Verkürzung der Börsenzeit in Frankfurt auf 17.30 Uhr geplant
Deutsche Börse prüft Abschaffung des Abendhandels
Die Deutsche Börse will die Handelszeiten an der Frankfurter Börse offenbar wieder verkürzen. Sie reagiert damit auf Klagen von Banken und Börsenhändlern.
"Die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) prüft derzeit ernsthaft die Verkürzung der Handelszeiten", sagte eine Sprecherin der Deutschen Börse am Samstag und bestätigte damit einen Bericht der Börsenzeitung. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Handels drängten vor allem ausländische Handelsteilnehmer auf eine Vereinheitlichung der Handelszeiten in Europa.
Details über mögliche Szenarien wollte sie nicht nennen. In Frankfurter Finanzmarktkreisen hieß es jedoch, eine Rückkehr zum Börsenschluss um 17.30 Uhr sei denkbar und dies möglicherweise schon im Dezember 2003.
Vor drei Jahren - Mitten im Aktienboom - war der Börsenhandel von 17.30 Uhr auf 20.00 Uhr verlängert worden, wodurch Frankfurt die längsten Öffnungszeiten in Europa bekam. Damit sollte Handelsvolumen von ausländischen Banken angezogen und Privatanleger die Möglichkeit zum Aktiengeschäften nach Feierabend gegeben werden.
Wenig profitabler Abendhandel
Aktienhändler beklagen jedoch seit langem die geringen Börsenumsätze nach 17.30 Uhr. "Es hat sich gezeigt, dass nach 17.30 Uhr die Umsätze immer dünner wurden und die privaten Anleger völlig unter sich bleiben. Die institutionellen Anleger verabschieden sich nach der Auktion um 17.30 Uhr sowieso", sagte ein Händler. Selbst bei großen deutschen Geschäftsbanken ist nach dieser Preisfeststellung oft nur noch ein Aktienhändler anwesend.
Vor gut einem Jahr hatte die Börse schon einmal einen Anlauf zur Verkürzung der Handelszeiten unternommen, war damals aber auf den Widerstand der Online-Banken gestoßen, deren Privatkunden am stärksten vom Abendhandel profitieren.
Kostendruck als Innovationstreiber
Eine Rückkehr zu den alten Handelszeiten würde den derzeit in einer Krise befindlichen deutschen Banken entgegenkommen, die nach dem Ende des Aktienbooms unter zunehmendem Kostendruck stehen. "Während die Börse auf dem elektronischen Handelssystem Xetra kaum zusätzliche Kosten hat, fallen bei uns natürlich hohe Personal- und Abwicklungskosten an. Das rechnet sich auf Dauer nicht mehr", sagte ein Aktienhändler.
"Wir plädieren für eine einheitliche Lösung aller Börsenplätze in Deutschland", sagte die Börsensprecherin. Offenbar will die Börse verhindern, dass die Regionalbörsen oder gar die vor knapp drei Monaten gegründete Nasdaq Deutschland in eine mögliche Marktlücke stoßen und sich damit profilieren können. Allerdings würde ein Rückzug der deutschen Börsen aus dem Abendhandel der angeschlagenen Branche der Börsenmakler wieder ein Betätigungsfeld bieten. Für sie könnte der außerbörsliche Abendhandel mit den verbliebenen Privatanlegern eine - wenn auch derzeit kleine - Marktnische sein.
(Reuters-Meldung auf Gagel.de)