Traders' August 2006 - Trendfolge in Bondmärkten
Hallo!
Im Traders' August 2006 steht auf S.55 als Begründung für tendenziell eher steigende Bondmärkte, dass Vermögensverwalter von Unternehmen und Banken stets Gelder in Anleihen "investieren" müssen aus dem Tagesgeschäft heraus. Sie können nicht short gehen und kommt es zu einer Aufwärtsbewegung gehen sie massiv in Bondmärkte.
Meine Frage dazu:
Sind tenenziell steigende Rentenmärkte (z.B. Bundfuture) nicht auch darin begründet, dass im Kurs quasi die Stückzinsen berücksichtigt sind? Oder anderes formuliert: Steigt der Bund nicht sowieso jeden Tag um: Marktzins/360?
Ich habe die Frage leider nicht verstanden.
Trotzdem, womöglich hilft Dir folgende Beschreibung weiter: http://www.investopedia.com/university/advancedbond/advancedbond3.asp
Der Bond-Kurs ist eine Funktion der Rendite.
Schematisch etwa so:
gruß
P.S: die Entwicklung an den Rentenmärkten hängt von mehr ab als von der Nachfrage der Vermögensverwalter. Das ist ein komplexer Zusammenhang in welche u.a. auch die Devisenkurse, Inflationserwartungen, Zinsstruktur und Konjunkturelle Faktoren einspielen.
Ich versuche das Beispiel für den Teil der für einen steigenden Bundfuture verantwortlich sein könnte nochmal zu ändern:
Der Bund Future besteht aus 8,5-10 jährigen Bundesanleihen.
Würde man diese Anleihen direkt kaufen, bekäme man während der Haltedauer noch die Zinsen, die diese Anleihen abwerfen.
Die Frage ist: Sind in einem Future als dem "Spiegelbild" der Anleihen diese Zinsen im Kurs des Future berücksichtigt, weil aus dem Future keine Zinszahlungen bzw. ein Zinsanspruch für die Longhaltedauer besteht.
Gegenzurechnen wäre noch die Differenz: ("Betrag für Anleihedirektkauf" - "Margin für den Future") * kurzfristiger Zinssatz ?
@ thohans [#3]
tenenziell steigende Rentenmärkte
Oben sprichst Du von einer Tendenz, von einem Trend. Nun sprichst Du aber lediglich vom Unterschied zwischen Anleihen und Futures auf Anleihen.
Richtig ist daß ein Future Terminkontrakt auf eine Anleihe den Renditeertrag dieser Anleihe berücksichtigt. Deshalb kann unter Einbeziehung des gesamten Cost of Carry der Terminkontrakt [u]unter[/u] dem Kassakurs der Anleihe notieren. Und das heißt dann, der Terminkurs steigt mit sinkender Restlaufzeit relativ zum Kassakurs, der Discount schrumpft also mit der Zeit.
Aber daraus ergibt sich keine generelle Trendaussage für den Rentenmarkt.
Das Thema wird von der Eurex in einer Standardpublikation erörtert:
Zins-Derivate - Fixed-Income-Handelsstrategien
http://www.eurexchange.com/data/trading_brochures_de.html
gruß
P.S: Die folgende Aussage ist in dem erweiterten Zusammenhang so definitiv falsch:
Banken stets Gelder in Anleihen "investieren" müssen aus dem Tagesgeschäft heraus. Sie können nicht short gehen und kommt es zu einer Aufwärtsbewegung gehen sie massiv in Bondmärkte.
Short-Positionen in Bund/Bobl/Shtz-Futures sind ein übliches Absicherungsinstrument für Banken. Ich denke dabei insbesondere an die Market Maker und Emittenten im Rentenhandel, die aus verschiedenen Gründen "natürliche" Long Positionen halten und Future-Short-Positionen nutzen um Basisrisiken zu hedgen. Man bedenke daß die Futures auf Deutsche Staatsanleihen ja nicht nur für die Benchmark-Anleihen des Bundes sondern sozusagen für den gesamten Rentenmarkt im Euroraum als Orientierung dienen. So werden mit Bund Futures auch Rentenmarktprodukte gehedged die auf den ersten Blick gar nichts mit Deutschen Staatsanleihen zu tun haben.
