Staatsverschuldung
Hallo,
ich bin bei Wikipedia auf Staatsverschuldung gestoßen.
Ich sehe bei Norwegen eine öffentliche Bruttoverschuldung von 60-70 % des BiP im Jahr 2007.
Soweit mir aber bekannt ist hat Norwegen als eines von wenigen Ländern keine Verschuldung sondern aus den Erdöleinkünften Rücklagen von ca. 30.000 bis 50.000 Euro je Einwohner geschaffen.
Wie kann das interpretiert werden. Muss man von den Bruttoschulden die Rücklagen abziehen um zu einer positiven Nettoverschuldung zu kommen. ?
Weiters drängt sich mir die Frage auf, wie die Staaten künftig mit ihren hohen Schulden umgehen. In Deutschland sind es zur Zeit 1,5 Bio Schulden (des Staates, der Länder und Kommunen). Die Neuaufnahme von Schulden ist rechtlich auf 3 % des BiP begrenzt(vermutlich die des Staates). Wobei bei 3 % die Schulden alle 10 Jahre um 34 % Steigen würden, also in 10 Jahren von 1,5 auf etwa 2 Bio und in 20 Jahren auf fast 3 Bio.
Soweit mir erinnerlich sind 60 % der Schulden in eigener Währung aufgenommen.
Für eine Verringerung der Schulden sind im Allgemeinen eine brummende Wirtschaft erforderlich. Einer solch guten Konjunktur setzen allerdings der Wettbewerb und knappe und daher teure Resourcen (Öl und Rohstoffe) sichtbare Grenzen.
Deutschland hat eine Verschuldung von 63 % des BiP. In Japan ist die Verschuldung jedoch 183 % des BiP. Gleichzeitig waren die in Japan die Zinsen nahe Null Prozent. Die Zinsen durch die Notenbank auf Null Prozent zu halten, dies erscheint mir eine Methode um Schlimmeres vom Staat abzuwenden. Wären die Zinsen beispielsweise 10 %, so müssten ca. ca. 18% des BiP für die Zahlung alleine der Zinsen aufgewendet werden. Ohne dass sich die Schuld verringern würde.
Wie geht der deutsche Staat mit dieser Faktenlage um? Kann er sich jemals entschulden? Und ist das überhaupt beabsichtigt?
Grüsse
Marzell
Ohne Staatsschulden auch keine Staatsanleihen als sicheren Geldanlage. Insofern ist ein gesundes Mass an Verschuldung vermutlcih durchaus anstrebenswert. Ein Niveau wie in Japan macht allerdings handlungsunfähig (Notenbank darf die Zinsen nicht erhöhen, da es bei einem hohen Zinsniveau zum Staatsbankrott führt).
hi bendel,
nun, dass die Investoren eine sichere Geldanlage brauchen, das ist zwar ein Argument aber kein zwingendes. Der Staat konkurriert mit seiner Geldaufnahme die Wirtschaft, welche auch Geld braucht, es ohne den Bedarf des Staates billiger bekäme und welche damit nicht spekuliert sondern investiert.
Ich befürchte, dass die Verschuldung bereits den "point of no return" überschritten hat. Und ich rätsle, welche Handlungsmöglichkeiten den Staaten bleiben um die Schulden zurückzuzahlen.
Grüsse
Marzell
@ Marzell [#3]
"Ich befürchte, dass die Verschuldung bereits den "point of no return" überschritten hat. Und ich rätsle, welche Handlungsmöglichkeiten den Staaten bleiben um die Schulden zurückzuzahlen."
Ein erster Schritt wäre wohl, keine "Schuldzinsen" mehr zu machen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schuldzinsen
Oder wie sagt man noch dazu?
@ AAA [#4]
"Oder wie sagt man noch dazu?"
Währungsreform? Krieg?
@ Marzell [#3]
"Der Staat konkurriert mit seiner Geldaufnahme die Wirtschaft, welche auch Geld braucht, es ohne den Bedarf des Staates billiger bekäme und welche damit nicht spekuliert sondern investiert."
Konkurrieren JA! Aber mit anderem als von dir dargestelltem Ergebnis. In den hochentwickelten Industrienationen doch immer mit dem Ergebnis, dass er es billiger bekommt als die ansäßigen Industriebetriebe. Einfach die Ratings anschauen!
Auch würden die gewerblichen Kreditnehmer nicht billiger an Geld kommen, wenn sich der Staat mit Schuldenaufnahme zurrückhielte.
"Für eine Verringerung der Schulden sind im Allgemeinen eine brummende Wirtschaft erforderlich."
Nicht wirklich. Der Staat denkt bei der Kreditaufnahme nicht unkaufmännischer als jeder gewöhnliche Kreditnehmer auch. Im Vorgriff auf zukünftige sichere wie auch nur prognostizierte Einkünfte/Forderungen macht er diese zu Liquidität um seine aktivitäten noch mehr zu befeuern. Wenn seine zukünftigen Einnahmen bei "brummender Wirtschaft" erwartungsgemäß sich erhöhen ist er sogar geneigt die "Vorgriffsbeträge" zu erhöhen.
