Warnung vor übereiltem Abschluss von Kapitalversicherungen
Verbraucherverbände warnen vor übereiltem Abschluss von Kapitalversicherungen
Die Verbraucherzentralen Hamburg, Hessen, Sachsen und der Bund der Versicherten warnen Verbraucher davor, sich wegen der Hinweise auf die künftige Besteuerung neuer Kapitallebensversicherungs- und Rentenversicherungsverträge zum Abschluss von Verträgen verleiten zu lassen, um sich vermeintliche Steuervorteile zu sichern. Auch mit den jetzigen Steuervorteilen sei die Kapitalversicherung ein schlechter Sparvertrag und eine unzureichende Versicherung, meinen die Genannten.
Die wirtschaftlichen Nachteile der Kapitallebensversicherung lägen insbesondere in deren Intransparenz begründet (hohe versteckte Abschluss- und Verwaltungskosten) sowie bei den enormen Verlusten, die die Verbraucher beim vorzeitigen Ausstieg hinnehmen müssten. Immerhin werde nahezu jeder zweite Vertrag vorzeitig gekündigt. Zudem sei es nicht sinnvoll, Geldanlage und Versicherungsschutz miteinander zu verknüpfen.
Hintergrund der Warnung sind die Pläne von Bundesfinanzminister Eichel, das Steuerprivileg der Kapitallebensversicherung zu beseitigen und wie bei anderen Geldanlageprodukten eine nachgelagerte Besteuerung vorzusehen, denn Kapitallebensversicherungsverträge seien Geldanlage- und nicht Versicherungsverträge.
Bereits Mitte 1999 hatte Finanzminister Eichel angekündigt, Erträge aus Kapitalversicherungen besteuern zu wollen. Daraufhin schwärmten Heerscharen von Versicherungsvermittlern aus und schwatzten den Verbrauchern mit dem Argument der drohenden Besteuerung kurzfristig Millionen neuer Kapitallebensversicherungsverträge auf. Den unüberlegten Abschluss bereuten viele Verbraucher später und kamen nur mit großer Mühe oder hohen Verlusten aus den Verträgen heraus.
Hierzu dürfe es nicht wieder kommen !
(Quelle: Bund der Versicherten)
US-Finanzkrise: Der Lebensversicherung droht Gefahr
Von M. Bergermann, C. Schürmann und S. Hajek, Wirtschaftswoche
Handelsblatt (21.08.07) - Wie die US-Finanzkrise auch Ihre Geldanlagen bedroht und warum selbst Lebensversicherungen Renditeprobleme bekommen können.
http://www.handelsblatt.com/news/Vorsorge-Anlage/Strategie/_pv/_p/203906/_t/ft/_b/1309912/default.aspx/der-lebensversicherung-droht-gefahr.html
und das kommt noch hinzu:
Lebensversicherungen: Intransparenz rechtens
(20.08.07) - Lebensversicherer müssen ihre Kunden während der Vertragslaufzeit nicht darüber informieren, was mit ihrem Geld genau geschieht. Dies hat nun das Oberlandesgericht (OLG) Celle entschieden (Az.: 8 U 8/07).
Im konkreten Fall wollte ein Versicherter wissen, was mit dem Anteil seines eingezahlten Geldes passiert, der den Garantiezins sichern soll. Die Richter wiesen dieses Anliegen jedoch zurück. Solche Einzelauskünfte seien im Rahmen des Massengeschäftes eine zu große Belastung für die Versicherer. Außerdem müssten für eine solche Auskunft die Kalkulationsgrundlage des Versicherers offen gelegt werden und dies sei von dem Unternehmen nicht zu verlangen.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision vor dem Bundesgerichtshof (BGH) hat das OLG Celle nicht zugelassen.
Von Hannah Wilhelm-Fischer
Verordnung über Informationspflichten bei Versicherungsverträgen - (VVG-Informationspflichtenverordnung – VVG-InfoV)*)
http://versicherungsreform.de/Dokumente/VVG-Informationspflichtenverordnungsentwurf.htm
Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung 2007
http://www.infinma.de/gewinnbeteiligung_leben/Gewinnbeteiligung_Leben_2007.pdf
Die Schlußüberschüsse sind jetzt auch mitaufgeführt
ZOCKEN FÜRS ALTER - RENTENVORSORGE MIT AKTIEN
aus einem Spiegel-Artikel vom 30.11.07 :
John Maynard Keynes dachte ziemlich nüchtern: "Langfristig sind wir alle tot", stellte der Ökonom einst kühl fest. Etwas weniger langfristig gesehen, sind die meisten von uns in Rente. Junge Berufstätige kommen nicht umhin, Annahmen über die ferne Zukunft zu treffen.
