Hedge Fonds locken - Konstruktionen sehr unterschiedlich
Von Kathrin Quandt und Udo Rettberg, Handelsblatt
Dubiose Finanzvehikel in wenig regulierten Offshore-Zentren; Manager, die sich gelegentlich mit prall gefüllter Kasse in die Karibik absetzen – Hedge-Funds werden ihr Negativ-Image wohl nie los werden. Nichtsdestotrotz sind deutsche Politiker, Banken und Anleger zusehends aufgeschlossener gegenüber diesen Investmentvehikeln. Im nächsten Jahr soll privaten Anlegern eine neue Möglichkeit für Investments in Hedge-Funds zur Verfügung stehen. Neben den bereits verfügbaren Zertifikaten und strukturierten Produkten auf Hedge-Funds werden die Anleger dann zwar nicht direkt in diese Anlageform investieren können, aber in Hedge-Funds-Dachfonds.
FRANKFURT/M. Hintergrund: Das Bundesfinanzministerium zielt mit dem neuen Investmentmodernisierungsgesetz darauf ab, deutschen Anlegern den Zugang zu Hedge-Funds zu erleichtern. Dahinter stecken auch die erhofften positiven Auswirkungen auf die deutsche Kapitalbilanz. Schätzungen von Experten zufolge haben die heimischen Anleger derzeit rund 60 Mrd. Euro bei Hedge-Funds im Ausland investiert. Der Finanzminister hofft nun, dass ein Teil dieser Gelder zurückfließt und weitere Kapitalabflüsse ins Ausland verhindert werden können.
Auch aus Sicht der Anleger in Deutschland wäre dies zu begrüßen: Schließlich haben Hedge-Funds in der seit drei Jahren anhaltenden Baisse im Gegensatz zu anderen Anlagen durchaus zufriedenstellende positive Renditen erbracht – auch wenn die teils anvisierten zweistelligen Renditen nicht eingefahren wurden. Zudem zeigt sich bei näherem Hinsehen, dass das Pauschalurteil nicht zutrifft, dass alle Hedge-Funds sehr riskante Strategien fahren. Es gibt völlig unterschiedliche Strategien mit abgestuften Risiken.
Die riskanteste ist die so genannte „Global-Macro“-Strategie. Bei dieser investieren die Manager der Hedge-Funds in alle möglichen Assetklassen und Produkte. Sie finanzieren sich dabei über Kredite, setzen Derivate ein und tätigen Leerverkäufe. Mit diesem Rezept sorgte bereits der bekannte Spekulant und Hedge-Fund-Manager George Soros für Furore. Viel weniger Risiko birgt etwa die in Deutschland gebräuchlichste Strategie „Long/Short Equity“. Auch Arbitragestrategien sind vergleichsweise risikoarm (Kasten). Im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds zielen Hedge-Funds auf absolute Renditen ab. Das heißt: Die Manager orientieren sich nicht an Indizes, sondern versuchen mit ihren Strategien immer auf der Gewinnerseite zu stehen.
Da ja in Deutschland bislang ein direktes Investment in Hedge-Funds nicht möglich war, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Hedge-Funds-Zertifikaten. Bei einem Vergleich muss man allerdings berücksichtigen, dass die Konstruktionen sehr unterschiedlich sind: Manche Papiere beziehen sich auf einzelne Hedge-Funds-Gesellschaften, andere auf aktiv gemanagte Hedge-Funds-Dachfonds. Doch der Mehrheit der Papiere liegen Indizes zu Grunde, die von den Emittenten der Zertifikate kreiert werden. Die meisten Zertifikate sind nicht börsennotiert, sondern können nur bei der emittierenden Bank erworben werden; wegen der unterschiedlichen Ausgestaltung der Papiere sollten Anleger unbedingt die Emissionsprospekte studieren. Das ist schon für die Rückgabemodalitäten wichtig: „Viele Papiere können monatlich zurückgegeben werden, manche nur einmal im Quartal“, sagt Achim Pütz, erster Vorsitzender des Bundesverbands Alternativ-Investments.
Für den Kauf eines Zertifikats gegenüber einem Direktinvestment spricht der wesentlich geringere Einsatz – unter einer Million Dollar kommen Anleger kaum an Einzel-Hedge-Funds heran. Zudem gehen Anleger, wenn sie eine solvente Zertifikat-Emittentin wählen, ein viel geringeres Risiko ein: „Geld aus einem in den kaum regulierten Off- Shore-Zentren lokalisierten Funds zurückzubekommen, ist angesichts hoher Anwaltskosten kaum möglich“, sagt Pütz. Der Hauptnachteil der Papiere: die hohen Gebühren.
Gut steht aktuell das „Comas“-Papier der Commerzbank da. Michael Busack, Geschäftsführer der Hamburger Hedge-Funds-Consultingfirma Absolut Research GmbH: „In der Baisse hat sich ausgezahlt, dass das Papier stark auf Arbitragestrategien setzt und weniger auf die in der Haussezeit Erfolg versprechende Long-Short-Equity-Strategie.“ Anleger können mit Hedge-Funds-Zertifikaten nicht nur spekulieren. Sie können damit auch die Risiken breiter streuen: Wenn es an der Börse abwärts geht, kann das Portfolio so stabilisiert werden. Was die Hedge- Funds-Manager im einzelnen machen, bleibt Anlegern zum Teil aber verborgen. Da müssen sie stets auch Vertrauen investieren.
(Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 18. Juli 2003)