HB1975
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate
WTB: Optionen statt Futures in der Landwirtschaft ?
Hallo,
In meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich unter anderem mit Futures und Optionen auf Commodities. Was mir während meines bisherigen Literaturstudiums nicht ganz klar geworden ist; warum sollte ein Landwirt als Hedger sich überhaupt mit Futures absichern, wenn er die Möglichkeit hat Optionen zu handeln und damit die Möglichkeit besitzt an steigenden Spotpreisen teilhaben zu können?
Ist mit einer Einführung von Optionen an der WTB in den nächsten Jahren zu rechnen?
Mit freundlichen Grüßen,
Hermann
Geschrieben von HB1975
am
Hallo,
ich glaube nicht, daß bei diesem niedrigen Umsätzen über die Einführung von Optionen an der WTB nachgedacht wird.
Ich befürchte, daß sich die verantwortlichen Herren erst einmal Gedanken darüber machen sollten wie sie die Umsätze steigern. Bei so wenigen Umsätzen werden die Spekulanten bald wegbleiben.
Ohne Spekulanten bringt die ganze WTB auch für die Agrarbranche nichts.
Das sehe ich genauso wie WTB-Spekulant. Obwohl ich die Einführung einer Warenterminbörse sehr begrüße, sind die dürftigen Umsätze wahrlich ein absoluter Hinderungsgrund spekulativ tätig zu sein. Als Positionstrader mag es noch verträglich sein, aber als Scalper ist der Markt nicht zu machen.
Selbst in den USA sind die Optionen z.B. auf Weizen absolut inliquide, obwohl in den USA die Weizenanbaufläche z.B größer ist als Deutschland. Wie soll sich dann in Deutschland ein Optionsmarkt bilden? Dies bleibt reines Wunschdenken.
gruß
@ HB1975
Bei Futures gibt es keinen Zeitwert und damit auch keinen Zeitwertverlust. Ich vermute dass es im Durchschnitt günstiger ist sich mit Futures abzusichern.
Richig drüber nachgedacht habe ich aber auch nicht.
Ich mag hier nicht als Oberlehrer auftreten. Nur gibt es im Commodityfuture sehr wohl einen Zeitwert. Wenn Sie die verschiedenen Termine betrachten so z.B. Weizen erkennen Sie, das die nahen Termine immer billiger sind als die entfernten Termine (normale Lage des Marktes).
Dies ist darauf zurückzuführen, das Sie beim Future sogenannte Carrykosten haben. Das sind Kosten die entstehen würden, wenn Sie die Ware komplett in der Kasse kaufen würden. Dies sind z.B. Zinsen, Lagerkosten, Versicherungkosten usw.
So betrachtet verlieren Sie auch Geld beim Future, wenn die Kasse im Preis konstant bleibt.
gruß
Hallo,
danke für die bisherigen postings. Gesetz den Fall es gäbe einen liquiden Warenterminmarkt in Deutschland, wäre es dann nicht geschickter für den Landwirt Optionen statt Futures zu handeln?
Worin liegt überhaupt der Reiz des Futureshandelns, wenn ich bei anderen Derivaten ebenfalls Hebeleffekt habe, ich aber keine Sicherheitshinterlegung und Nachschüsse zu leisten habe?
Grüße,
Hermann
"Worin liegt überhaupt der Reiz des Futureshandelns, wenn ich bei anderen Derivaten ebenfalls Hebeleffekt habe, ich aber keine Sicherheitshinterlegung und Nachschüsse zu leisten habe?"
Welche anderen Derivate meinst Du?
Gruss
Mit Derivaten meinte ich Optionsscheine, Hebelzertifikate auf Aktien, Devisen usw.
Gruß
Die Frage können Sie sich am besten selbst beantworten, wenn Sie die möglichen Situtionen einmal durchspielen.
Nehmen wir folgendes an, natürlich alles fixtiv und kein aktueller bezug zu Kursen:
Sie sind Farmer, und die Erzeugung eines Bushels Weizen kostet Sie alles in allem 300 cent. Der Future auf ihre Ernte bringt 352 cent. Verkaufen Sie nun ihre Ernte bei 352 haben Sie eine feste kalkulatorische Größe. Ihr Gewinn ist 52 cent pro bushel und die nimmt Ihnen keiner weg. Mit so einem Kontrakt können Sie zur Bank gehen, und einen Kredit erhalten, mit dem Sie ihr Saatgut bezahlen. Dies nur nebenbei, denn dies ist der eigentliche Hintergrund des hedgen im ursprünglichen Sinne.
