Lothar Späth und die Gesundheitsreform - linke Tasche, rechte Tasche
Linke Tasche, rechte Tasche?
Von Lothar Späth
(30.07.03) Wenn man in diesen Tagen die ersten Reaktionen auf den Gesundheitsreformkonsens hört, fragt man sich schon, ob da nicht noch einiger Aufklärungsbedarf über den Status quo und die Ziele herrscht. Selbst ein scharfsinniger Wirtschaftskapitän vom Format eines Hilmar Kopper gestand zur besten Sendezeit in der ARD unlängst, er überblicke die Diskussion nicht mehr.
Das zeigt, wie sehr wir im gesellschaftlichen Diskurs der wichtigsten politischen Themen Ordnung und Orientierung benötigen. Die Projektkoalition im Gesundheitswesen hat als erste Expertenrunde in diesem Bereich ein durchsetzbares Vorschlagspaket hervorgebracht, das Maßnahmen beinhaltet, die in die richtige Richtung gehen.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: Handelsblatt / http://www.Handelsblatt.com)
Da wird Mal wieder das Wort "Reform" mißbraucht. Ich stelle mir unter einer Reform wirklich was anderes vor. Zwar wird von politischer Seite viel von mehr Eigenverantwortung geredet, und die ist auch sehr wünschenswert, nur, in dieser sogenannten Reform ist davon nichts drin.
Die Politik war zu feige zum Beispiel an die Freizeitunfälle zu gehen. Nicht jede Krankheit ist unausweichlich. Viele kann man sich auch holen. So verstehe ich nun überhaupt nicht warum man Brillen streichen will aber Hörgeräte nicht. Wissen wir doch alle daß Hörschäden ihre Ursache in zu lauter und ständiger Musikberieselung haben.
Ich könnte die Aufzählung noch weiter fortführen, aber das würde zu weit führen.
Warum werden nicht sämtliche Krankenkassen, die sich ja untereinander in einem beinharten Wettbewerb befinden, (die Jungen in´s Töpfchen, die Alten sonstwohin) zu einer Kasse zusammengelegt. Die gesparten Verwaltungskosten und Vorstandsgehälter gehen sicherlich in die hunderte Millionen Euro jährlich.
Auf den "Trick" durch Kürzungen oder Zuzahlungen die gewünschten Einsparungen zu erreichen wäre mein 12 jähriger Sohn sicherlich auch gekommen. Das sich dafür Heerscharen von teuren Experten monatelang die Nächte um die Ohren hauen ist schon bemerkenswert.
Gute Nacht Deutschland
Gesundheitsreform 2006 - Die Eckpunkte stehen
Eine 16-köpfige Arbeitsgruppe der Koalition hat sich in zweimonatigen Beratungen auf "Eckpunkte zu einer Gesundheitsreform 2006" geeinigt.
stern.de (12.07.06) - Das Bundeskabinett hat Eckpunkte der Gesundheitsreform beschlossen. Das Bundesgesundheitsministerium wird auf dieser Grundlage einen Gesetzentwurf vorlegen.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/verbraucher/:Gesundheitsreform-2006-Die-Eckpunkte/564566.html)
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Geplante Reform wird Probleme verschärfen
BERLIN (12.07.06) - 18 Gesundheitsexperten deutscher Universitäten und Institute haben die vom Kabinett beschlossenen Eckpunkte zur Gesundheitsreform vehement kritisiert und vor ihrer Umsetzung abgeraten. "Diese 'Reform' kann keine Probleme lösen, sondern wird sie noch weiter verschärfen: Sie darf auf keinen Fall so beschlossen werden", fordern die Experten in einer gemeinsamen, am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Der jetzt vereinbarte Weg führe erkennbar weder zu mehr Wettbewerb um Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung, noch zu mehr Stabilität, Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit bei der Finanzierung.
Vielmehr führe die geplante Reform "geradewegs zu einem staatlich kontrollierten System mit mehr Bürokratie und Bevormundung bei unverändert steigenden Finanzierungslasten für Arbeitgeber und Versicherte", warnten die Experten. Trotz der Einführung eines Gesundheitsfonds ändere sich an den derzeitigen Finanzierungsgrundlagen praktisch nichts. "Es wird lediglich eine neue zentrale Beitragseinzugsbürokratie geschaffen, die den bisherigen Risikostrukturausgleich neu organisiert".
Die Experten vermissen zudem Vorkehrungen gegen künftige Beitragserhöhungen wegen des medizinisch-technischen Fortschritts und der demografischen Entwicklung. "Staatlich verfügte Erhöhungen der Mitglieder- und Arbeitgeberbeiträge sind also vorprogrammiert", kritisieren die Experten. Insgesamt gäben die vorgelegten Eckpunkte in keiner Weise zukunftsweisende Antworten auf die Herausforderungen im Gesundheitssystem. Kompromisse nur um ihrer selbst willen seien "nichts wert".
Es gehe nicht um den Nachweis von Kompromissfähigkeit, sondern um die Lösung drängender Probleme, bemängelten die 18 Experten des Ausschusses für Gesundheitsökonomie im Verein für Sozialpolitik.
Beate Preuschoff
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Das Ziel der Gesundheit ist politisch so fest etabliert, dass Geldmittel dafür nicht schnurstracksgeradewegs (sondern nur auf indirekte, so gut wie unsichtbare Weise) verweigert werden können. Deshalb sind bloß diese heillosen Reförmchen möglich.
Zudem können im Gesundheitssystem (wie ja auch in keinem anderen System) die eigenen Möglichkeitsprojektionen eingeholt werden. Unsere Gesellschaft leidet gewissermaßen an ihren besseren Möglichkeiten. Die Krankheit der Gesellschaft ist die Möglichkeit der Gesundheit.
Und Prävention läßt sich organisatorisch NICHT umsetzen (auch der Fortschritt der Medizin wird das nicht ermöglichen, sondern , im Gegenteil, immer weiter erschweren).
Gruss Kobban