Rohöl / Irak: Rhetorische Drohkulisse der USA
Liebe Leser,
die schwelende "Kriegsangst" lähmt die Aktienmärkte und verhilft Gold und Öl zu "Hochpreisen".
Gut ist derjenige dran, der sich die ganze Situation mal nüchtern betrachtet und sich nicht von der politischen Rhetorik beeinflussen lässt. Die USA müssen als stärkste Mácht der Welt die (rhetorische) Drohkulisse aufrecht erhalten, auch wenn hinter den Kulissen möglicherweise schon eine friedliche Lösung akzeptiert sein sollte.
Weshalb friedlich ?
Ein Vergleich: Jugoslawien hat 1999 nach drei Monaten kapituliert. Wobei die NATO "nur" Luftangriffe geflogen hat. Keine Bodentruppeneinsätze.
Wenn nun im Irak in Kürze ein Krieg beginnen sollte, so würde es mindestens 3 Monate dauern, wenn man davon ausgeht, dass der Irak die gleiche militärische Stärke wie Jugoslawien hat, bis der Irak zumindest durch die Luftschläge kapitulieren müsste. Wir hätten dann Mai 2003.
Da der Baghdader Machthaber allerdings das gesamte Volk darauf eingeschworen hat und dieses grösstenteils dazu entschlossen ist, bis zum Schluss zu kämpfen, finge der Krieg am Boden erst an.
Im Mai sind die Temperaturen allerdings so hoch, dass ein Bodenkrieg in der Irakischen Wüste nur unter schwersten Bedingungen durchführbar ist, und unter dementsprechenden Verlusten.
Wenn man sich sicher ist, das es zu keinem Krieg im Irak kommen wird, so tun sich einem zur Zeit wahre Goldgruben auf. Warten wir ab, was uns die Zukunft bringen wird.
Viele Grüsse Euer
Franjo
@ Franjo
Hallo!
Ich beobachte Ihre Statements in diesem Forum zum Thema Irak-Krieg schon seit einiger Zeit. Mir scheint, Sie versuchen Ihre skeptische Einstellung zu einem Irak-Krieg in konkrete finanzielle Vorteile umzusetzen. Das ist natürlich legitim, ebenso wie der Versuch die "Stimmung" in Ihre Richtung zu bewegen. Aber ich kann Sie nur davor warnen allzu große Summen in die Hypothese zu investieren, es gäbe letztlich eine friedliche Lösung im Irak! Das ist ein Schleudersitz! Wenn Sie Pech haben, brechen Ihnen die Preise so schnell ein, daß Sie nicht mehr schnell genug aus Ihren Positionen raus kommen! Ein paar deftige Ausschläge und Sie sind weg vom Fenster!
Und zum Thema Optionsscheine: Bedenken Sie, daß bei einer friedlichen Lösung im Irak-Konflikt, gepaart mit einer Lösung der Venezuela-Krise, die impliziten Volatilitäten für Öl-Preise einbrechen könnten! Das heißt daß Sie bei ungünstiger Wahl der OS-Parameter womöglich trotz fallender Kurse bei einem Put verlieren würden.
Und zum Thema Goldpreis: An anderer Stelle wurde bereits darauf hingewiesen, daß sich der Goldpreis zum US-Dollar wie eine Währung verhält! Das heißt, daß der aktuelle Anstieg des Goldpreises wohl nicht nur auf die andauernden Spannungen im Irak, sondern zudem auf die generelle Abschwächung des US-Dollars zurückzuführen ist. Da dies aber von der FED und der US-Regierung gar nicht mal so ungern gesehen wird (Stichwort Exportpreise) muß es also nach einem Ende des Irak-Konflikts nicht unbedingt zum einem signifikanten Rückgang des Goldpreises kommen. Wahrscheinlicher ist eine weitere Abschwächung des Dollars und somit womöglich eine Stabilisierung des Goldpreises auf hohem Niveau.