Danke für den Hinweis auf die Standardpublikation newstrader.
In dem Artikel im Traders' wurde ein Backtest auf den Bundfuture mit dem Zeitraum 23.11.1990 - 13.4.2006 gemacht. Die Longtrades waren deutlich besser. In dieser Zeit sind die Zinsen per Saldo gefallen. Könnte der Grund für die Annahme tendenziell immer steigender Futures auf Anleihemärkte vielleicht im Betrachtungszeitraum begründet sein?
Es soll noch einen zweiten Artikel auf weitere Bondfutres geben. Möglicherweise relativiert sich die Aussage dann ja.
@ thohans [#5]
der Bund-Future wird meines Wissens erst seit Gründung der Eurex (deutsch-schweitzerische Börse) in 1997/98 voll elektronisch gehandelt. Inwieweit die Testergebnisse von Nov 1990 - Dez 1995 aussagekräftig sind weiss ich daher nicht und traue ich nicht ganz?!
Ich hoffe ich unterliege keinem Irrtum, da war doch was z.B. vor Xetra wurde der Handelsplatz glaube ich IBIS oder so gehandelt, bei den Futures wurde der Bund-Future ja auch erst in London gehandelt bzw. eine Zeitlang parallel zu Frankfurt?
Z.B. liefern EoD Datenanbieter wie Pinnacle gewisse Futures der Eurex erst ab 1997/98, dass hat mit Sicherheit seinen Grund, unabhängig davon wie war den die Zeitreihe adjustiert, hier können Kurse entstehen die in der Praxis (auch EoD) so nicht handelbar waren da nicht real.
Wer weiss hier genaueres, wer kennt die Historie? Danke.
Beste Grüße
Roti
@ Roti [#6]
Ich habe selbst vor einigen Wochen eine Studie zum Kursverhalten des Bund Future mit den Eurex-Daten ab November 1990 angefertigt. Beim Betrachten der Umsätze ist mir dann aufgefallen, daß die Ergebnisse mit Eurex Daten aus den frühen Neunzigern nur suboptimal sind. :-)
Ab dem Jahr 1998 wurden im Bund Future regelmäßig mehr als 100.000 Kontrakte pro Tag gehandelt.
Der Eurex Bund Future Handel Anfang der Neunziger ist definitiv nicht repräsentativ. Hier muß man Liffe Daten zum Backtesten nehmen.
Im September Traders´ Interview, weist Emilio selbst auf die Stolperfallen beim Testen von Handelssystemen hin...
@ wuelle [#7]
danke, das heisst es könnte ein "abschneiden" vor dem dem 1.1.1997 od. 1.1.1998 ohne große Folgen für das Ergebnis und dessen Wertigkeit gemacht werden; gilt für Schatz, Bobl, Bund und Buxel-Future.
Gilt das auch für den Dax-Future? Der Euro-Stoxx50 und Stoxx 50 sowie der MDax und TecDax-Future sind sowieso nicht vor 1997/98 gehandelt worden.
Anfängerfrage: wurde eigentlich an der Eurex von 1990-1996 alle Futures voll elektronisch oder auch anders gehandelt, Frage deshalb weil es vor meiner aktiven Zeit war bzw. vor der Gründung der Eurex war?
Danke.
Beste Grüße
Roti
@ thohans [#5]
Die Longtrades waren deutlich besser. In dieser Zeit sind die Zinsen per Saldo gefallen. Könnte der Grund für die Annahme tendenziell immer steigender Futures auf Anleihemärkte vielleicht im Betrachtungszeitraum begründet sein?
Das ganze Zins- und Renditeniveau war damals ja höher. Von daher wundert ein solches Ergebnis nicht, siehe Bild.
@ Roti [#6]
Der Bund Future und später der Euro Bund Future wurden zunächst an der LIFFE, später an der DTB und in Folge später an der Eurex liquide und umsatzstark gehandelt. Man kann nicht pauschal sagen daß einer dieser Datensätze "unbrauchbar" wäre. Diese Frage muß man in Anbetracht des genauen Systems beurteilen.
