Vorteile von Options-Trading gegenüber Aktienhandel bzw. Optionsscheinen
Nachdem in den letzten Wochen eine Menge zum kurzfristigen intraday-Trading, zu Turbo- und Knockout-Produkten und sogar zur Verliererquote von reinem Aktienhandel ("Volksaktie") gesagt wurde, möchte ich mal kurz darstellen, warum ich nach sovielen unterschiedlichen Erfahrungen immer wieder die Optionen (hauptsächlich US) bevorzuge. Wen's nicht interessiert liest hier nicht weiter.
Optionen sind auf fünf Gebieten einsatzfähig:
1. Einem Aktienbestand zusätzliche Rendite verleihen bzw. den Kaufkurs vermindern durch den regelmäßigen Verkauf von Calls mit OTM Strikes. (Nicht möglich mit Optionsscheinen!)
2. Einen Aktienbestand oder ein ganzes Portfolio hedgen gegen Kursverlust durch Kauf von Puts. (Dies ist auch mit Optionsscheinen möglich).
3. Einsatz als Stop Buy Orders für Aktien (Akkumulation von Aktien), indem man Puts OTM verkauft. Die eingenommenen Prämie vermindert den Kaufpreis. (Nicht möglich mit Optionsscheinen!)
4. Einsatz als Sell Orders für Aktien (Distribution von Aktien), indem man Calls OTM verkauft- Die eingenommene Prämie erhöht den Verkaufspreis. (Nicht möglich mit Optionsscheinen!)
5. Spekulation: Long, Short, Spreads, Butterflies etc. Eine Vielzahl von Strategien ist möglich. Sehr wichtig dabei: Optionen sind börsengehandelt und werden in der Regel dementsprechend fair bewertet und sind zu Börsenzeiten jederzeit handelbar. Es gibt keine Emittenten im deutschen Sinn. (Trifft nicht auf Optionsscheine, Zertifikate etc. zu!).
Die Möglichkeiten 1-4 können einem konservativen Aktieninvestor über die Monate verteilt immer ein paar Zusatzpunkte Rendite geben und sind im Grunde als Strategien sehr einfach zu beherrschen. Da wir in Deutschland jedoch keine Optionskultur haben, muß man auf US-Börsen ausweichen. Zum Glück werden dort fast alle nicht-amerikanischen Werte gehandelt mit entsprechenden Optionsserien.
Die Möglichkeit 5 ist im Grunde genommen bei Longstrategien auch einfach zu beherrschen. Man bekommt hier einen Leverage-Effekt gegenüber reinem Aktienhandel, der auch kleinen Kontoständen Möglichkeiten eröffnet. Selbst einfache Spreads dürften mit ein bißchen intellektueller Beschäftigung schnell zu beherrschen sein. Bevor ich die Beschreibung eines Knockout-Produktes im Börsenprospekt verstanden habe, habe ich schneller die Eckdaten eines Spreads handschriftlich skizziert. Ich halte Emittentenprodukte für eine "Entfremdung von meinem Kapital" und Anleitung zur blinden Spekulation. Börsengehandelte Optionen entsprechen meinem Selbstverständnis als eigenverantwortlicher Trader.
1-4 ist Investment, sophisticated.
5 ist Trading (spekulatives Positionstrading)
Gruß,
Berliner
Ich arbeite fast nur mit Options-Strategien. Nachstehende Grafik sollte dem Kenner alles sagen.
Mein Fachgebiet ist die Mathe wie schon öfters gepostet. Die Kunst liegt darin auf der einen Seite mehr zu gewinnen als auf der anderen zu verlieren ohne durch ein falsch gesetzten SL nicht mehr im Rennen zu sein.
Gruß OPTRADE
@ Optrade
Ich finde Optionsstrategien ebenfalls sehr interessant.
Gibt es Studien oder Track-Records über den mit dem Verkauf von Calls wie in (1) generierten Mehrwert. Der Verkäufer muss doch fürchten, eine besonders gut laufende Position durch die Ausübung des Calls zu verlieren.
Berliner,
da kann ich mal eine Frage anbringen, bitte.
Was bedeutet bei Futures und Optionen der "Fair Value" ?
Das lese ich zwar des öfteren, die Bedeutung blieb mir jedoch bislang verborgen.
Danke
Für Futures findest du eine gute Erklärung unter
http://www.indexarb.com/help.html#fvEqn
Ich halte Knock-Out-Produkte, Optionsscheine und alle weiteren Produkte von Emittenten als "legalen" Betrug am Anleger.
Mit der Einführung des Euro sollte es doch der Eurex möglich gewesen sein, Futures und die dazugehörigen Optionen auf Währungen einzuführen.
