Warum gibt es in Deutschland kein 'Chapter Eleven' ?
Grundsätzlich wird so ziemlich alles was aus den Staaten kommt übernommen und kopiert. Warum eigentlich nicht das Konkursrecht? In diesem Fall würden nicht Banken und Gläubiger über den Fortbestand entscheiden, sondern unabhängige Gerichte.
Das Konkursverfahren nach "Chapter Eleven" (Kapitel Elf) des US-Konkursrechts wird von großen US-Gesellschaften am häufigsten angewendet. Während eines solchen Verfahrens kann ein Unternehmen seine Geschäfte unter dem temporären Schutz des Gerichts vor den Gläubigern weiter führen, sich reorganisieren und sanieren. Das zahlungsunfähige Unternehmen behält also die Kontrolle über das Geschäft, falls nicht anderes vom Konkursgericht angeordnet.
Schuldner und Gläubiger haben im Rahmen dieses Konkursverfahrens sehr ausgeprägte Möglichkeiten miteinander zu kooperieren. Dabei sollen die Gläubiger möglichst viel von ihren Forderungen zurückerhalten. Dies ist oft besser möglich, wenn das Unternehmen nicht aufgelöst wird, sondern erhalten bleibt.
Da überschuldeten Unternehmen oft ausreichende finanzielle Mittel zur Fortführung der Geschäfte fehlen, wird häufig eine so genannte "Debtor-in-Possession"-Finanzierung mit Banken und anderen Geldgebern vereinbart. Die Rückzahlung dieses Neukredits hat Vorrang vor allen anderen Gläubigerforderungen. WorldCom hat einen solchen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Dollar arrangiert.
Bei "Chapter-Eleven"-Konkursverfahren erhalten die Anleihebesitzer oder andere Gläubiger oft Aktien der reorganisierten Gesellschaft als Entschädigung für ihre Forderungen. Die alten Aktionäre gehen in der Regel leer aus und verlieren ihr Geld. Ziel des Unternehmens ist es, das Verfahren mit möglichst wenig Schulden abzuschließen.
Hallo:
Meine Erfahrungen sind andere, mehrfach. Es hat sich jedoch um kleinere Größenordnungen gehandelt. In keinem Fall haben die Gläubiger etwas von den Verfahren gehabt, obwohl die Altunternehmen eine Anschlußregelung fanden, d.h. kein Anschlußkonkurs stattfand. Von Deutschland aus sind die Kosten für Rechts-verfolgung drüben prohibitiv, so daß leicht mal allein deswegen aufgegeben wird.
Ich bin kein Jurist und kann insoweit keine Vergleiche anstellen. Aber hierzulande wurde ein neues Insolvenzrecht eingeführt, das aus vermutlich wohldurchdachten Gründen kein Äquivalent zum Chapter-11-Verfahren vorsieht.
Gruß
U. Norden
In der Serie Monitor hat sich mal ein Wirtschaftsexperte dahingehend geäußert, das an 40% aller Insolvenzen die Banken die Verantwortung tragen. Die Unternehmen seien rein aus dem operativen Geschäft überlebensfähig gewesen.
gruß