* Marktüberblick 25.08.03: Keine Eur(o)phorie mehr, langfristige Charts
Kurzer Rückblick
Das in meinen Augen hervorstechende Börsenereignis der letzten Woche dürfte wohl der relativ starke Fall des EURO gewesen sein, der nicht nur gegenüber dem Dollar, sondern vor allen Dingen auch gegen den Yen deutlich an Wert verloren hat.
Trotz des riesigen Leistungsbilanzdefizit und der hohen Verschuldung der USA scheint der Markt im Moment wieder sein Geld in die Währung zu pumpen, in der Wachstum zu erkennen glaubt: Analysten sehen für die USA ein Wachstum von 4-5% vorraus, während es im Euro Raum ausser nichtssagenden Frühindikatoren bislang keine harten Daten für eine Erholung gibt: Eher das Gegenteil: Frankreich am Rande der Rezession, wenig besser sieht es in Holland, Spanien, Belgien oder Italien aus, von Deutschland einmal ganz zu schweigen.
Sieht man jetzt einmal auf die beiden mittelfristigen Währungs Charts, so wurde bislang noch nicht einmal die letzte Aufwärtsbwegung (seit Ende 2001) bis zum 38.2% Retracement korrigiert. Und man könnte nun eigentlich denken, alles ist noch in Butter. Dieser Meinung scheinen auch die meisten Analysten zu sein, die der aktuellen Korrektur keine besondere Bedeutung zumessen und das Ziel für den Euro für das nächste mal eben in den Bereich 1.30 hochgelobt haben.
Die Börse (vor allen Dingen in Deutschland) reagierte geradezu euphorisch auf den Fall des Dollars: Der DAX markierte an 4 der letzten Tage der Woche ein neues Jahreshoch, vor allen Dingen die Exportwerte profitierten von der Dollar Schwäche. Kaum zur Notiz genommen wurde die Aufstufung des europäischen Banken und Finanzsektors ohne einen deutschen Wert, genauso wenig Beachtung fand anscheinend die Emission von einer Handvoll Calls auf die Allianz von Goldmann Sachs, wobei man wohl aus guten Gründen die Puts vergessen hatte.
In den USA war die Woche geprägt von guten bis sehr guten Wirtschaftsdaten und dem "Sahnehäubchen" für den PC Bereich am Freitag: Intel korrigierte seine Umsatzerwartungen deutlich nach oben, jedoch führte dies nur zu einer sehr bullishen Eröffnung, die bereits kurz nach Eröffnung systematisch abverkauft wurde und die Indizes an den Tages Tiefs schliessen ließ.
Zur Technik
Wir nähern uns dem September, der aus historischer Sicht speziell im DAX und DOW JONES der mit weitem Abstand der schwächsten Monat ist, die weitere Entwicklung (sowohl aus technischer aber vor allen Dingen auch fundamentaler/wirtschaftlicher Sicht) ist ausgesprochen spannend.
Ich habe darum heute einmal etwas langfristigere Charts verwendet, die vor allen Dingen für pessimistische (sprich short orientierte) Anleger in gewisser Form als eine Warnung verstanden werden sollten.
Beginnen wir mit den USA:
In den großen Indizes (NDX, SPX, INDU) kann man sehr gut erkennen, dass in den letzten vier Monaten relativ wenig Bewegung nach oben stattgefunden hat, es fand eine breit angelegte Konsolidierung im Dow Jones zwischen ca. 9000 und 9500, im S&P 500 zwischen 963 und 1015 und im Nasdaq 100 zwischen 1100 und 1340 Punkten statt. Momentan spricht zwar relativ wenig für ein Verlassen der Trading Range, man darf den möglichen Ausbruch dennoch noch nicht von der Hand weisen.
Die oft angesprochenen Volatilitätsindikatoren VIX udn VXN sind zwar momentan auf einem sehr niedrigen Niveau, man sieht aber, dass es in den Jahren von 1992 bis 1995 noch deutlich geringere Notierungen praktisch an der Tagesordnung waren. Und wer 1995 auf eine technische Korrektur wartete, der wartete wohl vergebens.
Man könnte also im Moment mit der folgenden Strategie ganz gut fahren: Es wird eine bestehende Trading Range unterstellt (Hoch/Tief der letzten 4 Monate), wir wären also seit Freitag short, das Abwärtspotential wäre vorerst begrenzt auf maximal 1200 im NDX, 965 im S&P 500 und 9000 Punkten im Dow Jones. Sollte es (wider Erwarten) zu einem Ausbruch nach oben kommen, widersetzen wir uns nicht und müssen auf die long Seite wechseln.
Etwas schwieriger ist es im DAX: Hier hat es leider noch kein starkes Verkaufssignal gegeben, hier würde sich ein Verkaufssignal erst mit einem Break der Marke von 3476/3487 Punkten ergeben. Mit Optionsscheinen sollte man im Moment noch sehr vorsichtig sein, der VDAX könnte eventuell noch in den Bereich zwischen 17 und 22 zurückfallen, was sich ausgesprochen unangenehm auf die Performance auswirken könnte.
