* Wie gehen Trader mit Emotionen um ?
Ein brisantes Thema.
Hallo liebe Tradergemeinde,
was tut man wenn man sich freut oder wenn der Frust groß ist und sich ärgert? Was macht Ihr da?
Springt Ihr in die Luft? Schreit Ihr "Toooor"? Oder reichts nur zu einem schwachen Grinsen?
Rennt Ihr ums Haus? Geht Ihr Holzhacken wie der Altbundeskanzler Schmidt? Haut Ihr auf den Tisch, daß die Flatbildschirme wackeln? Welche Flüche gebraucht Ihr? Ich bin lernbegierig!
Es gibt genug Literatur, welche aussagt, daß man Emotionen aussen vor lassen soll. Leichter gesagt als getan! Trader pendeln nun mal ständig zwischen den Zuständen Freude und Wut oder Entspannung und Furcht.
Ich selbst richte mich eigentlich weniger nach den Trades (gelingt nicht immer) sondern nach dem Kontostand. Rückgang heißt, Trades verringern, oder aufhören und Gedanken sortieren. Anstieg des Kontos, tja, da mach ich es halt entgegengesetzt.
Mich würde interessieren, ob es Anderen Tradern gelingt, sich so literaturgerecht zu verhalten. Sozusagen zu Traden nach Lehrbuch.
Abendliche Grüße
Albert
Hallo Albert,
da ich nicht so häufig trade, hab ich auch noch kein Patenrezept gefunden wie man seine Emotionen kontrollieren kann.
Es ist schon ein tolles Gefühl wenn eine Position schnell mal ins Plus läuft und man den Stopp auf Break Even nachziehen kann. Auf der anderen Seite bemerke ich schon Nervosität, renne dann ziellos in der Wohnung herum zwischen NT-V Teletext und PC, wenn ich im Minus bin.
Ich handle es ähnlich wie sie, lieber Albert, und verringere nach erfolglosen Trades die Anzahl der Trades und Positionsgrösse.
Liebe Grüsse aus Westösterreich.
Andreas P.
Ein kurzes, heftiges, freudiges "Ja!" wenn was geklappt hat, ein von Herzen kommendes "Scheibenkleister" wenn was in die Hose ging und ein "Was bin ich doch für ein Idiot" wenn mal wieder was vollkommen blödsinnig war.
Ernsthaft: Wenn alles Scheiße läuft, raus aus allen Positionen und ein paar Tage Abstand gewinnen. Für kürzere Abstände reicht es auch, sich eine Zigarettenpause zu gönnen, die Gedanken zu sammeln und sich dann zu sagen: Jetzt erst recht.
Ist ein bißchen wie im Krieg: Eine gewonnene Schlacht entscheidet nicht den Krieg, aber mit einer verlorenen Schlacht ist noch nicht alles vorbei. Erst mal abreagieren, dann den Fehler suchen und das System verbessern. Gibt es kein System, sollte man Spieler fragen, was die bei Verlusten machen.
robby_b
Ich mache das so, dass ich mein Depot als Fußballmanschaft sehe und die Werte als Spieler. Erst kommt die Sichtung; welcher Spieler hat genug Potentzial um in meiner "Topmannschaft" spielen zu dürfen?, stimmt Punkt 1, wird der Spieler verpflichtet. Bei guter Leistung, Kursplus, darf der Spieler weiter spielen, wobei es steigende Mindestanforderungen gibt, Initial-stop, bringt der Spieler keine guten Leistungen mehr und fällt unter die Mindestanforderungen, wird er sofort aus der Mannschaft geworfen.
Ein guter oder schlechter Spieler ist zwar erfreulich oder ärgerlich, aber letztendlich gewinnt man Pokale nur mit einer dauerhaft guten Mannschaft; kleine Verluste, große Gewinne.
Ich manage zur Zeit REAL MADRID ;-)
Good trades und freundliche Grüße
Dennis
Hallo zusammen,
was mich eher interessieren würde ist, wie geht ihr damit um, wenn ihr einige oder viele Trades hintereinander mit Verlust beendet habt ?
Klar ist ja, je mehr Trades mit Gewinn beendet wurden, desto höher ist das Selbstbewusstsein. Aber was ist schon ein Trade ? Schliesslich kommt es darauf an, was man am Jahresende bzw. nach zwei, drei oder fünf Jahren erreicht hat.
Was macht ihr nach einer "Verlust-Welle", um euer Selbstbewusstsein zurück zu gewinnen ?
Viele Grüße
Teemu
Verlustwelle innerhalb welchen Zeitraums?
Wer mit dem Vorsatz am Bildschirm sitzt um 10 und mehr Trades pro Tag pro Future zu machen, hat ein lockeres Verhältnis zu jeder Serie, weil ihn nur das Tagesergebnis interessiert.
Das Selbstbewußtsein geht gar nicht erst verloren. So geht es mir.
Hallo Norden-Trader,
erstmal danke für deine Antwort. Ich meinte natürlich eine Verlustwelle, die dich aus dem Konzept bringt, die dir dein Selbstbewusstsein raubt. Über einen längeren Zeitraum, mehrere Wochen oder gar Monate.
Wenn mal das Tagesergebnis nicht zufriedenstellend ist, ist das mit Sicherheit kein Thema. Aber es gab doch sicher auch mal eine Phase, in der du evtl. an dem gezweifelt hast, was du machst: traden.
Wenn ja, wie hast du es geschafft, wieder zurück auf die richtige Bahn zu kommen ? Was hast du gemacht, um aus dem verzweifelten Trader den Gewinner herauszukitzeln, rein psychologisch gesehen. Und wie lange hat das gedauert ?
Danke
Teemu
Also ich such mir ein Mädchen, gehe Skifahren oder mache eine Radtour. Wenn ich verliere brauche ich einfach Abstand.
Wenn ich dann wieder anfange, dann mit kleineren Positionen an als normal, etwa 1/3. Wenn es dann immer noch nicht geht, brauche ich Pause und muss aufhören; man darf sich ja nichts vormachen. Wenn's aber wieder normal läuft, erhöhe ich meine Positionen wieder auf normal, so wie es mein MM eben definiert.
Was Albert schreibt ist eigentlich das Interessante. Wenn's gut läuft freut es mich gar nicht, weil es ja das ist, was ich erwarte. Vielmehr frustriert es mich manchmal wenns nicht läuft, mal mehr, mal weniger. Aber wie Albert sich sein Konto als anschaut, um Verlieren für sich zu definieren, ist wohl die beste Kontrolle.
