Optionen zur Absicherung von Future-Positionen
Als Position-Trader, der eine Future-Position über Wochen oder Monate hält, stehe ich immer wieder vor der Aufgabe, diese Future-Positionen für ein paar "gefährliche" Tage mit am Geld liegenden Optionen abzusichern.
Beispiele:
Ich bin seit einiger Zeit long im TYU7. Vor der letzten regulären Sitzung der FOMC, als nicht klar war, ob es zu einer Zinssenkung kommt und wie der Markt darauf reagieren würde, habe ich Put-Optionen gekauft. Nach der Sitzung habe ich die ersten Turbulenzen abgewartet und die Optionen wieder verkauft.
Analog bin ich vorgegangen, um eine long Soybeansposition über ein Wochenende zu "retten", dass von unsicheren Wetterprognosen geprägt war.
Ein verwandter Fall - aber vielleicht muss man diesen anders betrachten - sind Dezember-Shortpositionen in Crude Oil, die ich Ende Juli gekauft habe mit dem Ziel, sie bis in den November hinein zu halten, wenn alles planmäßig läuft. Um eventuellen Hurricanes zu begegnen, habe ich gleichzeitig am Geld liegende Call-Optionen gekauft, die ich über die Hurricanesaison weg behalten möchte. Im Falle eines Hurricanes kann ich Sie gegen solche mit höherem Strike tauschen, mache Profit und habe meine Futures noch immer gesichert. Falls kein Hurricane auftritt, kostet mich diese "Versicherung" Geld - nichts im Leben ist gratis.
Meine Frage: Welche Laufzeit ist für solche Absicherungen mit begrenzter zeitlicher Notwendigkeit ideal ? So kurz wie möglich ? So lang, wie die abzusichernden Futures laufen ? Da ich annehme, dass es keine ganz einfache Antwort gibt: Was sind die Kriterien für die Auswahlt der Laufzeit der Option ?
Vielen Dank für die Information.
Mit besten Grüßen, Ernest
kommt doch immer drauf an wie Deine Erwartung im Future ist , wenn Du denkst das der Future mittelfristig steigt , vielleicht auf Sicht von einem Monat
sicherst Du mit einer kurzen Option ab , ich nehme sogar welche die noch aus dem Geld liegen um das Depot abzusichern
geht der Future in deine Richtung tut der Verlust in der Option nicht weh
sollte es doch noch mal in die andere Richtung gehen wird die kurze Option natürlich knacken und Dein Konto ist abgesichert
kommt natürlich auch drauf an welchen Markt Du handelst und wie die Vola ist
@ Myrrdin [#1]
"Welche Laufzeit ist für solche Absicherungen mit begrenzter zeitlicher Notwendigkeit ideal ?"
Wie Du schon sagst ist die Antwort nicht ganz einfach und pauschal.
Wenn Du ohnehin weißt wann ein Ereignis kommen wird, dann würde ich nur kurzlaufende Options verwenden mit einer kurzen Laufzeit von vielleicht 20 Tagen. Wenn das Ereignis weiter in der Zukunft liegt Du aber schon vorher mit Turbulunzen rechnest musst Du natürlich eine entsprechend lange Option kaufen.
Ein weiteres Problem das Du auch beachten musst ist die IV. Diese kann im Vorfeld eines bekannten Großereignisses deutlich steigen, weswegen man schon einige Zeit vor einem solchen Event die Options kaufen sollte um den Anstieg der IV gleich mitzunehmen.
Ich würde an Deiner Stelle für den Hedge auch nicht unbedingt ATM Options kaufen da diese den größten Zeitwertverfall haben. Eventuell lohnt es sich mehr im Geld liegende Puts als Hedge zu kaufen. Du zahlst hier weniger Prämie als bei ATM und hast gleichzeitig ein höheres Delta weswegen es bei Einbrüchen zu einer besseren Abdeckung der Verluste kommt. Eine ATM Option hat nur ein Delta von 50 ITM Options ein deutlich höheres. Allerdings musst Du die ITM Options dann bei einem Anstieg wieder verkaufen, da Du einen Cap hast bis zu Strike.
