I+F Analysen 09.12.02: Was "kostet" die falsche Einstellung ?
Aktien sind zu teuer, die Bewertungen sind astronomisch, die Indizes sehen neue Lows, der Goldpreis ist nach oben ausgebrochen (was natürlich belastend für die Börsen ist), ein Krieg steht kurz bevor, die Arbeitslosenquote in den USA ist auf 6% gestiegen, die Weltwirtschaft liegt am Boden und wer jetzt noch bullish ist, dem kann eigentlich niemand mehr helfen.
Das spiegelt jetzt nicht meine Meinung wieder, diese Ansichten sind aber sehr weit verbreitet.
Interessanter in diesem Zusammenhang (neue Lows) ist aber die Frage, was kostet mich eigentlich dieser (eventuell falsche) Pessimismus (bzw Optimismus in einem Downtrend) ?
In dem Chart habe ich einmal (ausgehend vom Oktober Low) verschiedene Scenarien eingezeichnet. Es geht dabei nicht um hektisches Handeln, sondern EOD Entscheidungen, die oben unterstellten bearishen Annahmen gelten in einem starken Abwärtstrend in umgekehrter Form (Bullish: Aktien sind bilig, die Wirtschaft erholt sich,...), die Signale entständen dann in umgekehrter Form.
Den Traum eines jeden Aktien- oder Futurestrader kann man recht simple ausdrücken: Buy low and sell high, nur sieht das in der Regel völlig anders aus, man kauft zu früh, man steigt zu spät aus und der Traum endet dann in einem Buy high and sell low. Um vor dem Übelsten bewahrt zu bleiben, setzten wir grundsätzlich einen 30 Punkte Stop, der Chart wird unterteilt in markante Widerstand/Unterstützungen aus der Vergangenheit.
Strategie 1:
Buy and Hold aber Gewinne wirklich laufen lassen, als Stop wird jeweils das 38.2% Retracement der kompletten Bewegung vom Low und dem letzten High genommen.
Mittlerer Einstiegspreis 820 Punkte, aktuell 1065, entspricht einer Performance von 245 Punkten, aktuell long
Strategie 2 (mit Stops):
Extrem Pessimismus, ab Bereich 1 spekulieren wir auf neue Lows.
Glattstellen long bei 980: Gewinn 160 Punkte
Short bei 1, ausgestoppt : - 30 Punkte
Short bei 2, ausgestoppt : - 30 Punkte
short bei 3, aktueller Gewinn (1130 - 1065): 65 Punkte
Gesamt: 165 Punkte + 3 zusätzliche Trades, aktuell short
Strategie 3 (ohne Stops):
Extrem Pessimismus, ab Bereich 1 spekulieren wir auf neue Lows.
Glattstellen long bei 980: Gewinn 160 Punkte
Short bei 1, aktueller Verlust (980 - 1065): 85 Punkte
Gesamt: 75 Punkte + 1 zusätzlicher Trade, aktuell short
Strategie 4 (komme was kommt):
Grundlage der Strategie ist es, gegen eine bestehende Position (im Beispiel Long) an technisch relevanten Marken antizyklisch zu traden (in diesem Fällen short). Die bestehende Long Position wird wie in Strategie 1 am 38.2% Retracement abgesichert, die Trading Positionen werden mit einem Gewinntrigger (Rebreak bei 23.6%) versehen, falls dieser nicht erreicht wird liegt der Stop bei 30 Punkten, ein Switch zwischen der Trading Position und der Main Position entsteht am Break des 38.2% Retracement. Es wird intraday gehandelt.
Gewinne aus Strategie 1: 265 Puunkte
Trading Punkt 1: 30 Punkte
Trading Punkt 1: 50 Punkte
Trading Punkt 1: 70 Punkte
Gesamt: 415 Punkte, aktuell long, nur bestehende long Position, short unterhalb 1050 oder wir halten die Position bis an den Stop 38.2% der roten Abwärtsretracement.
