Zinssenkung ? Wie entscheidet die EZB ?

Wen interessierts ?

Zinssenkung oder nicht? Dieses in regelmäßiger Periode auftretende Geschwätz kann einem massiv auf den Nerv gehen.

Seit wann entscheidet die EZB über die Richtung des Zinses? Dieser wird von jeher an den Märkten ermittelt. Seit Einführung der Futures ist dieser sogar im Sekundentakt abzulesen.

Natürlich haben die Banken durch einen niedrigeren Basiszins die Möglichkeit sich entsprechend billiger zu refinanzieren.

Nur, welche Auswirkungen soll das auf die Wirtschaft haben, oder konnten Sie feststellen das die Banken ihre Kreditverbilligung bei der letzten Zinssenkung an die Kunden weitergegeben haben?

Oh Sorry, ích will nicht ungerecht sein. Die Raiffeisenbank meines Heimatortes hat umgehend reagiert und die Konditionen der laufenden Kredite um 0,125% an das Publikum weitergegeben.

Ich habe daraufhin sofort konsumiert. Sie auch?

gruss

Geschrieben von Gast (nicht überprüft) am
Roland
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

Die Gemeinde hängt an deinen Lippen, dann mal Butter zu den Fischen, wie das Nordlicht sagt.

Wie werden die Zinsen an den Märkten ermittelt und wie kann unsereins das an welchen Futures wie interpretieren?

In den USA kenne ich die Fed Funds Rate (FFM4) und die Eurodollars (EDM4) in denen die Zinserwartung eingepreist werden (100 minus Kurs ergibt den aktuellen Zinssatz).

An der Eurex finde ich nur den 3 mon. Euribor, was immer auch das ist. Falls dies ein messbarer Zinskontrakt sein soll, dann wäre eine Erwartung einer Zinssenkung um 25 bp fast eingepreist (100 minus 98.145 = 1.855)

Jetzt brauche ich eigentlich nur noch, warum Trichet und Kollegen sich nach diesem Future richten sollen. Das ist nicht polemisch gemeint, es interessiert mich wirklich.

Danke

daytrading
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

Die EZB wird alles Pulver verschiessen und danach feststellen, dass zum schlechtesten Zeitpunkt die Zinserhöhung stattfinden wird. Ich verstehe nicht, warum eigentlich ständig die Zinsen gesenkt werden. Schon in der Blase wurden ständig Zinssenkungen durchgeführt. Es muss auch mal knall hart kommen und in kleinen Schritten eine andere Zinspolitik betrieben werden. Alle sehen sich immer die Indices nach Umstellung an. Schau mal die Indices auf alten Niveau an und dann erkläre mir warum so viele Zahlen und Formeln nachträglich geschönt werden. Die EZB sollte mal mit der Zinserhöhung anfangen, auch wenn es nicht zur derzeitigen politischen Lage passt. Hier werden die Probleme auf einen Punkt hinausgeschoben, an dem dann viele Fakten wirken und dann die Falle für viele Jahre die Gefahren erhöhen. Zumindest könnte dann auch mal wieder in Zukunft die Hoffnung auf Zinssenkung gewahrt werden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zinssenkungen verpuffen und der Markt trotzdem noch 30% korrigieren wird. Natürlich geht es mit den weichen Daten umher. Die Arbeitslosigkeit kann nicht ohne Reform gesenkt werden. Die EZB kann aber den Druck auf die Politik erhöhen und dies wäre überfällig!

Die Probleme der Zukunft lassen sich nicht mit einen weiteren Zinsschritt nach unten bewältigen. Verschiebung und nochmal Verschiebung kann nicht Zukunft heissen. Man sagte auch die Sachwerte wie Immobilien unterliegen nicht der Inflation, der Kredit darauf eben schon. Unser Immobilienmarkt hat eben auch nicht den gleichen Zyklus wie der US oder Asiatische Markt. Es bestehen unterschiedliche Zyklen und deswegen hilft ein hinterherlaufen wenig.

select
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

@ Roland

"An der Eurex finde ich nur den 3 mon. Euribor, was immer auch das ist."