Hallo Teemu,
"Börse" ist ein Sammelbegriff, z.B. vergleichbar mit "Sport". Ich habe mich jeweils nur mit wenigen Disziplinen befasst, und mit denen gründlich. Dazu gehören im Trading nicht die längeren Zeiträume, die Du ansprichst.
Natürlich kenne ich schwere Verluste im Wechsel mit Gewinnen. Aufgeben ist nicht mein Ding. Die aufkommende innere Beziehung zum Trading hat simultan das Bedürfnis entwickelt, Fehlerquellen abzubauen und technisch sauber vorzugehen.
Das geht im Daytrading wie im Zeitraffer: mir wäre es zu nervig, tage- oder wochenlang auf meine Belohnung zu warten.
Bis man das b e g r i f f e n hat, und es sich nicht nur einredet, könnten Jahre vergehen, wenn man noch da wäre. An die 80 oder 90 % Neulinge sollen ja jedes Jahr aufgeben: aus mangelndem Enthusiasmus oder gar weil sie pleite sind.
Im Gegensatz zu vielen anderen hier im Forum erfolgt mein Trading nicht zur fremden oder eigenen Vermögensverwaltung. Man kann sich dann auch mit EUR 10.000 austoben, sie schnell wachsen lassen und bei Bedarf dem Stress durch Pausen ausweichen.
Möge Dir diese Übung gelingen. Vorsicht, Vorsicht.
Viele Grüße
Hi,
ein paar Bemerkungen zu den Emotionen.
Der Grund für zu starke Emotionen in beide Richtungen, also sowohl Euphorie und Gier, als auch Enttäuschung und Angst ist ofmals einfach in der zu starken Bindung an den materiellen Wert des Geldes oder auch im zu geringen Handelskapital zu suchen.
Ein Trader, der mit zu geringem Handelskapital ausgestattet ist bzw. sein gehandeltes Instrument falsch auswählt, oder aber zu große Positionen eingeht, wird nicht entspannt traden können. Die Folge ist, dass Verluste in Geld als schmerzhaft empfunden werden. Dieser Schmerz wirk sich auf die nüchterne und logische Entscheidungsfähigkeit aus ohne dass der Trader es zunächst bemerkt und kann sich in der Folge bis zur totalen Handelsblockade steigern, wenn nicht vorher bereits das Konto platt ist.
In 80% aller Fälle, in denen zu starke Emotionen im Spiel sind reicht es aus, ein anderes Handelsinstrument, passend zum verfügbaren Kapital zu wählen.
Wer als Trader eine Position eingeht und nach dem Einstieg den möglichen Verlust bereits als schmerzhaft empfindet oder mit aufkeimender Angst zu kämpfen hat, sollte SOFORT mit dem Trading aufhören und sich Gedanken machen was falsch läuft.
Bruno Stenger
@ Marzell
„Trader pendeln nun mal ständig zwischen den Zuständen Freude und Wut oder Entspannung und Furcht.“
Ich dachte auch lange, dass extreme Emotionen zum Trader-Dasein gehören. Wenn es mir nicht gelungen wäre, Emotionen wie „Furcht“ und „Wut“ aus meinem täglichen Handeln zu verbannen, dann hätte ich heute definitiv einen anderen Job! Emotionale Kontrolle gilt heute für mich auch für übertrieben positive Emotionen, da diese sich negativ auf die Erwartungshaltung und realistische Zielsetzung auswirken können.
Da ich diskretionären kurzfristigen Futures-Handel betreibe, war mir schnell klar, dass der Anteil der Psyche an meinem Tradingerfolg ungefähr 100% beträgt. Habe dann die einschlägige Literatur verschlungen (M.Douglas, Ari Kiev, van Tharp, C.Faulkner etc.) und festgestellt, dass alle Autoren das Dilemma gut beschreiben und auch schlaue Lösungsansätze anbieten. Nur: Einen für mich gangbaren Weg zur Kontrolle meiner Emotionen habe ich nicht gefunden.
Die zündende Idee bekam ich 2001 als Jack Schwager´s dritter Interview-Band erschien. Dort beschreibt Steven Cohen u.a. seine Zusammenarbeit mit Ari Kiev. Ich las die Bücher von Kiev und stellte fest, das er vom Traden nicht die Bohne verstand. Bingo! Ich dachte mir: Was Cohen kann, kann ich schon lange!
Daraufhin habe ich mir einen ganz normalen Psychologen (VT) als Coach gesucht. Nachdem ich meine Vorbehalte abgelegt und wir Kommunikationsprobleme (Was sind Futures?) überwunden hatten, ergab sich eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit. Kernpunkte des sehr komplexen Coachings (8 Monate, 1x pro Woche) war das Training von Gefühlen in schnellen Entscheidungsprozessen, erlernen diverser Mentaltechniken, Zieldefinitionen, Ängste kontrollieren, Widerstände überwinden etc.
Für meine Entwicklung als Trader war dieses Coaching eine Intitialzündung. Ich kann diesen Weg unbedingt empfehlen. Ob es nun ein gelernter Psychologe sein muss kann ich nicht beurteilen. Ich würde aber lieber nicht an der Qualifizierung sparen. Aus einer früheren Zusammenarbeit mit einem sehr erfolgreichen Trader, von dem ich nahezu nichts für mein eigenes Trading lernte, weiß ich, das psychologische und pädagogische Fähigkeiten bei Mentoren niemals durch Fachkönnen zu ersetzten sind.
mercimerc,
Ihr Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Wären Sie so freundlich uns etwas detailierter Ihre Erfahrung zu schildern, wie Sie den Coach gefunden haben und was in den 8 Monaten abgelaufen ist, bzw. was sich in den 8 Monaten bei Ihnen verändert hat und wie Sie diese Veränderung bei sich selbst realisierten und dann auch umsetzten.
Vielen Dank
Hallo mercimerc,
ebenfalls mein Kompliment für einen sehr interessanten Beitrag!
In meinem Zeitplan steht auch immer mehr die psychologische Seite auf dem Programm, erstens sehr interessant und zweitens liegt hier m.M. der Gral begraben, den alle am falschen Ort suchen. Ich würde die Gralstory, die z.B. auch Tharp bringt, nicht nur aufs Trading beziehen, sondern durchaus generell spirituelles Wachstum nennen. Ich versuche in emotionalen Extremem immer an folgendes zu denken: "das Leben ist eine Bewusstseinsschule, also schau es Dir an und versuche daraus zu lernen."
To make a long story short: Ich würde auch gerne Details zu den Trainings erfahren!
