Interventionen halten Yen-Aufwertung nicht auf
Anbei mal wieder eine Kolumne vom Devisen-Trader
Quelle: http://www.devisen-trader.de
Wieder einmal griff die Bank of Japan in der vergangenen Woche in den Devisenmarkt ein: Innerhalb weniger Stunden wurde der Wechselkurs des US-Dollars zum Yen von 106,70 auf 108,70 Yen nach oben getrieben. Begünstigt wurde die heftige Kursreaktion durch das ausgedünnte Marktvolumen zum Jahresende hin. Starke Wirtschaftsdaten aus Japan sorgten jedoch dafür, dass sich der Abwärtstrend bei USD/JPY schon einen Tag später wieder fortsetzte.
Trotz alles in allem guter Wirtschaftsdaten und neuer Jahreshochs bei den US-Aktienindizes bleibt der US-Dollar weiter unter Druck. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die Niedrigzinspolitik der US-Notenbank. Im Statement zur Geldpolitik, das der Sitzung des Offenmarktausschusses am vergangenen Dienstag folgte, stellten die Notenbanker fest, dass die Zinsen für eine “considerable period”, also für einen beträchtlichen Zeitraum, niedrig bleiben werden. Viele Marktteilnehmer hatten damit gerechnet, dass diese Formulierung gestrichen würde, womit zum Ausdruck käme, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung in den nächsten Monaten gestiegen wäre. Doch davon ist nun nicht auszugehen – eine Zinserhöhung dürfte erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres anstehen. Auf den US-Dollar wirkt sich dies nicht positiv aus, heißt das doch, dass sich die Zinsdifferenz zu vielen anderen Ländern für geraume Zeit nicht verringert.
Positiver gestimmt zeigten sich Alan Greenspan & Co. dagegen bezüglich der konjunkturellen Verfassung der US-Wirtschaft. So wurde die Situation am Arbeitsmarkt als sich allmählich verbessernd bezeichnet – im Oktober war nur von einer Stabilisierung die Rede. Und auch die Gefahr einer Inflation schätzen die US-Notenbanker immerhin inzwischen genau so hoch ein wie die Gefahr einer Deflation. Beim letzten Treffen wurde der Gefahr einer Deflation noch der Vorrang gegeben. Damit ist der Boden bereitet, dass beim nächsten Treffen des Offenmarktausschusses am 27./28. Januar die Formulierung “for a considerable period” aus dem Statement verschwindet und einer Zinswende der Weg geebnet wird.
Vorerst jedoch bleibt der Abwertungsdruck auf den US-Dollar bestehen. Allerdings nehmen die Kursausschläge zum Jahresende hin immer mehr zu, so dass auch stärkere Korrekturbewegungen in EUR/USD zu erwarten sind.
Ihr
Dr. Detlef Rettinger