Zudem habe ich schon einmal an anderer Stelle ausgeführt: Falls es jetzt nicht zu einem Krieg kommt, bestünde in Zukunft noch immer die Möglichkeit dazu, weshalb die allgemeine "Unsicherheit" an den Märkten weiter anhalten und sich auf die Finanzmärkte fatal auswirken würde!
Wie man es auch dreht und wendet: Von einer Goldgrube kann man wohl kaum sprechen! Eher schon von erheblichen Risiken und geringen Chancen! Ich glaube Sie beurteilen das alles etwas zu optimistisch! Ich würde darauf lieber nicht zu viel Geld verwetten!
Gruß!
Hallo zusammen, lieber RSPhoenix,
natürlich darf man beim traden mit Derivaten niemals alles auf eine Karte setzen (..es sei denn, man besässe immer die Zeitung von morgen. ;o). Ein solches "Vollinvestment" kann in der Tat mit einem Schlimmen "k.o." enden, und man bleibt dann nur noch Zaungast des ganzen Geschehens. Aber möge uns der liebe Gott vor so etwas bewahren.
Um auf einige Punkte von RSPhoenix zurückzukommen: Meiner Meinung nach, soll die derzeitige Irak-Problematik zu einer genaueren Betrachtung der gesamten Situation animieren. Goldgruben tun sich in der Tat auf, sollte sich die Situation ohne Krieg lösen.
Es ist richtig, das die Öl-Volas abnehmen und somit "Aus-dem-Geld" Optionen billiger werden, da allerdings eine Vielzahl Put-OS bei einem starken Ölpreisrückgang relativ schnell einen (sehr hohen ?) inneren Wert hätten, sollte der Vola-Rückgang nicht das Problem sein.
Dasselbe sollte auch bei Gold-Puts gelten. Es stimmt, dass der Goldpreis seinen Höhenflug zum Teil der aktuellen USD-Schwäche zu verdanken hat. Vielerorts hört man allerdings, das im Falle einer friedlichen Irak-Lösung der Preis auf 330,- USD und tiefer zurückfallen kann.
Der USD schwächelt auch deswegen, weil angefacht durch die "Kriegsphantasien" der EUR als "Save-Haven" genutzt wird, aus dem man sich bei Frieden wieder verabschiedet. Auch haben wir einen Renditeabstand im kurzfristigen Zinsbereich von cirka 1,25 % zwischen USD und EUR Anlagen, die ebenfalls dazu beitragen, dass der Euro stetig klettert.
Ob die EZB allerdings die Zinsen auf diesem Niveau belässt ist fraglich. Nächste Woche wird die nächste FED Sitzung stattfinden.
Wenn nun bei einer friedlichen Lösung der USD wieder in Richtung Parität zurückkommen sollte, der Goldpreis wieder in Richtung 330,- $ und Öl in Richtung 20,- $ fallen, kann man sich auch vorstellen, welche Reaktionen an den Aktienmärkten zu erwarten sind.
Ich möchte nochmal zu bedenken geben, die Irak-Problematik ist nicht mit Jugoslawien 1999 zu vergleichen. Zwar haben beide Staaten in etwa die gleiche militärische Stärke, aber der Irak hat Einfluss in der arabischen Welt. Man bedenke, wie lange sich die Bürger in Saudi-Arabien, Ägypten, Syrien, Jordanien etc. einen Einseitigen (ohne UN Mandat abgesegneten) Waffengang ansehen werden ? Dieser Missmut würde einen erheblichen Destabilisierungsfaktor für diese Region darstellen. Die Militärstrategen werden das wissen. Die Drohkulisse steht ohne Zweifel.
Vergleicht man die jetzige Situation mit der Kuba Krise in den 1960´ern, so kann man zum Schluss kommen : "Hoch gepokert - trotzdem friedlich gelöst." Mein Gefühl sagt mir, dass man auch jetzt nicht zum Äussersten gehen wird.
