Zertifikate Bonität: Wo blindes Vertrauen fehl am Platz ist
Zertifikate Verlag (23.12.06) - An dieser Stelle machen wir Sie in loser Reihenfolge mit den Grundtypen einiger Anlagezertifikate und mit weiteren Fachbegriffen aus der Welt der Finanzen vertraut.
Das Thema heute: Bonität
Nach wie vor wächst die Beliebtheit von Zertifikaten ungebremst. So schätzt die Branchenvereinigung Derivate-Forum, in der sich acht große Emittenten zusammengeschlossen haben, das aktuelle Marktvolumen dieses Bereichs mittlerweile auf über 140 Milliarden Euro. Die Gründe für diesen wachsenden Zuspruch liegen auf der Hand. Denn als Gegenstück zu herkömmlichen Finanzprodukten wie Aktien- und Rentenfonds bieten die flexiblen Zertifikate viele Möglichkeiten.
So können sie jede beliebige Marktmeinung abbilden und berücksichtigen die persönliche Risikoneigung eines Anlegers deutlich besser, als dies bei traditionellen Fonds möglich ist. Zudem können durch den Austausch von Aktien gegen passende Zertifikate nervenaufreibende Schwankungen des Depotvermögens deutlich reduziert werden.
Diese Risiko-Optimierung der Vermögensanlage steht auch nicht selten im Zentrum von Werbeaktivitäten der Emittenten. In denen scheint es manchmal, als wäre die Anlage in Zertifikate eine nahezu risikolose Angelegenheit. Leider wird dabei recht häufig eine Gegebenheit übersehen. Denn Zertifikate beinhalten gerade ein Risiko, dass bei den klassischen Anlageformen nicht ins Gewicht fällt: Die Bonität des Emittenten.
Und dieses Risiko hat juristische Hintergründe. Bei Investmentfonds etwa handelt es sich rechtlich gesehen um Sondervermögen, das heißt, es wird vom Vermögen der jeweiligen Kapitalanlagegesellschaft komplett unabhängig verwaltet. Kommt es zu einem Konkurs des Fondsverwalters, ist das Vermögen der Anleger also geschützt.
Anders verhält es sich dagegen bei Zertifikaten. Diese beziehen sich zwar häufig auf Aktien oder Aktienindizes, von der rechtlichen Struktur her sind sie aber nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen mit variablem Rückzahlungswert. Das bedeutet im Fall von Zahlungsschwierigkeiten oder gar einer Pleite des Emittenten, dass die Anleger allenfalls aus der Konkursmasse bedient werden, ähnlich wie es auch bei herkömmlichen Unternehmensanleihen der Fall ist.
Neben dem ganz normalen Anlagerisiko, dem sich auch jeder Aktienkäufer oder Fondsanleger aussetzt, kommt bei Zertifikaten also das Emittentenrisiko noch hinzu. Insbesondere institutionelle Anleger versuchen das Risiko zu streuen, indem sie in Produkte verschiedener Emittenten investieren. Eine Strategie, die sich natürlich auch für private Investoren empfiehlt. Für diese ist es jedoch noch schwieriger, die Bonität eines Derivateausgebers richtig einzuschätzen.
Eine Hilfestellung im Kaufentscheidungsprozess geben international tätige Rating-Agenturen wie beispielsweise Moody’s oder Standard & Poors (S&P). Sie überprüfen die Bonität mittels statistischer Verfahren auf Basis verschiedener fundamentaler Unternehmensdaten wie etwa der Verschuldungssituation und stufen sie in verschiedene Grade ein. Dieses so genannte Rating sagt aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Schuldner am Ende der Laufzeit eines Derivats seinen Zahlungsverpflichtungen auch nachkommen kann. Sie unterscheiden sich in ihrem grundsätzlichen Aufbau zwischen den einzelnen Agenturen nicht wesentlich.
Zu beachten ist, dass die Ratings ein reines Hilfsmittel bei der Entscheidungsfindung sind, dagegen sind sie jedoch keine Empfehlung zum Kauf oder Nichtkauf oder gar eine Garantie für einen Vermögenszuwachs. Das einmal ausgestellte Bonitätszeugnis ist außerdem keinesfalls von Dauer. Die Kreditwürdigkeit der Unternehmen wird von den Rating-Agenturen ständig neu analysiert, ein einmal erreichter Grad ist also nicht fix und kann sich jederzeit ändern. Anleger, insbesondere langfristige Zertifikatesparer, sollten daher nicht nur die aktuelle Benotung des Emittenten betrachten, sondern sich auch regelmäßig über die Entwicklung informieren, um bei eventueller Ratingverschlechterung rechtzeitig reagieren zu können.