Allen einen schönen Abend und morgen guten Start nach dem Dip der US-Futures eben gerade. ;-))
cosmic
Hallo Marzell,
Du hast am Anfang dieses Forums-Beitrags eine sehr allgemeine Frage gestellt und bislang vor allem allgemeine Antworten bekommen. Nach und nach kommt ein bißchen mehr von Deinem Problem heraus und an den Beiträgen merkt man, daß auch die Antworten vom flappsigen weggehen zum sehr konkreten.
Eine für alle Trader geltende Pauschalregel dürfte es kaum geben, letztlich muß jeder seinen eigenen Weg finden, mit Verlusten und Durststrecken umzugehen. Doch ich glaube, ein paar konkrete Dinge gibt es dabei schon zu beachten.
Erfolg hat in der Regel, wer sich gut und sicher fühlt. Diese Sicherheit kann aus Gewinnen, aus dem Glauben an ein System, durch Coaching oder durch andere Techniken erreicht werden. Ist diese Sicherheit aber einmal erschüttert, fällt es schwer, sie über Nacht wieder aufzubauen. Am Besten ist dabei wohl erst mal etwas Abstand.
Ich weiß nicht, ob Du schon einmal etwas von Nicolas Darvas gehört hast, die von ihm entwickelte Boxen-Theorie wird von manchen Tradern heute noch benutzt. Er beschreibt in seinem Buch "Die Darvas-Methode", wie er diese Strategie entwickelt und letztlich auch sehr erfolgreich angewandt hat.
Das faszinierende an diesem Buch war für mich aber nicht, wie er am Ende reich wurde, sondern was er auf dem Weg dahin erlebt hat. So mußte er dreimal zusehen, wie sein Geld wieder verschwand, bevor er endlich den Weg fand, der ihn voranbrachte.
Etwas gerafft probierte er am Anfang alles aus, tradete sehr wild und kumulierte dabei Verluste. Dann fing er an, an seinem System zu basteln, tradete wieder wie wild und kam irgendwann plus minus null raus. Dann fing sein System an zu greifen, er machte den ersten großen Wurf und geriet bald aus dem Häuschen. Kurz darauf war er fast pleite.
Warum? Er reiste viel durch die Welt, arbeitete in der Abgeschiedenheit seiner Hotelzimmer an seiner Theorie und es gelang ihm, mit einem Minimum an Information erfolgreich zu sein. Diese Umstände betrachtete er aber als Handicap. Nach seinem Erfolg wollte er nahe an der Börse sein. Er ging nach New York und war als erfolgreicher Anleger überall willkommen. Er hatte das Gefühl, der größte zu sein, alles zu wissen und gar keine Fehler mehr machen zu können. Den Zustand kennen die meisten Trader, er tritt nach einer Erfolgserie ein und kostet in der Regel sehr viel Geld.)
Darvas ging es genau so: Er tradete wieder wild drauflos, hörte hier dieses und dort jenes und verlor den größten Teil seiner Gewinne. Bis er die Notbremse zog. In seinen Worten etwa so: Mein Kopf schwirrte vor Gerüchten, ich sah meine Charts an und sie sagten mir nichts mehr. Wo ich vorher klare Kursverläufe und Tendenzen erkannte, sah ich jetzt nur noch wilde Linien, ohne System.
Er zog die Konsequenz, kehrte Wall Street den Rücken und flog nach Paris. Dort geschah dann das, was er als Wunder bezeichnete: Er konnte wieder Charts lesen. Er muß ziemlich schnell nach dieser Erkenntnis wieder nach New York zurückgeflogen sein, doch von da an durfte ihn kein Broker mehr anrufen: Er bekam seine Kurse ausschließlich per Telegramm, er wollte nichts vom aktuellen Marktgeschehen wissen und er analysierte wie zuvor seine Charts im abgeschiedenen Hotelzimmer nach Börsenende.
Das muß nicht der Weisheit letzter Schluß sein, aber für ihn war es das und mir hat es immer wieder geholfen: Wenn´s nicht läuft, einfach Abstand gewinnen und warten, bis man wieder klar sieht.
Termin-Trader hat was sehr interessantes gesagt:
'Der Grund für zu starke Emotionen in beide Richtungen, also sowohl Euphorie und Gier, als auch Enttäuschung und Angst ist ofmals einfach in der zu starken Bindung an den materiellen Wert des Geldes … zu suchen.'
Dieses Losgelöstsein vom Wert des Geldes mag in der Tat ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein.
Ein Trick mag dabei helfen: Stell in einer Verlustphase erstmal alle echten Trades ein. Die Gewinne würden Dich wie bei einem Spieler nur mit Hoffnung erfüllen, die Verluste noch mehr frustrieren, aber es wäre kein systematischer Ansatz dabei. Versuch, etwas Abstand zu gewinnen, vielleicht reichen zwei Tage, vielleicht brauchst Du zwei Wochen, vielleicht sogar zwei Jahre. Ich hatte nach der dot.com Phase zwei Jahre Sendepause und war mit anderen Dingen beschäftigt. Wenn Du dann das Gefühl hast, wieder traden zu wollen, fange mit Papiertrades an. Die sind zwar kein Ersatz für echtes Trading, aber wenn Du ein eigenes System entwickelst und bei Deinen Papertrades merkst, es funktioniert, dann ist das verdammt gut für´s Selbstbewußtsein.
Aus Papertrades müssen irgendwann echte Trades werden, und wer vorher Mißerfolge hatte, hat sicher Angst davor, wieder einzusteigen. Zwei Varianten können helfen:
Möglichkeit A: Mache mit den Papertrades weiter und setze nur vereinzelt einige der Trades in echt um. So hast Du einen fließenden Übergang und wenn die echten Trades mal nicht so gut laufen, siehst Du immer noch am größeren Portfolio der Papertrades, ob Dein System versagt oder ob es die normale Quote von Loosern ist, die zu jedem System dazugehören.
Möglichkeit B: Führe die Papertrades so gut es geht und bitte einen Freund, einen Teil davon nach dem Zufallsprinzip in echt umzusetzen, ohne Dir aber zu sagen, welche Trades er gemacht hat. Funktioniert natürlich nicht bei Daytrading, aber bei allen anderen Anlagearten klappt es. Wenn Du dann Deine Papertrades mit System erfolgreich führst, klappen auch die realen Trades. Und selbst bei sehr angeknackstem Selbstbewußtsein führt der Erfolg irgendwann wieder zu Selbstvertrauen.
