Keine Angst vor Derivaten / Wie im Schlaraffenland
Derivate: Keine Angst vor komplexen Strukturen
Von Horst Fugger
Längst vorbei sind die Zeiten, als Derivate-Fans noch als die Hasardeure unter den Börsianern galten, die mit halsbrecherischen Risiken versuchten, aus einer Hand voll Dollar binnen kürzester Zeit ein Vermögen zu machen.
(30.06.04) Derivate sind von anderen Anlageobjekten wie Aktien, Anleihen, Devisen oder Rohstoffen abgeleitete Finanzinstrumente - und das ist ihr einziger gemeinsamer Nenner. Sie vollziehen die Wertentwicklung des ihnen zugrunde liegenden Instruments (Underlying) in der einen oder anderen Weise nach. In der Art, wie sie das tun, gibt es jedoch erhebliche Unterschiede, die letztlich definieren, ob bestimmte Derivate eher für spekulative oder für konservative Zwecke geeignet sind.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: Financial Times Deutschland, http://www.ftd.de)
Schlaraffenland für Anbieter
Einig Zockerland - Nirgendwo werden so viele verrückte Finanzprodukte erfunden wie in Deutschland. Die Aufsicht schaut weg.
Erst allmählich beschäftigen sich Wissenschaftler mit den versteckten Kosten. Was sie herausgefunden haben, überrascht nicht. Die Anbieter nutzen bei den weniger transparenten und komplexen Produkten ihre Monopolstellung bei der Bewertung sowie beim An- und Verkauf aus. Die alte Börsenregulierung, wonach entweder Wettbewerb zwischen den Kursstellern zu herrschen hat oder der Monopolist auf Neutralität verpflichtet werden muss, um Übervorteilung zu verhindern, gilt bei den Zertifikateanbietern nicht. Sie stellen außerbörslich Kurse, wie es für sie vorteilhaft ist. Ist die Nachfrage hoch, so liegt der Kurs über dem fairen Kurs, ist das Angebot hoch, so liegt er darunter.
Das hat Klaus Röder von der Universität Regensburg in einer neuen Studie herausgefunden. Anhand von Discount-Zertifikaten zeigt er, dass die Preise bei Auflegung der Papiere, also wenn das Publikum kauft, um mehr als fünf Prozent über dem fairen Wert liegen und nach einem Jahr – kurz vor Laufzeitende der Zertifikate, wenn das Publikum verkauft – um mehr als drei Prozent darunter. Warum das noch niemand gemerkt hat? Dafür muss man Optionen bewerten können. In ähnlicher Manier werden in den Prospekten Kosten unterschlagen. Bei undurchsichtigen Produkten wie Hedge-Fonds-Zertifikaten werden Schätzpreise zur Basis des Handels gemacht. Zu welchen Gunsten wird sich die Bank verschätzen?
Quelle: http://www.zeit.de/2004/21/Spezial-Aufmacher