Richard Ebert
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Saddam/Berlin/Aktienmärkte: Das Strohfeuer wird bald abgebrannt sein

Weder Saddams Festnahme noch der Kompromiss in Deutschland geben den Märkten Anlass zum Feiern – Die eigentlichen Probleme bleiben in beiden Fällen ungelöst

(15.12.2003) Die Märkte machen zu Beginn dieser letzten vollen Börsenwoche des Jahres mächtig Dampf auf. Zwei Nachrichten verleihen den Optimisten Flügel: Saddam Hussein ist gefasst, und im Vermittlungsausschuss des Deutschen Bundestages ist ein Kompromiss zu den jetzt zu lösenden, vielschichtigen Fragen gefunden worden.

Die Festnahme Saddams ist ein Nicht-Ereignis. Man hat sich schon seit langem fragen müssen, warum dieser Mann nicht schon früher, auf welche Weise auch immer, sistiert werden konnte. Die militärische Lage der Amerikaner und Briten im Irak bessert sich damit zunächst nicht. Saddam war schon seit geraumer Zeit nicht mehr das Problem. Vielmehr sind es die zum Terror bereiten Islamisten, unter welcher Bezeichnung sie auch immer ihr blutiges Geschäft betreiben.

Die Amerikaner, die während der Irak-Aktion falsch laufen ließen, was nur falsch laufen konnte, müssten spätestens jetzt begreifen, dass die Islamisten kein militärisches Problem sind, wie auch Saddam keines war. Er ist stets nur ein polizeiliches gewesen, das aber wegen seiner Dimensionen nur militärisch gelöst werden konnte.

Die Amerikaner haben jetzt die Chance, sich ganz auf die in den Irak einsickernden Islamisten zu konzentrieren. Sie kommen zu den Amerikanern, aber nicht in die USA, sondern zu ihnen in den Irak. Und damit erlangen sie Kontur. Sie sind greifbar geworden. Wenn es der Regierung Bush gelingen sollte, ihre bisherige Hemdsärmligkeit abzulegen und statt dessen Intelligenz und Fingerspitzengefühl zu zeigen, können sie den zum Terror bereiten Ismalisten auf heimischem Boden eine schwere Schlappe beibringen.

Und hier sind wir ganz nahe bei den Märkten. Sollten sie zu spüren beginnen, dass den Islamisten mit intelligenten polizeilichen Mitteln zugesetzt wird, beginnen die Zitterprämien zu schwinden, unter denen die Weltwirtschaft und die Märkte leiden, auch wenn dies wegen der Gewöhnung an den Terror schon nicht mehr so deutlich zu spüren ist.

Wir hoffen nichts mehr, als dass Präsident Bush und seine Vollstrecker in dieser Frage von nun an den texanischen Stil ablegen und die Dinge mit Intelligenz angehen. Die Chance ist zwar gering, zumal in den USA bereits Vorwahlkampf herrscht und die Mehrheit der Wähler dort die harte, lautstarke Gangart schätzen, aber diese Chance ist da.

Und was den politischen Kompromiss in Deutschland angeht, so ist er an sich gewiss positiv. Doch es ist viel zu wenig, um Deutschland wieder aufs Gleis zu heben. Wir können nur hoffen, dass die entstandene Dynamik sofort nach der Jahreswende genutzt wird, um die wirklich drückenden langfristigen Probleme mit dem absoluten Willen zur Lösung anzugehen.

Doch das ist nur eine Hoffnung. Ihr stehen die 2004 stattfindenden zahlreichen regionalen Wahlen entgegen. Zudem dürften sich unter den Politikern jetzt Erschöpfung und Selbstgefälligkeit einstellen. Immerhin haben sie seit langer, langer Zeit wieder einmal etwas Vorzeigbares geleistet.

Die Versuchung, zu warten, bis die Ergebnisse ihrer Einigungserfolge in Form eines dynamischen Konjunkturaufschwungs und sinkender Arbeitslosenzahlen eintreten, ist einfach zu groß, als dass sie ausgelassen würde. Über diesem Warten könnten die Dinge dann wirklich ganz schief laufen.

Fazit: Zu feiern gibt es wegen der Festnahme Saddams und/oder wegen des Kompromisses der maßgeblichen deutschen Politiker nichts. Das werden die Märkte offenbaren, wenn das Strohfeuer vom Montag abgebrannt ist.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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Richard Ebert
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watrader
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Siehe meine Kommentare zum Thema Thema: Pik As ist gefasst. Steht der Superaufschwung an den Börsen bevor ?

Gruss Walter

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