Von Antony Robbins gibt es ein paar gute Motivationsbücher. Eines seiner Erfolgsgeheimnise dabei: Wenn ich jemanden sehe, der Leistungen erbringt, die ich auch gerne erringen würde, dann frage ich ihn nicht, wie er das macht, sondern ich frage ihn, wie er sich dabei fühlt. Wenn es mir gelingt, dieses Gefühl nachzuvollziehen, erreiche ich in den meisten Fällen auch die Leistungen des anderen. Ein erfolgreicher Sportler beispielsweise geht vor einem Turnier seine Strategie durch - und wenn er etwa vor einem Lauf zu der Überzeugung gelangt, heute werde ich es schaffen, dann hat er auch gute Chancen auf den Sieg.
robby_b
@ Roland @ cosmic
Danke für die Nachfragen und Komplimente. Mein Arbeitsplan ist heute ziemlich dicht. Ich werde bis spätestens Sonntag einige Details hier hineinstellen.
Ich denke, dass die folgenden drei Beispiele einen groben Einblick in meine Zusammenarbeit mit meinem Coach (C) geben können.
1. Innerer Dialog
Zum Zeitpunkt des Coachings hatte ich ein echtes Problem mit Zögern, d.h ich eröffnete Positionen nicht dann, wenn meine Marktbeobachtung es sinnvoll erscheinen lies, sondern erst später, wenn noch so etwas wie „der Druck etwas zu verpassen“ hinzukam.
Während des Handels laufen eine Menge Selbstgespräche im Kopf ab. Mein C wollte, dass ich alles zu Papier bringe, was mir vor den Bildschirmen durch den Kopf geht. Ungefiltert und so detailiert wie möglich. Das verlangt eine Menge Übung, zunächst dachte ich, dass meiste läuft irgendwie nonverbal ab. Nach einiger Zeit hatte ich aber Routine und einige Seiten zusammengeschrieben. Das ganze Material haben wir dann sortiert und in Gruppen eingeordnet. Als Beispiel mal drei Gruppen:
G1. technische Beobachtungen, z.B.: „Das sieht jetzt aber sehr nach einer Flag aus“
G2. irreale Aussagen: „wäre ich doch hier eingestiegen“
G3. Bewertungen: „Extrem dilettantisch, wie konnte ich das nur übersehen“
Die G1 war für unsere Arbeit ohne Bedeutung. Was aber unter G2 und G3 aufgelistet war hatte, so mein C, massive Auswirkungen auf die Emotionen. Umkehrschluss: Durch die Korntrolle von G2 und G3 kann man seine Emotionen beherrschen lernen.
Beispiel: Die Aussage „Verdammt, ich hab doch gewusst, dass ich vor fünf Kerzen hätte einsteigen müssen“ ist destruktiv und sicher ungeeignet ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. Heute weiß ich, dass es wichtig ist beim Traden mit sich selbst freundlich umzugehen.
Es war ein ganzes Stück Arbeit solche Aussagen aufzulösen und umzuformen. Wenn ich heute einen Top-entry erkenne aber nicht nutze, dann lobe ich mich zunächst dafür, den entry überhaupt erkannt zu haben. Wenn dann ein echter big-move daraus wird, dann gibt es bei mir zwar ein aufrechtes Bedauern, aber keine Wut und keine Frust mehr. Ich weiß, dass es eine sehr wertvolle und notwendige Vorstufe ist, solche entries zu erkennen und dass noch Hunderte solcher entries kommen werden. Dieses „Zurückfahren“ auf einen moderateren Emotionslevel hat mir nicht nur geholfen mein Zögern zu überwinden, es spart auch eine Menge Energie und hilft mir unvoreingenommener zu bleiben.
2. Selbstvergleich/ Erfolgsmaßstab/ Realismus
Zum Zeitpunkt des Coachings hatte ich definitiv keine realistischen Trading-Ziele. Ich hatte wohl so etwas im Hinterkopf wie: Wenn meine Frau täglich die nervigen Bittanrufe von Jack Schwager abwehren muss, dann habe ich es geschafft. Echter Größenwahn!
Heute vergleiche ich mich nur noch mit mir selbst. Klar, wenn ich lese, das Trader X in 62w aus 6k locker 2,2m gemacht hat, dann lässt mich das nicht ganz kalt. Aber wenn ich mich ernsthaft mit meinen Zahlen auseinander setzte, dann vergleiche ich sie mit alten Zahlen und versuche daraus realistische Zielvorgaben zu definieren. Es ist sehr motivierend, seine eigenen Ziele zu erreichen oder zu übertreffen.
Diffuse Megaziele und Vergleiche mit Market Wizards sind für mich eher destruktiv. Es war sehr hilfreich Zielvorstellungen im Dialog zu entwickeln. Durch die „Spiegelung“ meiner inneren Überzeugung und geschicktes Hinterfragen meiner Ideen durch den C habe ich sehr schnell eingesehen was für mich passend sein könnte und wo ich mir etwas vorgemacht habe.
3. Trennung von Person und Handlung
Das positive Gefühle auch einer Kontrolle bedürfen, hätte ich vor dem Coaching nicht gedacht. Aber sich selbst nach einem sehr gelungenen Trade „göttliche“ Eigenschaften zuzuschreiben hat eine unangenehme Kehrseite: Der Erwartungsdruck steigt, gute Durchschnittstrades gelten dann nichts mehr. Bei C habe ich gelernt, das hohe Ansprüche und Perfektionismus im Bezug auf eine Handlung (Trade) völlig in Ordnung sind. Die gleichen Ansprüche an sich als Person gestellt machen eher krank als erfolgreich. Ich freue mich also sehr über einen Supertrade, halte mich deshalb aber noch lange nicht für einen Supertrader.
Das klingt ein wenig wie Haarspalterei, es steckt aber sehr viel mehr dahinter. Ich habe gelernt, dass meine Fähigkeit zu traden absolut nichts über meinen Wert als Person aussagt. Gerade nach Rückschlägen oder nicht erreichten Zielen ist das sehr wichtig um durchzuhalten und nach vorn zu Blicken. Heute erscheint es mir fast schon etwas albern, dass ich den Börsen soviel „Macht“ über meine Gefühlswelt gegeben hatte.
4. Einen Psycho-Coach finden.
Ich denke, es ist recht einfach einen geeigneten Coach zu finden, da die Anforderungen eigentlich von jedem ausgebildeten Gesprächstherapeuten erfüllt werden müssten. Im lokalen Branchenverzeichnis würde ich unter Psychotherapeuten suchen. Wenn etwas von „Verhaltenstherapie“ oder „Kurzzeittherapie“ daneben steht um so besser. Der Zusatz „Coaching“ findet man noch sehr selten.
Ich habe einfach den ersten im Alphabet angerufen bei dem kein AB lief und am Telefon erzählt, dass ich beruflich auf der Stelle trete und ein Coaching suche. Wir vereinbarten ein Kontaktgespräch (kostenlos) und ich hatte sofort einen positiven Eindruck. Außerdem hatte ich mir ein Preislimit von 70€/Std. gesetzt und da er noch darunter blieb, waren wir uns schnell einig. Ich würde den Stundensatz unbedingt schon am Telefon erfragen, da es sehr große Preisunterschiede gibt.