Über alle Aufs und Abs hinweg bieten Aktien die höchste Rendite aller Anlageklassen. Ein 20-Jähriger, der 1962 eine Aktie von Starinvestor Warren Buffetts Firma Berkshire Hathaway Chart zeigen für sieben Dollar kaufte, kann sie heute für knapp 140.000 Dollar verkaufen und mit 65 seinen Ruhestand genießen. Der Einsatz ist also, von der Inflation einmal abgesehen, fast 20.000-fach wieder heraus.
Natürlich ist dieses Beispiel absurd. Damals war Berkshire Hathaway, noch ohne Buffetts Beteiligung, ein Textilunternehmen in der Krise. Bald darauf wurde die Produktion beendet, nur die rechtliche Hülle der Firma blieb. Die Wahrscheinlichkeit, selbst aus der geringen Auswahl des Jahres 1962 diejenige Aktie zu wählen, die einen derartigen Erfolg vor sich hat, ist nicht viel größer als die, den aktuellen Lotto-Jackpot zu knacken. Und damit würde man sogar noch deutlich mehr verdienen.
Doch selbst über den gesamten Markt gestreut kann sich die Performance von Aktieninvestments sehen lassen. Rüdiger von Rosen, Direktor des Deutschen Aktieninstituts, schätzt die jährliche Durchschnittsrendite konservativ auf acht Prozent. Mitunter werden zehn Prozent und mehr genannt.
...
Langfristig orientierte Anleger müssen schon einige Einbrüche verkraften können. Dass die Aktienmärkte ganzer Länder über Zeiträume von zehn Jahren im Minus liegen, ist keine Seltenheit. Selbst 20-jährige Verlustphasen sind in den meisten Ländern schon vorgekommen. Doch auf längere Sicht kann man sich nach der historischen Erfahrung auf ein Plus verlassen. Ist Kaufen und Liegenlassen also die Strategie der Wahl?
Nur bedingt. Denn alle Statistiken über den langfristigen Erfolg der Aktienmärkte leiden unter dem "Survivorship Bias":
Aktienindizes bilden nur die Überlebenden ab, die Titel, die es geschafft haben. Aber Aktiengesellschaften können auch Pleite gehen, von anderen übernommen und zerschlagen, verstaatlicht, in Kriegen oder Katastrophen zerstört werden. Im Dow Jones Industrial Average Chart zeigen, dem Verzeichnis der amerikanischen Standardwerte, ist heute noch genau eine Aktie vertreten, die auch bei der Auflegung des Indizes 1896 schon ein Bluechip war: die von General Electric Chart zeigen. Selbst der vergleichsweise junge Dax Chart zeigen mit seinen heute rund 7800 Punkten ist nicht derselbe, der zum Stichtag 31. Dezember 1987 auf 1000 Punkte berechnet wurde. Damals gehörten noch so illustre Namen wie die Deutsche Babcock oder Papiermühle Nobel dazu.
Denn auch auf ganze Länder bezogen können Anleger auf lange Sicht kräftig daneben liegen. Wer ahnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon, dass die USA zur führenden Wirtschaftsmacht aufsteigen und von den großen weltweiten Katastrophen weitgehend verschont bleiben würden? Anleger in russische, chinesische, ägyptische oder argentinische Wertpapiere dagegen (diese vier Länder zählten damals zu den 16 größten Märkten) mussten Totalausfälle hinnehmen.
Die gründlichste Langfristuntersuchung der Aktienmärkte
Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School haben in ihrem Buch "Triumph of the Optimists" die wohl gründlichste Langfristuntersuchung der weltweiten Aktienmärkte vorgelegt. Sie haben den Survivorship Bias vermieden und neben dem arithmetischen Mittel auch den geografischen Durchschnitt berechnet, der den Zinseszins berücksichtigt.
Für das 20. Jahrhundert kommen sie so auf eine jährliche Rendite von 5,8 Prozent weltweit. In den USA sind es 6,7, in Deutschland nur 3,6 Prozent.
