Market Timing Indizes und Indikatoren (Sammel Beitrag)
Das Timing Problem
Bei Futures, Optionen und Optionsscheinen kommt der Frage des Timings eine besonders wichtige Rolle zu in diesen Beitrag möchte einmal die bekanntesten Indikatoren vorstellen. Die hier vorgestellten Indikatoren sind auf allen bekannten Chartseiten enthalten und (zumindest in den USA) realtime nachzuverfolgen.
Market Volatilit
Wer mit Optionsscheinen gehandelt hat oder handelt, stösst immer wieder auf den Begriff der impliziten Volatilität, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung eines Optionsscheines hat. Viele Anleger verlieren mit OS schon deshalb Geld, weil sie keine Möglichkeit haben, diese Kennzahl zu "greifen" und es kommt oft der Begriff der reinen Willkür oder des Betruges auf, weil das Underlying 30% gestiegen ist und der OS leider 20% gefallen ist. Die Emitenten werfen den Käufern Unverständnis und mangelndes Wissen voraus.
Vergessen wir das einmal und versuchen die Frage zu klären: Wie kann man implizite Volatilität messen und wie kann ich/man durch dieses Wissen Vorteile erzielen?
Eine Möglichkeit, die implizite Vola zu messen sind die CBOE Vola Indizes, VIX und VXN. Sie stehen dem Investor in Realtime (minütliche Aktualisierung) zur Verfügung, wobei die bid/ask Kurse für OEX Optionen (S&P 100) für den VIX und bid/ask Kurse für Nasdaq 100 Optionen für den VXN zu Grunde gelegt werden. Die Optionen haben eine durchschnittliche Restlaufzeit von 30 Tagen. Hierdurch erhält man die implizite Vola von 30 Tage Optionen.
Berechnung: Der VIX ist der gewichtete Durchschnitt (je nach Restlaufzeit und wie weit im oder aus dem Geld) von 8 Put und Call Optionen mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 30 Tagen. Dieses Konstrukt repräsentiert die (hypothetische) implizite Vola einer at-the-money Option. Ähnliche Berechung des VXN.
Auf dieser Seite können die historischen Daten als Textfile für den VIX oder VXN heruntergeladen werden: <A HREF="http://www.cboe.com/MktData/vix.asp">http://www.cboe.com/MktData/vix.asp</A> . Zudem findet man dort auch noch ein paar ganz andere nette Informationen.
GROBE ORIENTIERUNG
Man kann die Vola aus als Sentimentindikator einsetzen, je geringer die Vola, desto besser die Stimmung und vice versa. Als grobe Faustregel ergibt sich: Unter 20 wird es langsam Zeit in Puts einzusteigen, nach (!!!) einer doppelten Bodenbildung ober beim Cross der 30 in Calls eisteigen.
Man kann (und das sollten sich alle Call-Käufer unbedingt merken) vereinfacht sagen: In der Regel nimmt die Vola bei steigenden Kursen ab und steigt bei fallenden Kursen. Ausnahme (also steigende Vola+steigende Kurse) sind sehr selten und entstehen nur in stark überkauften Bereichen (graue Kringel).
Als simple Schlussfolgerungen ergeben sich (stark vereinfacht):
Richtig Geld kann man mit Calls nur dann gewinnen, wenn sich ein sehr starker Trend entwickelt (im überverkauften), ansonsten wird in der Regel ein großer Teil der Performance durch die sinkende Vola gefressen. In einem Bullenmarkt (den wir im Moment aber nicht haben) sieht das ganze bei Calls noch besser aus, da sich die Märkte lange im überkaufen halten können, im aktuellen Bärenmarkt können sich nur die wenigsten Indizes oder Aktien im überkauften halten (also kein starker Trend). Dadurch wird trendfolgendes bzw. zu spätes Kaufen fast immer bestraft.
Fällt der Kurs deutlich, so wird man mit einem Put doppelt belohnt, da neben den Kursgewinnen des Puts auch die Vola ansteigt.
Extreme Kursreaktionen führen zu einer extremen Volabewegung: Bei steigenden Kursen: Implosion, bei fallenden Kursen Explosion. Aus dem Satz vorher folgt (leider), das der Besitzer eines Calls innerhalb kurzer Zeit zwischen 30 und 50% an der Vola verliert, der Besitzer eines Puts schnell man 50-100% Plus in der Vola hat. Hieraus ergeben sich zwei ganz bittere Pillen: In extremen Märkten (nach Selloffs) ist ein Handel mit OS doppelt gefährlich, da ein antizyklischer Kauf des Calls wegen der fast sicheren Reduzierung der Vola nicht richtig belohnt wird (hierzu kommt noch die Gefahr weiter fallender Kurse), und wer nach einem Selloff zu lange bearish bleibt, wird mit seinen Puts das blaue Wunder erleben.