Wenn ich den Nutzen des Coachings für mein Trading heute mit einigem Abstand bewerten sollte, dann muss ich definitiv sagen, dass meine Erwartungen weit übertroffen wurden. Gerade meine anfängliche Skepsis mit einem Börsenlaien zusammenzuarbeiten hat sich als völlig haltlos erwiesen. Besonders gefallen hat mir, dass mein C mir nebenbei ein für mich sehr brauchbares Selbsthilfeverfahren (zur Emotionskontrolle) beigebracht hat, das er teilweise auch selbst anwendete (das RET-Verfahren von Albert Ellis, New York, anhand des Buchs: Training der Gefühle, Albert Ellis).
Ich bezweifle aber, dass ich aus dem Buch allein viel Nutzen gezogen hätte. Wenn man im persönlichen Gespräch das Gefühl hat von seinem Gegenüber gnadenlos durchschaut zu werden, dann ist das eine andere Dimension der Selbsterkenntnis! Irgendwie kann man sich bei der Lektüre auch der besten Börsenpsychologie-Bücher doch immer etwas vormachen.
@ mercimerc
Danke. Du hast in ein paar Absätzen mehr formuliert als in manchem Buch vom Anfang bis zum Ende steht. :-)
Gruss,
Martin
@ mercimerc
Großes Kompliment! So systematisch habe ich noch nie jemanden rangehen hören.
robby_b
@ mercimerc
Sehr starker Beitrag. Wahrscheinlich sind wir anderen noch nicht genug geplagt von unseren Emotionen oder wir haben uns ans Leiden gewöhnt. Alleine Ihre Selbsterkenntnis hat Sie zu diesem Schritt bewegt.
Jeder erfolgreiche Sportler/ Staatsmann/ Geschäftsmann hat einen Trainer/ Staatssekretär/ Berater. Wer klein und knausrig ist, wird Ihren Schritt nicht so leicht gehen können und vielleicht gerade deshalb klein bleiben. Gehen Sie noch weiter regelmäßig zum Coach um nicht rückfällig zu werden oder ist das neue Muster schon fest eingebrannt in Ihre kleinen grauen Zellen?
MfG
hw
Hallo
Viel Wahrheit steckt in den obigen Thesen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Verhaltenstherapie auf Dauer funktioniert. Meine Erfahrung ist, dass Traden ein sehr unbewusster Vorgang ist und deshalb eher mit einer Kunstausübung als mit einer handwerklichen Tätigkeit verglichen werden kann.
Wenn man bedenkt, wie lang es dauert, bis man sich auf eine gewisse künstleriche Höhe hochgearbeitet hat, wieviel Durststrecken und Niederlagen man ertragen, welche Frustrationserlebnisse man konstruktiv durcharbeiten muss, bis man es endlich geschafft hat und einem die Tätigkeit in Fleisch und Blut eingegangen ist, dann ist das mit dem Traden durchaus vergleichbar.
Kern dieses unbewusst ablaufenden Prozesses ist die zunehmende Fähigkeit, entspannt eine hochkomplexe, den ganzen Menschen fordernde Tätigkeit auszuüben. Diese zunehmende unbewusste, intuitive Fähigkeit wird durch fortwährendes Üben erreicht. Aber dieses Üben ist eine notwendige, keine hinreichende Bedingung, denn das Unbewusste hat seine normalerweise nicht einsehbaren Strukturen, die bewusst gemacht werden müssen, um einen Fortschritt im bewussten Üben erzielen zu können.
Leider ist nach meiner Erfahrung ein Fortschritt in der Erziehung des Unbewussten nur durch negative Erlebnisse, eben durch Schmerz möglich. Klaus Gagel hat einmal sinngemäss gesagt, bei jedem guten Trader müsse einmal der Schmerz kommen, damit er Fortschritte machen könne. Wenn das so ist, wäre es nicht einmal von Vorteil, von Anfang an richtig zu traden, denn nur durch eine Veränderung im Unbewussten könnte man eine höhere Plattform im erfolgreichen Traden erlangen.
Ich habe gelernt, dass die unbewusste Entspannung essentiell ist, um Gewinne zu erzielen. Das erklärt auch das Phänomen, dass es beim Traden Strecken gibt, wo man kaum etas falsch machen kann, und wiederum Strecken, wo nichts gelingt. Das Problem ist, dass man bewusst nicht merkt, ob man unbewusst entspannt ist oder nicht. Nur jahrelange Erfahrung und die zunehmende Fähigkeit zur körperlichen Introspektion können dies vermitteln, und ich denke, alle grossen Trader haben diese Fähigkeit entwickelt.
Hand in Hand mit dieser Fähigkeit zur unbewussten Entspannung geht dann auch die Fähigkeit, Märkte intuitiv zu erfassen und intuitiv ihren Rythmus zu erspüren, eine Fähigkeit, von der Joe Ross immer wieder spricht. Ich habe bei mir auch bemerkt, dass dafür das Zeichnen von Charts sehr hilfreich ist, denn durch das Nachfahren der Linien bekommt man ein Gefühl für den Rythmus eines Marktes, was beim blossen Anschauen eines Bildschirmes nicht zu erreichen ist.
Quintessenz: Gutes Traden zu erlernen dauert Jahre um Jahre. Es gibt da keinen Königsweg zum Abkürzen.
Emotionen sind für diesen Weg notwendig, denn ohne die Emotionen durchzuleben und adäquat zu verarbeiten, um die unbewussten Verspannungen und Verknotungen aufzulösen, ist kein Erfolg im Traden möglich.
Mit freundlichen Grüssen
Noguchi
Hallo Noguchi,
Du hast recht, aber steht das im Widerspruch zu dem, was Mercimerc gesagt hat? Ich denke nicht. Traden besteht meiner Ansicht nach aus viel Erfahrung mit der Technik, die meisten hier im Forum machen viel mit technischer Analyse, einem Grundverständnis für Märkte und viel Psychologie.
Technik kann man lernen, Verständnis für die Märkte kann man lernen, warum also nicht auch an sich selbst arbeiten? Es muß ja gar nicht darum gehen, die komplette Psyche umzukrempeln und wenn auch am Anfang manche Dinge bewußt und damit eher langsam und überlegt gemacht werden, so stellt sich doch auch hier mit der Zeit eine gewisse Routine ein.