Fazit:
Die Buy and Hold Strategie kann funktionieren, falls sich ein stärkerer/längerer Trend ergibt, aber nur dann, wenn man mit sinnvollen Stops arbeitet. Und sinnvoll bedeutet keinesfalls, das man bei 20% Plus Gewinne glattstellt, sondern das man auch bereit ist, Gewinne wirklich laufen zu lassen. (Gilt für beide Richtungen, also long und short, Beispiel von mir nur long).
Eine feste Grundeinstellung (es geht hoch, es geht runter) ist in der Regel nicht gut, man steigt zu früh ein/aus und man handelt gegen die wichtigste Maxime: The trend is your friend. Arbeitet man auch noch ohne Stops, so lässt man es am besten gleich bleiben und kauft Fonds.
Strategie 4 (komme was kommt) funktioniert nur dann, wenn man sich von den größten Schwachsinnigkeiten der techischen Analyse verabschiedet: Gehe long im Dax, wenn der primäre Abwärtstrend gebrochen ist, wenn der Kurs über dem Widerstand bei 3300 ist, wenn der MACD über der 0 Linie ist, der ADX steigt oder ähnlichen. Es geht nur, wenn man rechtzeitig einsteigt und an den Schlüsselstellen bereits positioniert ist (also abwarten kann). Das Traden gegen die eigene Position ist auch eine nette Alternative für Waves.
By the way: Auch Buy and Hold Strategien können funktionieren, nur in der Regel nicht mit einem trendfolgenden Einstieg.
Grundsätzlich ist es natürlich egal, welchen Prozentsatz man wählt, die 38.2% habe ich aus Bequemlichkeit genommen, es ging hier auch nicht darum, eine perfektes Tradingsystem vorzustellen, ich wollte nur einmal vor Augen führen, welch dramatischen Dinge passieren können, was man sich zu sehr von Gefühlen leiten lässt. Wer nur halbbearish gewesen ist und ohne Sinn und Verstand (also Stops) short gegangen wäre, hätte aktuell die gleiche Performance wie ein Buy and Hold Investor gehabt.
Zur Technik
Die letzten Tage waren bei den Gold, Silber und Euro Dezember Futures sehr krass, deutlicher Ausbruch aus der letzten Tradingrange und diese Bewegungen lassen (falls sich dieser Trend fortsetzen sollte) nicht Gutes für die Aktienmärkte erahnen (Eine hohe Korrelation zwischen Aktien und Gold unterstelt). Wobei hier die Betonung eindeutig auf "sollte" liegt, denn ausser dem Wunsch der Gold und Euro Bullen handelt es sich primär erst einmal um eine Hypothese. Behauptungen oder Annahmen, es hätte starke Käufe seitens institutioneller Seite gegeben lassen sich durch die COT Data nicht bestätigen.
Deutscher Aktien Index (.GDAXI) (60 MINUTE)
Retracement High : 3,386.270
Retracement Low: 3,108.760
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 3,214.769
Retracement 2: 3,247.515
Retracement 3: 3,280.261
Volatility Stops
High: 3,253.356
Low 3,134.644
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 3,142.780
Im Dax träumen die Bären von der 2500 und die Herleitung dieser Kursziele ist relativ einfach: Rote Wave 1 (just abgeschlossen), Korrektur bis max. roter Kringel (Wave 2), Wave runter auf 2950 (min.), wieder Korrektur bis 3100, finaler Selloff. Oder vielleicht lieber die blauen Waves, Korrektur Wave 4 bis blauer Kringel, danach runter auf 2980 (161.8) oder 2750 (261.8% Retracement). Oder haben wir vielleicht schon die 5 gehabt, neuer Upmove bis in die Sterne? Muss es überhaupt eine Wave 5 geben, vielleicht alles nur ABC Korrekturen?
