-how: Platin und Palladium
Von Heiko Böhmer
Privatfinanz-Letter.de (14.02.07)
Schon seit einigen Wochen geht es bei den Edelmetallen stetig nach oben. Dabei hatte ich Ihnen mit Gold und Silber schon die wichtigsten Edelmetalle in einem Rohstoff Know-how vorgestellt. Doch dieser Rohstoff-Sektor ist noch größer. Mit Platin und Palladium gibt es noch zwei weitere Edelmetalle, die in Form von Kontrakten an verschiedenen Börsen gehandelt werden. Heute möchte ich Ihnen diese beiden Metalle in einer neuen Folge des Rohstoff Know-hows näher vorstellen und Ihnen die aktuellen Perspektiven aufzeigen.
Platin - teuer und selten
Beginnen möchte ich mit Platin, das an den Metallbörsen in London, Chicago, New York und Tokio gehandelt wird. Mit einem aktuellen Preis von mehr als 1.100 Dollar pro Feinunze ist es das teuerste aller Edelmetalle. Auf diesem Niveau notiert Platin auf dem höchsten Niveau seit 25 Jahren.
Drei Viertel der Jahresproduktion stammt dabei aus den Minen Südafrikas. Der Rest wird hauptsächlich in Russland und Nordamerika gefördert. Ein relativ neues Wachstumsland ist Simbabwe, das in den vergangenen Jahren die USA bei der Produktion schon überholt hat. In Sachen Nachfrage nimmt China, wie bei so vielen anderen Rohstoffen auch, die erste Position ein.
Der hohe Preis ergibt sich auch aus der sehr geringen jährlichen Fördermenge. So werden in Silberminen pro Jahr rund 20.000 Tonnen produziert. Beim Gold liegt der jährliche Ausstoß auch noch bei 2.500 Tonnen. Doch die gesamte Platinproduktion macht nur rund 200 Tonnen aus.
Bei Platin übersteigt die Nachfrage schon seit Jahren das Angebot. Hierfür sorgen die günstigen chemischen Eigenschaften. So kann Platin größere Mengen an Wasserstoff und anderen Gasen binden, was zu einem verstärkten Einsatz in der Automobilindustrie führt. Dieser Sektor fragt heute die Hälfte der Jahresproduktion an Platin zur Herstellung von Katalysatoren nach. Da in den nächsten Jahren immer schärfere Abgasnormen in Kraft treten, wird der Bedarf noch steigen. Ein weiterer wichtiger Nachfrager ist die Schmuckindustrie. Rechnen Sie auch beim Platin tendenziell mit steigenden Notierungen. Der Aufwärtstrend könnte jedoch an Stärket einbüßen, denn in den kommenden Jahren ist mit einer starken Ausweitung der Recycling-Quote zu rechnen. Ein Grund hierfür ist das Ende der Fahrzeuggeneration, die mit den ersten Katalysatoren ausgestattet ist.
Der Preis wird zudem davon beeinflusst, dass es nur wenige große Anbieter gibt. In Südafrika sind das Anglo Platinum und Impala Platinum. In Russland nimmt Norilsk Nickel die wichtigste Marktposition ein.
Wie schon erwähnt ist die Automobilindustrie das wichtigste Einsatzgebiet von Platin. Nun hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass bei Dieselfahrzeugen Platin viel bessere Ergebnisse liefert als Palladium, das ebenfalls zur Produktion von Katalysatoren eingesetzt werden kann. Sollten in Zukunft also wieder vermehrt Dieselfahrzeuge nachgefragt werden, hätte das einen positiven Effekt auf den Platinpreis. Positiv auf den Preis könnte sich der weiter steigende Wohlstand in den aufstrebende Ländern Asiens auf den Platinpreis durch die verstärkte Nachfrage im Schmuckbereich auswirken. Auch hier können Sie aus immer mehr Zertifikaten und Hebelprodukten auswählen, die sich am Preis der Feinunze orientieren.
Palladium - noch preiswert und reichlich vorhanden
Palladium nimmt unter den Edelmetallen eine Sonderstellung ein. Während bei Gold, Silber und Platin das Angebot stark begrenzt ist, stieg die Palladiumproduktion zuletzt deutlich an. Die größten Anbieter sind hier Russland, Südafrika und die USA. Russland hat zudem einen Teil seiner Lagerbestände auf den Markt geworfen. Die Folge war ein rasanter Preisverfall. Kostete eine Unze Palladium 2001 mitunter mehr als 1000 Dollar, pendelte sich der Preis zuletzt bei gut 300 Dollar ein. Doch die Zeiten des billigen Palladiums sind vorbei. Schon 2005 hatte sich eine Angebotslücke herausgebildet, die in den kommenden Jahren größer werden wird. Nach einer aktuellen Schätzung der Citigroup, wird sich diese Lücke in den kommenden Jahren weiter ausdehnen. Für 2010 erwarten die Analysten einen Nachfrageüberhang von mehr als 600.000 Unzen. Schon in diesem Jahr soll die Nachfrage das Angebot um 317.000 Unzen übersteigen. Was das für den Preis bedeutet liegt auf der Hand: Er wird steigen.