Wenn Sie nun Optionen verkaufen und keine Futures, was Sie natürlich können, müssten Sie solche verkaufen, welche Fett im Geld sind, bzw. die verkauften Optionen müssten Deltaneutral sein. Dies bedeutet, das Sie soviele Optionen verkaufen müssen, damit ihr Verlust oder Gewinn immer im Verhältnis 1:1 zum Future steht. Tun Sie das nicht, laufen Sie gefahr einseitig übergewichtet zu sein, und somit haben Sie wieder Risiken, die Sie eigentlich nicht wollen.
Nehmen wir nun an Sie verkaufen einen Call mit Basis 300. Der bringt Ihnen sagen wir mal 56 cent. Durch Zeitwert, Vola usw erzielen Sie mehr als über den Future. Dies dürfte wahrscheinlich auch der Ansatz Ihrer Überlegung sein.
Geht der Weizen nun auf 400, verdienen Sie im Weizen 100 cent und in der Option verlieren sie 44 cent. Natürlich grob vereinfacht. Beim steigenden Markt ist der Verkauf der Optionen per Saldo sogar günstiger.
Nun kommt aber das Szenario, das der Weizen auf 200 fällt. Das bedeutet, durch den Verkauf der Option haben Sie 56 cent erhalten und keinen mehr. Der Weizen in der Kassa verliert aber 100 cent. Sie haben ein Risiko nach unten, welches nicht gedeckt ist. Natürlich könnte man in Optionen mit 200 Basis gehen und verkaufen, allerdings entspricht das gleich dem Future 1:1 und dann kann man gleich Future bei hohen Umsätzen handeln.
Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich machen können.
@ HB1975
Der Denkfehler liegt in "worin liegt überhaupt der Reiz des Futureshandelns, wenn ich bei anderen Derivaten ebenfalls Hebeleffekt habe, ich aber keine Sicherheitshinterlegung und Nachschüsse zu leisten habe"
Der Produzent (Landwirt) will keinen "Reiz", er will seine Produktionskosten absichern. Der Landwirt ist kein Trader, er ist Landwirt. Was nicht ausschliesst, dass er auch traded, was sich anbietet, da er ein Insider ist.
Aber generell hat der Produzent keinen Gieper auf spekulieren, er will nur seinen Gewinn sichern. Und Sicherheitshinterlegung beim Produzenten ist das, was er produziert. D.h. da gibt es kein Risiko, er hat den verkauften Futureskontraktwert sozusagen im Silo, im Gegensatz zu Spekulant. Damit erschliesst sich Walters hervorragende Erläuterung.
Was die Teilnahme an Preissteigerungen Spot betrifft, so könnte der Landwirt z.B. nur einen Teil seiner Ernte vorab verkaufen und mit einem kleineren Teil warten, ob die Cashpreise weiter steigen. Aber damit ist er schon wieder im Bereich der Spekulation. Denn was passiert, wenn die Cash-Preise dramatisch sinken? Dann könnte zum Beispiel der Verlust dieses kleinen nicht abgesicherten Teils der Ernte den abgesicherten Teil mehr als wettmachen und ein Verlustjahr bringen.
Mercedes Benz of America z.B. sichert seine geschätzen US-Dollar-Erlöse gegen Euro am Devisenmarkt ab gegen US-Dollar-Verfall, zumindest sollten sie das tun.
Wenn ein Unternehmen nicht absichert, sondern spekuliert, haben wir Enron, Metallgesellschaft, WestLB, Berliner Bankgesellschaft etc.
Und am besten absichern kann man wie von Walter geschildert mit Futures.
Gruss,
Berliner
Dass für den Landwirt die Absicherung mit Futures die beste Möglichkeit darstellt habe ich verstanden und das ich mit Futures im Vergleich zu Optionen, den Preis fixieren kann, und damit eine bessere Planungsgrundlage habe.
Danke für den Beitrag, Walter.
Mit "Worin liegt der Reiz des Futureshandels" war ich gedanklich schon wieder woanders, ich meinte nicht den Hedger sondern Spekulanten. Okay klar, Hebelwirkung, gut, aber die habe ich ja bei Optionsscheinen auch.
Futures scheinen mir liquider zu sein, weil es nicht so unendlich viele davon gibt.
Ausserdem hab ich mir mal bei IB eine Option auf MSFT angeguckt, mir ist der exorbitante Spread zwischen Bid und Ask aufgefallen, 1,10 zu 1,15. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, mit solchen Spreads kann doch niemand vernünftig handeln oder liegt da bei mir ein Denkfehler vor?
mfg
1000feuer
CBOE Premium Quotation:
Stated in points and fractions. One point equals $100. Minimum tick for options trading below 3 is .05 and for all other series, .10.
Das ist also der kleinstmögliche Spread.
Gruss