Der Euribor zeigt den Zinssatz an, zu dem die Banken bereit sind untereinander Geld zu verleihen. Sie können davon ausgehen, das die Bank mindestens 0,75% auf den Euribor aufschlägt, um Kredite an die Verbraucher zuvergeben.

Man könnte davon ausgehen, dass die Zinsen etwas länger noch unten bleiben. Warum ist sonst der 6 Monate Euribor tiefer als der 3 Monate Euribor?

Gruß select

ladowa

@ Roland

Du schreibst: "An der Eurex finde ich nur den 3 mon. Euribor, was immer auch das ist."

Der Euribor ist der Zins führender Banken der Europäischen Union für 3-Monatsgelder im Umfang von 1.000.000 Euro

Der Future wurde früher unter Euro-Mark gehandelt.

gruss

Roland
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

Walter,

das mit dem Euribor habe ich jetzt gelernt.

Aber wie ist das mit den Zinsen der EZB, wie werden die am Markt bestimmt und warum soll sich letztlich die EZB danach richten. Ich würde das echt gerne verstehen.

select
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

Ich bin zwar nicht Walter, aber die EZB ist für die Geldpolitik zuständig. Somit ist ihr erstes Ziel die Preisstabilität. Um diese taxierte Rate von zur Zeit 2% zu halten, kann sie mit verschieden Werkzeugen im Markt agieren. Dazu gehört auch die Steuerung des Leitzinssatzes.

Der EZB Rat beschließt die "Richtungsschritte" des Zinssatzes, was natürlich ohne politischen Einfluss erfolgen soll.

Gruß select

ladowa

@ Roland

Der von der EZB festgelege Referenzzins ermöglicht den Banken sich bei ihr zu den entsprechenden Konditionen zu refinanzieren. Inwieweit das Heute noch die große Praxis ist, da bin ich mir auch nicht so sicher. Mit diesem Instrument soll die Geldmenge gesteuert und reguliert werden. Springt die Wirtschaft an, wird der Geldhahn verringert, bleibt sie mau, gibt man dem Markt zusätzliche Liquidität in Form von günstigen Kapital.

Nur wie oben bereits erwähnt ist dieser Indikator ein Tiger ohne Zähne. Solange die Institute die niedrigen Konditionen nicht weitergeben, solange hat eine Zinssenkung am kurzen Ende keinen Sinn. Nur die Banken verbessern natürlich ihre Margen entsprechend.

Der eigentliche Zins wird aber nicht durch die EZB festgelegt sondern durch Angebot und Nachfrage. Der Euribor dokumentiert das kurze Ende und zeigt das Kapital nur zu niedrigeren Konditionen angelegt werden kann.

Wenn nun die Banken für ihre Gelder weniger Zins erhalten (bedingt durch Angebot und Nachfrage) sollte der Future als Indikator für die EZB dienen, das die Wirtschaft nicht so läuft wie geplant. Ergo wäre eine Senkung der Zinsen die Folge.

Nun, aber alle Theorie ist grau.

gruss

Roland
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

@ select & Walter

Jetzt hab' ichs.

Danke

Sargon
Mitglied seit
12 Jahre

Passend zum Thema, aus der FTD vom 31.3.2004 http://www.ftd.de/zeise

Kolumne: Zinssenkung - Ineffektiv und dennoch gut

Von Lucas Zeise

Die EZB wird die Zinsen senken. Die Folgen der restriktiven Fiskalpolitik dämpft das kaum.

Der Zeitpunkt ist günstig. Die EZB kann die schon länger fällige weitere Zinssenkung vornehmen. Und sie gerät nicht einmal in den Verdacht, den europäischen Politikern übermäßig gefällig zu sein. Vor einem Monat hatten Gerhard Schröder und Jean-Pierre Raffarin noch ungewohnt heftig auf niedrigere Leitzinsen gedrungen. Dieses Mal haben die beiden stark angeschlagenen Politiker ihr Interesse an niedrigeren Zinsen nicht lauthals vorgetragen. Das macht es leichter, ihnen entgegenzukommen.