Aber auch an dieser Stelle hört die Risikobetrachtung noch nicht auf. Häufig erfolgt die Ausgabe der Zertifikate nicht durch die Banken selbst, sondern insbesondere aus finanziellen und rechtlichen Gründen durch Tochtergesellschaften, deren Verbindlichkeiten nicht in jedem Fall durch die entsprechenden Garantien des Mutterkonzerns abgesichert sind. Unabhängig davon kann es sich aber natürlich keine renommierte Großbank leisten, bei Zahlungsunfähigkeit der so genannten „Special Purpose Vehicles“ nicht für die Verbindlichkeiten der Tochter einzuspringen. Eine Insolvenz der großen Banken selbst ist dagegen in der Praxis höchst unwahrscheinlich und würde, sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, wohl eine allgemeine Wirtschaftskrise einleiten.
Informationen über den tatsächlichen Emittenten, häufig auch mit Angabe der Ratings der gängigen Agenturen, finden sich in den jeweiligen Emissionsprospekten, die meist direkt auf den entsprechenden Internetseiten herunter geladen werden können.
Nicht nur bei börsennotierten Derivaten, die nahezu ausschließlich von renommierten Banken ausgegeben werden, besteht das Emittentenrisiko. Besondere Vorsicht gilt vielmehr bei analog konstruierten, nicht an der Börse gehandelten Papieren. So werden gerade auf dem Kapitalmarkt aus steuerlichen Gründen vermehrt Zertifikate-Lösungen angeboten. Die ausgebenden GmbHs verfügen dabei zum Teil gerade einmal über das mindestens erforderliche Grundkapital, und häufig ist keine weitere Absicherung durch eine Bank oder einen Großkonzern gesichert. Das Emittentenrisiko kann hier bei solchen Anbietern derart hoch ausfallen, dass vom Kauf selbst bei erfolgreich scheinender Spekulation abzuraten ist. Stattdessen sollte gerade in diesem Bereich ausschließlich auf Produkte zurückgegriffen werden, bei denen die haftende Gesellschaft über eine zweifelsfreie Bonität verfügt.
Diese Nachricht stammt von der ZV Zertifikate Verlag GmbH. Aktuelle Nachrichten und alles zum Thema Zertifikate finden Sie unter http://www.zertifikate-anleger.de.
Zertifikate-Schreck bei Bear Stearns
Von Detlev Landmesser
Boerse.ARD.de (17.03.08) - In jedem besseren Erklärstück über Zertifikate findet sich der Hinweis, dass Anleger auch auf die Bonität des Emittenten achten sollten. Der Fall Bear Stearns zeigt erstmals, dass der Hinweis nicht nur akademisch ist.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_283140)
Zertifikate: Käufer blenden oft das Bonitätsrisiko aus
Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ (09.09.08) - Seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor gut einem Jahr stehen Banken an der Börse unter Druck. Abschreibungen in Milliardenhöhe lassen die Gewinne zusammenschmelzen oder sorgen gar für schmerzhafte Verluste. Die Nervosität will nicht weichen. Vor diesem Hintergrund sind Bankaktien die großen Kursverlierer über die vergangenen zwölf Monate.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198A672E313F3D2C3/Doc~E04DC4529043F479E804E809D55979BB8~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Was geschieht mit Lehman-Zertifikaten?
Boerse,ARD.de / bs (15.09.08) - "Wir wissen es noch nicht", mit diesen aussagekräftigen Worten werden Kunden bei Lehman Brothers abgefertigt. Gegenüber boerse.ARD.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_311316)
@ Richard Ebert [#4]
"Deshalb sollten Anleger immer darauf achten, Zertifikate von Emittenten einwandfreier Bonität zu erwerben."
Weil das ja so einfach ist. Die ganze Wallstreet hätte doch vor kurzem nicht geglaubt dass Lehman Pleite gehen kann.
Wie hätte das ein kleiner Privatanleger gekonnt?
Diese bekloppten Journalisten. Der Satz hat nicht mal Unterhaltungswert. Schlimmer als die Privatanleger müsste es doch eigentlich die Zertifonds treffen.
Die haben größere Pfeile in den Köcher gesteckt, oder?
Gruß
@ gautama2 [#5]
Stimmt schon, was Sie schreiben. Der Grund, warum ich mit solchen Beiträgen auf das Thema aufmerksam mache, ist auf das generelle Risiko hinzuweisen.
Ich selbst hatte vor einigen Jahren beim Kauf von Rex-P-Zertifikaten das Risiko einschätzt wie bei einer 5,5-jährigen Bundesanleihe minus Zinsertrag.
Weit gefehlt. An das Risiko, dass es sich nicht um ein Rentenpapier handelt sondern um eine Schuldverschreibung mit 100 % Ausfallrisiko, habe ich damals nicht gedacht. Ist gut gegangen, ich glaube es war bei einer Landesbank, aber spätestens seit der Subprime-Krise müssen die Risiken anders gesehen werden.
@ Richard Ebert [#6]
Das war auch keine Kritik an Ihnen oder dass der Beitrag grundsätzlich Unsinn ist.