Ich war immer sehr gefrustet, wenn ich meine Candle-Bars in grün und rot gesehen habe: Ein roter Candle, noch dazu bei einer Aktie, die ich im Depot habe, ei, ei, ei, was das wieder kostet. Inzwischen sind die Downcandles blau und symbolisieren für mich vor allem Kaufgelegenheiten. Hilft ungemein.
Die Sache mit dem Schmerz ist glaube ich eher Geschmackssache. Natürlich kann man auch über schmerzvolle Erfahrungen lernen, aber da hat mercimerc sicher den besseren Weg gefunden: Auch ich bin ein großer Anhänger von positive thinking und unterm Strich führt positive thinking zu besseren Resultaten als the hard way.
Ob man sich diese Infos oder das Training über einen Coach holen muß, würde ich auch eher den persönlichen Bedürfnisse zuordnen. Ist wie beim Sprachenlernen: Die einen tun sich leichter, wenn sie einen Lehrer haben, der ihnen alles genau erklären kann, die anderen tun sich leichter, wenn sie aus einem Buch lernen und ihr Tempo selbst bestimmen können. Mercimerc hat mit seinem Coach Glück gehabt, andere haben zur rechten Zeit das richtige Buch in die Finger bekommen.
Wie man´s schafft, ist doch letztlich egal, aber wenn es gelingt, die handwerklichen Aspekte zunächst unter einen Hut zu bringen, und dazu zähle ich jetzt auch mal die psychischen Aspekte, und dann das ganze mit viel Übung perfektioniert, dann stellt sich irgendwann dieses unbewußte Handeln ein, das Du angesprochen hast.
Man kann sich das wie eine Art Programmierung vorstellen. Wer anfängt, Klavier zu spielen, muß jeden Griff bewußt tun: Finger heben, Taste suchen, draufschlagen. Wenn das ein paarmal geübt ist, werden die einzelnen Abfolgen vom Gehirn zu einer Sequenz zusammengefasst: Spiele C, Spiele D. Ein Konzertpianist muß nicht mal auf diesem Level spielen. Er hat große Makros im Kopf, die ihn ganze Abfolgen praktisch automatisch spielen lassen.
Beim Traden ist es genauso: Am Anfang überlegst Du Dir tausend Dinge, bis Du zu einem Ergebnis kommst, nach 10 Jahren hast Du ein Bauchgefühl, ob eine Aktie abgeht oder nicht. Und wer rechtzeitig lernt, auch seine Emotionen zu kontrollieren, wird nach langer Praxis auch das unbewußt tun.
robby_b
Meiner Meinung nach findet man auch bei der Literatur zur Beschreibung der Spielsucht sinnvolle Hinweise, die helfen können den eigenen Tradingstil zu verbessern.
Die typischen Fehler von Spielern unterscheiden sich nicht von denen eines Traders. Spielsucht mit dem dann folgenden tragischen Verlauf tritt insbesondere bei zu hohen Einsätzen verbunden mit starken emotionalem Verhalten und einer hohen Frequenz der Ereignisse auf. Parallelen zum Daytrading mit großen Hebeln sind dort auf jedem Fall erkennbar.
@ mercimerc
Danke für diesen wunderbaren Beitrag.
Vielleicht kann ich ebenfalls berichten was für mich unerlässlich wurde in diesem Geschäft zu bestehen. Ich bin von Natur aus mit einem starken Selbstvertrauen ausgestattet und mir mangelt es auch nicht an Selbstbewusstsein, ich traue mir eigentlich alles zu. Dies lies mich in der Vergangenheit viele Risiken auf mich nehmen, wo andere zögerten bzw. sich zurückzogen. Egal ob dies Firmengründung war, ins Ausland arbeiten gehen, etc.
Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch genau weiss, wie er funktioniert. Meist hören unsere Zeitgenossen nicht tief genug in sich hinein; nun bei manchen ist da ja auch nichts. Aber Spass beiseite. Ich funktioniere über Bewegung, d. h. wenn ich Sport treibe komme ich sehr schnell in meine Mitte zurück, bin ausgeglichen und kann erst dann meine mentalen Stärken nutzen.
Als ich begriffen habe wie wichtig die mentale Verfassung für den Job des Händlers ist, fing ich an mir einen Ausdauersport zu suchen, ich begann Velofahren. Nach anfänglichen Erschöpfungen und grauenhaften Erkenntnissen dass ich keine 20 mehr bin, besonders wenn ich 86 kg die Berge hoch schleppen muss, stellte sich der Trainingseffekt ein und ich kam entspannt zurück. Diese Entspannung bringt mich immer wieder zurück zu meiner Mitte und läst meine mentalen Stärken wieder zum Vorschein kommen.
Wenn es nicht funktioniert und ich mache anscheinend nur noch Fehler, verliere also Geld, löse ich alle Positionen auf und verabschiede mich im Sommer auf 120-150 km Velotour, im Winter auf eine Bergtour oder einfach den ganzen Tag die Berge hinunterrasen oder eine Stunde auf der Rolle (Velo Zuhause). Alle Positionen auflösen dabei ist wichtig, um los zu kommen. Anfänglich behielt ich manche Positionen. Erst später wurde mir klar, dass genau dies meine Regeneration behindert. Ich kann immer wieder einsteigen, an jeden Börsentag.
Ich komme dann von einer Tour wieder zurück, alle Bilder, alle Einflüsse der Vergangenheit sind weg und ich fühle mich frei was Neues anzugehen, kenne keine Angst, kein Zögern neue Trades einzugehen und bin frei von negativen Einflüssen, die man sich selber macht, wenn man drauf sitzen bleibt. Vielleicht sind es auch die Endorphine die beim Ausdauersport produziert werden, in diesem Sinne wäre es dann Doping, aber gesundes. Das meinte ich weiter oben mit Abstand gewinnen.
Guten Abend,
ersteinmal herzlichen Glückwunsch zu diesem hoch-interessanten Thread. Freut mich, dass es so eine Diskussion gibt.
Kurz meine Erfahrung mit den Emotionen: Seit Mittwoch letzter Woche bin ich long im Euro mit einer relativ großen Position. Bis Freitag mittag lief alles hervorragend. Dieses Erlebnis mit einer Position, die ins positive läuft, lies mich übermütig werden.
Ich dachte, gemäß meiner technischen Analyse und meiner Überzeugung zum EUR/USD-Markt, er würde bis mindestens 1,2800 so weiter laufen. Dann war ich auf der Autobahn unterwegs zu den Schwiegereltern und musste im Radio hören, dass der Euro nachgibt und so um die 1,2690 pendelt. Das sind fast 50 Pips (!). Die ganze Fahrt über konnte ich an nichts anderes mehr denken, als daran, wie ich möglichst schadfrei aus der Position wieder rauskomme.