Eventuell wäre es auch interessant gar keine Options zu nehmen sondern einen Spread. So machen es oftmals die Floor Trader im Pit. Sie handeln Intraday den Future und sichern dann EOD mit einem Spread durch den nächstlaufenden Monat ab.
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#3]
""Eventuell wäre es auch interessant gar keine Options zu nehmen sondern einen Spread. So machen es oftmals die Floor Trader im Pit. Sie handeln Intraday den Future und sichern dann EOD mit einem Spread durch den nächstlaufenden Monat ab.""
Näh näh, das kannst intraday oder weekends machen, aber Dich doch nicht "über ne hurricane season" retten. Da handelst Du dann doch ein ganz anderes Pferd.
gruss hans
@ Sebastian [#3]
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Die IV und der Zeitwertverfall sind die Gründe, warum ich beim Öl / Hurricane-Problem überlegt habe, länger laufende Optionen zu kaufen. (Bin dann aber doch bei der Oktobervariante geblieben.) Ende Juli waren die Volatilitäten eher niedrig, und im Falle eines Hurricanes würden sich die in diesem Fall wohl steigenden Volas bei der länger laufenden Option stärker auswirken. Und der Zeitwertverfall der Dezemberoption ist derzeit noch sehr gering.
ATM habe ich gewählt, da ich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Futures in "meine" Richtung bewegen würden, doch höher eingeschätzt habe als die Gegenteilige und die Kosten für ITM doch deutlich höher sind. Außerdem ging es mir um eine kurzfristige Absicherung, da ich bis in den November mit einem Ölpreis von 60 - 65 € rechne - Hurricane hin oder her. Ist aber in anderen Fällen sicher eine gute Anregung.
Die Absicherung durch einen Future habe ich bis heute für einen Privatanleger noch nicht wirklich verstanden. Mit einer Ausnahme, wo ich dieses Konzept auch schon angewandt habe: Der lang gehaltene Future hat einen weit entfernten Verfallstermin und wird wenig gehandelt, sodass ein Rein und Raus zuviel bid/call-Spread kostet.
Mit besten Grüßen, Ernest
@ Myrrdin [#5]
ITM sind nur optisch teuer. Du hast ja einen inneren Wert den Du bekommst. Diesen Wert den die Option im Geld ist musst Du vorher vom Preis abziehen. Das ist dann die Prämie die Du tatsächlich bezahlst.
"Die Absicherung durch einen Future habe ich bis heute für einen Privatanleger noch nicht wirklich verstanden."
Das ist eigentlich nicht schwer. Wenn Du den Oktober long bist, verkaufst Du zur Absicherung einfach den November Future und fertig ist der Hedge. Natürlich muss man sich vorher noch einen Chart dieses Spreads ansehen, aber in der Regel passiert über einen kurzen Zeitraum nicht allzu viel.
Gruss Sebastian
@ he96 [#4]
Das mit der Hurricane Season hatte ich überlesen. Da hast Du natürlich Recht, da würde ich auch nicht unbedingt über Spreads hedgen. Ich meinte eher in den Grains und dann in einem Crop Year am besten den achfolgenden Future.
Gruss Sebastian
@ Myrrdin [#5]
Da es mir gerade einfällt. Wenn Du kurzlaufende Options nimmst, wäre es auch möglich einen Collar zu bauen. Long Put und Short weiter oben liegender Call. Dann werden die Kosten für den Put deutlich gedrückt, allerdings hast Du dann auch ein Cap ab dem Call. Somit ist die Strategie eher geeignet wenn Du Anstiege ausschließt.
