Ausserbörslicher Handel von Schweinefutures ? / WTB-Spreads
Heute wurde bis 14.15 Uhr an der WTB der Handel von 7 Schweinefutures gemeldet, jedoch in unseren Realtimekursen nur 1 Kontrakt mit Uhrzeit und Ausführungskurs ausgewiesen.
Unsere Kurs-, Stück- und Umsatz-Angaben beruhen ausschliesslich auf den Informationen, die wir direkt von der WTB erhalten !
Bei den 6 'ungeklärten' Kontrakten handelt es sich um ausserbörsliche Geschäfte, für die alle anderen Datenanbieter von der WTB keine weiteren Informationen erhalten. Im Sinne der von allen Seiten gewünschten Offenheit, jegliche kursbildende Information sofort der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, ist dies alles andere als optimal.
Ähnlich sieht es aus, wenn sich der Kontraktbestand ohne Umsatz verändert. Hier kann ein Geschäft zugrundeliegen, dass schon mehrere Tage zurückliegt, und dessen Preis ebenfalls nicht veröffentlicht wurde.
Hallo Herr Ebert,
bei diesen Geschäften handelt es sich nicht um "außerbörsliche" Geschäfte, sondern um die einzelnen "Legs" von Spreadkontrakten (Rollover-Kontrakten), die an der WTB auch zum Handeln angeboten werden, sowie auch von allen Börsenteilnehmern (Brokern) einsehbar und handelbar sind.
Diese "Spreadkontrakte" sind Ordertypen bei denen man mit einer Order einen Kauf- und Verkaufsauftrag für zwei unterschiedliche Laufzeiten eines Futures geben kann. Dabei gibt man nur die Differenz zwischen den beiden Laufzeiten an, die man handeln möchte.
Beispiel: Kauf Schweine Feb 03 und Verkauf Schweine März 03, wobei der Februar 03 Kontrakt um 1,0 cent billiger gekauft werden soll als der März Kontrakt verkauft werden soll.
Diese Aufträge können nur zusammen ausgeführt werden. Das Niveau der einzelnen "Legs" ist insofern egal, weil es nur auf die Differenz (Spread)ankommt. Daher werden diese einzelnen Preise der "Legs" nicht in den normalen Kursen mitgemeldet.
Diese Auskunft wurde mir von mehreren Brokern bestätigt, die sich bei der WTB rückversichert haben.
Gruß
Thaddeus
Sehr geehrter Herr Ebert,
bei den 'dubiosen' sechs Kontrakten handelt es sich um einen Spread-Handel zwischen dem Januar und dem Februar-Kontrakt.
Mit einem Aufgeld von 5 ct war jemand bereit, den Februar-Kontrakt zu verkaufen und den Januar gleichzeitig zu kaufen (Bullspread). Dabei gibt der Broker keinen festen Preis ein, sondern bietet in dem Spread-Kontrakt (SH4G5F) nur das Aufgeld an.
Wenn der Verkäufer diesen Kontrakt ebenfalls als Spread handeln will, kann er direkt einen entsprechenden Briefkurs (Bearspread) einstellen und bekommt so die Bestätigung des Abschlusses. Das ist heute mit drei Abschlüssen passiert.
Mit dem Handel der Spreadkontrakte kann man sein Verlustrisiko begrenzen und hinterlegt geringere Sicherheiten.
mfG
J. Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH
Hallo Herr Ebert,
das Handelssystem der WTB gibt den Kunden die Möglichkeit, eine sogenannte Spraedorder direkt in das System einzugeben. Mit dieser Orderart kann ein bestimmter Kursabstand zwischen zwei Laufzeiten vorgegeben werden. Es wird letzendlich nur der Kursabstand gehandelt und nicht gezielt ein Kurs.
Wenn zum Beispiel eine Limit Order mit Kursangabe in das System eingepflegt wird, handelt es sich um "echte" Kauf- oder Verkaufskurse. Wenn jetzt die Spreadorder und die Limitorder preislich passen, wird ein Umsatz mit Kursveränderung im Handelssytem angezeigt.
Heute morgen sind jedoch die ersten 6 Umsätze durch mehrere passende Spreadorder zustandegekommen. Hier zählte nur die Preisdifferenz zwischen den Laufzeiten. Diese Preisdifferenz passte jeweils zwischen Geld- und Briefkurs der in der Spreadorder genannten Laufzeiten, so dass bei einer gleichlautenden "Spreadorder-Kauf" und "Spreadorder-Verkauf" das Handelssystem automatisch Kurse zwischen Geld und Briefkurs festlegt, und die Spreadorder zu matchen.
Da diese Kurse letzendlich "fiktiv" sind, werden sie nicht vom Handelssystem in den einzelnen Kontraktmonaten angezeigt. Diese "fiktiven" Kurse könnten ja den Handelsverlauf beeinflussen.