Besser Anleihe-Anteil erhöhen
Im Vergleich zu langfristigen Staatsanleihen, deren Rendite weltweit nur 1,2 Prozent betrug und in Deutschland sogar negativ war, stehen Aktien stattlich da. Trotzdem empfehlen die Autoren, für langfristige Vorsorge den Anteil von Anleihen im Portfolio zu erhöhen. Der Renditeaufschlag von 4,6 Prozentpunkten für Aktien sei nichts anderes als eine Prämie für das höhere Risiko. Und gemessen am tatsächlichen Ausfallrisiko von Aktieninvestments sei diese Prämie zu gering.
Der Harvard-Professor John Campbell fasst den gesunden Menschenverstand so zusammen: "Die Wahrscheinlichkeit, Geld zu verlieren, nimmt mit der Dauer des Investments ab. Doch das wird von der zunehmenden Größe möglicher Verluste über lange Zeiträume aufgewogen."
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Keynes hatte übrigens grundsätzlich nichts gegen langfristiges Denken. Am Aktienmarkt allerdings hat er, der Antispekulant, mit kurzfristigen Spekulationen ein Vermögen gemacht - und der Legende nach sogar die gewaltigen Verluste im Crash-Jahr 1929 binnen kurzer Zeit wieder ausgeglichen.
vollständiger Artikel:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0%2C1518%2C520718%2C00.html
Beachtlich wie oft dies Thema angeklickt wird: 4000 mal pro Jahr.
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@ Kobban [#107]
Update: Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung 2008
(auf die Zahlen von 2009 müssen wir noch 3 Monate warten)
http://www.infinma.de/gewinnbeteiligung_leben/Gewinnbeteiligung_Leben_2008.pdf
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FAZ (31.01.09) - Die deutschen Lebensversicherer haben sich in den letzten Monaten wacker geschlagen. Weder meldeten die Gesellschaften hohe Verluste, noch gab es Rufe nach staatlicher Hilfe. Die Unternehmen haben nach dem „Stresstest“ vor Wochen angekündigt, ihre momentane Verzinsung von ungefähr 4 bis 4,5 Prozent pro Jahr zu halten. Trotzdem misstrauen viele Anleger und Sparer diesen Prognosen. Sie haben die Sorge, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die ersten Bomben explodieren, und sie fragen sich, was mit ihrem Geld passieren soll.
Davon sind nicht nur die klassischen Sparer, sondern auch die Anleger betroffen, die ihre Kredite mit Hilfe von Versicherungen tilgen wollen. Sie fürchten nicht zum ersten Mal, dass die Ablaufleistungen nicht ausreichen werden, um die Verbindlichkeiten zu tilgen, und die Zweifel sind berechtigt.
Werden die Zinsen der Versicherung sinken?
Die Versicherungen sitzen auf Milliarden von Anleihen, deren Erträge unter 4 Prozent liegen. Wenn die Zinsen auf diesem Niveau verharren, wird es in der Tat nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Ablaufleistungen sinken. Die Chancen und Risiken werden in folgendem Fall deutlich.
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Und nun kommt wieder wie üblich Volker Loomans ausführlich berechneter Einzelfall, der wohl fürs Allgemeine stehen soll, was man aber auch bezweifeln kann - deshalb hab ich den Rest des Artikels bloß überflogen.
http://www.faz.net/s/RubD0AD9A6D94EE4658B9DDDAEB8EE726B0/Doc~EC4EE1794063B4FC4B57B79B7B6BB41D7~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Anbieter geben sich krisenfest
Von Stefan Ruhkamp
FAZ(12.01.09) - Die deutschen Lebensversicherer sind bislang offenbar mit einem blauen Auge durch die Finanzkrise gekommen. Zwei von drei Gesellschaften halten in diesem Jahr ihre laufende Verzinsung konstant. Angesichts schwacher Aktienmärkte und niedriger Anlagerenditen der Anleihen hatten viele Experten mit deutlicheren Absenkungen gerechnet.
Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat auf eine vorsichtigere Zinspolitik der Assekuranz gedrängt. Doch nach Zählung der Ratingagentur Assekurata haben von 73 beobachteten Gesellschaften, die für mehr als 95 Prozent des Marktes stehen, nur 27 die laufende Verzinsung der Verträge verringert. Dadurch sinkt der Durchschnitt in dieser Gruppe laut Assekurata nur leicht von 4,35 auf 4,28 Prozent.