Ähnlich wie Silber fällt auch Palladium häufig als Nebenprodukt bei der Produktion von Industriemetallen an. So wird das Angebot hoch bleiben. Für die Palladium-Förderung sorgen z.B. auch die Betreiber von Nickelminen. Allerdings sollten Sie nicht von einem weiteren Preisverfall ausgehen. Mit dem Angebot steigt nämlich auch die Nachfrage nach dem Metall. Palladium weist ähnliche Eigenschaften auf wie Platin. Es eignet sich deshalb auch zur Katalysatorherstellung. Steigt der Platinpreis weiter, wird Palladium als Alternative immer interessanter. Hinzu kommt, dass Palladium sogar noch höhere Temperaturen aushält. Bereits heute finden zwei Drittel der Jahresproduktion im Automobilsektor Verwendung. Der Rest landet in der Elektrotechnik und der Zahnmedizin.
So weit die Angaben zu den Edelmetallen Platin und Palladium. Ab der kommenden Woche werde ich Ihnen den Sektor der Industriemetalle näher vorstellen. In der ersten Folge werde ich mich intensiv mit Kupfer beschäftigen.
(Quelle: http://www.Privatfinanz-Letter.de)
@ Richard Ebert [#1]
Hervorragend und sehr informativ!
Für solche grundlegenden Informationen zu den verschiedenen Rohstoffen würde ich mir eine Anlaufstelle wünschen.
Gruss ...
@ fdachs [#9]
http://www.wikipedia.de oder http://www.google.de
Da findet man schnell alles, wenn es nur um grundlegendes Know How geht.
Gruss Sebastian
Ergänzend zum Platin - die Quelle existiert im Internet nicht mehr, kann also nicht mit einem Verweis dienen - meine Festplatte reicht wohl kaum *g*
"Schon vor 5000 Jahren entdeckten die alten Ägypter ein weißes Metall in den Flüssen. Da sie es jedoch nicht als Edelmetall erkannten, warfen sie es wieder in die Fluten.
Aber vor 3000 Jahren begannen dann bemerkenswerte Kunsthandwerker und hoch kreative Metallarbeiter der großen alten Zivilisation künstlerisch höchst geschickte Designs aus Platin anzufertigen. Als man den Sarg eines ägyptischen hohen Priesters von Archäologen ausfindig machte, fand man aus Platin verzierte Hieroglyphen, die die Oberfläche des 2500 Jahre alten Objektes im perfekten Zustand verzierten, als ob sie von der der Zeit unangerührt waren ihr Glanz war ganz ungetrübt, also ein dramatischer Beweis für die außergewöhnliche und unvergleichliche Stärke des Platins.
Südamerikanische Indios stießen zur gleichen Zeit beim Goldwaschen an den Ufern ihrer Flüsse auf dieses Metall. Die Inkas, eine weitere brilliante und kultivierte Zivillisation, die ihre Blütezeit 8 Jahrhunderte später hatten, waren ebenfalls fasziniert von dem kostbaren Metall. Ihre Kunsthandwerker gestalteten eine vielzahl von Juwelen inclusive ihrer Nasenringe aus Platin. "
Erst dann kamen die Spanier.
Gruss
Cosa
@ Sebastian [#10]
Das mit der Suche, in den von Dir genannten Quellen, ist mir schon klar. :-)
Aber gerade die Informationen zu Marktanteilen, welche Firmen und/oder Produzenten es gibt u.s.w. finde ich z.B. bei Wikipedia nicht so ohne weiteres. Im wesentlichen also weiterführende Informationen für ein finanzielles Engagement.
Hat einer hier vielleicht eine aktuellere Expertise wie Sie in @ Richard Ebert [#4] vorgestellt wurde? Es darf auch gerne etwas ausführlicher sein. Mich würden die aktuellen Anwendungsgebiete von Platin in der Industrie interessieren. Auch wie die aktuelle Verteilung des Weltweiten Verbrauchs von Platin ist.
@ xforce [#13]
Ich habe einen interessanten Report gefunden, der vom Umfang und Güte her meinen Vorstellungen entspricht bzw diese noch übertrifft:
http://www.platinum.matthey.com/uploaded_files/PT_2012/platinum_2012_publication.pdf
und das Update zu obigen Report:
http://www.platinum.matthey.com/uploaded_files/Int_2012/platinum_2012_interim_review.pdf
Ein paar Slides anlässlich einer Analystenkonfervence im Nov diesen Jahres:
http://www.platinum.matthey.com/uploaded_files/PT_2012/platinum_2012_presentation_to_the_analysts.pdf