Es handelt sich somit keinesfalls um einen ausserbörslichen Handel.
Der Spreadhandel ist auch für Kapitalanleger sehr interessant, da er lediglich auf eine Veränderung der Kursabstände zwischen zwei verschiedene Laufzeiten handelt. Er hält immer gleichzeitig Kauf- und Verkaufspositionen. Die Risiken sind somit erheblich geringer.
Bei Fragen rufen Sie uns an.
AgrarBeratung der Volksbanken GmbH
Tel: 0591/804400
e-mail: kalverkamp@agrarberatung.com
Ganz herzlichen Dank an Thaddeus und die beiden Brokerfirmen für die Erklärung der Spreads.
Nach Gesprächen mit den zwei Brokerfirmen überlegen wir jetzt die Realtime-Kursseiten und Intraday Charts um solche für die Spreads der WTB zu erweitern.
Daneben werde ich vielleicht mit Hilfe der WTB überlegen, wie ausserbörsliche EFP-Geschäfte (die gibt es tatsächlich) besser und schneller als jetzt an die Öffentlichkeit gemeldet werden können. Von aussen ist und war kein Unterschied zu sehen, ob es sich bei den heutigen 'mysteriösen' Umsätzen in Schweine-Futures um Spreads oder EFP's gehandelt hat.
Meiner Meldung lag der Anruf eines Brokerkunden zugrunde, der durch die Umsätze ohne Preisveröffentlichung recht verunsichert war, seinen Broker jedoch nicht ansprechen wollte.
Eine Frage an die Broker:
Wie hoch ist die Sicherheitshinterlegung für einen Spread und wie sieht es mit den Gebühren aus ? Wird ein Spread günstiger, als wenn ich zwei einzelne Trades tätige ?
Gruß Poldi
Hallo Poldi,
die Sicherheitsleistung (Initial Margin) z.B. für einen WTB-Ferkelkontrakt beträgt momentan für den Endkunden 864 Euro. Die Clearing Bank Hannover berechnet die Sicherheitsleistung je nach Risikolage immer wieder neu. Hierbei spielen Preis und Preisschwankung eine Rolle. Zusätzlich wird der Ferkelkontrakt zur Zeit ohne Preisschwankungslinie gehandelt.
Da das Verlustrisiko beim Spreadhandel auch für die Clearingbank erheblich geringer wird, ist die Sicherheitsleistung deutlich geringer. Pro Future beträgt dann die Initial Margin 25%. Am Beispiel des Ferkelfutures also momentan 216 Euro. Da beim Spread immer zwei Kontrakte gehandelt werden, beträgt die Sicherheitsleistung momentan für beide Futures zusammen 432 Euro. Allerdings gilt diese Regelung nur innerhalb bestimmter Futurelaufzeiten.
Weiter Einzelheiten klären wir gerne telefonisch.
AgrarBeratung der Volksbanken GmbH
Johann Kalverkamp
Tel: 0591/80440-0
e-mail: kalverkamp@agrarberatung.com
Weitere Angaben zu Spreads und den zu hinterlegenden Margins:
Die Margin für einen Spread im Schweinemarkt beträgt zurzeit (Angaben immer auf Endkundenbasis!) je Future 144 €, d. h. für den Spread 288 €, ein Spread kann gebildet werden, wenn die letzten Handelstage der beteiligten Futures nicht mehr als 5 Wochen auseinanderliegen.
Eine Spreadposition bei Speisekartoffeln wird gebildet, wenn die Fälligkeiten der beiden beteiligten Futures innerhalb einer Ernteperiode liegen. Die Margin beträgt zurzeit je Future 60 €, Gesamtbetrag für den Spread 120 €.
Ein sog. „Inter Commodity Spread“ kann gebildet werden zwischen Veredelungs- und Speisekartoffeln, wobei die beiden Futures gleiche Fälligkeiten haben müssen, d.h. dieser Spread ist zurzeit nur möglich für den April 2003, die Margins für jeden der beiden beteiligten Futures verringert sich hier jeweils um die Hälfte: PJ03 120 €, XPJ03 180 €, Gesamtmargin für den Spread also 300 €.
Auch im Weizen ist der Spreadhandel möglich, die Fälligkeiten müssen innerhalb eines Marktjahres liegen, Margin je beteiligtem Future 66 €.
Zu beachten ist, dass alle zuvor gemachten Angaben zu den Sicherheitsleistungen nur gültig sind, wenn sich keiner der den Spread bildenden Futures in der Notifizierungs- oder Lieferphase befindet. Sollte dies der Fall sein, erhöhen sich die Margins.
Die Gebühren beim Spreadhandel sind für jeden beteiligten Kontrakt in üblicher Höhe fällig.
Bei Fragen rufen Sie uns gerne an:
Tel. 0 47 62 / 921 006,
Beate Tamke
HANSA Terminhandel
http://www.hansa-terminhandel.de