Intraday ergeben sich oft schon 20% Unterschied in der Vola, da die Emitenten gerne die Entwicklung vorausnehmen. Wer also in einen stark positiven Future OS kaufen möchte, erhält in der Regel Puts zum absoluten Diskount Preis, dasgleiche gilt für Calls bei einem negativen Future. Man kann mit antizyklischen Käufen sehr viel Geld verdienen, da die Emittenten die Kursentwicklung mehr als vorwegnehmen, mit prozyklischen Käufen ist meistens ausser Spesen nichts gewesen.
(Wochenchart)
Die einfachsten Regeln
1) 2 Fälle:
grün: Vola fällt unter 30, mgl. Einstieg
rot: Vola bildet Bottom
Wer bei dem Bottons Puts gekauft hätte, wäre reichlich belohnt worden
Bei diesen (B)ottoms bietet es sich eigentlich immer an, sowohl Puts als auch Calls zu kaufen, da man niemals sicher sein kann, wie es weitergeht, aufgrund der zu erwartenden Volasteigerung aber sehr oft profitieren kann.
2) Nach einem Selloff bricht die Vola sehr schnell zusammen (Spanne von 55 - 27)
3) Double Tops (oder Double Peaks)
roter Pfeil (Peak)
blaue Pfeile: Hier ist der angesprochene Fall: Am Ende der Woche, ist die Vola (wie im ersten Artikel beschrieben) völlig zusammengeklappt.
4) Hier Beispiele, warum man an den Bottoms sowohl Puts als auch Calls kaufen kann/soll (bzw Kombinationen, Spreads,...). Im ersten Fall die Bärenfalle, volatile Range, der zweite Bottom bestätigt sich und führt zu einem richtigen profitablen Abwärtstrend.
5) Volatiler Tradingmarkt mit Double Peaks, der aufgrund der hohe Vola aber überhaupt gar nichts für längerfristige Anlagen ist.
TIMING ASPEKTE (60 MINUTEN CHARTS)
Hier im Chart das ganze noch einmal unter Timing Aspekten mit "wichtigen" Regeln. Die Vola bildet in der Regel eher einer Boden als das Underlying (rote Pfeile) und kündigt fallende Kurse an. Steigende Kurse kündigen sich sehr häufig durch zwei Peaks in der Vola an (grüne Pfeile)
In den Konsolidierungsphasen (konstante Vola, enge Range) sollte man sich schnell verabschieden und auf den Ausbruch warten.
Man sieht sehr deutlich, das in einem starken Aufwärtstrend die Vola auch intraday schnell 10% abnehmen kann oder bei einem Abwärtstrend die Vola genauso stark zu nehmen kann.
Wer z.B. am 14. Dezemeber ein Call gekauft hätte, hätte zwar knapp 50 Punkte im S&P gewonnen, die Vola hat aber mehr als 20% abgenommen, bei einem Out of the money Call wäre wohl da nichts übriggeblieben.
Der Emitent nimmt zudem die Entwicklung vorweg, nur wer sehr früh (also antizyklisch) kauft, bekommt einen Rabatt. Wer also zu spät kauft (z.B. in einem Future mit +2%) zahlt in der Regel ein riesiges Aufgeld.
to be continued...
Trust Oszillator
Einer der bekanntest Short Time Trading Indizes ist der Nyse Trin (oder Arms Index), der steigende und fallende Aktien unter Berücksichtigung des Volumens nach einer bestimmten Formel berechnet. Dieser Index hat aber den Nachteil, das er keine Extremwerte liefert. Die Stimmung ist schlecht bei einem Arms größer 1.5, bei 2, bei 3, ... Aber wie schlecht ist sie denn wirklich? Gesucht ist also eine Möglichkeit, den Arms als einen Oszillator (z.B. zwischen -1 und +1) darzustellen.
Da der S&P Chart ja nun hinlänglich bekannt sein dürfte, sind die folgenden Beispiele einmal für den Nasdaq 100.