Versicherer reduzieren Verzinsungen neuer Policen
Ausgewertet wurde zwar nur die Verzinsung für in diesem Jahr abgeschlossene Verträge. Aus diesem Wert lässt sich allerdings ein Trend für die restlichen der rund 90 Millionen Lebensversicherungsverträge ableiten. Lebensversicherungen bilden die Grundlage für viele Betriebsrenten und für die meisten der staatlich geförderten Riester- und Rürup-Rentenpolicen. Die laufende Verzinsung enthält Garantiezinsen und Überschussbeteiligungen.
Diese Gutschriften sind in der Folge garantiert und werden mit dem Mindestsatz verzinst. Nicht enthalten sind dagegen Schlussgewinnanteile und Anteile an den Bewertungsreserven, die zur laufenden Verzinsung hinzukommen, den Kunden aber in schlechten Zeiten wieder gestrichen werden können.
Besonders deutlich hat die Provinzial Rheinland ihre laufende Verzinsung für neue Policen reduziert, von 4,65 auf 4,10 Prozent. Die Ideal senkt ihre von 4,5 auf 4,0 Prozent. Auch die Debeka und die Europa, die noch immer mit einer überdurchschnittlich hohen Verzinsung werben können, haben nun zum ersten Mal seit mehreren Jahren reduziert. Die Allianz Leben, Deutschlands größter Lebensversicherer, hat dagegen die laufende Verzinsung mit 4,5 Prozent konstant gehalten.
Versicherer brauchen hoch verzinste Staatsanleihen
Zwar haben auch die Lebensversicherer haben in der Finanzkrise Geld verloren. Die schwachen Aktienmärkte fallen im Vergleich zu Krise der Jahre 2002 und 2003 aber weitaus weniger ins Gewicht. Die durchschnittliche Aktienquote der Versicherer liege bei etwa 5 Prozent, sagt Reiner Will, geschäftsführender Gesellschafter der Bewertungsagentur Assekurata.
Auch von Verlusten mit amerikanischen Subprime-Papieren und anderen Kreditverbriefungen sind die Lebensversicherer nach eigenen Angaben und auch nach Einschätzung der Aufsichtsbehörde nur relativ geringfügig betroffen.
Dagegen bereiten die niedrigen Anlagezinsen auf den Märkten für sichere Staatsanleihen Sorgen. Denn wenn die Versicherer auf Dauer Bundesanleihen mit einer Verzinsung von 3 Prozent kaufen müssten, kämen sie spätestens in zwei bis drei Jahren in arge Schwierigkeiten. Denn im Durchschnitt aller Verträge, garantieren sie ihren Kunden gut 3,5 Prozent Verzinsung.
Versicherer können nur wenig riskieren
Viele Lebensversicherer weichen deshalb auf andere Anlageklassen aus. Pfandbriefe, die mit hochwertigen Krediten besichert sind und wegen des staatlichen Rückhalts als sicher gelten, ermöglichen Anlagerenditen von mehr als 4 Prozent. Manche Unternehmensanleihen erbringen sogar doppelt so hohe Werte. Allerdings können viele Versicherer wegen ihrer geringen Ausstattung mit Eigenkapital und anderen Sicherheitspuffern nur in Maßen riskantere Anlagen tätigen.
Dass viele Lebensversicherer trotz der Finanzkrise ihre laufende Verzinsung nicht gesenkt haben, führt Assekurata auch darauf zurück, dass ein Teil der Versicherer in den vergangenen Jahren Rücklagen aufgebaut haben.
Die frei verfügbaren Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen und die Schlussgewinnanteile - zwei wichtige Risikopuffer - seien in den Jahren 2005 bis 2007 von gut 7 auf 8 Prozent der gesamten Verpflichtungen gestiegen. Das wirkt nicht atemberaubend viel, gibt den Versicherern aber einigen Spielraum, um Schwankungen in der Geldanlage auszugleichen und die Entwicklung der laufenden Zinsen zu glätten.
http://www.faz.net/s/Rub48D1CBFB8D984684AF5F46CE28AC585D/Doc~E9963335A878B42CC85A99BB3E165B2AF~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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„Nicht die Dimension wie 2002“
Manfred Poweleit, Gründer des Branchendiensts Map-Report, über die Lehren aus dem letzten Crash, stille Lasten und die Gefahren niedriger Zinsen.
