F
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Informationen zu Argentiniens Highrisk Anleihen Problematik
Hallo zusammen,
habe diesen recht interessanten Link zu obigem Thema gefunden.
http://www.b-wiebel.de/arg.htm
Viele Grüsse
Euer
Franjo
Geschrieben von F
am
Anleger sind empört
Argentinische Umschuldungspläne werden von allen Seiten kritisiert
Die Anleger reagieren mit massiven Anleihen-Verkäufen auf den Regierungsvorschlag, wonach die Gläubiger auf 75 Prozent ihrer Forderungen verzichten sollen.
BUENOS AIRES/DUBAI. Das Umschuldungsangebot der argentinischen Regierung ist am Finanzmarkt rundweg auf Ablehnung gestoßen. „Obwohl die meisten Investoren das argentinische Angebot nur als ersten Schritt zur Eröffnung langwieriger Verhandlungen ansehen, war der Markt doch schockiert von der Höhe des Abschlags und reagierte mit einem Ausverkauf argentinischer Anleihen", stellt Michael Gavin von UBS-Warburg fest. Der Vorschlag sieht einen Abschlag von 75 % des Nominalwertes bei der Restrukturierung der Anleihenschulden im Wert von insgesamt 94 Mrd. $ vor. Ein solcher Forderungsverzicht wäre mehr als doppelt so hoch als der bei bisherigen Umschuldungen angewandte Abschlag, etwa im Falle von Russland oder Ecuador.
Für Überraschung sorgte insbesondere die Ankündigung der Argentinier, die seit Erklärung der Zahlungsunfähigkeit Ende 2001 angefallenen Zinsen in Höhe von etwa 10 Mrd. $ nicht zu bezahlen. „Die Nichteinbeziehung der Zinsen ist negativ für den Preis der Anleihen“, meint Lacy Gallagher von CS First Boston. Sofern sich die Argentinier jetzt nicht schnell bewegten und in den Verhandlungen mehr Spielraum zuließen, sei mit einer Welle von Rechtsklagen und einer Verzögerung des Umschuldungsabkommens zu rechnen, warnt José María Barrionuevo von Barclays Capital.
Insgesamt ist das Angebot der Argentinier bisher sehr vage und gibt weder über Zinssätze noch über die angestrebten Laufzeiten Auskunft. Diese Details würden nun gemeinsam mit den Konsultativgruppen und einem Bankensyndikat, welches in den nächsten Wochen bestimmt wird, ausgehandelt, hatte Finanzsekretär Nielsen erklärt. Fest steht bisher außer dem angestrebten Abschlag von 75 % nur, dass es drei Arten von Anleihen geben wird: Einen Discount-Bond mit einem hohen Nominalabschlag, eine längerfristige Anleihe ohne Nennwert-Kürzungen und eine Null-Kupon-Anleihe, bei der die Zinsen bis zur Fälligkeit kapitalisiert werden. Bei einem Teil dieser Anleihen wird die Zinsentwicklung an das BSP-Wachstum gekoppelt.
„Das Angebot ist inakzeptabel, aber der Dialog ist eröffnet“, meint auch Nicola Stock, Vorsitzender der Task Force Argentina, die Besitzer argentinischer Anleihen mit einem Nominalwert von 14 Mill. $ vertritt. „Wir werden in Kürze eine Gegenofferte machen.“ Argentinien habe angegeben, in den nächsten drei Jahren einen primären Haushaltsüberschuss von nur 3 % erwirtschaften zu wollen, „aber wir denken, dass es mehr sein müsste“. In dem jüngst abgeschlossenen Kreditabkommen mit dem IWF wurde nur für das nächste Jahr ein fester Haushaltsüberschuss von 3 % festgelegt, die Ziele für 2005 und 2006 blieben offen. „Damit haben die privaten Gläubigern die Möglichkeit, einen höheren Überschuss herauszuhandeln“, meint Stock zuversichtlich.
Als „schwarzen Tag“ für den Finanzplatz Deutschland bezeichnete Stefan Engelsberger von der Interessengemeinschaft Argentinien-Anleihen das „ auf eine kalte Enteignung hinauslaufende“ Restrukturierungsangebot der argentinischen Regierung. Engelsberger, der knapp dreihundert deutsche Anleger mit rund 200 Millionen US-Dollars in Argentinien-Bonds vertritt, kritisiert vor allem die Entscheidung, der Südamerikaner, die Zahl der Gerichtsstände für ihre Anleihen auf vier (New York, London, Tokio und Buenos Aires) zu reduzieren. „Das läuft auf einen Abschied Argentiniens vom Finanzplatz Deutschland hinaus“, so Engelsberger. Dies bedeute für deutsche Anleger, dass sie in der Londoner City klagen müssen, wenn sie dem Angebot Argentiniens nicht zustimmen wollen. Das erhöhe die Kosten für Anwälte um ein Vielfaches, zusätzlich müssten Übersetzer bezahlt werden.
Von den offiziellen deutschen Vertretern aus Berliner Ministerien und der Bundesbank zeigte sich Engelsberger enttäuscht. Dass diese das Ringen der Besitzer von Argentinien-Bonds in Dubai als „Sache geldgieriger Spekulanten“ abtun, sei „skandalös“.
Von ANNE GRÜTTNER und KLAUS ENGELEN
(Quelle: Wirtschaftswoche 240903)