Sowohl im Euro/Dollar als auch Euro/Yen ist eine kurzfristige Stabilisierung (im Bereich der blauen Linien) möglich, wobei ich mit einem Test von mind. der 38.2% Retracements rechne und auch eine 50% Korrektur der letzten Aufwärtsbewegung eher wahrscheinlich ist als ein Ausbruch über die starken Widerstände im Bereich 131 bzw 1.11.
Viel Erfolg
XETRA DAX PF (^GDAXI) Intervall: MONTHLY
S&P 500 Index (CBOE) (SPX.X) Intervall: MONTHLY
Nasdaq-100 Index (NDX.X) Intervall: MONTHLY
Dow Jones Industrials (INDU) Intervall: MONTHLY
EURO DOLLAR (EUROD) Intervall: WEEKLY
EURO YEN (EURYEN) Intervall: WEEKLY
Hallo Metatrader,
Wenn ich bei deinem Chart eine Abwärtslinie anlege, ist der Dax erst etwa bei 3900 an dieser angelangt.
Bei mir ist´s jetzt schon so weit.
Differieren unsere Kursreihen so?
Gruß,
Swingtrader
Hallo Swingtrader
Bei einer semi-logarithmische Skalierung verläuft der Abwärtstrend bei ca. 3900
Punkten.
Nun stellt sich die Frage, unter welcher Einstellung z.B. eine Abwärtslinie als gebrochen gilt.
Mfg
swingtrader,
der Unterschied liegt darin, dass ich logaritmische Charts verwendet habe.
Was ist richtig?
Ist das Glas halb voll oder halb leer? Ich denke, dass dies eher eine philosophische Frage ist, der eine handelt nach logaritmischen, der andere nach einfach skalierten Charts.
Hallo Metatrader,
so was in der Richtung habe ich mir gedacht.
Mit dieser Charteinstellung habe ich mich eigentlich nie so richtig beschäftigt. Könntest du vielleicht kurz auf Vor- und Nachteile eingehen?
Besten Dank.
Gruß,
Swingtrader
Hallo,
im semi-logarithmischen Chart ist die Entfernung von 20 auf 40 genauso groß wie die Entfernung von 80 auf 160. Wenn ein Wertpapier sehr großen Schwankungen unterliegt, so bekommt man optisch ein ansprechenderes Bild und man kann vor in diesen Charts i.d.R. bessere Trendlinien einzeichnen. In der Regel verwendet man diese Charts bei langfristigen Chart.
Besonders schön kann man den Unterschied im Dow Jones erkennnen, wenn man Jahres Candles seit 1896 verwendet:
Danke!
Gruß,
Swingtrader
@ metatrader
Wo bekommst du solche schönen Charts her die so lange zurückreichen, nämlich bis 1890, suche so etwas für eine möglichst grosse Palette für Aktien aus USA und Europa, weisst du wo ich die herbekommen kann für Metastock?
Grüsse
Olrim
Hallo,
die Daten der großen Indizes findet man in diversen Internetquellen (z.B. http://www.markt-daten.de/daten/daten.htm ), bei Einzelwerten braucht man einen sehr guten Datenlieferanten (kostenpflichtig).
Welchen Datenlieferanten der kostenpflichtig ist und dir diese so lang zurückliegenden Aktienwerte liefert könntest du mir denn empfehen, metatrader?
Vielen Dank
Olrim
@ metatrader
Brauche einen Anbieter der mir möglichst lange zurückliegende Daten liefert für Aktien und so verhältnismässig günstig wie möglich.
Weisst du da was metatrader? Oder behälst du es für dein Geheimnis wo man solche hervorragenden Langfristcharts für Metastock herbekommen kann?
Danke
olrim
@ Olrim
Leider steht in Deiner Anfrage das böse Wörtchen günstig. Sehr lange Daten sind sehr teuer, ein Anbieter hierfür ist http://www.globalfindata.com/ . Hier zahlt man bis zu 3.000 $, die historischen Daten einzelner Aktien kosten ca. 95 $.
Falls Daten bis 1968 zurückreichen, wirst Du auf http://www.prophet.net fündig, oder bei http://www.csidata.com/ oder bei http://www.prophet.net oder bei http://www.reutersdatalink.com/ oder Yahoo, bietet z.B. kostenlose Daten bis 1970 an, da die US Daten von CSI kommen, ist die Qualität sehr gut.
@ metatrader
Vielen dank metatrader, werde ich mir sofort mal anschauen.
Gruss
olrim
@ metatrader
prophet.net hat noch die am weitesten zurückreichenden (bis 1968) Daten, aber auch nur für USA und Kanada.
Schon mal viel besser als nichts, aber für mich noch nicht ausreichend.
@ alle
Gibt es nicht doch noch etwas weiter zurückreichende Daten für einen erschwinglichen Preis?
Gut, ob Commodities oder Aktien und welche Länder ist erst mal sekundär, natürlich nicht gleich nur Süd-Timbuktu, brauche erstmal irgendwoher weiter zurückliegende Daten, weiss da jemand was brauchbares?
Danke,
Olrim