Möglich wäre auch der Kauf des ATM Put und gleichzeitiger Verkauf des ATM Call. Dann hast Du Deinen Future mit einem synthetischen Future 1:1 gesichert. Kostet im Idealfall gar nichts bzw. bringt vielleicht sogar einen kleinen Arbitrage Gewinn. Wenn es dann ordentlich runter geht, könntest Du den Future verkaufen und den synthetischen Future weiter laufen lassen.
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#6]
Na ja, soweit habe ich die Absicherung mit Futures schon verstanden. Aber was ist die Motivation dahinter ?
Abgesehen vom oben angesprochen Fall - geringer Handel im weit entfernten Future, der eine langfristige Position darstellt - fällt mir nicht viel ein.
Den Collar und den synthetischen Future muss ich mir bei Gelegenheit in Ruhe anschauen - vielen Dank für die Anregungen.
Mit besten Grüßen, Ernest
@ Myrrdin [#9]
Der Sinn des Futures ist, vorausgesetzt die Lquidität stimmt, dass es nichts kostet. Bei Optionen verlierst Du wenn nichts passiert den Zeitwert. Bei einem Future nichts. Eventuell machst Du sogar Gewinne wenn Du Dir einen guten Spread heraussuchst.
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#10]
Und warum verkaufst Du den bestehenden Future nicht einfach ? (Vorausgesetzt - wie oben angeführt - er wird ausreichend intensiv gehandelt.)
Grüße, Ernest
@ Myrrdin [#11]
Gute Frage :)
Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Das mit dem Spread erschien mir immer am logischsten, aber vom Prinzip macht es eigentlich keinen großen Unterschied.
Gruss Sebastian
P.S.: Vielleicht fällt mir noch eine Begründung ein.
@ Sebastian [#12]
Mein Lehrmeister hat immer zu mir gesagt: If you wanna have a hedge, buy a fuckin' garden.
gruss gottfried
@ goso [#13]
Ein Bekannter von mir aus NY sagt immer:
"Legging a spread is like spreading the legs, you might get fucked".
Gruss Sebastian
@ Myrrdin [#5]
""Die Absicherung durch einen Future habe ich bis heute für einen Privatanleger noch nicht wirklich verstanden.""
DAS kommt aus der Brokerschule, Abteilung: churning = earning.
Statt einem Kunden, der die Hosen voll hat, zu raten die Sache glattzustellen, nimmt dieser eine Gegenposition in einer anderen Laufzeit. Dies ist dann natürlich kein HEDGE sondern ein SPREAD und sicher NICHT ohne Risiko, aber in vielen underlying mit verringertem Risiko. Bottom Line: irgendwann muss der Kunde dann ZWEI Positionen auflösen.
@ Sebastian [#6]
""Wenn Du den Oktober long bist, verkaufst Du zur Absicherung einfach den November Future und fertig ist der Hedge.""
Nix HEDGE - nur SPREAD, verwirr die armen Grundschüler hier nicht.
""Natürlich muss man sich vorher noch einen Chart dieses Spreads ansehen, aber in der Regel passiert über einen kurzen Zeitraum nicht allzu viel.""
AHA ! Ich kenn schon Leute die haben bei einem SPREAD mit beiden underlyings verloren - aber das ist sicher seltener.
@ Sebastian [#8]
""Möglich wäre auch der Kauf des ATM Put und gleichzeitiger Verkauf des ATM Call. Dann hast Du Deinen Future mit einem synthetischen Future 1:1 gesichert.""
AHA, der BEWEIS ! Unser Bastl auf der Brokerschule! Schon der zweite Versuch dem Kunden gnadenlos comish aus den Ohren zu ziehen. Gegen einen Future einen synt. Future stellen: BRILLIANT - allerdings nur für die comish des Brokers !
"" bringt vielleicht sogar einen kleinen Arbitrage Gewinn""
MUUUUUUÄÄÄHHHHH - Free Lunch die xte :-))
@ Sebastian [#10]
"" Eventuell machst Du sogar Gewinne ""
DAS ist mal eine gute Idee... :-))
@ Myrrdin [#11]
""Und warum verkaufst Du den bestehenden Future nicht einfach ?""
