Ölpreise: Einmal mehr gibt New York den Ton an
Noch selten zuvor wurde uns in dermassen eindrücklich aufgezeigt, dass die Ölpreise in Europa auch in NY „gemacht“ werden. Wir haben in unserem gestrigen Nachmittagsbericht entsprechende Vorbehalte angebracht, dass die charttechnische Konstellation in NY vom Vortag nicht darauf schliessen lässt, dass eine grössere Aufwärtskorrektur fällig ist.
Gerade rechtzeitig, um den Handel vor grösserem Schaden wegen panikartiger Käufe zu bewahren, hat unser kurzfristiger Combi Gasoil Chart 60 Minuten um 17:15 nach unten abgedreht (unsere Internetseite http://www.wonews.ch"; "Oel"), nicht zuletzt auch mit Hilfe des nachgebenden Dollars.
Was können wir als Lehre aus dem gestrigen Tag mitnehmen? Auch wir sind durch die Erwartungshaltung unserer Abonnenten ständig unter Druck, besonders nach langanhaltenden Abwärtsphasen, den optimalen Einstiegspunkt ja nicht zu verpassen. Wer gestern verkaufte sofort lieferbare Mengen eingedeckt hat, lag sicher nicht falsch. Käufe auf Vorrat drängten sich nicht auf, konnte die in London eingesetzte Aufwärtsbewegung doch nicht gehalten werden. Der Handel muss sich aber mental darauf einstellen, dass man eine Trendwende wohl kaum im absolut tiefsten Punkt „erwischen“ kann, weil der Auslöser für grössere Kursbewegungen immer erst in NY bestätigt werden muss.
Die grossen und massgeblichen Marktteilnehmer an der Ölbörse richten sich in den allermeisten Fällen nach dem Tagesschlusskurs und reagieren meist erst mit einer gewissen Verzögerung, wenn die entsprechenden Signale auch wirklich bestätigt werden.
Wir wiederholen also noch einmal: Solange der Tagesschlusskurs sich nahe dem Tagestiefstkurs befindet, so wie gestern in NY, kann man davon ausgehen, dass die Marktteilnehmer für den kommenden Tage keine grössere Aufwärtsbewegung erwarten. Eigentlich logisch.
Für die heutige Gasoileröffnung werden rund $ 2/2.50/to tiefere Kurse erwartet. Ob die heute anstehende Abstimmung der Irakresolution im UN Sicherheitsrat etwas bewegen kann, bleibt abzuwarten. Mehr Bewegung könnte der am Nachmittag erwartete Monatsbericht des IEA auslösen. Dann aber eher nach unten. Durchgesickert ist die bereits OPEC-Produktionsschätzung für das 4. Quartal, welche mit 26.524 Fass/Tag (inkl. Irak) deutlich über dem 3. Quartal (25.426) liegt. Die US Absatzzahlen der letzten Wochen in den USA zeigen aber keinen klaren Trend zu deutlich höherer Nachfrage. Auch in Europa haben wir keine Anhaltspunkte dafür, dass eine Belebung des Geschäftes festzustellen ist.
Übrigens: Letztes Jahr drehte der Gasoilpreis in der 50. Woche von einem Kurs von $ 145 nach oben. Damit wollen wir nicht ausdrücken, dass die Notierung auf dieses Kursniveau zurückfallen muss.
Beim Dollar wären wir nun allerdings nicht erstaunt, wenn zumindest kurzfristig eine gewisse Konsolidierung durch vorübergehende höhere Kurse möglich sind, bevor sich der erwartete zusätzliche Kursrückgang fortsetzen dürfte.
Hans R. Walk - WO News AG, Dübendorf/Schweiz