Was hat der Taylor-Rythmus ( 3-day cycle ) zu bieten?
Hallo,
ich habe mir gerade das Buch, "The Taylor Trading Technique" von George Taylor zugelegt, welches von einigen Market Wizards u.a. Linda Bradford Raschke empfohlen wird.
Da ich nicht die Zeit habe das "Tape" in Echzeit zu verfolgen, frage ich mich ob der Taylor-Zyklus nicht auch auf Wochenbasis funktioniert. Funktioniert er überhaupt noch? Ein hoher Bekanntheitsgrad würde die Methode ja zerstören.
Gibt es hier im Forum vielleicht Leute, die mit der Taylor-Technik schon vertraut sind und von ihren Erfahrungen berichten können?
Wäre für jede Antwort dankbar. Würde mich auch über emfehlenswerte Links freuen.
Viele Grüße
Jan
Das Buch habe ich auch, aber leider noch nicht durcharbeiten können.
Was den Bekanntheitsgrad und die Funktionsfähigkeit anbetrifft, ist meine Meinung, daß das nicht zutrifft. Es gibt so viele Systeme und Methoden und jeder Trader hat seine Vorlieben, daß die Bekanntheit einer Methode noch lange nicht den Markt kaputt macht.
Wenn ich das mit Taylor aber im Raschke Buch richtig verstanden habe, dann gibt sie Taylor recht, hat allerdings eine Methode, deutlichere Kriterien für die Kauf- und Verkauftage zu bestimmen mit einem Indikator, der hier im Forum formelmäßig auch schon öfter angefragt und beantwortet wurde.
Viele Grüße
Hallo,
ich habe mich intensiv mit Taylors Book Method auseinandergesetzt und in der Folge auch Linda Bradford Raschkes (LBR) "kreative Adaptionen" ein halbes Jahr papergetraded, als auch mit eigenem Geld.
Zu Taylor: Die Buch-Methode wird zwar in der Literatur als "System" bezeichnet, ist aber meiner Meinung nach eine systematisierte diskretionäre Herangehensweise an den Markt. "Tape Reading" ist bei Taylor eine relativ komplizierte, auf seine Persönlichkeit und sein Marktverständnis zugeschnittene Art, die täglichen Kurse zu notieren (nicht in Echtzeit!) und Swing-Highs/Lows zu bestimmen.
Das eigentlich Interessante dabei war für mich nicht die Swing-Zyklus-Bestimmung, sondern die Tatsache, dass sich jemand hinsetzt und jeden Tag OHLC (und eine Vielzahl anderer Preisbewegungen) in ein Schulheft notiert, um den Markt "zu fühlen" (meine Interpretation, Taylor würde das nicht so sagen). Das handschriftliche Runterschreiben jeden Tag habe ich z.B. als Ritual beibehalten, auch wenn sich das im Zeitalter von Metastock und Tradestation altmodisch ausnimmt. Für einen diskretionären Trader ist das aber eine wunderbare Weise, sich dem Markt intuitiv und rational zugleich anzunähern.
Zu LBR: LBR rät zwar zum Studium von Taylor, aber nicht zur Adaption seiner Book Method, weil sie zu sehr ein persönliches Trading-Idiom Taylors ist. LBR stellt trotzdem in ihrem Buch "Street Smarts" einige Wege vor, 3-4 Tagesswings (deren Existenz sie wie Taylor unterstellt) zu erfassen. Einer davon ist Momentum Pinball. Ich habe Pinball untersucht in verschiedenen Märkten (Nymex Energy, Comex Gold&Kupfer, S+P, CME Live Cattle) und bin zum Ergebnis gekommen, dass die Erfolgsquote zu gering ist (für meine Erfordernisse). Fast völlig ungeeignet ist Pinball m.E. für die Währungsfutures der CME, die oftmals grossen Intraday Trends und auch mehrwöchigen Trends unterliegen. Völlig ungeeignet ist Pinball (und Swingtrading im allgemeinen) bei Vorliegen eines starken Trends, was jeder schnell einsehen wird: higher higs, higher lows bzw. lower highs, lower lows!
Mit diesem Erlebnisbericht erübrigt sich auch die oben gestellte Frage nach "Bekanntsheitsgrad" und Entwertung der Methode: Taylors Methode ist so einfach und doch wieder so intuitiv kompliziert, dass sie meines Erachtens nur von einem einzigen Menschen wirklich erfolgreich angewendet werden kann. Von Taylor selbst. Das hat gautama2 glaube ich auch gemeint.
Ich fand Taylors Book Method hochinteressant, aber fast ausschliesslich deshalb, weil sie einen im Prinzip simplen, aber doch hochdiskretionär-intuitiven Blick auf die Märkte wirft. Ich selbst konnte jedoch nie in der konkreten Anwendung erfolgreich damit traden, auch nicht mit LBR's phantasievollen Modifizierungen.
Hoffe geholfen zu haben,
Berliner
P.S. LBR geht auch auf einen anderen "mythischen" Trader ein, nämlich Toby Crabel, und den halte ich selbst auch für "genial" einfach. Wobei die Umsetzung natürlich nicht genial einfach ist, aber wann ist sie das schon mal ;-)
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Sie haben mir sehr geholfen. Ich wußte garnicht, dass LBR auch in ihrem Buch über Taylor schreibt. Ich habe nur desöfteren den Namen Taylor in ihren "Daily Educational Charts" gehört.
Für alle Leser, die noch nichts von Taylor gehört haben: Der folgende Link bietet eine kleine Einführung in seine Methode.
http://www.clifdroke.com/info/3daycycle.mgi
Viele Grüße
Jan Lotte