BLÖDE FRAGE - Das darf er Dir ja nicht sage: Brokerschule_des_Schweigens ! Sonst verdient er zu wenig. You know: die YACHTEN und so....
@ Sebastian [#12]
""Darüber habe ich noch nie nachgedacht""
Wahahah - klar, Brokerschule ! Ich schlage vor Deinen nick zu ändern: MÜNCHHAUSEN, Du bist ENTTARNT ! !
@ goso [#13]+
@ Sebastian [#14]
Nah, bei solchen Freunden ist mir alles klar :-))
gruss hans
@ he96 [#15]
hier noch der chart zur obigen Strategie von Bastl :-))
Sogenannter Bottom-out-double-whopper
gruss hans
Hans wie er leibt und lebt und natürlich hat er recht, die ganze Hedgerei ist gut für den Broker - Yachten und das blonde Zubehör kosten eine Menge - aber es spricht absolut nichts gegen eine (Teil)glattstellung.
@ he96 [#15]
:)
Köstlich. Du hast ja neulich schon meine Hochzeit offengelegt :)
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#18]
...anscheinend musst Du noch ein paar offene Rechnungen begleichen da :-))
Ein Manager bei Prudential Bache hat mal gesagt: "Die Kunden verzocken doch eh ihr ganzes Geld - dann doch am besten in comish an uns"
gruss hans
@ he96 [#19]
Nee zahlt doch Pro Sieben und VIVA :)
Nehmen wir doch ein konkretes Rechenbeispiel.
Ein Bundfuture-Händler eröffnet am 10. Juli bei 110 Punkten im Bund Future ein Long-Position mit Kursziel 113, Stop bei 109, und möchte diese mit gekauften Puts absichern.
Aus der nachfolgenden Tabelle kann man ablesen:
-den Gewinn bei Erreichen des Kursziels am 26. Juli
-den Verlust, der entstanden wäre, wenn nach 7 Tagen das Stop erreicht worden wäre
-den Zeitwertverlust bei unverändertem Kursverlauf per 26. Juli
Gerechnet wurden am Tag der Positionseröffnung zum einem die September Optionen, mit 45 Tage Restlaufzeit, sowie die Oktober Puts mit 73 Tagen Restlaufzeit per 10. Juli 2007.
Lesebeispiel: Longposition kombiniert mit gekauften September Puts Basis 110 (am Geld) bringt 2120 Euro Gewinn/Kontrakt.
Man erkennt den höheren Zeitwertverlust, der September-Optionen im Vergleich zu den Oktober-Optionen, wenn der Bund am 26. Juli unverändert bei 110 notiert hätte.
Wülles Tip: Mit Optionen das Chancen-Risiko-Verhältnis optimieren
An einem Beispiel können wir uns verdeutlichen, wie man Optionen sinnvoll einsetzen kann.
Eine Future-Position mit Stop von 100 Ticks und Kursziel 300 Ticks hat ein Chancen-Risiko-Verhältnis von 3:1.
Eine Long Position kombiniert mit gekauften 111er September-Puts (tief im Geld), hat ein Chancen-Risiko-Verhältnis von 5,13 (1,64/0,32).
Unser Bundfuture-Händler könnte in Erwägung ziehen, statt 1 Kontrakt Bundfuture Long, nun zwei Kontrakte long, abgesichert mit zwei Puts zu erwerben.
Rechnerisch würde er statt 3.000 Euro nun 3.280 Euro Gewinn entgegensehen, wobei im Verlustfalle 640 Euro den 1.000 Euro der Future-Only-Variante gegenüberstehen.
Voila!
@ wuelle [#21]
Danke für den klasse Beitrag:-)
@ select [#22]
Ich schließe mich an.
Gruß
W.
Ebenfalls herzlichen Dank für die sehr inhaltsreichen Antworten genauso wie für die humorvollen Einlagen.
Habe einiges dazulernen dürfen !
Mit besten Grüßen, Ernest