Rohöl: Manipulationen zur Beeinflussung der Anleger ?
Ein schöneres Beispiel dafür, wie die Märkte von gewissen Kreisen gesteuert werden zeigte sich gestern.
Vor Eröffnung der Börse NY titelte die Dow Jones Nachrichtenagentur, übersetzt: „kalte Temperaturen treiben Heating Oil Preise nach oben, Benzin knapp“. Wir trauten unseren Augen nicht. Eine Überprüfung der Temperaturen im Nordosten der USA, dem Hauptverbrauchszentrum für Heating Oil zeigten Tagestemperaturen von 18 Grad Celsius für Dienstag, 19 Grad für Mittwoch und ab Donnerstag wieder Werte über 20 Grad. Die Erdgaspreise notierten schon an der Nachtsitzung mit einem deutlichen Abschlag gegenüber Freitag.
Kein Ölhändler hat wohl je davon gehört, dass Temperaturen knapp unter 20 Grad selbst um diese Jahreszeit ein Argument für höhere Heizölpreise darstellen kann.
Wenn man allerdings weiss, dass nach dem letzen Bericht der offenen Positionen die kleinen (privaten) Marktteilnehmer bei Heating Oil NY rund fünfeinhalb Mal mehr Positionen (Hausse+Baisse) halten (78198 gegenüber 14251) als die grossen institutionellen Anleger, wird es schon klar, aus welcher Ecke den Schreiberlingen der Nachrichtenagenturen solche Titel eingeflüstert werden. Die Broker, die Verkäufer der Börsenkontrakt brauchen immer wieder einen Aufhänger, um die Horde der kleinen Anleger zu Engagements in diesen Märkten zu überreden. Und was eignet sich da besser als eine geschickte Wahl der Schlagzeilen. Man könnte ein Buch darüber schreiben über solche irreführende Beeinflussung der Anlegermassen auch im Ölmarkt.
Es ist hinlänglich bekannt, wie gewisse Banken und Brokerhäuser mit gezielt falschen Empfehlungen die Anleger am Aktienmarkt aufs Glatteis geführt haben. Jetzt sind offenbar die Anleger an den Ölmärkten die Opfer solcher Machenschaften. Aber da müssen diese Leute früher aufstehen, um uns mit solch plumpen Tricks in die Irre führen zu wollen. Das Problem für uns in Europa und dem physischen Handel bleibt allerdings, dass die so gesteuerte Anlegermasse tatsächlich die Ölpreise jeweils kurzfristig beeinflussen kann und die wahren Marktgegebenheiten dadurch verfälscht werden.
Die amerikanischen Lagerzahlen API/DOE werden diese Woche wegen des US Feiertages am Montag nicht wie gewohnt heute, sondern erst morgen Donnerstag publiziert. In den letzten Tagen und Wochen wurden die tiefen Lager immer wieder als das Hauptargument für höhere Ölpreise gehandelt. Diesen Zahlen kommt deshalb erhöhte Bedeutung zu.
Hans R. Walk - WO News AG, Dübendorf/Schweiz
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