Aber nein, diesen Markt wollen sich die Emittenten, sprich die Grossbanken vorbehalten. Wer sollte ihnen sonst ihre Optionsscheine abnehmen, wenn es einen fairen Markt gibt?
@ lion
Gut gebrüllt Löwe. Der Währungsfuture Trader macht es wie Berliner bei dem Optionshandel und handelt den Eurodollar-Future in den USA.
Was den hiesigen OS- und Zertifikate-Markt betrifft kenne ich keinen Kaufzwang. :)
Gruss
Fair Value Links:
http://www.mindxpansion.com/options/fairvalue.html
http://www.programtrading.com/fvalue.htm
Weitere bei google.
@ Berliner
Schöne Aufstellung. Bezüglich Deiner No 1 (Short Calls OTM), wie auch des identischen Spiegelbilds (Short Put OTM) schreibst Du, dass ma damit die Rendite eines Portfolios erhöhen kann. Darüber streiten sich aber die Gelehrten. Eher scheint es so zu sein, dass die Kapitalkurve dadurch geglättet wird, weil die returns aus Prämien und Wertsteigerungen/Erlösen sich mehr austarieren.
Hittfeld
@ Hittfeld
'Bezüglich Deiner No 1 (Short Calls OTM), wie auch des identischen Spiegelbilds (Short Put OTM)'
Interessante Sache, covered call writing hört man an jeder Ecke, aber covered put writing nie - obwohl das ja auch möglich wäre, bei Aktien zumindest in den USA.
gruss hans
Das hörst man so wenig, weil man zwar covered ist (mit cash), aber ja noch keine Aktien hat, deswegen NAKED Put Writing.
Wer sich als Stillhalter regelmässig Prämien verdient, entscheidet sich nach einiger Zeit häufig, auf die Aktien zu verzichten und beide Seiten naked laufen zu lassen.
Hittfeld
'weil man zwar covered ist (mit cash)'
Für einen COVERED PUT WRITING ist man (ge-)covered mit SHORT AKTIE oder SHORT FUTURE.
gruss hans
Hi hans,
1 Punkt für Dich! Hatte ich völlig aus dem Auge verloren.
Danke
Hittfeld
@ Hittfeld
"Bezüglich Deiner No 1 (Short Calls OTM), wie auch des identischen Spiegelbilds (Short Put OTM) schreibst Du, dass man damit die Rendite eines Portfolios erhöhen kann. Darüber streiten sich aber die Gelehrten. Eher scheint es so zu sein, dass die Kapitalkurve dadurch geglättet wird, weil die returns aus Prämien und Wertsteigerungen/Erlösen sich mehr austarieren."
Kannst Du das nochmal erläutern? Das habe ich nicht verstanden.
Danke und Gruß!
@ Hittfeld
'1 Punkt für Dich!'
Danke, danke - dann habe ich ja schon fast mehr als Rudis Gurkentruppe beim Kurzurlaub in Portugal erreicht hat <g>
' Hatte ich völlig aus dem Auge verloren.'
Habe ich auch gerade erst selber mir überlegt. Aber das ist ja echt eine Strategie die man NIRGENDWO sieht/liest.
Wahrscheinlich weil die shorts agressiv auf Kursverfall setzen und nicht wie ein LONG langfristig investiert ist. Nie vergessen: SHORT IST MORD :-) Wobei der SHORT PUT (uncovered) ja einiges "ungefährlicher" ist als der SHORT CALL (uncovered) - bspw. bei einer Übernahme sich ein Wert ver-x-fachen kann und nach unten gehts "nur" bis null.
gruss hans
Hi hans,
'Aber das ist ja echt eine Strategie die man NIRGENDWO sieht/liest.'
Das ist nicht ganz richtig, hier riskierst Du wieder Deinen Punkt. In OSI (McMillan 3.Ed, S 281) stehen 10 zeilen (von 880 Seiten) mit der Schlussbemerkung: "The covered put strategy is a little used strategy... inferior to naked call writing. As a result the strategy will not be described more fully."
Die Hauptanwendung scheint in der MarginAnwendung bei Short-Stock zu liegen.
Kennt jemand ein neueres empfehlenswertes Buch zu Options?
Gruss Hittfeld
'Kennt jemand ein neueres empfehlenswertes Buch zu Options?'
Wieso, hat sich was geändert? ;-)
Der RiskDoctor, Charles Cottle, schreibt gerade ein Neues: "The working title of my next book Taming Your Portfolio: HybridHedging will include the lost chapters from Options: Perception and Deception and an extensive section on HybridHedging, such as the article on the SlingshotHedge™ that is available in the LESSON section of RiskDoctor.com"
Man darf gespannt sein. Sein Stil jedenfalls ist unschlagbar.