LTCM: Späte Strafe und Business as ususal

Finanzgurus holt die Vergangenheit ein

Von Tobias Bayer, New York, und Elisabeth Atzler, Frankfurt

03.09.2004

Gründer des berüchtigten Hedge-Fonds LTCM müssen 55 Mio. Dollar Steuerstrafe zahlen

Erst Milliarden verzockt und jetzt auch noch zu einer Millionenstrafe verknackt. Die Gründer des berühmt-berüchtigten Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) hat ihre Vergangenheit wieder eingeholt. Bundesrichterin Janet Bond Arterton gab der US-Steuerbehörde Recht und verdonnerte die LTCM-Gründer zu einer Strafe von insgesamt 55 Mio. $.

Mitte der neunziger Jahre waren sie die Superstars der Finanzszene: Mit ausgeklügelten Modellen verdiente das Team um die Nobelpreisträger Myron Scholes und Robert Merton sowie David Mullins und John Meriwether Milliarden. Sie nutzten Preisunterschiede, vor allem bei Zinsgeschäften – und offenbar auch Lücken im US-Steuersystem. 1998 verspekulierte sich der Fonds und ging beinahe Pleite ging.

Diese Woche wurden die Finanzgurus für ihre damaligen Steuertricks bestraft. Hintergrund ist ein kompliziertes Geschäft mit der in England beheimateten Handelsgesellschaft Onslow Trading and Commercial (OTC). OTC leaste von General Electric Computer und von Wal-Mart Lastwagen und verleaste sie für eine steuerfreie Vorabzahlung weiter. Das eingenommene Geld investierte OTC in Vorzugsaktien amerikanischer Unternehmen, die es an LTCM für einen Partnerschaftsanteil abtrat. LTCM verkaufte die Vorzugsaktien und nutzte den Verlust, um die Steuerschuld zu drücken.

Verglichen mit der Fehlspekulation von 1998 ist die aktuelle Strafe aber nicht mehr als Peanuts. Damals wurde LTCM die Finanzkrise in Russland zum Verhängnis. Binnen weniger Wochen ging dem Fonds das Geld aus. Der Hedge-Fonds drohte eine internationale Finanzkrise auszulösen. Deshalb zwang die US-Notenbank ein Dutzend Banken dazu, dem Fonds mit 3,6 Mrd. $ aus der Klemme zu helfen. LTCM galt fortan als Sinnbild für Geldvernichtung.

Doch offensichtlich vertraut die Branche den LTCM-Gründern wieder. Im Sommer dieses Jahres trat David Mullins als Chefvolkswirt in die Dienste von Vega Asset Management, einem Fond, der immerhin rund 12 Mrd. $ verwaltet. John Meriwether hat längst einen neuen Hedge-Fonds gegründet. Das Geschäftsmodell: Zinsabitrage. Allerdings soll Meriwether darauf verzichten, im großen Stil mit geliehenem Geld zu handeln. „Jeder hat seine Lektion gelernt. Man ist konservativer geworden und arbeitet mit geringerer Kreditaufnahme. Die LCTM- Geschichte wird zwar immer wieder von Hedge-Fonds-Gegnern hochgekocht. Einen großen Einfluss hat sie aber nicht mehr“, sagt Charles Gradante, Spitzenmanager der Hedge-Fonds-Beratung Hennessee Group. „John Meriwether ist ein talentierter Junge. Natürlich wird ihn die LCTM-Geschichte ein Leben lang verfolgen. Trotzdem wird er weiterhin Erfolg haben“, sagt George Van, Präsident von der Branchenberatung Van Hedge Fund Advisors.

(Quelle: Financial Times Deutschland)

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