Ausblick
Ich möchte noch einmal auf das oberste Beispiel zurückkommen: Es ist egal, ob die Indizes neue Lows machen oder wir zum Ende des Jahres eine Schlussralley erleben, es ist egal, ob die Aktien teuer sind oder nicht. Wer am 10. Oktober das zweite Gesicht gehabt hätte und am Low in der Nasdaq eingestiegen wäre, am 2. Dezember am Hoch verkauft hätte und direkt short gegangen wäre hätte eine Performance von 445 Punkten gehabt, das total triviale "Tradingsystem" brachte es auf 415 Punkte. Einfach auf die Charts schauen und dem gesunden Menschenverstand folgen, am Widerstand verkaufen und an der Unterstützung kaufen, der faire Preis wird einzig und allein durch den Markt bestimmt.
Also egal was ich in meine Analysen oder irgendein anderer Autor in Indexanalysen schreibt: Lasst Euch nicht beeinflussen sondern holt Euch (eventuell) neue Ansätze oder Ideen und setzt vor allen Dingen Euren Verstand ein.
Meine (persönliche) Meinung bleibt betehen: Ich gehe weiter von steigenden Kursen aus, ohne mich aber als blinden (stopplosen) Optimisten bezeichnen zu wollen.
Viel Erfolg
Nasdaq-100 Index (NDX.X) (60 MINUTE)
Retracement High : 1,085.630
Retracement Low: 1,035.550
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 1,054.681
Retracement 2: 1,060.590
Retracement 3: 1,066.500
Volatility Stops
High: 1,077.757
Low 1,047.061
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 1,047.710
CBOE S&P 500 Index (SPX.X) (60 MINUTE)
Retracement High : 954.280
Retracement Low: 895.960
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 918.238
Retracement 2: 925.120
Retracement 3: 932.002
Volatility Stops
High: 920.781
Low 902.639
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 902.940
Euro Stoxx 50 (.STOXX50E) (60 MINUTE)
Retracement High : 2,630.320
Retracement Low: 2,468.300
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 2,530.192
Retracement 2: 2,549.310
Retracement 3: 2,568.428
Volatility Stops
High: 2,560.117
Low 2,497.803
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 2,468.300
Gold, 100 oz. (December,02,COMEX) (GC02Z) (60 MINUTE)
Retracement High : 322.000
Retracement Low: 315.500
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 317.983
Retracement 2: 318.750
Retracement 3: 319.517
Volatility Stops
High: 328.970
Low 325.079
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 322.500
EuroFX (December,02,CME) (EC02Z) (60 MINUTE)
Retracement High : 0.995
Retracement Low: 0.985
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 0.989
Retracement 2: 0.990
Retracement 3: 0.991
Volatility Stops
High: 1.012
Low 1.005
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 1.007
Silver, 5000 oz. (December,02,COMEX) (SI02Z) (60 MINUTE)
Retracement High : 4.680
Retracement Low: 4.595
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 4.627
Retracement 2: 4.637
Retracement 3: 4.648
Volatility Stops
High: 4.673
Low 4.587
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 4.680
Amex Gold Bugs Index (HUI.X) (60 MINUTE)
Retracement High : 126.910
Retracement Low: 113.790
(Pivot Retracements)
Retracement 1: 118.802
Retracement 2: 120.350
Retracement 3: 121.898
Volatility Stops
High: 127.058
Low 123.960
Long/Short Trading Switch
Entry/Exit 122.600
Hallo Metatrader,
...habe gestern annähernd die gleiche Idee mit dem Bullen/BärSzenario gehabt!
Mein Fazit ist auch in etwa mit deinem indentisch.
Aber warum ich hier schreibe.
Wäre es möglich einmal den Eur/Yen zu besprechen?
Es scheint im Moment ein Deckel bei 125 zu sein...
Danke für deine Bemühungen immer interessante Analysen zu schreiben.
Gruß,
Swingtrader