So wollte ich nicht verstanden werden.
@ gautama2 [#7]
Habe ich auch nicht als Kritik angesehen.
Emittentenbonität - Derivateverband steigert Transparenz
http://www.deutscher-derivate-verband.de/DE/Showpage.aspx?pageID=68
Tägliche Veröffentlichung von Credit Spreads soll Anleger über das Ausfallrisiko von Zertifikaten informieren.
Handelsblatt (07.
(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.handelsblatt.com/finanzen/nachrichten/derivateverband-steigert-transparenz%3B2057052)
Derivate-Handel bald ohne Anbieterrisiko?
Von Maja Kälin
Handelszeitung.ch (16.12.08) - Nach der Pleite von Lehman sucht die gebeutelte Derivate-Industrie Wege, um die Investoren zurückzugewinnen. Nach intensiven Gesprächen zwischen der Schweizer Börse und dem Branchenverband zeichnet sich jetzt eine Lösung ab.
Die Derivate-Industrie, geschwächt durch die Lehman-Pleite, holt zum Befreiungsschlag aus: Der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) und die Schweizer Börse planen ein zentrales System, bei dem eine Tochterfirma der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange als Gegenpartei der Emittenten - also Anbieter von Strukturierten Produkten wie Banken - fungiert. Das haben Recherchen der «Handelszeitung» ergeben. Der von vertraulichen Quellen als Projektleiter genannte Matthias Müller von der SIX bestätigt auf Anfrage, man sei in Gesprächen mit dem Verband. Konkrete Informationen würden in Kürze bekannt. Das Prinzip des Systems ist simpel: Die Emittenten hinterlegen Sicherheiten, womit das Gegenparteienrisiko de facto vom Tisch ist.
«Wie ein Damoklesschwert»
Die Initianten setzen grosse Hoffnungen in das System. Denn: «Das Emittentenrisiko schwebt wie ein Damoklesschwert über der Branche», sagt Daniel Manser, Geschäftsleitungsmitglied von Derivative Partners Media AG.
Verband und Emittenten suchen seit der folgenschweren Insolvenz von Lehman dringend nach einer Lösung, welche den Anlegern die Angst vor dem Gegenparteienrisiko nehmen und ihre Investitionslust in Derivate wieder ankurbeln könnte. Dies bestätigt Eric Wasescha, Geschäftsführer des SVSP: «Der Verband prüft verschiedene Möglichkeiten, das Emittentenrisiko durch entsprechende Marktmodelle ganz auszuschalten.» Man könne jedoch noch keine näheren Angaben machen, da man noch in der Evaluationsphase sei.
In der Branche gilt die Realisierung des Systems bereits als ausgemachte Sache. «Ich gehe davon aus, dass dieses System eingeführt wird», sagt Manser gegenüber der «Handelszeitung». Marc Zahn, CEO der Börse für Strukturierte Produkte Scoach, kann sich ebenfalls «gut vorstellen, dass das kommt».
Anfrage liegt auf dem Pult
Urs Wieland, Head Risk Management bei der SIX-Tochter x-clear, die als Gegenpartei der Emittenten fungieren soll, bestätigt, dass eine entsprechende Anfrage des SVSP auf dem Pult liegt. Doch die Umsetzung hat einen Haken: Die Kosten. Für Emittenten sei es unattraktiv, wenn 80 bis 90% der Sicherheiten bei der SIX hinterlegt werden müssten, so Wieland. Denn diese Mittel sind nicht mehr frei verfügbar. Doch für Manser ist klar: «Die Zeiten sind vorbei, in welchen Banken Risiken eingehen konnten und dafür kaum Eigenkapital hinterlegen mussten.» Auch den Preis, welchen Anleger für Produkte mit einer solchen zusätzlichen Absicherung bezahlen müssten, hält er für «weniger teuer als vermutet». Für zusätzliche 100 Basispunkte pro Jahr könnten Investoren künftig solche Produkte zeichnen, schätzt der Experte. Dies wäre mehr als fair, so Manser, bewegen sich doch derzeit die Aufschläge bei den Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) bei den meisten Emittenten in diesem Bereich.
In der Schweiz bietet die Fonds-Tochter der Deutschen Bank DWS GO als bisher einzige Emittentin Produkte ohne Gegenparteienrisiko. «Diese neuen Produkte laufen momentan besser als die übrigen», so Fabrizio Collesano, Leiter Verkauf Strukturierte Produkte bei DWS GO. Dass weitere Emittenten nachziehen, glaubt Manser nicht: «Es warten alle auf eine Standard-lösung der Börse.» Und diese dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen: Insider rechnen bereits im 1. Quartal 2009 damit.
(Quelle: http://www.handelszeitung.ch/artikel/Unternehmen-Derivate-Handel-bald-ohne-Anbieterrisiko-_456533.html)