Ob der Future nun elektronisch oder Parkett gehandelt wird ist auch nicht ein so erheblicher Unterschied. Man darf nicht im Umkehrschluß glauben ein System würde eine höhere Verlässlichkeit bieten, nur weil der Handel elektronisch stattfindet. Eine Ausführungsgarantie zum angezeigten Kurs hat man so oder so nicht. Zumal die meisten Handelssysteme von denen man in so Zeitschriften lesen kann eh einen Mangel an Realismus aufweisen. Das beginnt schon an den verwendeten Datensätzen............. (aber das ist jetzt offtopic)
gruß
@ Roti [#8]
Anfängerfrage: wurde eigentlich an der Eurex von 1990-1996 alle Futures voll elektronisch oder auch anders gehandelt,
Die Eurex gibt es erst seit 1998. Davor gab es die DTB, und dort wurde schon immer elektronisch gehandelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Terminb%C3%B6rse
gruß
@ newstrader [#10]
Noch zur Ergänzung, das Volumen / Open Interest beim LIFFE Kontrakt
gruß
@ newstrader [#11]
vielen Dank, um den Gedanken noch zu Ende zu bringen bzw. deiner Grafik entspringt mir noch ein Gedanke, ein "mischen" der Zeitreihen und zwar von 1990-1997 Liffe und von 1998 bis heute Eurex beim FGBL bringt wohl total falsche Ergebnisse, wäre aber vom gehandelten Volumen her doch in Ordnung da es sich jeweils der meistgehandelte Kontrakt beim Backtest von 1990 bis 2006 berücksichtigt wird, oder??
Beste Grüße
Roti
@ Roti [#12]
An sich halte ich das Mischen durchaus für eine Möglichkeit. Wenn man die Übergänge aufeinander abstimmt. Man muß allerdings auch auf den Übergang von DM-Bund auf Euro-Bund achten - das sind zwei verschiedene Futures auf zwei verschiedenen Börsen, also insgesamt 4 Kontrakte die man miteinander harmonisieren muß.
DM-Bund hatte an der DTB übrigens 250000 DEM Kontraktwert, Euro-Bund nur 100000 EUR. DM-DAX hatte 100 DEM Punktwert, FDAX hingegen 25 EUR Punktwert.
gruß
@ newstrader [#13]
danke, sehr hilfreich, gibt es eigentlich bezüglich dieser Dinge im Internet irgendwo eine Tabelle von wann bis wann welcher Future mit welchen Kontraktwert wo gehandelt wurde?
Wie "harmonisierst" Du den German Bund Future mit den unterschiedlichen Tickwerten, wie muss hier umgerechnet werden, hier lerne ich gerne hinzu.
Reicht hier ein EoD-Datenanbieter wie CSIdata.com, Pinnacle oder esignal EoD aus um dann solche Kontrakte zu 'konstruieren' oder muss ich das in Excel selber machen?
Danke.
Beste Grüße
Roti
@ Roti [#14]
Eine öffentliche Quelle ist mir nicht bekannt. Wahrscheinlich interessiert sich sonst niemand für diese Details! ;-)
Der Übergang vom DM- auf Euro-Bunds fand im ersten Quartal 1999 statt. Irgendwo dort muß der Volumenübergang ansetzen.
Wie man an der Grafik in [#11] sieht kam der Volumen-Abfall in LIFFE-Bunds dagegen schon Frühjahr bis Mitte 1998.
Wie "harmonisierst" Du den German Bund Future mit den unterschiedlichen Tickwerten
Gar nicht, auf Intraday-Daten vor 2000 greife ich eigentlich nicht mehr zurück. Das ist mir zu alt. Darauf lege ich keinen Wert.
Mir ging es ja nur um den in [#5] besprochenen Backtest.
gruß
@ Roti [#14]
Klar gibts die Tabellen, aber nicht im Internet, sondern im Terminmarkt Jahrbuch.
Das letzte ist in 2002 erschienen, u.a. mit allen Charts seit 1972. Ich schlage dort immer wieder nach.
Die Ausgabe Juli 2000 ist noch vorrätig, kostet 16 Euro incl. Inlandsporto, für Mitglieder 8 Euro incl. Inlandsporto, solange Vorrat. Über 200 Seiten Umfang.