FOCUS-MONEY (23.02.09): Anders als die Banken leiden die Versicherer bislang kaum unter der Finanzkrise. Wie kann das sein?
Manfred Poweleit: Sie sind 2002 schon einmal an die Wand gefahren. Banken haben die Erfahrung nicht gemacht.
MONEY: Nach dem Börsencrash 2002 musste die Branche die Mannheimer retten. Droht das 2009 wieder?
Poweleit: Die Abschreibungen werden bei Weitem nicht die Dimension erreichen wie 2002. Die Gesellschaften haben ihre Aktienquote heruntergefahren. Im Schnitt liegt ihr Anteil an den Kapitalanlagen unter zehn Prozent.
MONEY: Einige Versicherer wiesen schon Ende 2007 stille Lasten aus. Warum sollten sie ausgerechnet das Jahr 2008 ohne Blessuren überstanden haben?
Poweleit: Stillen Reserven und Lasten wird zu viel Bedeutung zugemessen. Selbst Immobilienpreise können fallen, wie die Amerikaner gerade lernen.
MONEY: Risiken lauern offenbar auch in Anleihen. Dort melden börsennotierte Versicherer hohe Abschreibungen.
Poweleit: Wenn Sie eine Anleihe kaufen und der Zins fällt, steigt der Kurs. Diese stille Reserve ist aber nichts wert, weil die Versicherung sie bis zum Ende hält. Genauso verhält es sich mit stillen Lasten, wenn der Zins steigt. Solange der Versicherer den Einsatz wiederbekommt, passiert trotz Abschreibung gar nichts. Nur wenn Zweifel an der Rückzahlung bestehen, gibt es ein Problem.
MONEY: Das passiert nun. Die Ausfallrisiken steigen, sogar bei Pfandbriefen.
Poweleit: Solange dieser Markt nicht zusammenbricht, scheint mir die Streuung der Anlagen ausreichend groß.
MONEY: Was, wenn auch Versicherer in toxische Papiere investiert haben?
Poweleit: Wir haben alle deutschen Versicherer explizit nach Risiken aus Lehman, in Island oder strukturierten Produkten befragt. Ergebnis: Die Branche ist nicht oder nur zu einem geringen Teil davon betroffen. Ihr Anlage-Universum beschränkt sich auf Deutschland und seine Nachbarländer.
MONEY: Also geben Sie Entwarnung?
Poweleit: Nein. Mir macht das niedrige Zinsniveau Sorgen. Das ist nicht gut für Versicherer. Die Politik fordert die Bürger auf, mehr zu konsumieren. Dabei schließt deren Sparquote nicht einmal ihre Rentenlücke. Und niedrige Zinsen schaffen Anreize, jede noch so waghalsige Investition zu tätigen. Anleger, die auf Sicherheit setzen, werden bestraft.
MONEY: Zum Beispiel durch stetig sinkende Überschussbeteiligungen ...
Poweleit: ... wer 40 Prozent Verlust erleben will, kann an die Börse gehen. Bei niedrigen Zinsen lässt sich mit Festverzinslichen eben nicht mehr erzielen.
MONEY: Erwirtschaftet die Branche überhaupt noch die Garantieverzinsung?
Poweleit: Kaum. Bezogen auf den gesamten Bestand, muss ein Versicherer mindestens 3,6 Prozent Rendite erzielen, um die Garantien bedienen zu können. Der Kapitalmarkt gibt aber für Neuanlagen nur noch drei Prozent her. Die Branche kann das noch einige Jahre durchhalten, dann wird es problematisch.
MONEY: Was wäre zu tun?
Poweleit: Die Europäische Zentralbank muss sich von der Niedrigzinspolitik der Amerikaner abkoppeln. In Japan waren die Folgen einer jahrelangen Niedrigzinsphase zu besichtigen: Sieben große Versicherer sind pleitegegangen.
http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/lebensversicherung/tid-13455/lebensversicherungen-nicht-die-dimension-wie-2002_aid_373314.html
Was die 40 größten Lebensversicherer 2010 ihren Kunden gutschreiben
Hamburger Abendblatt (06.01.10)
http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1331138/Was-die-40-groessten-Lebensversicherer-2010-ihren-Kunden-gutschreiben.html