SdK: Zertifikatehandel findet im rechtsfreien Raum statt
Die selbsternannten Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat das "Schwarzbuch Börse" veröffentlicht. Zum Thema Zertifikate schreibt der SdK unter anderem:
Ein Schwachpunkt vieler Zertifikate sei zudem das Ausfallrisiko. ... Selbst große Namen seien keine Garantie für Qualität. So emittiere die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs ihre gesamten verbrieften Derivate in Deutschland über eine eigens gegründete Tochtergesellschaft. Sie habe keine anderen Einnahmequellen und nur ein haftendes Stammkapital von gut 50000 Euro. "Die Kapitalausstattung der Emissionsgesellschaft entspricht also nicht mal der Größenordnung einer gut geführten Wechselstube", heißt es im Bericht der SdK.
Hoffentlich hat jeder Zertifikatebesiter das Verkaufsprospekt gelesen!
"Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) fährt schweres Geschütz gegen die Deutsche Börse auf. Ihrer Meinung nach herrschen beim Handel mit Zertifikaten an der Frankfurter Börse „skandalöse Zustände“."
http://www.handelsblatt.com/news/Zertifikate-Fonds/Zertifikate-Nachrichten/_pv/_p/204738/_t/ft/_b/1221106/default.aspx/anlegerschuetzer-greifen-deutsche-boerse-an.html
@ select [#2]
Hoffentlich werden die Investmentbanker, die sich solche Produkte ausdenken und die Wertpapierberater, die diesen Schrott bei ahnungslosen Kunden abladen, nicht genauso gnadenlos über den Tisch gezogen, wenn sie selbst auf einem Sektor, wo sie sich nicht auskennen, eine Dienstleistung in Anspruch nehmen müssen...
@ wuelle [#3]
Das stimmt. Der Trend wird noch größer, denn Zertifikate sollen stärker in die Altersvorsorge eingebunden werden.
Damit das auch "leichter" geht, blühen die neuen extra dafür aufgelegten Fonds.
@ select [#4]
Da Zertifikate sehr gefährlich sind, die von Goldman Sachs nach Aussagen vom SdK offensichtlich besonders, muß diversifiziert werden. Dazu müssen Fondsmanager ran!
Weil die Selektion guter Zertifikate-Fonds in Zukunft auch immer schwerer werden wird, werden Dachfonds für Fonds die in Zertifikate anlegen notwendig.
Die Bankkunden können einem schon Lied tun, die Banker aber auch. Denn die sind wiederum auf Produkte mit verdeckten Kosten angewiesen, weil Beratung nichts kosten darf, denn Geiz ist geil.
Hier beißt sich die Katze dann in den Schwanz.
P.S.: In USA gibt es EIN Zertifikat auf Rohöl [USO], das Teil ist an der Börse notiert und es werden ein paar Millionen Stück pro Tag davon umgesetzt. Amerika, Du hast es besser. :-)
@ wuelle [#5]
'Weil die Selektion guter Zertifikate-Fonds in Zukunft auch immer schwerer werden wird, werden Dachfonds für Fonds die in Zertifikate anlegen notwendig.'
Ja, und danach kommen Zertifikate auf einen Index, der sich aus Dachfonds zusammensetzt, die in Zertifikaten anlegen.
Bei einer längerfristigen Anlege, sehe ich immer auf die entstehenden Gesamtkosten, gleichgültig, wo sie entstehen. Wenn diese für alle Fonds, Zertifikate, Dachfonds, Hedgefonds usw. indikativ veröffentlicht würden und nachträglich in den jährlichen Abschlüssen, würden manchem Anleger die Augen geöffnet.
Aus dem heutigen ZJ:
SdK nimmt Zertifikate-Branche unter Beschuss
– die Emittenten schießen zurück
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat sich
in ihrem „Schwarzbuch Börse 2006“ kritisch mit dem
Thema „Zertifikate“ auseinandergesetzt. Die SdK bemängelte
darin unter anderem die fehlende Transparenz
bei den Kosten sowie beim Handel. Die Antwort ließ
nicht lange auf sich warten: Als „reißerisch“ und um
„Aufmerksamkeit heischend“ bezeichnete das Derivate
Forum, dem neun Emittenten angeschlossen sind, die
Vorwürfe der SdK. Die Forderungen seien entweder bereits
umgesetzt oder würden den Anlegern nicht wirklich
nützen, heißt es in der Pressemitteilung. Tatsächlich
hat das Derivate Forum kürzlich einen Derivate Kodex
verabschiedet, bei dem sich die Mitglieder auf verschiedene
Transparenz- und Qualitätsgrundsätze verpflichtet
haben (siehe ZJ 02.2007). Die SdK hält die im Kodex
enthaltenen Standards jedoch nicht für ausreichend. Allerdings
gehen einige Anschuldigungen der SdK eindeutig
zu weit. So wird beispielsweise Goldman Sachs vorgeworfen,
dass die Zertifikate über eine eigens gegründete
GmbH ausgegeben werden, deren „Kapitalausstattung
nicht einmal der Größenordnung einer gut geführten
Wechselstube entspricht“. Richtig ist vielmehr, dass dies
(vielleicht etwas spät) korrigiert wurde. Alle seit Juli
2006 aufgelegten Zertifikate genießen die Garantie der
Muttergesellschaft, deren Bonität Standard & Poor´s mit
dem Rating AA– beurteilt. Bereits rund 70 Prozent der
Goldman-Zertifikate sind damit von der Bonitätsseite
ausreichend geschützt. Das US-Investmenthaus teilte
zudem inzwischen mit, dass man Ende 2006 bei der Ba-
Fin einen Antrag auf Ausweitung der Haftung des Mutterkonzerns
auf alle Produkte gestellt hat. Wie auch immer:
Die Emittenten sollten sich zumindest mit der Kritik
auseinanderzusetzen. Allerdings ist die SdK mit der
Tiefe ihrer Forderungen über das Ziel an vielen Punkten
hinausgeschossen. Denn mit einer Überregulierung ist
niemandem geholfen – auch nicht dem Anleger.
Gruss Sebastian