Zumal sich Raffarin und Schröder stets an die Rezepte der konservativen Zentralbanker gehalten haben, wenn sie den Abbau der sozialen Leistungen und Sicherungssysteme als Reformen verkauften. Diese Rezepte lauten: In schlechten wie in guten Zeiten muss der Gürtel enger geschnallt werden. Die Finanzprobleme von Renten- und Arbeitslosenversicherung können nur durch Leistungskürzung, nicht aber durch eine Vermehrung der beschäftigten Beitragszahler gelöst werden. Nachfragestimulierende oder gar nur stabilisierende Ausgaben des Staates sind grundsätzlich des Teufels. Und grundsätzlicher noch: Der Weg aus dem Konjunkturtal darf nie über eine Stärkung der Binnennachfrage oder des Konsums erfolgen.

Es war bisher undenkbar, dass europäische Zentralbanker von diesen hehren Grundsätzen abweichen. Da bestand Einigkeit über die politischen Lager hinweg. Die Sozialdemokraten wie der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, und Bundesbankpräsident Ernst Welteke sind dabei ebenso eisenhart wie der dem politisch rechten Lager zugehörige momentane Präsident der EZB, Jean-Claude Trichet. Eben jener Trichet aber hat nun genau eine Woche vor der Sitzung des Rates am Donnerstag die Öffentlichkeit dezent, aber deutlich auf eine Zinssenkung vorbereitet. Und das Besondere daran war, dass seine Sorgen der kümmerlichen Binnennachfrage in Euroland galten, insbesondere der zu schwachen Entwicklung des Konsums.

Untypisch für Zentralbanker

Es ist verblüffend, wenn jetzt die Notenbanker die Schwäche der Binnennachfrage in Euroland und insbesondere des Konsums der Privathaushalte zur Begründung für eine Zinssenkung heranziehen. Es ist verblüffend, weil es untypisch für die Zunft der Zentralbanker ist. Es ist verblüffend, weil die Konsumneigung der Privathaushalte am wenigsten unter den volkswirtschaftlichen Aggregaten auf Zinsveränderungen reagiert. Es ist verblüffend, weil die Schwäche des Konsums das zwangsläufige Resultat der von den Notenbankern immer wieder empfohlenen Wirtschaftspolitik der "Reformen" ist.

Was verblüffend ist, kann dennoch gut sein. Jedenfalls wäre eine Zinssenkung mit der von Jean-Claude Trichet angedeuteten Begründung ein Zeichen dafür, dass der Dogmatismus der konservativen Zentralbanker sich aufzulösen beginnt. Auch in Europa könnte man Ansätze dafür erkennen, dass mehr Realismus einkehrt. Im Zweifel restriktiv, das alte Motto der Bundesbank, hätte nicht mehr absoluten Vorrang.

Wenn die EZB am Donnerstag die Zinsen senkt, sollte sie Beifall ernten, nicht weil sie es schon tut, sondern weil sie es endlich tut. Die Gründe für eine Senkung gibt es leider schon länger. Man kann sie schnell aufzählen: Es gibt weder aktuell noch auf mittlere Sicht einen Grund, eine Beschleunigung der aktuell niedrigen Preissteigerungsrate zu befürchten. Der innere Wert des Euro scheint gesichert, er muss durch Geldverknappung nicht künstlich gesichert werden. Auch nach außen ist der Euro-Wert stabil. Zwar hat die Währung seit etwa zwei Monaten ihren Höhenflug beendet, doch besteht umgekehrt erst recht kein Anlass, aus Sorge um eine Schwächung des Euro einer Zinssenkung auszuweichen.

Im vierten Jahr unter Potenzial

Drittens schließlich spricht angesichts der anhaltenden Wachstumsschwäche alles für stimulierende Maßnahmen. Euroland droht im vierten Jahr in Folge erheblich unter seinem Potenzialwachstum zu bleiben. Alles, was geeignet ist, die Nachfrage anzuregen, die Kreditaufnahme zu fördern und die Ersparnis weniger attraktiv zu machen, sollte unternommen werden.

