Ölpreise: Wichtige Chartpunkte
Die grossen Nachrichtenagenturen lassen nichts unversucht, in ihren Kommentaren den vermeintlich kräftigen Abbau der Lagerbestände gemäss API und dessen Wirkung auf höhere Ölpreise herauszustreichen. Wir vermissen schon seit Wochen und gar Monaten eine objektive Berichterstattung des Marktgeschehens. So auch heute. Man weist in erster Linie auf den deutlichen Rückgang der Lager gegenüber der Vorwoche hin. Offenbar haben gewisse Schreiberlinge übersehen, dass die Lagerbestände gegenüber Vorjahr bei den Fertigprodukten wesentlich höher liegen. So sind die Bestände bei den Destillaten (Heizöl/Diesel) knapp 10% über Vorjahr und dies bei der um diese Jahreszeit wichtigsten Produktegruppe zur Erntezeit und vor Beginn der Heizsaison. Die Destillatlager liegen wohl unter 1998/99 aber über 2000/2001.
Die Benzinlager sind nach 1998 auf dem höchsten Stand der letzten fünf Jahre. Die Crudelager lagen hingegen nur im Jahre 2000 noch tiefer. Alle Produkte und Crude sind gesamthaft gesehen, nimmt man auch noch Heizöl Schwer dazu, gegenüber Vorjahr um 13 Mio Fass oder 2% höher.
Bei der Beurteilung der Destillatlager sollte man auch noch in Betracht ziehen, dass in den USA im Gegensatz zu Europa viel mehr auch kleinere Verbraucher die Möglichkeit haben, von Heizöl auf Gas umzustellen. Die Erdgaspreise sind in den letzten Wochen jeweils in Baissephasen heftiger gefallen und umgekehrt weniger deutlich gestiegen als Heating Oil. Dazu kommt, dass man bei Erdgas momentan die höchsten Lager seit 10 Jahren (!) meldet. Also ohne wirklich kalten Winter wird auch der immer wieder als Argument für höhere Preise herausgestrichene Öl-Mehrverbrauch in Frage gestellt und das Aufwärtspotenzial für Heizöl dürfte limitiert bleiben. Höhere Rohölpreise bei nicht parallel ansteigenden Produktepreisen können sich nicht halten. Entweder müssen dann die Raffinerien wegen schlechter Margen die Produktion zurückfahren, was dann automatisch auch wieder eine Korrektur der Rohölpreise bringen muss.
Aber was sollen all diese Erklärungen und Markteinschätzungen aus fundamentaler Sicht die allenfalls erst in Wochen oder Monaten wirksam werden ? Das interessiert die Bildschirmhändler und institutionellen Anleger die auf das schnelle Geld aus sind wohl weniger. Hier zählt einzig die charttechnische Konstellation. Nach einer fundamentalen Meldung erfolgt eine Reaktion an der Ölbörse ähnlich wie nach einem Steinwurf in ein ruhendes Wasser. Es bilden sich Wellen die sich verstärken. Dabei werden laufend charttechnisch Punkte erreicht, welche die Bewegung verstärken. Bis sich die Welle abschwächt.
Heute Vormittag wurden die vorangegangenen Kursspitzen vom Montag bei Gasoil mit 23275 bis auf die kleinste Einheit von 25 cents erreicht, bei Brent fehlte ein einziger cent bis auf die Spitze 2756. Da bei der Eröffnung zu den gestrigen Höchstkursen Löcher nach unten offen geblieben sind, war es keine grosse Überraschung, dass die Kurse von diesen Punkte aus wieder zurückfielen. Damit die seit gestern eingeleitete Aufwärtsbewegung als überhaupt abgeschwächt gewertet werden kann, braucht es zuvor einen Rückgang unter 22950 Gasoil, resp. unter 2713 bei Brent. Aber erst Abgleiten unter 22800/22750 Gasoil, resp. 2700/2687 Brent um die Möglichkeit einer erneuten Aufwärtsbewegung im Anschluss an die jetzt eingeleitete vorerst nur mässige Abwärtskorrektur einzuschränken.
Auf unserer Internetseite http://www.wonews.ch „Oel“ haben wir bei „Signale Tagescharts Oel“ mit farbigen Durchschnittslinien die von den institutionellen Anlegern stark beachteten Punkte eingezeichnet. Bei Anstieg und vor allem Schluss über/unter diesen Linien werden meist Kauf- resp. Verkaufspositionen bezogen. Zudem signalisieren hier rote und grüne Kursbalken fallende resp. steigende Tendenz. Es lohnt sich, jeweils diese Charts, die auch mit den Fibonacci-Marken ergänzt sind, zu konsultieren. Zögern Sie nicht bei Fragen unseren Herrn Walk – Direktwahl 01 802 72 54 – anzurufen. Oder Mail hans.walk@duebinet.ch.
Kurzfristig wartet der Markt jetzt auf die Veröffentlichung der DOE-Lagerzahlen um 15 Uhr. Da die Anleger an den Börsen offensichtlich auf kurzfristige Lagerveränderungen reagieren, ist bei einem ähnlich hohen Abbau der Crudelager voraussichtlich mit zusätzlichen Kursavancen zu rechnen. Auch Meldungen über die Absichten der USA im Irak werden als Auslöser für Kursbewegungen auf beide Seiten aktuell bleiben.
Die Signal in unserem Combi Gasoil Chart zeigen im 60 Minuten Chart die kurzfristig zu erwartende Bewegung, im Tageschart die für die nächsten Tage massgebliche. Momentan zeigt der Stundenchart „Hausse abgeschwächt“ und der Tageschart „Baisse intakt“. Bei erneutem Signal „Anstieg“ im Stundenchart sollten Verkäufe eingedeckt werden, Käufe auf Vorrat bleiben ohne Haussesignal im Tageschart mit erhöhtem Rückschlagsrisiko behaftet.
In diesem Chart ist auch die Kursentwicklung des Dollars integriert. Wir sind der Meinung, dass es keine bessere Lösung gibt, die Kursbewegungen einzuschätzen.
Hans R. Walk - WO News AG, Dübendorf/Schweiz