newstrader.
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Welchen Einfluß haben ISM Mfcg Index und Employment ?

Hallo,

heute ist mal wieder ein Tag an dem Investoren von makroökonomische Daten geradezu erschlagen werden:

14:30 Uhr Unemployment Rate Juli - Prog. 6.3%
14:30 Uhr Nonfarm Payrolls Juli - Prog. +10000
14:30 Uhr Personal Spending/Personal Outlays - Prog. +0.4%
14:30 Uhr Personal Income - Prog. +0.3%
14:30 Uhr Hourly Earnings - Prog. +0.2%
14:30 Uhr Average Workweek - Prog. 33.7h
15:45 Uhr Michigan University Consumer Sentiment - Prog. 90.5
16:00 Uhr Construction Spending - Prog. +0.4%
16:00 Uhr ISM Manufacturing Index Juli - Prog. 51.8

Dabei stellt sich die Frage ob, und wenn ja, wie, Investoren mit langfristigem Tradinghorizont auf solche Zahlen reagieren sollen. Soll man gerade jetzt kaufen wenn die Zahlen positiver ausfallen als im Vormonat? Oder soll man verkaufen wenn die Zahlen enttäuschend ausfallen? Oder soll man es gänzlich ignorieren und sich auf Unternehmensmeldungen oder technische Analysen reduzieren?

Meiner Beobachtung zufolge werden an der Börse mit diesen Daten zwei Spiele gespielt:

1. Im Vorfeld von Veröffentlichungen werden Research-Berichte mit Prognosen und Vorabeinschätzungen zu den Daten erstellt. Fallen die Daten bei Veröffentlichung dann (für die Aktienmärkte) besser aus als erwartet kann man i.A. zumindest in den ersten Sekunden mit einer positiven Reaktion an den Future-Märkten rechnen. Was danach passiert ist meist eine komplexe Form der Verarbeitung dieser Daten, die sich nicht allgemeingültig beschreiben läßt. Man sieht oft Minuten, Stunden oder Tage vorher bereits den Aufbau von Positionen um auf Reaktionen des Marktes auf die Veröffentlichung zu spekulieren. Nach Veröffentlichung der Daten müssen die Depots dann bereinigt und angepaßt werden und wir sehen (bei wichtigen Daten) oftmals heftige Kursbewegungen bei hohen Umsätzen. Einen allgemeingültigen Zusammenhang zwischen der Reaktion der Aktienmärkte und der Qualität der veröffentlichten Daten vermag ich nicht zu sehen.

2. Wenn Investoren Positionen eingehen suchen sie oftmals nachträglich nach Argumenten um ihre Engagements vor sich selbst und vor anderen zu rechtfertigen. Ein beliebter Pool an Argumenten wird durch die makroökonomischen Daten bereitgestellt! Egal ob ich long oder short bin - ich finde immer makroökonomische Daten die mir bestätigen daß meine Position die richtige ist! Aber natürlich muß man sich als rationaler Investor fragen, ob diese makroökonomischen Daten tatsächlich in der Lage sind die Entwicklung an den Aktienmärkten nachhaltig zu bestimmen. Einen irgendwie gearteten Einfluß haben sie sicher, aber kann man z.B. aus dem ISM-Index eine Indikation für die Entwicklung an den Aktienmärkten herleiten?

Um diese Frage zu klären habe ich mir mal die Historie des ISM-Index angeschaut und aus den monatlichen Daten einen neuen Index, den Cumulative ISM-Index (CISM)berechnet. Dieser ist rekursiv definiert durch

CISM[t] := CISM[t-1] + ISM[t] - 50 mit CISM[0] = 0.

Die Bedeutung des Index ist ganz einfach: der CISM wächst wenn der ISM über 50 Punkten notiert und er verringert sich wenn der ISM-Index unter 50 Punkten notiert. Genau diese Interpretation wird ja für die wirtschaftliche Entwicklung angenommen.

Es ergibt sich dann der folgende Chart:

Bild entfernt.

Wie man sieht bekommen wir eine langfristig stabil steigende Kurve. In dieser Eigenschaft gleichen sich der CISM und der S&P 500. Wenn wir die CISM-Kurve mal detaillierter betrachten sehen wir jedoch z.B. Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre deutliche Rückschläge in der CISM-Entwicklung. Diese Rückschläge sind in ihrem Ausmaß sogar noch größer als der Rückgang den wir seit dem Jahr 2000 beobachten können.

Vergleicht man das nun mit der Entwicklung am Aktienmarkt, hier repräsentiert durch den S&P 500, so sehen wir im Bereich um 1975 tatsächlich ebenfalls fallende Kurse. Zwischen 1980 und 1983, als der CISM um fast 50% zurückging (weil der ISM selbst länger unter 50 notierte) konnten wir jedoch keinen vergleichbaren Rückgang im S&P 500 sehen. Im Gegenteil, die Kurse sind in dieser Zeit sogar gestiegen. Gleiches gilt für die Zeit um 1990. Steigende Aktienmärkte in der Rezession! Und was zeigen die letzten Jahre seit 2000? Stark fallende Aktienmärkte aber nur ein moderater Rückgang im CISM - die Stimmung in der verarbeitenden Industrie ist besser als die an der Börse.

Fazit: der Wert der ISM-Index liefert keinen Anhaltspunkt darüber wie und welchem Ausmaß sich die Aktienmärkte entwickeln werden und kann daher von mittel- bis langfristig orientierten Anlegern getrost beiseite gelassen werden!

Wie sieht es mit der Arbeitslosenrate aus? Arbeitslosigkeit beeinflußt Verbrauchervertrauen, Verbrauchervertrauen beeinflußt Ausgaben, an den Ausgaben hängt ein Großteil der amerikanischen Unternehmen, an der Situation der Unternehmen hängt der Aktienkurs! Klingt plausibel! Gibt es aber wirklich einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Aktienkursentwicklung?

Bild entfernt.

Fazit: Die Grafik zeigt Spitzen in der Arbeitslosenquote um 1975, 1983, 1992 und aktuell 2003. Zu keiner dieser Zeiten hat sich der S&P 500 davon beeinflussen lassen sondern hat sich seit 1975 stabil aufwärts bewegt. Das einzig auffällige ist das Tief in der Arbeitslosenquote im Frühjahr 2000 welches mit dem AllTimeHigh des S&P 500 zusammenfällt. Die Höhen und Tiefen in der Arbeitslosenquote haben keinen längerfristigen, signifikanten Einfluß auf die Entwicklung am Aktienmarkt und können ebenfalls ignoriert werden!

Gruß!

Geschrieben von newstrader. am
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