sentix - Pessimistische Aktionäre
Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns und aus dem Blickwinkel der Behavioral Finance war es eine sehr interessante Woche!
Aktien
Die Befragung der Marktteilnehmer im Rahmen des sentix offenbart, dass die Privaten auf kurze Sicht stark negativ geworden sind. Der Blick auf die Sonderanalyse verrät zusätzlich, dass mit dem Stimmungseinbruch auch ein Abbau der Positionen einher ging. Bei den Institutionellen verhält es sich dagegen anders: auch sie haben ihre Positionen reduziert, beurteilen die Märkte aber auf kurze Sicht neutral und auf mittlere Sicht positiver, als vor einer Woche. Dies ist eine sehr positive Entwicklung, da die einen (Privaten) ihrem Pessimismus bereits Rechnung getragen haben und die anderen (Institutionelle) unfreiwillig unterinvestiert sind.
Was erzeugt den Pessimismus bzw. was hindert die Anleger am Kaufen? Auch hier hilft die sentix-Sonderanalyse weiter: die Angst vor weiteren Börsenturbulenzen aufgrund der Bilanzskandale sitzt tief. Quoten von ca. 80%, die mit weiteren Belastungen für die Märkte rechnen, sind aber ein klares Indiz, dass die Wahrnehmung dieser Probleme hoch, vielleicht schon zu hoch, ist. Wie stark die Verunsicherung ist, zeigt auch der ORA-Indikator, der "Overconfidence-Regret-Analytics"-Indikator, der von mir zur Visualisierung dieses BF-Phänomens entwickelt wurde. Das Chart für den deutschen Markt zeigt mit Werten von -6 bereits eine überdurchschnittliche Verlustaversion, für den US-Markt liegt der Indikator bereits bei -8. Damit sind trendfolgende Short-Positionen stark rückschlaggefährdet!
Natürlich kann der Markt weiter fallen und damit endgültig in eine Panik münden. Aber das Chance-Risiko-Verhältnis von Short-Positionen ist negativ, die Implementierung von Trailing Stopps deshalb ein Muss.
Eine andere, lange Zeit negative Entwicklung könnte dagegen vor einem Ende stehen: dem Abverkauf von Aktien durch US-Institutionelle. Der Blick auf das Institutional Buy-Sell-Ratio zeigt, dass der Abgabedruck an Momentum verliert. Auch die Margin-Bestände sind deutlich abgebaut worden und zeigen ebenfalls abnehmendes Momentum!
Fazit: die "öffentliche" Wahrnehmung ist schlechter als die Lage. Äußerungen im Börsen-TV, die von panikartigen Verkäufen sprechen, sind vor diesem Hintergrund positiv zu werten. Die Chancen auf ein antizyklisches Investment sind deshalb positiv, allerdings auch riskant. Denn ein Stopp für eine Longposition ist aus sentimenttechnischer Sicht nicht zu benennen. Die sichere Variante ist, trendfolgende Positionen mit einem engen "Take profit" zu versehen.
Renten
Unverändertes Fazit: die Renten bleiben ein sinnvolles Diversifikationsinstrument. Die Stimmung ist noch immer überwiegend negativ, der Aufwärtstrend intakt. Positionsindikatoren (z.B. von JPMorgan) weisen bei Institutionellen eine Untergewichtung aus.
EUR-USD
Bei EUR-USD lohnt sich ebenfalls ein Blick auf den ORA-Indikator: Die "Overconfidence" liegt bei +10. Das kurzfristige Sentiment des sentix ist stark angestiegen, das mittelfristige Sentiment dagegen gefallen. Hier liegen die Chancen ganz klar auf Seiten des USD ...
Die Sonderanalyse der Woche finden Sie auf http://www.sentix.de
Manfred Hübner
sentix - Der Sentimentindex