Dort angekommen versuchte ich erstmal meinen Broker per Telefon zu erreichen, damit er die Position dreht oder schließt. Nichts zu machen, keiner mehr da. Ich wurde immer nervöser. Der € schloß bei 1,2588 und machte mich damit erst so richtig fertig. Schließlich und endlich konnte ich doch noch einen Internet-Zugang ausfindig machen und sah, dass die Position nicht ganz so tief im Minus steht, wie ich dachte.
Fazit dieser Geschichte ist für mich: Keine Position mehr ohne Stoploss, auch wenn ich mir meiner Sache noch so sicher bin. Keine offene Position an den Devisenmärkten mehr, wenn ich 4 Stunden auf der Autobahn unterwegs bin.
Ausserdem werde ich versuchen, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, bis ich weiß, wie weit ich im Minus bin. So eine zittrige Autofahrt hatte ich bisher noch nie ! Und ich werde keine Position mehr offen halten, wenn sie mal so ins Plus gelaufen ist und ich, das ist das schlimmste (!) am intradaychart sehe, dass der Euro zweimal an der 1,2771 scheitert.
Dr.Trade
@ Roland
Hätten Sie noch eine andere Lösung parat als süßes Nichtstun?
Die meisten von uns haben Verpflichtungen wie Familie und Beruf. Wer kann schon einfach so einen halben Werktag oder mehr von der Bildfläche werschwinden?
MfG
hw
@ hardworker
Wenn ich Roland in der Buch-Diskussion richtig verstanden habe, kann man sich auch abreagieren, indem man bestellte Bücher im Schneesturm zur Post bringt und wieder an den Absender zurückschickt mit der Bemerkung: Stand nicht drin, was ich erwartet habe. Dauert nur fünf bis zehn Minuten, scheint aber sehr stressabbauend zu sein.
robby_b
@ hw
Wenn Sie andere Verpflichtungen haben, die Sie voll und ganz ausfüllen, warum betreiben Sie dann Trading, aus Gier, wie viele Zahnärzte? Trading ist so ein hartes Geschäft, das man entweder richtig oder gar nicht betreibt, dazwischen gibt es fast nichts.
@ robby_b
Mir kommen die Tränen. Da schildern erfahrene Leute Sachen von denen klein Robby anscheinend nicht die Bohne versteht und was macht der Kleine, er will auch mit den Erwachsenen mitspielen.
@ Roland
Meine Gegenrede soll Niemanden beleidigen, erst recht nicht jemanden wie Sie, der sich die Mühe macht, auf meine ganz persönlichen Fragen zu antworten. Aber gestatten Sie mir ein paar Fragen:
Warum gehe ich zur Arbeit? Auch aus Gier?
Warum traden Sie, obwohl Sie es eigentlich nicht nötig hätten?
Kennen Sie jemanden, der voll und ganz ausgefüllt ist?
Gibt es nichts, was Sie immer schon gereizt hat?
Möchten Sie nicht auch mal einen Job ohne Mitarbeiter und ohne Kunden haben?
Es gibt Leute mit Gebrechen, die selbst Radfahren nicht gestatten, aber PC-Bunutzung ganztags ohne Schwierigkeiten zulassen. Da ist doch traden viel schöner, wenn auch gefährlicher als immer nur Tetris.
MfG
hw
@ Roland
Man kann auch Positionstrading machen. Man überprüft dann tagsüber die Positionen, setzt die Stops und wartet ab. Der Trader, der jeden Tag mit glasigen Augen stundenlang vor dem Bildschirm sitzt, wird irgendwann verlieren.
Ich übe auch noch eine andere Tätigkeit aus, und Gott sei Dank muss ich sagen, denn sie erlaubt mir den nötigen Abstand zu halten. Siehe oben mein Posting zur unbewussten Entspannung.
Mit freundlichen Gruessen
Noguchi
@Roland
Dann verschluck Dich mal nicht an Deiner Erfahrung. Könnte beim Radeln gefährlich werden.
robby_b
@ hardworker (24.01.)
Ich arbeite zur Zeit nicht mit einem Coach zusammen, plane aber in dieser Richtung. Für mich ist es wichtig, keine eingefahrenen Strukturen entstehen zu lassen. Das ist ein großer Vorteil des Trader-Berufs. Für ein breit angelegtes Coaching sehe ich keinen Bedarf, denke eher an eine intensive und auf wenige Tage befristete Zusammenarbeit zu einem Einzelthema.
@ nouguchi (24.01.)
„Gutes Traden zu erlernen dauert Jahre um Jahre. Es gibt da keinen Königsweg zum Abkürzen.“ Absolute Zustimmung! Ihrer These von der Nützlichkeit schmerzhafter Erfahrungen kann ich anhand meines eigenen Werdegangs als Trader nur bestätigen. Ob Schmerzen deshalb aber unbedingt notwendig sind? Sozusagen als Schule des Unterbewusstseins? Ich weiß es einfach nicht.
Den von Ihnen angesprochenen Parallelen zwischen Kunst und Trading stimme ich ebenfalls zu. Trading im allgemeinen als Kunst aufzufassen finde ich aber problematisch.
Eine hervorragende Beschreibung des Weges zu Meisterschaft und auch der Rolle des Unterbewussten darin fand ich in: „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ von E. Herrigel. Auch Schmerzen, zumindest der Schmerz der Verzweiflung, haben darin eine konstruktive Funktion. Ich werde es noch einmal unter diesem speziellen Aspekt lesen.
@ Roland (25.01.)
„Ich funktioniere über Bewegung“ Das ist Selbsterkenntnis! So konstruktiv wie Sie Sport zu Ihrer Regeneration einsetzten sollten Sie sich selbst vom „Endorphin-Junkie-Verdacht“ befreien. Ich finde es exzellent, wie sie mit den Arbeitszeit Wahlmöglichkeiten im Trading umgehen. Sie scheinen sich auch darin sehr gut selbst zu kennen.
Ich ertappe mich selbst oft dabei, wie ich „pflichtbewusst“ vor den Monitoren abhänge, weil man halt ab 50 Std. aufwärts in der Woche zu arbeiten hat. Bin gerade dabei zu lernen, dass weniger oft mehr sein kann.
@ mercimerc
Ich habe jahrelang Kendo praktiziert und mich dabei auch immer an Herrigel erinnert. Der Weg, den er beschreibt, ist ja gerade der Weg zur Aufgabe des Egos. Das Unbewusste schiesst den Pfeil ab. Wenn ich mich erinnere, war das Ziel überhaupt nicht zu sehen, das der Bogenschütze traf. Das meinte ich mit Erziehung des Unbewussten und Training der Intuition. Nur wenn ich unbewusst absolut entspannt bin, kann das Unbewusste solche Dinge vollbringen. Der Weg zur Aufgabe des Egos ist dann der eigentliche Weg zum hervorragenden Trading.
