Ölpreise: Gasoil fob Rotterdam manipuliert
Der Markt war heute Vormittag geschockt von der ungewöhnlich hohen Platts-Notierung für Gasoil fob Rotterdam. Im Verlaufe des gestrigen Tages lagen die Aufschläge für Gasoil fob Rotterdam mit plus $ 5.50 über Börse im Rahmen der Vortage.
Gegen Abend, genau zum Zeitpunkt wo Platts die Preise ermittelt, wurden nun aber plötzlich kleine Mengen mit einem Aufschlag von $ 9.5 und später sogar von $ 12/to über Börse gehandelt.
Es lag versorgungstechnisch absolut kein Grund vor für diesen sprunghaften Anstieg. Dies war pure Manipulation vereinzelter Marktteilnehmer. Die Platts-Notierungen dienen weltweit als Basis für Vertragslieferungen. Wenn es also gelingt, die Notierungen so wie gestern dermassen heftig nach oben zu treiben, müssen die Abnehmer mehr für das zu beziehende Oel bezahlen.
Wir haben schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass Platts vor allem im Zusammenhang mit manipulierten Erdgaspreisen in den USA ins Kreuzfeld der Kritik gekommen ist. In diesem Fall liegt aber das Verschulden nicht primär bei Platts. Man reportiert lediglich was gemeldet wird. Es stellt sich lediglich die Frage, ob in den Nopiterungen nicht die Kursbewegung des ganzen Tages und nicht nur um 16:30/17h als Preisspiegel herangezogen werden sollten.
Wenn sich zwei Partner auf ein Geschäft zu einem überrissenen Preis einigen, werden dadurch ihre Lagerpositionen von einem Tag auf den andern, unabhängig der Börsenkursentwicklung, um mehrere Dollars pro Tonne höher bewertet. Also profitieren beide. Wir haben schon mehrmals festgestellt, dass solche Spielchen mit übertrieben hohen Aufschlägen, ohne eine Zunahme der Nachfrage, Warnsignale für einen bevorstehenden Kursrückgang sind.
Noch zeichnet sich aber in Venezuela kein Streikende ab. Aber vielleicht kann man sich am Wochenende einigen. Die sich aus charttechnischer Sicht abzeichnende Abwärtskorrektur dürfte also vorerst nur eine vorübergehende und limitierte Preisabschwächung bringen. Nach Informationen einer europäischen Ölgesellschaft, welche in Venezuela an Raffinerien beteiligt ist, soll die Rohölproduktion mittlerweilen auf Null gefallen sein. Um auch die Raffinerien wieder raufzufahren, muss nach Wiederaufnahme der Rohölproduktion mit rund fünf bis zehn Tagen gerechnet werden. Aber alleine schon eine Ankündigung des Endes des Streiks würde einen deutlichen Kursrückgang der momentan doch weit überrissenen Preise bringen.
Unser kurzfristiger Combi Gasoil Chart 90 Minuten (Börsenpreise in Landeswährung in %lt) ist auf Baisse. Chart auf unserer Internetseite http://www.wonews.ch "Oel" "Combi Gasoil Charts". Die Indikatoren im Tageschart, vor allem auf Platts-Basis zeigen noch kein Signal für den Beginn einer Kursumkehr nach unten.
Heute müssten eigentlich an der Börse NY Gewinnmitnahmen zu Kursabwärtskorrekturen führen. Denkbar ist aber auch, dass dann Kursrückschläge wieder zu Käufen genutzt werden.
Benzin fob Rotterdam 273/277 deutlich tiefer. Aber auch hier plötzliche Manipulation nicht auszuschliessen.
Technische Analyse Gasoil IPE London:
Der durch Divergenz im 90 Min Chart angezeigte Beginn Kursrückgang wird nur bestätigt, wenn Mittellinie in diesem Chart definitiv fällt (rot). Aufzeichnung auf unserem Internet unter "Intraday Charts". Rückgang unter 25050 begünstigt zusätzliche Abschwächung. Anstieg über 25775 wird jedoch Haussetendenz wieder reaktivieren. Für grössere Abwärtsbewegung ist Durchbruch/Schluss Magentalinie im Tageschart fällig, aktuell bei 24475.
Hans R. Walk - WO News AG, Dübendorf/Schweiz