Biogas: Der Zug ist abgefahren
Biogas: "Der Spuk ist bald vorbei."
Elite-Magazin.de (05.05.11) - Der Zug bei Biogas ist abgefahren, Milcherzeuger sollten nicht mehr in diese Technik investieren. Diesen Rat gab Christian Stockinger, Vizepräsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), auf der Fachtagung zum Thema "Aktuelle Probleme im Milchviehbetrieb" in Ulm dem Auditorium mit auf den Weg.
Zu hoch sind laut Stockinger die Risiken, mit der Investition in Biogas künftig eine finanzielle Bruchlandung hinzulegen. In den letzten Jahren hätten Biogasbetreiber zwar enorm von der hohen Rentabilität der Anlagen profitiert, langfristig glaubt der Agrarökonom aber nicht an eine Zukunft der Erzeugung regenerativer Energie auf Basis von Kulturpflanzen. Bislang hätte die Kombination der beiden Betriebszweige Biogas und Milch Vorteile gebracht. „Verluste und Gewinne haben sich ideal ergänzt.“ Denn in Zeiten niedriger Milchpreise habe Biogas aufgrund geringer Substratkosten Cash in die Kassen gespült, in Zeiten hoher Milch (und Substratpreise) hat wiederum die Milchproduktion für die erforderliche Liquidität gesorgt.
Stockinger ist jedoch überzeugt, dass sich die Situation aber demnächst ändern werde. Im Jahr 2020 werde man wahrscheinlich rückblickend feststellen, dass der vor einigen Jahren eingeschlagene Weg, Energie auf dem Acker zu erzeugen, ein Irrweg war, prognostizierte Stockinger. Das weltweite Bevölkerungswachstum und der gleichzeitig immer höhere Verlust landwirtschaftlicher Produktionsflächen lasse die Rohstoffpreise weiter ansteigen. Bei Substratkosten von etwa 50 bis 55 Ct/kWh sei kein Gewinn mehr zu erzielen (zu Übersicht klicken Sie bitte auf den Link unter diesem Beitrag). Schon heute würden viele Anlagenbetreiber diese Schwelle erreichen.
Da die Substratpreise aber an die Rohstoffpreise gekoppelt sind, diese wiederum von den steigenden Lebenmittelpreisen mit nach oben gezogen würden, rechne sich die Biogasproduktion künftig nicht mehr, glaubt der Experte. „Schon ein Anstieg der Substratkosten um 10 % führe zu einer 30 %igen Gewinnminderung. „Biogas verliert seine Wettbewerbsfähigkeit!“ Wenn dann noch die Boni etwas zurückgefahren werden, „dann ist der Spuk endgültig vorbei.“ (Anmerkung: Laut dem Bundesumweltministreium in Berlin soll im Zuge der Novellierung des EEG das Vergütungsniveau um 10 bis 15 % abgesenkt werden, insbesondere bei Kleinanlagen; so sinkt die Vergütung für eine typische 150 kW-Anlage von bisher rund 26 Ct/kWh auf künftig 20 – 22 Ct/kWh).
Falsche Entscheidung getroffen
Stockinger beklagte, dass sich die bayerische Landwirtschaft für die Energieproduktion und gegen die Veredelung entschieden habe. Bayerische Landwirte hätten in den vergangenen Jahren im fünf Mal mehr Geld in erneuerbare Energie als in die Tierproduktion investiert. Das könnte sich demnächst rächen, denn dadurch wären die kleinteiligen Produktionsstrukturen (Anbindehaltung) zementiert worden. Dies habe der Entwicklungsfähigkeit vieler (Milchvieh)Betriebe geschadet.
Als Kriegserklärung gegenüber der Tierproduktion bezeichnete Stockinger die Pläne der Bundesregierung, 35 % des Strombedarfes auf dem Acker erzeugen zu wollen. „Dann müssten 25 % der Ackerfläche zur Energiegewinnung genutzt werden, das wäre das Ende der tierischen Produktion in Bayern!“
Betrieben, die sich dennoch für die Erzeugung von Biogas entschieden haben, legte Stockinger an Herz, sich zusammenzuschließen und gemeinsam eine Anlage zu betreiben. So ließe sich die Konkurrenz um die Fläche verringern und die Nährstoffkreisläufe optimieren. Ist die vorhandene Fläche nicht ausreichend, sollte über den Zukauf fehlender Substratmengen nachgedacht werden. Oft ist es günstiger, beim Nachbarn den Mais zu kaufen als für viel Geld seine Flächen zu pachten.
(Quelle und grafische Übersicht: -> http://www.elite-magazin.de/news/Biogas-Der-Spuk-ist-bald-vorbei-500875.html )