Handelssysteme: Reuters bringt Computern das Lesen bei
Reuters bringt Computern das Lesen bei
Frankfurter Allgemeine Zeitung / ama. (04.09.06) - Die Nachrichtenagentur Reuters will Anfang des kommenden Jahres ein Programm auf den Markt bringen, mit dem Nachrichten für Maschinen lesbar werden. „Die Computer sollen nicht nur Adhoc-Mitteilungen oder statistische Daten, sondern auch journalistische Nachrichten verarbeiten können“, sagte Tom Glocer, der Vorstandsvorsitzende (CEO) von Reuters, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Derzeit befinde sich die Software in der Testphase bei verschiedenen Großbanken.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.faz.net/s/Rub034D6E2A72C942018B05D0420E6C9831/Doc~E0199991AB1C7407AAB1EBB22D08EF892~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Die Eurex schreibt im aktuellen Newsletter:
Algorithmic trading (that is electronic trading using highly complex computer programs) alone has increased fourfold on Eurex over the last three years, with this type of trading already accounting for as much as 15 percent of aggregate volumes.
Current estimates indicate that today already more than 50 percent of volumes on the exchanges are generated through computer-aided, program-controlled trading activities.
Die Reaktionen des Bund Futures nach dem letzten US Arbeitsmarktzahlen hat uns gezeigt, wie sich algo-news-trading bei relativ dünnem Orderbuch auswirkt.
Zu diesem Thema gibt es bei "Trader Monthly" einen interessanten Beitrag über Vlad Jovanovic.
Hier einige Auszüge aus dem Artikel:
"...they were certain they had developed the fastest and most efficient modular-based pricing engine ever created -- software that could conduct millions of calculations and execute more than 800 orders per second, searching every possible trade outcome, all while running entirely on a PC."
"...as many as 100,000 contracts a day in the CME, CBOT and LIFFE markets and averages about 2 percent of the daily volume of ICE crude and gas futures. In each of the past two years, Jovanovic claims, the firm has raked in $90 million in profits."
"Six years after Aquarius's development, it has come full circle, giving Communicating an arbitrageur edge in the market. "Hands down, the Aquarius platform is unmatched," says Tony Walker, a London-based hedge-fund trader familiar with the technology. Consider it something of a Big Brother that observes the exchanges, displays market prices and generates futures trades in search of price inefficiencies across infinite calendar spreads. The Communicating guys now sit back and watch the system trade bond, currency and oil futures on the major exchanges."
(Quelle: http://www.traderdaily.com/magazine/article/3001.html)
Thema: Automatischer Aktienhandel an der Börse
zentrader Am: 12.12.2006 10:33:04 Gelesen: 133 # 1
@ alle
Interessanter Artikel in Spiegel Online heute:
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AUTOMATISCHER AKTIENHANDEL: Deep Fritz für die Börse?
Von Tim Höfinghoff
Der Spiegel, Hamburg (12.12.06) - Für Börsenhändler könnte das die schlimmste Meldung des Jahres sein: Die Wirtschaftsagentur Reuters geht mit einem Programm an den Start, das eigenständig Nachrichten analysiert und daraufhin mit Wertpapieren handelt.
Auf dem Parkett vieler Börsen herrscht schon längst gähnende Leere. Der größte Teil des Handels mit Aktien, Rohstoffen und anderen Wertpapieren findet per Computer statt. Doch es könnte bald noch stiller werden - möglicherweise sind in Zukunft nur noch ein paar Administratoren nötig, die die Rechner überwachen, die ganz still und leise ihre Arbeit erledigen und mit anderen Computern Handel treiben.
So stellt sich offenbar die Nachrichtenagentur Reuters die Zukunft im Börsengeschäft vor. Das Unternehmen bietet nun Handelssysteme, die Finanznachrichten lesen, eigenständig auswerten und daraus Entscheidungen für den Börsenhandel ableiten. Kaufen, Halten oder Verkaufen von Wertpapieren - statt des Menschen agiert wie beim legendären Schachcomputer Deep Fritz ein kluger Rechner.
(weiter: -> http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,453779,00.html)
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Vielleicht unterscheidet man fundamentales und systematisches Trading in ein paar Jahren schon gar nicht mehr... :-)
ciao,
zentrader
@ zentrader
"Vielleicht unterscheidet man fundamentales und systematisches Trading in ein paar Jahren schon gar nicht mehr... :-)"
Vielleicht nicht mehr im Hinblick auf die Ausführung nicht mehr, aber sicher im Hinblick auf Faktenauswertung und Entscheidungsfindung, dies wird wohl immer so bleiben. Es sei denn man schafft es eines tages wirklich, echte KI zu entwickeln,-).
Gruß
Scorpion
@ scorpion260 [#5]
hier geht es wohl vorerst garnicht um KI, denn die interessanteste Information steht mitten im Text:
"Zudem will Reuters sein Nachrichtenarchiv mit dem Handelssystem verknüpfen, so dass auch bereits veröffentlichte Texte mit in die Analyse einfließen können. In der Datenbank schlummern Millionen Texte und Kursinformationen von 250 Handelsplätzen, die ständig aktualisiert werden"...
Wenn Reuters also sein gesammtes Newsarchiv MIT anbietet, dann ist die Sache mit dem ..."dass auch Nachrichten maschinenlesbar sind"... garnicht mehr so schlimm, denn ..."Die Idee: Der Computer beurteilt blitzschnell, wie in der Vergangenheit die Börsen auf bestimmte Ereignisse und Schlüsselwörter in Nachrichtentexten reagiert haben"...
Genau solche Ansätze, in Echtzeit in grosser Historie nach etwas ähnlichem/"gleichem" zu suchen und dann den weiteren historischen Verlauf als aktuelle Prognose einzusetzen, gehören zwar zu den aufwendigsten rein technischen Tradingmethoden, haben aber mit die besten Ertragsaussichten, denn hier wird ja quasi die langfristige Markterfahrung kurzfristig gehandelt ohne wirklich auf das volle Verständnis der jeweiligen Situation angewiesen zu sein.
@ TimeTrade [#6]
Da macht jetzt Dataminning richtig sinn.
"in Echtzeit in grosser Historie nach etwas ähnlichem/"gleichem" zu suchen"
Ich denke nicht das "alle alten" Nachrichten bei einer Meldungen durchsucht werden müssen sondern das eine "Bewertungszahl" mit den Melungs-Historien und der folgenden Kursentwicklung verknüpft werden.
In der Summe lassen sich dann "Bewertungs-Tendenzen" aus allen Meldungen auswerten fast in Realtime.
Rein technisch stellt das aber auch schon heftige Anforderungen. Mann möge sich nur Vorstellen das alle Daten quasi im Speicher vorgehalten werden müssten. Da geht nichts mit Festplatte, Bandspeicher und Co.
Hat jemand ein Testzugang von Reuters angefordert? Bereits Erfahrungen über den Umfang des Archivs gesammelt?
gruß