Damals redete die ganze Welt vom nuklearen Krieg zwischen den USA und der UdSSR. Heute wird ebenfalls sehr sehr hoch gepokert. Beide Seiten werden ihr Gesicht wahren wollen.
Hoffen wir auch der vielen Menschenleben Willen auf eine friedliche Lösung.
Viele Grüsse und eine erfolgreiche neue Woche
wünscht Euch Euer
Franjo
Hallo nochmal!
Ich möchte nochmal der Auffassung widersprechen, es handele sich um bei den beschriebenen Szenarien um "Goldgruben"! Ich wollte daher auch die Risiken benennen, die z.B. OS-Strategien hier mit sich bringen würden! Da wäre wie schon gesagt eine mögliche Abnahme der impliziten Volatilität, aber zudem auch ein Timing-Problem! Um möglichst optimal von einem fallenden Öl-Preis zu profitieren müßten Sie hier ganz konkrete Annahmen über den Zeitpunkt der "Wende" haben - insbesondere dann wenn Sie auf Out-Of-The-Money-OS setzen, um nicht zuviel Zeitwert zu verlieren. Das ganze ist natürlich (wie bei allen OS) sehr schwer abstrakt zu diskutieren, das müßte man an konkreten OS-Parametern sehen. Aber prinzipiell überwiegen hier meines Erachtens die Risiken, auch wenn man ein Kein-Krieg-Szenario voraussetzt!
Zum Gold-Preis: Daß der Euro gegen den US-Dollar als Save-Haven-Währung angesehen wird, kann ich mir so eigentlich nicht vorstellen! Das mag vielleicht einen gewissen Aufschlag beim EUR/USD-Wechselkurs bedeuten, ich glaube aber vielmehr, daß es sich um eine grundlegende Neuorientierung handelt! Die Gründe hierfür liegen in der Erwartung der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, und da sieht es bislang nicht so toll aus! Der Irak dürfte dabei eigentlich eher eine Nebenrolle spielen, die derzeit allerdings im Focus der Medien steht.
Ein Krieg könnte im Extremfall massive negative Konsequenzen haben, was aber nicht heißt daß es ohne einen Krieg eine positive Entwicklung geben wird! Ich könnte mir vorstellen, daß der EUR/USD-Wechselkurs jetzt erst einmal am unteren Ende eines fairen "Bewertungsbandes" steht, d.h. es ist m.E. mit einem weiter fallenden USD zu rechnen und das könnte den Goldpreis (auch nach einem Ende des Irak-Konflikts) stützen! Konservativ geschätzt könnte der Euro bis 1.15 USD steigen und sich dauerhaft über der Parität einrichten. Die Konsequenzen für den Goldpreis sind dann klar!
Zur politischen Situation: Ich glaube Sie überschätzen die Loyalität der Araber! Die meisten Staaten haben sich sehr gut mit der aktuellen Situation arrangiert. Der Irak hat aufgrund seiner Politik in den 80ern kaum Freunde bei seinen Nachbarn. Und Einfluß hatte der Irak nach dem zweiten Golfkrieg sowieso keinen mehr! Und was das Volk angeht: Das sind keine Demokratien im europäischen Sinne, dann werden dort halt ein paar Flaggen und Puppen verbrannt, na und!? Das kurbelt die Textil-Industrie an. ;-)
Wer sich freuen kann, sind die radikalen Organisationen! Das ist ja der perverse Witz an der ganzen Sache: Durch das gegenseitige Agieren und Reagieren spielen sich die islamischen Terror-Organisationen und die kriegslustigen Falken in den USA gegenseitig die Mittel und Unterstützung bei ihren "Zielgruppen" zu!
Und was Ihren historischen Vergleich angeht: Hier wird nicht gepokert! Es wird zwischen den Beteiligten nicht verhandelt, da es keine gemeinsamen Interessen gibt! Gemeinsame Interessen gab es allerdings damals zwischen den UdSSR und den USA, nämlich die Erhaltung des Friedens!
Gruß!