Herleitung, Praktische Anwendung

Hierzu wurde der Trust Oszillator entwickelt, der sich nach der folgenden Formel errechnen lässt:
trust:=((NYSEAdvI*NYSEAdvV)-(NYSEDecI*NYSEDecV))/((NYSEAdvI*NYSEAdvV)+(NYSEDecI*NYSEDecV)
NYSEAdvI = steigende Aktien
NYSEAdvV = Volumen in steigende Aktien
NYSEDecI = fallende Aktien
NYSEDecV = Volumen in fallende Aktien
Trust Rohdaten: Man erhält eine stark oszillierende Bewegung zwischen -1 und +1, wobei die extremen Werte über 0.8 bzw. -0.8 nach einemm Cross mit der Signallinie als antizyklische Kauf- bzw Verkaufssignale genutzt werden können.
Da man mit diesen Rohdaten (ausser als Frühindikator) wenig anfangen kann, konstruiert man (ähnlich wie beim McClellan Oszillator) ein Histogramm, das durch die Differennz einer exponentiell gewichteten 5 Tage und 21 Tagelinie besteht. Die Handelssignale entstehen entstehen durch das Cross der bei Moving Averages. Oberhal der 0 Linie bullish, unterhalb bearish, über 0.25 überkauft, unterhalb -0.25 überverkauft.
Durch die Berechnung einer Cumulative Sum des Trust Histogramms erhält man den für langfristiger orientierte Investoren den Cumulative Trust.
Anmerkung:
Die angegbenen Werte für die EMA's bzw überkauft/überverkauft Linien kann man natürlich beliebig abändern.
All together

Metastock Formeln
Mit der EOD Version muss man in diesem Fall noch mehr rumtricksen, da eine Menge Composite Strukturen gebildet werden müssten, sinnvollerweise (oder auch ärgerlicherweise) sollte man die lästige Vorarbeit in Excel erledigen.
Metastock Realtime Funktion (Bsp wieder mit Reuters Daten)
NYSEAdvI:=Security( "J:\Reuters\Breath\X.NASD-A", C);
NYSEAdvV:=Security( "J:\Reuters\Breath\X.NASD-A", V);
NYSEDecI:=Security( "J:\Reuters\Breath\X.NASD-D", C);
NYSEDecV:=Security( "J:\Reuters\Breath\X.NASD-D", V);
trust:=((NYSEAdvI*NYSEAdvV)-(NYSEDecI*NYSEDecV))/((NYSEAdvI*NYSEAdvV)+(NYSEDecI*NYSEDecV)); {green}
trustost:=Mov(trust,5,E)-Mov(trust,21,E);{Histogramm blau, grün}
trust;trustost;
Cum(trustost);{cumulative Trust in blau}
Nasdaq 100 im 60 Minuten Chart

Wie man hier noch einmal sieht, erhalten wir auch im kurzfristigen Trading sehr interessante Frühwarnsignale in den Extremzonen, zusätzlich kristallisieren sich sehr schön Divergenzen heraus.
to be continued ...
Super spannend !
Danke !
redsnapper
Bevor alles in Vergessenheit gerät, ein weiterer Indikator.
Option Indikator:
Dieser Indikator setzt (leider) fast zwingend ein Abo von quotes.com und die Metatstock Professionel Version voraus, er soll dabei helfen, frühzeitig auf Trendwechesel und/oder trendbestätigende Transaktionen im Optionen Markt aufmerksam zu machen.
Benötigte Indizes (Quotes Kürzel):
Ticker: QC:PUTVAL || Name:Put Value
Ticker: QC:PUTVOL || Name:Put Volume
Ticker: QC:CALLVAL || Name:Call Value
Ticker: QC:CALLVOL || Name:Call Volume
Metastock Formel
Name: (Put Val*Put Vol)/(Call Vol*Call Vol)
{Die angegebenen Pfade sind lokal}
PVAL:=Security( "J:\Reuters\Stock Sector Indizes\PUTVAL", C);
CVAl:=Security( "J:\Reuters\Stock Sector Indizes\CALLVAL", C);
PVOL:=Security( "J:\Reuters\Stock Sector Indizes\PUTVOL", C);
CVOL:=Security( "J:\Reuters\Stock Sector Indizes\CALLVOL", C);
(CVAl*CVOL)/(PVAL*PVOL);
In dem Chart ist der Indikator im oberen Teil abgebildet, der S&P 500 befindet sich in der Mitte und der VIX (CBOE Market Volaindex) im unteren Teil abgebildet.
Der Indikator ist wertmässig (ähnlich wie der Arms Index) wertmässig schwer zu fassen, da er nicht normiert ist, daher sind die diagonalen Linien (+2 rot, +1 grün) eher willkürlich und nur zur Groborientierung eingezeichnet.