Natürlich ist Trading keine Kunst wie sie ein Pianist ausübt. Aber auch ein Pianist muss zumindest teilweise sein Ego aufgeben, um wirklich Musik machen zu können. sonst bleibt er immer ein Techniker, der die Herzen der Zuhörer nicht erreicht.
Ich hatte einmal bei meinem Kendotraining einen toten Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr weiterkam. Erst als mich mein Lehrer beim Kampf einmal fürchterlich rangenommen hatte, bin ich nach Hause gegangen und habe vor Verzweiflung geweint. Und gerade da ist ein Knoten geplatzt, und ich habe diesen toten Punkt überwunden, und von da an ging es aufwärts. Beim Traden ist mir in etwa dasselbe passiert, und seit der Zeit läuft es viel besser.
Mit freundlichen Grüssen
Noguchi
Hallo,
Wer kennt "Zen an der Börse", Erkenntnisse eines Börsenmaklers, von Edward Allen Toppel (Knaur), das hier zum Thema gehört?
Ein Büchlein, das einmal DEM 9,90 gekostet hat, für das ich bei ebay EUR 6,- bezahlte.
Lieber HW,
ich wollte nicht polemisch sein, aber zu viele verwechseln Trading mit Investment und ich glaube eben, dass man es entweder vollzeit oder gar nicht machen kann. Investment kann man sicher neben bei machen, logisch.
Zum Radfahren habe ich nur meine Methode erzählt, die ich nutze, dass ich nach 4 loosern mental so auf der Höhe zu sein denn 5 Trade einzugehen, der meinen Methoden entspricht.
Und ich trade, weil es mich immer schon interessierte und ich irgendwann vor 4 Jahren damit begann und seit 2 Jahren vollzeit tue. Trading ist das beste Geschäft der Welt, keine Lager, keine Kunden, garnichs.
Übrigends hatte ich Ihnen zu Ihrem Scalping Problem eine Mail gesandt. Ich hatte scheinbar doch die falsche Mail Adresse weil Sie sich nicht meldeten.
Verluste durch Lähmung
Händler mit einer gewissen Erfahrung kennen wahrscheinlich irgendeinen Kollegen, der nach einer langen Verlustperiode schon mal unter einer gewissen Lähmung gelitten hat.
Um zukünftige, ego-bedingte Verluste zu vermeiden ist die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Trading-Coach sehr zu empfehlen.
Handel, gekennzeichnet durch Disziplin, gepaart mit Risk- und Moneymanagement ermöglichen im Backtest ermittelte und addierte Risikoparameter eines Systems mit einem hohem Fröhlich Faktor.
Nun sollte nach Möglichkeit ein Systementwickler sein eigenes System nicht selber traden. Erfahrene Experten empfehlen deshalb, eine strikte Trennung zwischen Systementwicklung und Trading
Das Ehepaar, ER Systementwickler und SIE die Händlerin, sitzen am Frühstückstisch:
ER Berta!
SIE Ja…!
ER Der Bund-Future steigt!
SIE schweigt
ER Der Bund-Future steigt!
SIE Ich habe es gehört…
ER Warum bist Du denn Short gegangen?
SIE Zu viele Trades an einem Tag sind gar nicht gut.
ER Ich meine, warum Du diese Short Position eingegangen bist?
SIE Du willst doch immer, daß ich Short gehe, wenn das Handelssystem ein
Verkaufssignal gibt.
ER Das weiss ich…
SIE Was fragst Du dann?
ER Weil das System kein Verkaufsignal gegeben haben kann!
SIE Ich handle jedes Mal wenn das System ein Signal gibt!
ER Wieso werden die Stops dann mal sofort und mal überhaupt nicht ausgeführt?
SIE Ich weiss es nicht … ich bin nicht die Eurex!
ER Ach! … Und woher weißt Du, wann Du eine Order aufgeben mußt?
SIE Ich gebe die Order während der Börsensitzung auf, mein Gott.
ER Nach System oder wie?
SIE Nach Gefühl … ein Daytrader hat das im Gefühl …
ER Im Gefühl? Was hast Du im Gefühl?
SIE Ich habe es im Gefühl, wenn ich eine Stop-Order eingeben muss
ER Aber Du hast kein Stop eingegeben … vielleicht stimmt mit Deinem Gefühl was nicht
SIE Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich sitze den ganzen Tag am Bildschirm, beobachte den Markt, gebe Orders ins System, ärgere mich mit den Brokern rum, und Du sagst mit meinem Gefühl stimmt was nicht?
ER Jaja … Jaja … Jaja … wenn eine Stop-Order nach Gefühl aufgegeben wird, dann hat man eben nur zufällig eine Long-Position, wenn der Markt steigt.
SIE Es kann Dir doch egal sein, ob eine Long Position zufällig eingegangen wurde … Hauptsache sie wurde eingangen.
ER Ich hätte nur gerne eine Long-Position wenn der Markt steigt, und nicht zufällig eine Long-Position. Es ist mir egal, wie Du die Order platzierst.
SIE Aha! Das ist Dir egal … es ist Dir also egal, wie ich schufte, um Deine Orders zu platzieren!
ER Neinnein …
SIE Es ist eben nicht egal
zuerst muss nämlich eine Closing-Order ins System eingegeben werden und dann eine Opening-Order.
ER Das habe ich doch gesagt …
SIE Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!
ER Ich hätte nur gern eine Long-Position …
SIE Gott, was sind Systementwickler primitiv!
ER (düster vor sich hin) Ich bringe sie um … morgen bringe ich sie um …
Super !
@ Norden-Trader
Das Buch "Zen an der Börse" hat mir sehr gut gefallen. Kann ich nur empfehlen. Leider wohl nicht mehr neu erhältlich.
Meine Erkenntnis aus dem Buch und vielen anderen Dingen, die ich in letzter Zeit gelesen und erfahren habe: Um weiter zu kommen, muß ich mich selbst er-kennen, mein Potential ent-wickeln. Mir meiner selbst-bewußt-sein.
Mit anderen Worten: Lebenslang an mir selbst arbeiten.
Das Buch ist, in englischer Sprache, hier erhältlich:
http://books.global-investor.com/pages/search.htm?ginPtrCode=00000&identifier=1ee2ccefed12c3203c9db51eb99b4341&SearchResource=SearchBooks&PageSize=20&Search=toppel
Schönen Tag
Bernd Kürbs