Sind Rohstoffe als Inflationsschutz geeignet ?
Rohstoffe bieten mangelhaften Inflationsschutz - Renditen korrelieren nicht zwingend mit der Teuerung.
Wissen.de / Financial Times Deutschland, FTD (08.12.09) - Investitionen in Rohstoffe schützen nicht zwangsläufig vor einer Geldentwertung. Zu dem Ergebnis kommt David Hoile, Chef für Asset Research beim Beratungshaus Watson Wyatt. "Der Zusammenhang zwischen den Erträgen von Rohstoffinvestitionen und der Entwicklung der Inflation ist unbeständig. Das macht die Anlageklasse zu einem schlechten Inflationsschutz."
Mit seiner Meinung widerspricht Hoile der verbreiteten Annahme, dass Rohstoffe ideal vor Inflation schützen. Gerade derzeit investieren Anleger verstärkt in Basismaterialien. Angesichts der hohen Staatsverschuldungen und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken befürchten viele eine ausufernde Teuerungsrate. Rohstoffe - so die Annahme - bieten einen Schutz, was sich auch plausibel begründen lässt. So beeinflusst der Ölpreis stark die Teuerungsrate. Und wenn der Ölpreis steigt, muss auch die Inflationsrate steigen.
Gestärkt wurde der Glaube durch eine Studie von Gary Gorton von der Universität Pennsylvania und Geert Rouwenhorst von der Universität Yale. In einem 2004 erschienenen Aufsatz kommen sie zu dem Schluss, dass Rohstoffe besser als Anleihen oder Aktien vor der Geldentwertung schützen. Für ihre Analyse hatten sie einen gleichgewichteten Rohstoffindex entwickelt und verglichen, wie er sich von 1959 bis 2004 entwickelt hätte. Ergebnis: Die Rohstoffpreise zeigten über Fünfjahreszeiträume eine Korrelation zur Teuerungsrate von im Schnitt 0,45, während Anleihen und Aktien eine negative Korrelation aufwiesen. Das heißt, ihre Renditen gingen tendenziell sogar zurück.
Die Ergebnisse stellt Hoile nicht infrage. Er schränkt aber ein: "Die Schutzfunktion der Rohstoffe äußert sich nur bei einer starken Inflation." Seinen Berechnungen zufolge, die bis 1970 zurückgehen, zeigte sich die positive Korrelation vor allem in dem Viertel der untersuchten Monate, in denen die Inflation am höchsten war. In den 25 Prozent der Fälle, in denen die Inflation am niedrigsten war, fielen die Rohstoffpreise hingegen.
Hoile weist zudem darauf hin, dass in der Vergangenheit immer wieder Angebotsschocks zu einem Ölpreisanstieg führten und in dessen Folge zu einer Verteuerung der Metalle, deren Preise von den Energiekosten mitbestimmt werden. Ob sich dieses Szenario wiederholt, sei fraglich. "Wir sind in einer Phase, in der man mit historischen Daten vorsichtig umgehen sollte", sagt Hoile. Heute gebe es hohe politische Risiken: Wenn etwa ein Land sein Schuldproblem dadurch lösen wolle, indem es die Zinsen senkt und massiv Geld druckt, werde dies ebenfalls zu einer Inflation führen, ohne dass es einen großen Einfluss auf die Rohstoffpreise hat, so Hoile.
(Quelle: http://www.wissen.de/)