Werte über 2 (je höher, desto besser) sind Warnzeichen, das es wenig Interesse an der Fortsetzung der aktuellen Aufwärtsbewegung gibt und das es in den Bereichen sehr starke Widerstände gibt. Sehr bullishe Notierungen (deutlich kleiner 1) sind ein Zeichen, das es vermehrt zu Call Käufen kommt.
Im Chart eingezeichnet sind jeweils die vertikalen Linien (in unterschiedlichen Farben) und die dazugehörigen Chart Widerstände (in der gleichen Farbe). Im Chart eingezeichnet zudem 2 grüne Linien, dies sind kleine Bärenfallen. Man sieht, das die Abwärtsbewegung nur sehr kurzfristig war und das es danach zu einer sehr schnellen Aufwärtsbewegung kam.
Die Kringel sind bullishe Bereiche, an denen es vermehrten Call Käufen kam, da es sich aber um einen vorherschenden Abwärtstrend handelt, sind die Aufwärtsbewegungen nur sehr kurzfristig (technische Korrekturen).
Das angenehme an dem Indikator ist, das er in der Regel mindestens eine Bar Vorlauf hat.
Hi Metatrader,
ich halte Deine Beiträge für sehr aufschlußreich. Besonders die täglichen Ausblicke sind einer meiner Orientierungspunkte im Markt geworden.
Was ich Dich gerne fragen möchte:
Ist bei der starken Baisse seit April 2002 die implizite Volatilität bei PUT und CALL Optionen gleichermaßen angestiegen? Oder weisen die Puts in solchen Baissephasen ein höheres Aufgeld auf als die Calls?
Bei einem Seminar sagte ein Referent, daß Puts bei jedem Markt (Bull/Bear)generell ein höheres Aufgeld aufweisen. Ist das auch Deine Erfahrung?
Herzliche Grüße
Albert
Hallo Albert,
die implizite Vola ist eine schwer zu greifende bzw. messbare Größe, da die Erwartungshaltung des Emitenten über die zukünftige Entwicklung des zugrundeliegenden Underlyings eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Nimmt man als Beispiel ein aus dem Geld liegenden DAX Call mit Basis 4000 und Laufzeit 12/02 so schwankt die implizite Vola zwischen 31.9 und 35.4, bei knapp im Geld liegendenden Put Optionsscheine (gleiche Basis und Laufzeit) variiert die implizite Vola zwischen 33.8 und 39.8.
Im allgemeinen ist die implizite Vola etwas höher bei Puts als bei Calls, aber es sind von Emitent zu Emitent gewaltige Unterschiede zu registrieren. Da die implizite Vola einen sehr hohen Einfluss auf die Preisfindung hat, sollte man daher etwas beim Kauf aufpassen.
Im folgenden Link werden ein paar ganz interessante Aspekte über die Statistik von Finanzmärkten erläutert, sehr viele Kapitel widmen sich der Volatilität (unter anderem wird hier auch die Berechnung des VDAX erklärt).
http://www.quantlet.com/mdstat/scripts/sfm/html/
Ich hoffe, das reicht Dir als Antwort.
Hallo metatrader,
durch die Umstellung von Reuters auf QCharts muss ich meine Formeln umstellen.
Beispiel: Trust Oszillator
In der Reuters Formel steht diese Zeile:
NYSEAdvI:=Security( "J:\Reuters\Breath\X.NASD-A", C);
X.NASD-A = NASDAQ Advancing Issues & Advancing Volume ist somit ja eigentlich nicht das gewünschte NYSEAdvI, da ja auch das Volumen enthalten ist. Wird dieses Volumen in der Formel durch ", C); ausgeklammert ?
Hast Du die Formel für den Trust Oszillator unter QCharts für mich ?
Schönen Sonntag wünscht Catano
Hi Catano,
hier sind die Formel für die Nyse, statt ... musst Du den entsprechenden Pfad oder Online einsetzen.
NYSEAdvI:=Security( "...\ADVN.NY", C);
NYSEAdvV:=Security( "...\UPVOL.NY", C);
NYSEDecI:=Security( "...\DECL.NY", C);
NYSEDecV:=Security( "...\DNVOL.NY", C);
trust:=((NYSEAdvI*NYSEAdvV)-(NYSEDecI*NYSEDecV))/((NYSEAdvI*NYSEAdvV)+(NYSEDecI*NYSEDecV));
trustost:=Mov(trust,5,E)-Mov(trust,21,E);
trust;trustost;