Die Finanzmärkte sind auf eine Zinssenkung der Notenbank eingestellt. Der Euro ist auf Trichets Bemerkungen hin in der vergangenen Woche weiter abgesackt. Die Futures-Kontrakte am Geldmarkt bauen eine vollzogene Zinssenkung um einen viertel Punkt bis Mai oder Juni ein. Die langfristigen Zinsen waren lange zuvor nach unten gelaufen und signalisierten die Erwartung der Akteure, dass es bei der wirtschaftlichen Stagnation bleibt.

Die unmittelbaren Effekte einer Zinssenkung werden also nicht großartig sein. Da ist es fast egal, ob der Leitzins um einen viertel oder einen halben Punkt auf 1,75 oder 1,5 Prozent gesenkt wird. Vielleicht ist es taktisch sogar effektiver, zunächst nur einen kleinen Schritt nach unten zu tun. Die Signalwirkung ist da, die Fantasie bleibt erhalten, und der Devisenmarkt nimmt in Erwartung weiterer Lockerungsmaßnahmen davon Abstand, den Euro wieder in Richtung 1,30 $ zu hieven.

Die Binnennachfrage wird dadurch nicht kräftig gefördert werden. Dazu wäre ein expliziter Schwenk in der Wirtschaftspolitik die bessere und effektivere Lösung. Die Europäische Zentralbank hat die trotz Konjunkturflaute vorwiegend restriktive Wirtschaftspolitik der europäischen Regierungen bisher mit einer neutral bis leicht expansiven Geldpolitik begleitet.

Die Folgen der restriktiven Politik sind aktuell in Form schwacher Endnachfrage zu besichtigen. Die Nachfrage der Konsumenten aufzupäppeln ist für eine Notenbank kaum möglich. Sie kann nur das Geld noch billiger machen. Das wenigstens sollte sie tun.

Darüber hinaus ist viel gewonnen, wenn sie darauf hinweist, dass Stärkung des Wachstums auch stärkere Nachfrage voraussetzt. Man kann Bremsen auch lösen. Es fährt sich dann besser.

Richard Ebert
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

Bild entfernt.

scorpion260
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

ECB to hike interest rate by 0.25%

Friday, June 02, 2006 8:34:51 AM ET
Investica

LONDON, June 2 (newratings.com) - Analysts at Investica say that the ECB is likely to announce a quarter percentage point hike in the interest rate at its upcoming meeting.

In a research note published this morning, the analysts mention that the Euro-zone data has been broadly firm over the week, with the PMI manufacturing index rising to its highest level in six years. While money supply growth continued to gain momentum in April, reaching above the ECB’s comfort zone, household lending rose, especially in the property sector, the analysts say. The rate of inflation remained above the 2.0% target level, with the annual consumer inflation rate rising to 2.5% in May, Investica adds. The euro is currently not strong enough to prevent an interest rate hike, according to the analysts. Although there is likely to be speculation of a 0.5% rate hike, Investica expects the ECB to announce a 0.25% hike at its upcoming meeting.

Link: http://www.newratings.com/analyst_news/article_1289233.html

ep
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

US-Notenbank: Die Fed hält still, Märkte mit Rally

Yeald.de (21.03.07) - Keine Überraschung aus Washington: Die US-Notenbank (Fed) belässt die Leitzinsen unverändert. Das Leitzinsniveau in der USA liegt damit weiterhin bei 5,25 Prozent. Gleichzeitig änderte die Notenbank ihre Wortwahl im begleitenden Statement.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.yeald.de/Yeald/a/63481/us-notenbank__die_fed_haelt_still__maerkte_mit_rally.html)

scorpion260
Mitglied seit
11 Jahre 11 Monate

@ ep [#13]

Dein Posting betrifft die Fed, nicht die ECB. Sei's drum.

Die ECB wird den Leitzins auf 4,00 % anheben. Vielleicht danach nochmals auf 4,25%, kommt auf die dann herrschende Lage drauf an.

Paßt besser zum Threadthema.

Gruß

Scorpion

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.
Help?

Sie haben Fragen zu ZMP Live? Unser Team steht gerne hilfsbereit zu Ihrer Verfügung. Senden Sie uns gerne eine Nachricht:

Es gilt unsere Datenschutzerklärung

Register now

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich