Ölpreise: Venezuela stärkeres Hausseelement als OPEC-Beschluss
Die OPEC hat gestern beschlossen, mit Wirkung ab 1. Januar die Förderquote von bisher 21,7 auf 23 Mio Fass/Tag zu erhöhen. Die Produktion im November lag nach OPEC-eigenen Angaben aber noch rund 1,3 Mio Fass, nach anderen Quellen gar 1,7 Mio Fass über der neuen Quote. Eine solche Vereinbarung wurde allgemein erwartet.
Es scheint aber kaum wahrscheinlich, dass man bereits ab Januar die neue Produktionseinschränkung auch nur annähernd einhalten kann. Das nächste offizielle OPEC-Meeting findet am 11. März 2003 statt. Wir haben schon früher auf vermehrte Tankerabschlüsse und deutlich steigende Frachtraten aus dem persischen Golf berichtet. Wenn also überhaupt deutliche Kürzungen der Produktionsmengen vorgenommen werden, dann wohl kaum schon ab Januar. Auf jeden Fall haben wir noch nichts darüber gehört, dass die zusätzlichen Tankerabschlüsse jetzt annulliert werden. Zudem liefern gerade die erneut höheren Preise wieder einen neuen Anreiz den Ölhahn offen zu halten.
Saudi-Arabien hat allerdings heute früh die Abnehmer in Asien über Lieferkürzungen von rund 5% gegenüber Dezember orientiert.
Der seit gestern eingesetzte kräftige zusätzliche Kursanstieg ist wohl weniger auf den den Erwartungen entsprechenden OPEC-Beschluss zurückzuführen. Viel eher ist die Situation in Venezuela die treibende Kraft. Die Meldung, dass die grösste Raffinerie in der westlichen Hemisphäre, die Hovensa auf St. Croix (Karibik) an der die venezuelanische staatliche Ölgesellschaft beteiligt ist, den Betrieb mangels Nachschub von Rohöl reduzieren und gar einstellen muss.
Zudem wurden die im gestrigen Bericht erwähnten wichtigen Widerstandsmarken Brent 2672 und Crude 2795 definitiv überboten, was auch für die Bildschirmhändler Anlass zu Käufen gab.
Die heute Vormittag in London bei Gasoil und Brent und voraussichtlich auch bei der Hauptsitzung NY heute Nachmittag werden Löcher zu den gestrigen Höchstkursen offen bleiben, was Möglichkeit für baldige Abschwächung offen lässt. Ein Anlass dazu könnte eine Ankündigung sein, dass wegen Lieferausfall aus Venezuela strategische Reserven in den USA freigegeben werden.
Solange aber unser Combi Gasoil Chart (Internet http://www.wonews.ch "Oel" "Combi Gasoil Charts") kein Signal für Abschwächung liefert, muss der Händler wohl an der Hausseparty teilnehmen. Wir empfehlen aber, nahe dem Ausgang zu tanzen.
Hans R. Walk - WO News AG, Dübendorf/Schweiz