Auf der anderen Seite des Vertrages; der Kreditgeber denkt bei der Kreditvergabe an den Staat nicht anders als bei Vergabe an ein Industrieunternehmen.
Er überprüft ob er die Rückzahlung dem Kreditnehmer/antragsteller in der Zukunft zutraut. So kommen dann die unterschiedlichen Nationen zu einer Nationenkonkurrenz bezügl. des Ratings ihrer jeweiligen nationalen kreditwürdigkeit.
"damit nicht spekuliert sondern investiert."
Eine Trennung zwischen Spekulieren und Investieren gibt es nicht!
Das Ergebnis liegt bei der Investition auch immer in der Zukunft und ist somit auch immer spekulativ!
"Ich befürchte, dass die Verschuldung bereits den "point of no return" überschritten hat"
Dieser Punkt ist erreicht, wenn der jeweilige Staat als Kredtnehmer, nicht anders als der gewöhnliche Kreditnehmer auch, seinen K-Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Oder zukünftig nicht mehr nachkommen kann, weil sich die Vertragsbedingungen ändern.
Wenn wir mal grob bilanzieren, dann taucht der größte Teil der intern. Staatsschulden als Forderungen in den Bilanzen der Banken auf. Also gerade bei denen, denen die Staaten gerade versuchen aus der Patsche zu helfen.
Da kreditiert der Kreditnehmer den Kreditgeber!
Umgekehrt begutachtet die Finanzwelt (mit frischem Handlungsvermögen ausgestattet) die Staatenwelt wie sich die Rettungsmaßnahmen auf die Bonität der einzelnen Staaten auswirkt.
Die aktuellen Ergebnisse. Staaten der zweiten Liga am Rande des Zusammenbruchts. usd nimmt eur mal schnell gut 20% ab. usw
Wie es ausgeht? Keine ahnung. Ist alles zukunftsgerichtet und somit spekulativ!
Am Rande:Für die Goldfreaks mal etwas.
Es ist ja kein USA-Gläubiger in Sicht der seine Forderung sofort glattstellen wollte.
Aber könnte dann schon sein, dass die amis denen ihr Gold vor die Füße werfen würden! Kann man dann leicht ausrechnen, wo Gold dann stünde. Der kleine goldunzensparer hätte aber auch nichts davon.
Immer mehr Staatschefs fabulieren von einem "zweiten Bretton Woods": „Sehr radikale und weit reichende Veränderungen“. Kommt die Währungsreform?
Der britische Premierminister Gordon Brown, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und auch Bundespräsident Horst Köhler fordern eine Neuordnung des Finanzsystems. Sie wollen der globalisierten Welt neue Regel geben und werden dabei von zahlreichen Regierungen und Experten unterstützt. Ihr Blick richtet sich dabei auf die Bretton-Woods-Konferenz von 1944, bei der damals der Grundstein für ein neues Weltwirtschaftssystem gelegt wurde.
Bereits am Dienstag hatte Jean-Claude Trichet eine Rückbesinnung auf die Disziplin gefordert, die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg für Stabilität der Weltwirtschaft gesorgt habe.
Brown spricht von der Notwendigkeit einer „Vision“: "Gerade die Europäer müssen sich bewusst sein, dass sie die an den Finanzmärkten aufgetretenen Schwierigkeiten nicht europäisch lösen können. Es ist nur global möglich“.
Notwendig sei deshalb eine grundlegende Neuordnung nach dem Vorbild der Bretton-Woods-Konferenz 1944. „Das Finanzsystem wieder aufzubauen, wird einer Vision bedürfen, wie in den vierziger Jahren bei der Schaffung des Internationalen Währungsfonds.“ Es sei erforderlich „sehr radikale und weit reichende Veränderungen“ herbeizuführen. Alle Finanzprodukte, die „im Schatten lägen“, müssten zur Disposition gestellt werden.
Das Bretton Woods System beruhte auf der Bindung des amerikanischen Dollars an das Gold und festen Wechselkursen der übrigen Währungen gegenüber der neuen Leitwährung. Das Währungssystem hielt bis 1971, als der Dollar stark an Wert verlor und Präsident Richard Nixon die Gold-Bindung des Dollars löste. Seitdem wurde das System schrittweise umgebaut und ein System freier Wechselkurse eingeführt.
Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was die "Vordenker" denn nun unter einem "zweiten Bretton Woods" verstehen. Es versteht sich wohl von selbst, dass man die bestehenden Währungen nicht an Gold koppeln kann.
Das könnte man aber mit einer neuen Währung. Eine neue Währung würde auch bedeuten, dass all jene, die derzeit über Guthaben in Form von Geld verfügen, enteignet werden.